Machbarkeitsprüfung: Elektroantrieb

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Del Sönkos

Del Sönkos

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In letzter Zeit wurde in mind. drei verschiedenen Diskussionen (Lilium, Pipstrel Velos Electro und Cessna 208 Elektro) die Möglichkeiten des Elektroantriebs behandelt. Auf Basis meiner Erfahrung mit Business Cases und Flugplanungen habe ich dieses Wochenende eine kleine Machbarkeitsprüfung für folgende drei Fragen gemacht:
  • Ist es realistisch, auf Basis der C208 neun Passagiere eine Stunde inkl. 30min Reserve zu transportieren?
  • Wenn ja, mit welchen Einschränkungen?
  • Wenn ja, ist es dann auch finanziell attraktiv?
  • Und zum Schluss ein kleines Fazit
Mein Ergebnis stelle ich hiermit im Forum vor und freue mich auf eine objektive und zielgerichtete Diskussion. Ich habe versucht, das Thema objektiv zu bewerten und nicht voreingenommen zu sein. Am Ende wird es natürlich kein klares Ja oder Nein geben - aber ich für meinen Teil habe eine starke Tendenz für mich ableiten können. Ich bin aber gespannt, ob Teile meiner Annahmen oder Berechnungen falsch sind, denn dann werde ich sie natürlich ändern.

Es geht los - dies sind meine Annahmen:


Viele Annahmen sind relativ einfach, da rein subjektiv (wie die betrachteten Stunden oder die durchschnittliche Flugdauer) oder in der Breite frei verfügbar (wie der Strom- oder Kerosinpreis – ich habe übrigens Werte aus den USA genommen, weil da die „Masse“ fliegt).
Andere Variablen wie die Akkudichte, Akkupreis oder die max. Cyclen sind natürlich deutlich unsicherer - unten findet ihr meine Quellen. Ich habe ein recherchiert und bin der Meinung, hier realistische und keine Fantasiewerte angenommen zu haben. Am Ende ist es natürlich eine Balance zwischen Beweis und Annahme.

Nun aber zur ersten Frage: Kriegt man eine C208 mit entsprechenden Annahmen in die Luft?


Kurze Antwort: Ja, aber unter folgenden Rahmenbedingungen:
  • Ich habe mich beim Leergewicht an Zahlen der AOPA gehalten und beim MTOW das STC mit dem höchsten MTOW von Wipaire genommen. Das ist natürlich ein kleiner Trick, denn das hohe MTOW gibt es nur für C208 mit Floats – aber es zeigt, was die Zelle grundsätzlich tragen kann und wir befinden uns im Rahmen der Plausibilitätsprüfung und daher ist das für mich OK. So ergibt sich die üppige Zuladung von 2.190 kg bei Kerosin für 1h Flugzeit inkl. 30min Reserve!
  • Das Elektrische Triebwerk ist ein wenig leichter als die PT6, daher „spart“ man hier knapp 28 kg
  • Dann habe ich aus der C208 alles rausgeschmissen, was mit der PT6 usw. in Verbindung steht, also der Alternator, Pumpen, Schläuche usw. – das braucht die Elektroversion nicht
  • Jetzt kommt natürlich der riesige Akku hinzu, auf den ich noch einmal einen Puffer von 3% hinzugerechnet habe (quasi das Äquivalent zum unusable-fuel). Ich habe mich hier an den Elektroautos orientiert und finde das auch halbwegs realistisch
  • Dann habe ich aus der C208 eine Light-IFR Flieger gemacht, d.h. Radar, TKS, unnötige Instrumente (G1000 ist sehr schwer!) und unnötigen Sitze fliegen raus
  • Dann wandern zum Abschluss neun Passagiere und der Piloten mit je 90 kg in die C208. Auch hier habe ich recht üppige Werte mit 90 kg pro Person angenommen
Mein Ergebnis:
Es ist realistisch zu behaupten, unter den o.g. Annahmen eine C208 so zu modifizieren, dass man rein elektrisch 9 Personen über 1h inkl. 30 min Reserve transportieren kann. Die knapp 4% Überladung sind wirklich wenig und in der Realität fliegt jede zweite Cessna 172 mit mehr Übergewicht. Ob am Ende des Tages meine Annahmen realistisch sind, weiß ich natürlich sind. Auf jeden Fall halte ich sie nicht für komplett utopisch.

