HoHun
Space Cadet
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Moin!
Damit verkleinert sich unsere Auswahl auf:
Der beste der amerikanischen Typen ist aus der historischen Entwicklung leicht zu ermitteln: Es ist die Mustang. Lightning und Thunderbolt wurden zuerst in Europe eingesetzt, dann aber durch die Mustang abgelöst. Die Lightning hat in Europa in ihrem kurzen Einsatz eher schlechte Kampfergebnisse erzielt, die Thunderbolt war zwar erfolgreich, verfügte aber nicht über die Reichweite der Mustang, und die Mustang hatte in Bezug auf Flugleistungen und -eigenschaften fast überall die Nase vorn und kostete wenig mehr als die Hälfte der beiden Konkurrenzmuster. Zudem war ihr Treibstoffverbrauch erheblich geringer, was die Treibstofflogistik beim Einsatz im großen Maßstab spürbar entlastete. Dementprechend wurde die 8th Air Force, die in Europa den strategischen Luftkrieg führte, fast vollständig auf die P-51 umgestellt - es blieb nur eine einzige Fighter Group mit P-47 bei der 8th Air Force, und keine einzige mit P-38.
Bei den beiden deutschen Typen läßt sich schwer entscheiden, welcher Typ der bessere ist. Die modernere Fw 190 verfügte zwar über bessere Flugeigenschaften, höhere Feuerkraft und besseren Selbstschutz und war damit besser für den Kampf gegen Bomber geeignet, aber die Me 109 verfügte über ein deutlich besseres Leistungsgewicht und meist auch über Motoren für bessere Höhenleistung, so daß sie aus guten Gründen in der Großserienproduktion blieb, obwohl es zeitwilig ernsthafte Überlegungen gab, sie vollständig durch die Fw 190 zu ersetzen. Ein beitragender Faktor für die Beibehaltung der Me 109 wird auch gewesen sein, daß sie in den meisten Motorisierungen mit leichter verfügbarem B4-Kraftstoff auskam, während die Fw 190A mit BMW 801 immer auf den hochwertigen C3-Kraftstoff angewiesen war. Die Höhenleistung der Fw 190 hätte zwar gesteigert werden können - Dietmar Herrmann schildert in "Der Weg zum Höhenjäger", daß die Fw 190B mit verringerter Bewaffnung, geringerer Panzerung, vergrößerter Flügelfläche und neuen Lufteinläufen zur Ausnutzung des Staudrucks zur Steigerung der Volldruckhöhe kurz vor der Serienfertigung stand -, aber diese Serie wurde dann doch nicht eingeführt. Ich könnte mir vorstellen, daß die Menge des verfügbaren C3-Kraftstoffes möglicherweise eine Obergrenze für die Austattung der Luftwaffe mit der Fw 190 gesetzt haben könnte.
Die Supermarine Spitfire war zwar ein sehr fähiges Jagdflugzeug, aber sie war 1943 - 1945 aufgrund ihrer geringen Reichweite nicht wirklich in der Lage, einen Beitrag als Luftüberlegenheitsjäger zu leisten, denn der Kampf um die Luftherrschaft fand größtenteils außerhalb ihrer Reichweite statt. Mit einem Merlin-Motor war sie leistungsmäßig der ebenfalls von einem Merlin angetriebenen P-51 unterlegen, aber die Spitfire XIV mit Griffon-Motor war durchaus konkurrenzfähig. Aufgrund der erheblich geringeren Reichweite gegenüber der Mustang kann man aber eigentlich nur an der Mustang als "besten" alliiertem Jägertyp festhalten.
Die Mustang gegenüber den beiden deutschen Jägertypen ... hier wird es vielleicht ein bißchen schwieriger. Die P-51 hat grundsätzlich gute Flugeigenschaften, die Me 109 nicht in allen Bereichen. Die Fw 190 ist eigenschaftsmäßig näher an der Mustang. Leistungsmäßig hat aber die P-51D gegenüber der Mehrheit der bei der Luftwaffe verfügbaren Messerschmitts einen Vorsprung, und das gleiche gilt gegenüber den Fw 190A-Modellen. Die Fw 190D-9, die nicht mehr in sehr großen Stückzahlen gebaut wurde, ist zwar deutlich leistungsfähiger als die Anton, aber in größeren Höhen, die für die Einsätze gegen Bomber durchaus relevant sind, ist die P-51D immer noch überlegen. Sowohl die Me 109 als auch die Fw 190 in allen ihren Varianten (zu denen ich die Ta 152 jetzt mal nicht zähle, weil die stückzahlenmäßig nicht mehr ins Gewicht fiel) hatten aber immer eine geringere Reichweite als die P-51, und das war auch in der Verteidigungsitutation, in der sich die Luftwaffe befand, ein echter taktischer Nachteil. Die Abwehreinsätze mußten häufig mit Zusatztanks geflogen werden, die die Leistungsfähigkeit beeinträchtigten und deren Verwendung einsatztaktische Restriktionen erzeugte, die die ohnehin nicht einfache Situation eines Gruppen- oder Staffelkommandeurs noch erschwerte. Es kam nicht von ungefähr, daß zu den Anforderungen an die Ta 152 auch eine deutlich erhöhte Treibstoffkapazität gehörte.
