Jan Brill in PuF mit großen Artikel zu "BMW und Fürsty" Teil 2
Es ist nämlich durchaus sinnvoll, zu differenzieren: BMW ist natürlich nicht schuld daran, dass es in Stadtnähe von München seit dem Ende des Flughafens Riem keine brauchbare Verkehrsanlage für die Allgemeine Luftfahrt mehr gibt. BMW ist auch nicht schuld daran, dass ein CSU-Landtagsabgeordneter aus Fürstenfeldbruck nach einem deutlichen Karriereknick im Jahr 2003 nun die Verhinderung einer sinnvollen und verträglichen Verkehrsanlage zu seinem neuen Pet-Project erhoben hat.
Schon gar nicht ist BMW schuld daran, dass ein dumpfes und sachlichen Argumenten kaum zugängliches Beharrungsvermögen auf dem Status quo seitens einer bestimmten Klasse meist gut situierter Grundstücksbesitzer nahezu jedes Infrastrukturprojekt in der Bundesrepublik blockiert, so sinnvoll dies auch für die Entwicklung einer Region sein mag. Kaum jemand hat diese Brems-Mechanik besser beschrieben als Günter Ederer in seinem 2009 beim Hessischen Rundfunk ausgestrahlten Dokumentarfilm „Hauptsache dagegen“.
BMW ist aber sehr wohl dafür verantwortlich, sich unzureichend über die Verhältnisse am neuen Fahrsicherheitstrainings-Standort informiert zu haben, und BMW ist in jedem Fall verantwortlich, wenn man aus politischem Druck heraus in einem wie auch immer gearteten Quid pro quo der GA in Fürsty stellvertretend für die Landespolitik endgültig den Garaus macht.
Denn es wirkt unglaubwürdig, wenn BMW behauptet, hier quasi nur eine buchstäbliche und politische Brache wieder mit Leben zu erfüllen. Aus umfangreichem Schriftverkehr des Bayrischen Verkehrsministeriums, der diesem Magazin vorliegt, geht eindeutig hervor, dass BMW die Planungen zum Fahrsicherheits-Trainingsgelände in Fürsty „nachhaltig unterstützt“. Und dagegen wäre ja auch gar nichts zu sagen, das Gelände ist groß genug und niemand wird es BMW vorhalten, wenn das Unternehmen die Konzerninteressen verfolgt. Im Konzerninteresse liegt aber sicher nicht das Plattmachen des Flugbetriebs in Fürstenfeldbruck. Das sollten alle interessierten Piloten dem Unternehmen klarmachen:
kundenbetreuung@bmw.de
Inzwischen werden zwischen den Beteiligten Parteien wieder Gespräche geführt. Nach Informationen von Pilot und Flugzeug liegen die Standpunkte aber nach wie vor weit auseinander. Die deutsche AOPA prüft als Gesellschafter der FFB-Betreibergesellschaft eine Normenkontrollklage gegen den so geschickt abgeänderten Landesentwicklungsplan, denn das einseitige Ausschließen einer Flächennutzung (hier Ausschluss der Nutzung als Flugplatz) ist eine zumindest kreative Rechtspraxis, die – konsequent weitergedacht – natürlich dazu führen kann, dass jede Gemeinde ihre Flächen schonmal vorsorglich von jeglicher ungeliebten Nutzung ausnimmt – das wäre de facto der Präventiv-Turbo für die Verhinderungs-Kaste.
Wesentlich wird aber die Haltung von BMW sein. Hier sollten Piloten dem Konzern die eigene Sichtweise unmissverständlich mitteilen.
Die Bundesrepublik schützt BMW und schmiert ihre Bürger
Wie wenig es der Staats- und Bundesregierung hier um die Verkehrsinfrastruktur im Raum München geht, und in welche Tiefen die Auseinandersetzung inzwischen abgesunken ist, zeigt ein Angebot der Bundesanstalt für Immobilien-Aufgaben (BImA), das Pilot und Flugzeug kurz nach Redaktionsschluss der April-Ausgabe im Wortlaut zugespielt wurde.