Das führt uns zur 2. Frage: Was für Einschränkungen sind damit verbunden?
Das Flugzeug ist ohne Enteisung ein Schön-Wetter-Flieger und nur noch light-IFR tauglich und ich kann eben max. eine Stunde damit fliegen. Des Weiteren muss ich es dann entweder neu laden oder den Akku wechseln und dafür brauche ich am Airport auch die entsprechende Infrastruktur. Gerade bei Ferry-Flügen kann das ein echtes Problem werden.
Man kann also verkürzt sagen, dass die Elektro-Cessna sich für Strecken für 160 NM/300km, Fallschirmspringer oder für Sightseeing-Flüge eignet. Ein Allwetter-Flieger ist die Elektro-C208 definitiv nicht mehr. Das ist zweifelsohne eine Einschränkung.

Letzte Frage: Lohnt sich der Spaß überhaupt?


Ich komme zu dem Ergebnis, dass der Elektroantrieb günstiger ist als die klassische PT6. Dies liegt zum einen an dem Verbrauch von rund 200l Kerosin/h, der teuren HSI (Hot Section Inspection) und der extrem teuren OH („Grundüberholung) der PT6. Dies sind Punkte, die man schnell übersieht – hinzu kommt die klassische Maintenance, für die ich 50$ je Stunde angesetzt habe. Des Weiteren ist ein PT6 in der Anschaffung auch recht teuer.

Für den Elektroantrieb habe ich deutlich geringere Anschaffungs- und Betriebskosten angekommen, da der Antrieb auch deutlich einfacher im Aufbau ist. Die Preise für die Akkus ergeben sich aus den Basisannahmen. Interessant finde ich, dass die Kosten für neue Akkus geringer sind die Kosten für OH und HSI bei der PT6. Zu solchen Ergebnissen kommt man nur, wenn man das mal sauber gegenüberstellt. Das sind natürlich nur Annahmen, aber gerade die Preise für OH und HSI sind echte Marktpreise.

Fazit:
Ich komme weiter zu dem Schluss, dass man eine C208 grundsätzlich so modifizieren kann, dass man damit 9 Personen elektrisch mit einer Stunde Flugzeit inkl. 30min Reserve transportieren kann und damit günstiger unterwegs ist, als mit der PT6.

Die oben genannte Wirtschaftlichkeit geht von einer durchschnittlichen Flugdauer von 30min aus. Mit jeder Erhöhung der Flugdauer verringern sich pro durchschnittlicher Flugdauer die Zyklen und damit die Kosten für neue Akkus. Des Weiteren wird deutlich, dass es überhaupt nicht „die“ großen Sprünge in der Akkutechnologie bedarf, um starke Verbesserungen im Elektroflug zu erzielen: Selbst eine Erhöhung der Akkukapazität von „nur“ 10% sorgt für eine zusätzliches Payload von fast 170kg! Das sind das fast zwei Personen!

Auf der anderen Seite ist die Elektro-C208 natürlich weniger flexibel und für Strecken >1h aktuell komplett unbrauchbar. Es kommt also darauf an, wie man sie einsetzt. Ein großer Vorteil der Elektro-Cessna ist, dass ich pro Passagier deutlich geringere Kosten habe:

Dies könnte der Hauptvorteil der elektrischen C208 werden:
Man benötigt pro Flug weniger Passagiere, um die gleichen Erlöse zu erzielen. So können sich neue Routen ergeben, die mit der klassischen C208 nicht rentabel wären. Diese Betrachtung ist aber nicht mehr Bestandteil einer Machbarkeitsprüfung.

Meine wichtigsten Quellen für die Akkus:
Akkudichte von 250 Wh/kg: "Limits to Principles of Electric Flight" von Dieter Scholz an der Hamburg University of Applied Sciences
1250 Cycles: "Technology Roadmap Energy Storage for Electric Mobility 2030" des Fraunhofer Instituts
$/kWh: Bloomberg und Electrive
 
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Großartig, vielen Dank für die Fleißarbeit.