Unter dem Strich würde ich also auch im direkten Vergleich gegen die beiden wichtigsten deutschen Propellerjäger die P-51 als den besten Typ bezeichnen. Ihr großer Nachteil war aus meiner Sicht die Bewaffnung, bei der sowohl die Fw 190 als auch die Me 109 deutlich besser ausgestattet waren, so daß der Vorsprung der Mustang vor der deutschen Konkurrenz vielleicht nicht so groß ist, wie er gewesen wäre, wenn die Luftwaffe auch nichts besseres als das schwere 12,7-mm-MG gehabt hätte, das man nicht ordentlich synchroniseren kann. Die Kombination von sehr guten Flugleistungen, fast einwandfreien Flugeigenschaften und guter Manövrierfähigkeit mit der ziemlich konkurrenzlosen Reichweite stellt für die Mustang aber den Platz 1 - unter den oben genannten Teilnahmekriterien - ziemlich überzeugend sicher.
Das ist zumindest meine Meinung! :-) Wie ein Kampf zwischen verschiedenen Mustern dann im Einzelfall ausgeht, hängt natürlich von einer Vielzahl an Detailfaktoren ab, die ich alle großzügig vernachlässigt habe. Es gibt bestimmt Situationen, in denen ein Pilot lieber eine Spitfire als eine Mustang fliegen möchte, selbst wenn er vielleicht mit allem, was ich hier geschrieben habe, einverstanden ist! ;-)
Tschüs!
Henning (HoHun)
Ich möchte einfach mal behaupten, die erste Frage läßt sich zuverlässig beantworten, wenn man bestimmte Einschränkungen an der Fragestellung vornimmt:Ich sehe gerade eine Dokumentation über die P-51 Mustang. Eine Frage an die Wissenden:
Welches Flugzeug wird eigentlich gemeinhin als das beste Jagdflugzeug des II Weltkrieges (europäischer Schauplatz) angesehen? Ich denke, dieser Frage kann man schwer mit einer einfachen Antwort genügen, aber so eine Art Ranking wäre interessant für mich.
- Interessant ist der Zeitraum ab 1943.
- Wir lassen Düsenjäger außen vor, weil die ein ganz eigenes Thema sind und ihre Vor- und Nachteile gegenüber Propellerjägern grundsätzlicher Art und nicht typspezifisch ist.
- Wir beschränken uns auf einmotorige Jäger, weil die Zweimots immer nur in bestimmten Nischen erfolgreich waren.
- Wir betrachten nur die Propellerjäger, die in großen Stückzahlen als Luftüberlegenheitsjäger eingesetzt worden sind.
- Wir lassen die Nutzung als Jagdbomber außen vor.
- Wir vernachlässigen die Ostfront.
Damit verkleinert sich unsere Auswahl auf:
- Messerschmitt Me 109
- Supermarine Spitfire
- Focke-Wulf Fw 190
- Lockheed P-38 Lightning
- Republic P-47 Thunderbolt
- North American P-51 Mustang
Der beste der amerikanischen Typen ist aus der historischen Entwicklung leicht zu ermitteln: Es ist die Mustang. Lightning und Thunderbolt wurden zuerst in Europe eingesetzt, dann aber durch die Mustang abgelöst. Die Lightning hat in Europa in ihrem kurzen Einsatz eher schlechte Kampfergebnisse erzielt, die Thunderbolt war zwar erfolgreich, verfügte aber nicht über die Reichweite der Mustang, und die Mustang hatte in Bezug auf Flugleistungen und -eigenschaften fast überall die Nase vorn und kostete wenig mehr als die Hälfte der beiden Konkurrenzmuster. Zudem war ihr Treibstoffverbrauch erheblich geringer, was die Treibstofflogistik beim Einsatz im großen Maßstab spürbar entlastete. Dementprechend wurde die 8th Air Force, die in Europa den strategischen Luftkrieg führte, fast vollständig auf die P-51 umgestellt - es blieb nur eine einzige Fighter Group mit P-47 bei der 8th Air Force, und keine einzige mit P-38.