Darin schlägt die Eigentümerin des Geländes (BImA) der Flugplatz-Betriebsgesellschaft (Gesellschafter: IHK, AOPA und Fliegerclub München) vor:
Eine Entschädigung von 70.000 Euro an die GmbH zu überweisen.
Einen Verzicht der BImA auf Rückbaumaßnahmen am Flugplatz zu erklären, die von der Betreiber GmbH bei einer Beendigung des Flugbetriebs zu zahlen wären.
Erlaß diverser Forderungen aus Darlehen und Zinsen der FMG (Flughafen München GmbH) an die Betreiber von Fürstenfeldbruck. Eine Summe von 1,2 Mio. Euro wurde hier genannt.
Einen Gebührenerlass der Regierung von Oberbayern für die luftrechtliche Genehmigung zu erwirken.
Dafür sollen IHK, AOPA und Fliegerclub sich bereit erklären:
Das Gelände Ende April 2010 zu räumen,
alle laufenden Klagen einzustellen und keine neuen Klagen einzureichen und
in der Öffentlichkeit nicht mehr gegen BMW sowie das Konzept der Gemeinde Maisach zu agieren und
[natürlich] die Vereinbarung geheim zu halten!
Und falls die hingehaltene Karotte noch nicht ausreicht, legt die BImA nach und droht mit Schadensersatzforderungen von mehr als einer Viertelmillion Euro weil die Betreiber des existierenden und genehmigten Flugplatzes durch die Verteidigung ihrer Interessen angeblich andere Investoren geschädigt hätten.
Der Vergleich ist an Unverfrorenheit nicht mehr zu überbieten: BMW, Staatsregierung, FMG und BImA machen nun ganz offiziell gemeinsame Sache gegen einen genehmigten und in Betrieb befindlichen Flugplatz. Nicht nur, dass sich die Flugplatzbetreiber hier ihr Recht abkaufen lassen sollen, sie bekommen auch noch einen Maulkorb umgehängt.
Im Klartext: Der Staat gibt nicht nur Steuergelder aus um die Interessen von BMW durchzusetzen, der Staat gibt auch Steuergelder aus um Kritik an diesem Unternehmen und dessen Geschäftspolitik mundtot zu kaufen!
Die drei Gesellschafter der FFB-Betriebs-GmbH müssen nun über diesen Vorschlag entscheiden. Es ist kaum vorstellbar, dass die AOPA auf das Ansinnen eingeht. Für alle Beteiligten, insbesondere für den Fliegerclub München, droht bei Fortsetzung der Auseinandersetzung aber schlechtweg der finanzielle Ruin.
Was uns in der Redaktion von Pilot und Flugzeug an dem Angebot entsetzt, ist die vollkommene Nichtbeachtung des eigentlichen Streitgegenstandes. Es geht darum, die Jahrzehnte alten Zusagen und Planungen des Freistaats für eine brauchbare GA-Infrastruktur in München endlich in die Praxis umzusetzen!
Hätte man seitens der Staatsregierung angeboten im Gegenzug für ein Aufgeben in FFB z.B. dem Flugplatz Schleissheim eine allgemeine und brauchbare Betriebsgenehmigung zu erteilen oder auch den Flugplatz Dachau zu einer nutzbaren Verkehrsanlage auszubauen, wäre dies ein überlegenswertes Angebot gewesen. Es geht ja nicht darum um jeden Preis den eigenen Kopf durchzusetzen, sondern es geht darum im Raum München eine brauchbare Infrastruktur zu schaffen.
Statt solcher sachdienlicher Vorschläge bietet man Geld. Schweigegeld.
Offensichtlich hat man trotz aller Bemühungen der Konzernkommunikation auch bei BMW noch nicht einmal näherungsweise begriffen was die Ziele der Befürworter von Fürsty sind, und dass die Auseinandersetzung um den alten Militärplatz längst vom regionalen Problem zum bundesweiten Skandal geworden ist.
Aktuelle Informationen zum Stand der Auseinandersetzung finden Sie auch auf der Internetseite der AOPA-Germany:
www.aopa.de