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Del Sönkos

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gero
Danke! Ich habe ehrlich gesagt selbst nicht mit so einem eindeutigen Ergebnis bei Payload/MTOW und der Kostenseite gerechnet. Ich habe die Werte selbst mehrmals überprüft und auch mit einem C208 Operator gesprochen. Mal schauen, ob ich irgendwo "grundlegend" was übersehen habe.
 
HoHun

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Moin!

Es geht los - dies sind meine Annahmen:
Super, vielen Dank!

Bezüglich der Zeile "Durchschnittlicher Leistungsbedarf der C208 in kWh": Du meinst den Energiebedarf, oder? In der Spalte mit der Größe steht "kW/h", was wohl ein Tippfehler ist.

Hast Du geprüft, ob der Akku die benötigte Spitzenleistung zur Verfügung stellen kann? Ich kenne mich mit Elektroflug nicht so aus, aber in einem der von Dir angesprochenen anderen Themen gab es mal irgendwo den Einwand, daß Akkus hoher Energiedichte oft nicht so gut bei den Spitzenleistungen wären (wenn ich das richtig erinnere).

Tschüs!

Henning (HoHun)
 
Del Sönkos

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Super, vielen Dank!

Bezüglich der Zeile "Durchschnittlicher Leistungsbedarf der C208 in kWh": Du meinst den Energiebedarf, oder? In der Spalte mit der Größe steht "kW/h", was wohl ein Tippfehler ist.

Hast Du geprüft, ob der Akku die benötigte Spitzenleistung zur Verfügung stellen kann? Ich kenne mich mit Elektroflug nicht so aus, aber in einem der von Dir angesprochenen anderen Themen gab es mal irgendwo den Einwand, daß Akkus hoher Energiedichte oft nicht so gut bei den Spitzenleistungen wären (wenn ich das richtig erinnere).

Tschüs!

Henning (HoHun)
Danke für den Hinweis, das ist nicht sauber von mir - es müsste kW heißen. Zum Thema Akku selbst muss ich mich als Interessenter Laie outen. Ich hab "nur" versucht die verschiedenen Aspekte in eine Gesamtbetrachtung zu gießen. Wenn da jemand ergänzende Infos zu den Akkus hat, wäre ich natürlich dafür dankbar.
Vielleicht gibt es ja später einen kleinen Akku für den Start (kurzes Intervall mit hoher Leistung) und einen großen für den Reiseflug (längeres Intervall mit geringerer Leistung).
 
innwolf

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Und strukturell die Frage ob es gelingt Akkupacks in die Fläche zu integrieren, es gibt oft Limits für zero-fuel!
 
Intrepid

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Vielleicht gibt es ja später einen kleinen Akku für den Start (kurzes Intervall mit hoher Leistung) und einen großen für den Reiseflug (längeres Intervall mit geringerer Leistung).
Das hat man mir tatsächlich bei einem Lufttaxi-Projekt so erklärt.
 
innwolf

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Vielleicht gibt es ja später einen kleinen Akku für den Start (kurzes Intervall mit hoher Leistung) und einen großen für den Reiseflug (längeres Intervall mit geringerer Leistung).
Die Idee mag nett sein, aber es gibt kein Akkusystem welches ( Zahlenbesipiel ) 1h lang 200kW ( also 200kWh ) abgeben und es sich massenmäßig lohnen würde für 6min und 400kW ( also 40kWh ) einen zusätzlichen Akku mitzuschleppen, den Hauptakku dann gleich mit 440kWh bauen ist dann effektiver.
Anders sieht es bei extrem langen Betriebszeiten aus, für meterologische Messinstrumente z.B. Luftsauerstoffbatterien und 360 Tage Betriebszeit bei 2mA und eine
andere Batterie die einmal täglich den HF-Sender für 2s mit 20W betreibt.
 
Doppelnik

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es wäre denkbar für den Start Supercaps zu benutzen, diese können kurzzeitig sehr hohe Leistungen abgeben und werden in einigen Hybrid Stadtbussen verwendet (und bei einem Mazda Hybridauto).