Bei den beiden deutschen Typen läßt sich schwer entscheiden, welcher Typ der bessere ist. Die modernere Fw 190 verfügte zwar über bessere Flugeigenschaften, höhere Feuerkraft und besseren Selbstschutz und war damit besser für den Kampf gegen Bomber geeignet, aber die Me 109 verfügte über ein deutlich besseres Leistungsgewicht und meist auch über Motoren für bessere Höhenleistung, so daß sie aus guten Gründen in der Großserienproduktion blieb, obwohl es zeitwilig ernsthafte Überlegungen gab, sie vollständig durch die Fw 190 zu ersetzen. Ein beitragender Faktor für die Beibehaltung der Me 109 wird auch gewesen sein, daß sie in den meisten Motorisierungen mit leichter verfügbarem B4-Kraftstoff auskam, während die Fw 190A mit BMW 801 immer auf den hochwertigen C3-Kraftstoff angewiesen war. Die Höhenleistung der Fw 190 hätte zwar gesteigert werden können - Dietmar Herrmann schildert in "Der Weg zum Höhenjäger", daß die Fw 190B mit verringerter Bewaffnung, geringerer Panzerung, vergrößerter Flügelfläche und neuen Lufteinläufen zur Ausnutzung des Staudrucks zur Steigerung der Volldruckhöhe kurz vor der Serienfertigung stand -, aber diese Serie wurde dann doch nicht eingeführt. Ich könnte mir vorstellen, daß die Menge des verfügbaren C3-Kraftstoffes möglicherweise eine Obergrenze für die Austattung der Luftwaffe mit der Fw 190 gesetzt haben könnte.
Die Supermarine Spitfire war zwar ein sehr fähiges Jagdflugzeug, aber sie war 1943 - 1945 aufgrund ihrer geringen Reichweite nicht wirklich in der Lage, einen Beitrag als Luftüberlegenheitsjäger zu leisten, denn der Kampf um die Luftherrschaft fand größtenteils außerhalb ihrer Reichweite statt. Mit einem Merlin-Motor war sie leistungsmäßig der ebenfalls von einem Merlin angetriebenen P-51 unterlegen, aber die Spitfire XIV mit Griffon-Motor war durchaus konkurrenzfähig. Aufgrund der erheblich geringeren Reichweite gegenüber der Mustang kann man aber eigentlich nur an der Mustang als "besten" alliiertem Jägertyp festhalten.
Die Mustang gegenüber den beiden deutschen Jägertypen ... hier wird es vielleicht ein bißchen schwieriger. Die P-51 hat grundsätzlich gute Flugeigenschaften, die Me 109 nicht in allen Bereichen. Die Fw 190 ist eigenschaftsmäßig näher an der Mustang. Leistungsmäßig hat aber die P-51D gegenüber der Mehrheit der bei der Luftwaffe verfügbaren Messerschmitts einen Vorsprung, und das gleiche gilt gegenüber den Fw 190A-Modellen. Die Fw 190D-9, die nicht mehr in sehr großen Stückzahlen gebaut wurde, ist zwar deutlich leistungsfähiger als die Anton, aber in größeren Höhen, die für die Einsätze gegen Bomber durchaus relevant sind, ist die P-51D immer noch überlegen. Sowohl die Me 109 als auch die Fw 190 in allen ihren Varianten (zu denen ich die Ta 152 jetzt mal nicht zähle, weil die stückzahlenmäßig nicht mehr ins Gewicht fiel) hatten aber immer eine geringere Reichweite als die P-51, und das war auch in der Verteidigungsitutation, in der sich die Luftwaffe befand, ein echter taktischer Nachteil. Die Abwehreinsätze mußten häufig mit Zusatztanks geflogen werden, die die Leistungsfähigkeit beeinträchtigten und deren Verwendung einsatztaktische Restriktionen erzeugte, die die ohnehin nicht einfache Situation eines Gruppen- oder Staffelkommandeurs noch erschwerte. Es kam nicht von ungefähr, daß zu den Anforderungen an die Ta 152 auch eine deutlich erhöhte Treibstoffkapazität gehörte.
Unter dem Strich würde ich also auch im direkten Vergleich gegen die beiden wichtigsten deutschen Propellerjäger die P-51 als den besten Typ bezeichnen. Ihr großer Nachteil war aus meiner Sicht die Bewaffnung, bei der sowohl die Fw 190 als auch die Me 109 deutlich besser ausgestattet waren, so daß der Vorsprung der Mustang vor der deutschen Konkurrenz vielleicht nicht so groß ist, wie er gewesen wäre, wenn die Luftwaffe auch nichts besseres als das schwere 12,7-mm-MG gehabt hätte, das man nicht ordentlich synchroniseren kann. Die Kombination von sehr guten Flugleistungen, fast einwandfreien Flugeigenschaften und guter Manövrierfähigkeit mit der ziemlich konkurrenzlosen Reichweite stellt für die Mustang aber den Platz 1 - unter den oben genannten Teilnahmekriterien - ziemlich überzeugend sicher.
Das ist zumindest meine Meinung! :-) Wie ein Kampf zwischen verschiedenen Mustern dann im Einzelfall ausgeht, hängt natürlich von einer Vielzahl an Detailfaktoren ab, die ich alle großzügig vernachlässigt habe. Es gibt bestimmt Situationen, in denen ein Pilot lieber eine Spitfire als eine Mustang fliegen möchte, selbst wenn er vielleicht mit allem, was ich hier geschrieben habe, einverstanden ist! ;-)
Tschüs!
Henning (HoHun)