Die Zusammenstullung ist schon interessant, wobei man für die E-Version auch auf eine Druckkabine verzichten kann => weitere Gewichtsersparnis. Da die größte Masse nicht mehr der Motor sondern der "Tank" ist, wird man E-Flugzeuge wahrscheinlich so gestalten, dass die Batterien relativ kompakt über dem Fahrwerk angeordnet sind, damit die Flugzeugstruktur bei einer harten Landung möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Die offene Frage ist, was so ein Luftfahrtakku kosten würde, aufgrund der sehr hohen Dauerleistung, hohen Kapazitätsausnutzung und schnellen Wechsel von Be- und Endladen ist die thermische Beanspruchung deutlich höher als bei PKW. Bei leistungsfähigen E-Autos, schafft man es so grade den Akku während einer zügigen Autobahnfahrt ausreichend herunterzukühlen für die nächste Schnellladung. Bei 30 min Enladen/Beladen wird die Kühlung eine Herausforderung und ergibt möglicherweise zusätzliches Gewicht. Die Brandgefahr muss gegenüber Automobilanwendungen trotz höherer Belastung minimiert werden, ich denke daher nicht, dass man die Kosten eines Automobilakkus einfach so in die Luftfahrt übertragen kann, das geht mit anderen Technologien auch nicht.
 

Philipus II

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Auch von meiner Seite ein großes Danke für die Berechnung. Das Ergebnis kommt für mich überraschend. Nachdem es ja eine Exceltabelle ist und du Variablen bequem ändern kannst - kannst du bitte zusätzlich mal die Zahlen mit aktuellen deutschen Preisen für den Kraftstoff (unversteuert und mit voller Versteuerung) und Strom (hier gibt es keinen Steuervorteil) nachreichen? Ich finde die Analyse spannend und würde gerne wissen, wie sich der teure deutsche Kraftstoff und Strom auswirken.
 
Del Sönkos

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Zunächst vielen Dank für die Hinweise! Ich werde viel davon übernehmen, so dass das Bild klarer wird.

du hast da einen kleinen Fehler drin.:wink2:
Du müsstest das max. Landegewicht als Basis nehmen, beim "E-" Antrieb wird im Fluge kein Gewicht verbraucht. Startgewicht = Landegewicht.
Ich habe die MTOW als Bezugsgröße genommen, weil sie zeigt, dass die C208 aus aerodynamischer Sicht das höhere Gewicht tragen kann. Gewerblich betriebene und einmotorige Flugzeuge müssen nach den FAR-23/CS-23 zugelassen werden und zumindest fordert die CS 23.49 noch eine maximale Stalling-Speed beim MTOW von 61 kts (VSO at maximum weight must not exceed 113 km/h (61 knots) forSingle-engined aeroplanes). So ist bewiesen, dass die C208 bei dem höheren Gewicht noch die niedrige Stallspeed behält. Bei <5% Überschreitung des MTOW kann man die Tragfläche ohne strukturelle Modifikationen verbessern und darauf wollte ich hinaus.

Der Hinweis auf das Ramp-Weight ist allerdings trotzdem wichtig, weil dies ein strukturelles Limit ist. Ich kann die C208 also "sicher" in die Luft bringen, aber dann nicht wieder landen, denn bei der C208 liegt die Differenz zwischen MTOW und Rampweight bei rund 107 kg! Ich werde dem begegnen, indem ich 25 kg an struktureller Verstärkung einplane, die natürlich das Leergewicht erhöhen - das ist natürlich eine pure Annahme.

Und strukturell die Frage ob es gelingt Akkupacks in die Fläche zu integrieren, es gibt oft Limits für zero-fuel!
Es wird sicher so sein, dass die Flügel genau das tragen müssen, was sie jetzt schon auch tragen müssen - sonst muss man den Flügel komplett neu qualifizieren. Das war schon so, als das STC für den Thielert-Diesel qualifiziert wurde: Aufgrund der etwas höheren Dichte des Kerosins wurde das Tankvolum für die betroffenen Flugzeuge reduziert, damit die Masse gleich bleibt. Die C208 hat ein Tankvolumen von 335 gallons, d.h. die Flächen müssen schon heute 1.065 kg Kerosin tragen - die Akkus selbst wiegen 1.854 kg. Die restlichen 789 kg werden dann in die Zelle wandern, wo ja wg. der geringen Bestuhlung auch genug Platz ist.

es wäre denkbar für den Start Supercaps zu benutzen, diese können kurzzeitig sehr hohe Leistungen abgeben und werden in einigen Hybrid Stadtbussen verwendet (und bei einem Mazda Hybridauto).

Die Zusammenstullung ist schon interessant, wobei man für die E-Version auch auf eine Druckkabine verzichten kann => weitere Gewichtsersparnis. Da die größte Masse nicht mehr der Motor sondern der "Tank" ist, wird man E-Flugzeuge wahrscheinlich so gestalten, dass die Batterien relativ kompakt über dem Fahrwerk angeordnet sind, damit die Flugzeugstruktur bei einer harten Landung möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Die offene Frage ist, was so ein Luftfahrtakku kosten würde, aufgrund der sehr hohen Dauerleistung, hohen Kapazitätsausnutzung und schnellen Wechsel von Be- und Endladen ist die thermische Beanspruchung deutlich höher als bei PKW. Bei leistungsfähigen E-Autos, schafft man es so grade den Akku während einer zügigen Autobahnfahrt ausreichend herunterzukühlen für die nächste Schnellladung. Bei 30 min Enladen/Beladen wird die Kühlung eine Herausforderung und ergibt möglicherweise zusätzliches Gewicht. Die Brandgefahr muss gegenüber Automobilanwendungen trotz höherer Belastung minimiert werden, ich denke daher nicht, dass man die Kosten eines Automobilakkus einfach so in die Luftfahrt übertragen kann, das geht mit anderen Technologien auch nicht.
Hast du für die Supercaps Eckten für Preis, Akkudichte und und Preis? Ich glaube aber, dass dies die Kalkulation nicht komplett zerschießen würde, weil man die volle Leistung der Akkus nur für ca. 15 min (1 Start und 2 Go-Arounds) benötigen würde und die Akkus daher relativ klein wären.
Leider verfügt die C208 über keine Druckkabine, so dass sich da nix mehr holen lässt...
Ich kann mir vorstellen, dass ein Teil der Akkus in die Fläche (ist ja in der Nähe des Fahrwerks) wandert, weil sonst der Platz ja ungenützt bleiben würde. Der restliche Teil wird über dem Fahrwerk in der Zelle platziert. Überhaupt könnte es sich bei der C208 als Vorteil erweisen, dass man relativ viel Platz hat (zwei Tragflächen und eine riesige Zelle). Dadurch müssen die Akkus nicht so kompakt eingebaut werden, was die Kühlung vereinfacht. Gerade im Flugzeug könnte man ja relativ einfach zudem durch den Luftstrom kühlen.
Zum Thema Brandgefahr allgemein werde ich mich an der neuen EASA SC-VTOL orientieren und 50 kg für "Fire Protection in designated fire zones" einkalkulieren.

die Kühlung kann Komplex sein, hier am Beispiel vom Porsche "Taycan": Porsche E-Performance - Taycan Thermal Management

.
Danke für den Hinweis, auf den ich bin im obigen Post eingegangen bin. Vielleicht hilft es der C208, dass die Akkus nicht so kompakt, dezentral und ggf. durch den Luftstrom gekühlt eingebaut werden können.

Auch von meiner Seite ein großes Danke für die Berechnung. Das Ergebnis kommt für mich überraschend. Nachdem es ja eine Exceltabelle ist und du Variablen bequem ändern kannst - kannst du bitte zusätzlich mal die Zahlen mit aktuellen deutschen Preisen für den Kraftstoff (unversteuert und mit voller Versteuerung) und Strom (hier gibt es keinen Steuervorteil) nachreichen? Ich finde die Analyse spannend und würde gerne wissen, wie sich der teure deutsche Kraftstoff und Strom auswirken.
Das kann ich gerne tun und ursprünglich wollte ich sogar die USA und die EU separat ausweisen! Allerdings habe ich dann gemerkt, dass in der EU Kerosin überall anders versteuert wird und auch der Strompreis überall anders ist - hinzu kommen die ganzen Vergünstigungen, so dass ich am Ende aufgegeben habe :huh:
 
JohnSilver

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Du hast ja das MTOW der Version mit Wipaire Floats genommen, interessant dabei ist, dass diese Version keine Beschränkung beim max. landing weight hat (wieso eigentlich?)

The amphibious float package will add 255 pounds to the Cessna 208B Grand Caravan EX, making for a 9,062-pound total gross weight with no landing weight limitation.
Hervorhebung von mir.

Quelle

Evtl. hat die Wipaire-Caravan schon Deine angenommenen strukturellen Verstärkungen, die dann auch in die normale Grand Caravan eingebaut werden könnten.
 
Del Sönkos

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Du hast ja das MTOW der Version mit Wipaire Floats genommen, interessant dabei ist, dass diese Version keine Beschränkung beim max. landing weight hat (wieso eigentlich?)
Normalerweise gibt es diese Beschränkung ja wg. des Fahrwerks und vermutlich sind die Floats bereits auf das höhere Gewicht ausgelegt.
Im Airplane Maintanance Manual der DA 42 NG steht z.B. kurz und knapp drin, was man bei einer Overweight- oder Hardlanding checken muss:

Eine Auflastung des Fahrweks sehe ich als relativ unkritisch an, da hatte ich wg. der Stallspeed deutlich größere Sorgen. Vermutlich bräuchte die E-C208 größere Reifen und einige Verstärkungen im Fahrwerk bzw. dem Lastpfad in die Zelle, das wäre aber kein Show-Stopper.

Dennoch ist es ein Punk, den ich nicht auf der Uhr hatte :thumbup:
 
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Es wird sicher so sein, dass die Flügel genau das tragen müssen, was sie jetzt schon auch tragen müssen
Ich denke bei der C208 ist das eher relativ. Ich vermute, man packt die Tanks auch dort in die Fläche, weil man bei kleinen Fliegern eher ein Volumenproblem hat.

Ansonsten versucht man natürlich möglichst viel Gewicht (welches man eh zwingend mitschleppen muss) an/in die Fläche zu bringen, der Flügel "trägt es dann selbst" und die Gewichtskraft muss nicht mehr durch die Flächenwurzel geleitet werden.
Bei großen Fliegern (A340/A380) ist man da schon pingelig, dass möglichst viel Sprit lange in den Flächen bleibt.

Kleine Anekdote zum A330/A340: Der hat "Outertanks", also Sprit der in den letzten 20% der Flügelspitze mitgeführt wird. Zum einen will man das Gewicht dort haben, wo Auftrieb entsteht, zum anderen hilft das bei der Flatterdämpfung. Auf jeden Fall ist da bei der Landung oft noch einiges drinnen und vor allem wenn es außen warm/feucht ist, dann bildet sich sofort Eis an/auf der Fläche.
Also lassen die Piloten manchmal den Sprit schon vor Onblock von den Tanks außen in die inneren Tanks fließen, dann kann sich die Fläche außen erwärmen und in die Innertanks kommt ohnehin neuer/warmer Sprit.
Manche Piloten haben das dann auch schon im Flug gemacht, dann funktioniert das besser, weil die Flächen leicht nach oben gebogen sind, da fließt der Sprit besser und außerdem spart das Zeit. Bis das Airbus spitz bekommen hat und dem Ganzen dann eine Riegel vorgeschoben hat. Die Fläche und Flächenanbindung sei für eine solche "Procedure" auf Dauer nicht ausgelegt. Also das heißt nicht, dass da was kaputt geht, aber das war wohl nicht im Lastenheft, bedeutet eine zusätzliche Belastung und deswegen gibts da ein "Nein" vom Hersteller.

Bei der C208 ist das sicherlich nicht so kritisch, aber es ist nicht generell egal, ob das Gewicht in der Fläche oder im Rumpf ist.
 
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Bei der C208 ist das sicherlich nicht so kritisch, aber es ist nicht generell egal, ob das Gewicht in der Fläche oder im Rumpf ist.
Zunächst vielen Dank für die Erläuterungen! Meine Aussage, dass die Tragflächen der E-C208 sicher nicht mehr tragen sollen, beruht "nur" auf der Tatsache, dass sie bereits für die bestehenden Lasten qualifiziert sind und eine signifikant höhere Last eben zu hohen Kosten bei der E-C208 führen wurde, wo man sie sicher nicht haben will - nämlich in der Entwicklung einer neue Tragfläche, obwohl man die Gelder eigentlich in die Akkus stecken müsste. Das Gute ist ja, dass man in einer 9-sitzigen C208 wirklich noch genung Platz hat.

Spannend wird es am Ende sein, wie die Akkus von den Passagieren getrennt sein müssen. Früher liefen die Treibstoffleitungen in den GA-Flugzeugen quasi direkt durch die Kabine, das wurde ja verboten. Es wird bei den Akkus sicher eine Forderungen geben, dass die Akkus von den Passagiere getrennt sein müssen. Auch hier hat die C208 durch die riesige Tür einen Vorteil: Zumindest kommt im Notfall schnell Frischluft in die Kabine :biggrin:
 
HoHun

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Ich denke bei der C208 ist das eher relativ. Ich vermute, man packt die Tanks auch dort in die Fläche, weil man bei kleinen Fliegern eher ein Volumenproblem hat.

Ansonsten versucht man natürlich möglichst viel Gewicht (welches man eh zwingend mitschleppen muss) an/in die Fläche zu bringen, der Flügel "trägt es dann selbst" und die Gewichtskraft muss nicht mehr durch die Flächenwurzel geleitet werden.
Man muß aber natürlich auch den Landefall berücksichtigen, in dem zusätzliche Masse im Flügel beim Aufsetzen ein zusätzliches Biegemoment in die Flügelwurzel einleitet (bei einem Typ mit Rumpf-Fahrwerk). Die leichteste Struktur, die Lande- und Flugfall erfüllt, wird da im Normalfall wohl ein Kompromiß aus Gewicht im Flügel und Gewicht im Rumpf sein.

Tschüs!

Henning (HoHun)
 
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Hast du für die Supercaps Eckten für Preis, Akkudichte und und Preis? Ich glaube aber, dass dies die Kalkulation nicht komplett zerschießen würde, weil man die volle Leistung der Akkus nur für ca. 15 min (1 Start und 2 Go-Arounds) benötigen würde und die Akkus daher relativ klein wären.
. Überhaupt könnte es sich bei der C208 als Vorteil erweisen, dass man relativ viel Platz hat (zwei Tragflächen und eine riesige Zelle). Dadurch müssen die Akkus nicht so kompakt eingebaut werden, was die Kühlung vereinfacht. Gerade im Flugzeug könnte man ja relativ einfach zudem durch den Luftstrom kühlen.
Zum Thema Brandgefahr allgemein werde ich mich an der neuen EASA SC-VTOL orientieren und 50 kg für "Fire Protection in designated fire zones" einkalkulieren.


Danke für den Hinweis, auf den ich bin im obigen Post eingegangen bin. Vielleicht hilft es der C208, dass die Akkus nicht so kompakt, dezentral und ggf. durch den Luftstrom gekühlt eingebaut werden können.
Einen Preis kann ich Dir nicht nennen, billig sind sie sicher nicht, dafür extrem langlebig (>10.000 Zyklen) und mit einem sehr guten Leistungsgewicht, aber niedriger Energiedichte. Das sind übrigends keine Akkus sondern Kondensatoren.

Bei der hohen Akkubelastung wirst Du mit einer Luftkühlung nicht hinkommen, das ist schon bei leistungsstarken E-Autos nicht möglich und dort gibt es keine 30 min Intervalle zwischen Auf- und Beladen. Lio Akkus werden bei der Boing mit Entlastungsleitung nach außen gebaut, so dass bei einem Brand die gefährlichen heißen Gase nach außen geführt werden. Ich denke die Akkus des Dreamliners wären ein guter Startpunkt, auch wenn diese natürlich thermisch nicht so gestresst werden.

Ich dachte irgendwie immer es ginge um eine Zweimot, bei der C208 ist das Fahrwerk am Rumpf befestigt, das ist sicher eine gute Voraussetzung um die Akkus zum großen Teil in den Rumpf zu stopfen (nahe am Fahrwerk). Bei einer Zweimot mit Fahrwerk in den Triebwerksgondeln sollte man die Akkus nach Möglichkeit mit in die Gondeln integrieren um harte Landungen ohne zusätzliche Biegebelastung der Tragflächen zu bewältigen.
 
pok

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Wie sieht die Rechnung denn aus, wenn die Maschine nicht mit 140 kg überladen wird und deswegen regelmäßig nur 7 Passagiere mitfliegen können?
140 kg über Limit bei der Landung und das regelmäßig sind m. E. sehr wohl ein Problem.
 
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