Der GenHFlg wird schon seine genauen Zahlen haben, auch wenn er es als nicht sinnvoll ansieht, einen Überblicksartikel im Hardthöhenkurier damit vollzustopfen.
Die Frage ist aber, ob diese Zahlen militärisch sinnvoll sind und insbesondere dem politischen und finanziellen Level-of-Ambition der deutschen Streitkräfte wie der deutschen Sicherheitspolitik entsprechen.
Als ein wichtiges Merkmal wird von BrigGen Wolski der große Innenraum genannt, der z.B. der CH-53K fehlt. Die Begründung ist - mit Verlaub - geradezu haarsträubend:
"Grundsätzlich bedeutet der Außenlasttransport eine höhere Gefährdung wegen verringerter Fluggeschwindigkeit, verringerter Agilität und größerer Flughöhe. Einige Streitkräfte anderer Nationen, wie auch das U.S. Marine Corps, verfügen in ihrem Kräftedispositiv über organischen Jagdschutz, die Begleitung durch Kampfhubschrauber [etc.]. Deutsche Streitkräfte können diesen Schutz selbst nicht immer aufbieten. Die deutsche Philosophie sieht daher eher den Schutz durch erhöhte Agilität in geringerer bis geringster Flughöhe vor. Dies gibt dem Innenlasttransport [...] den Vorzug."
Dementsprechend brauchen wir die Goldrandlösung, um große, insbesondere hohe Fahrzeuge (d.h. MRAP für asymmetrische Kriege) in symmetrischen Bedrohungsszenarien tief hinter die feindlichen Linien bringen zu können. Das passt allein konzeptionell nicht zusammen.
Als zweites stellt sich aus militärischer Sicht die Frage, ob der Außenlasttransport wirklich so viel gefährlicher ist. So stehen den Nachteilen beim Anmarsch der Vorteil der deutlich kürzeren Verweildauer beim Absetzen der Lasten entgegen. Zudem benötigt man nur eine viel kleinere Absetzzone.
Als drittes ist fraglich, ob der formulierte Anspruch überhaupt flugstundentechnisch für die entsprechende Ausbildung untermauert ist. Das Geld, das in die Entwicklung und Beschaffung geflossen ist, steht halt nicht für die Ausbildung zur Verfügung.
BQ_ETHE schreibt im CH-53-Blog zur derzeitigen Situation: "Der Versuch die Fähigkeit BIV-Gebirge und BIV 100ft wieder aufzubauen ist gescheitert." Bei Betrachtung der aktuellen Finanzlage ist verwunderlich, woher Herr Wolski die Mittel für neu entwickelte Hubschrauber UND eine erweiterte Ausbildung nehmen möchte.
Der vierte Punkt bezieht sich auf die Schlüssigkeit dieser Forderung zu den absehbaren Einsätzen der Bundeswehr (basierend auf Entscheidungen der politischen Führung). Bei Betrachtung der Auslandseinsätze der letzten 20 Jahre ist Deutschland nicht bereit, Soldaten in Kriege zu schicken, wenn mit substantiellen Verlusten zu rechnen ist. Insofern ist ein Hubschraubereinsatz im Tiefflug ohne entsprechende Deckung aus der Luft mehr als unwahrscheinlich.
Gegen die beiden letzten Punkte könnte argumentiert werden, dass innerhalb der nächsten 30 Jahre eine existentielle Bedrohung der BRD erwachsen könnte und dann auch genügend Geld für entsprechende Flugstunden zur Verfügung gestellt werden würde.
Dennoch kann man die Frage stellen, ob dann das Geld nicht besser in einer größeren Anzahl "kleinerer" Hubschrauber als in wenigen großen angelegt wäre.
Auf diese Art und Weise könnte man den Artikel noch weiter zerrupfen.
Beispielsweise wird groß auf die Erfahrungen von Tiger und NH90 verwiesen, die deutlich Optimierungspotentiale multinationaler Projekte aufzeigen. Warum soll man denn bitteschön aus diesen Erfahrungen lernen, wenn die fast 40 Jahre seit Beginn des Tornado-Projekts nicht ausgereicht haben und die ganze Sache beim Eurofighter schon wieder auseinanderläuft (z.B. britisches Austere-Paket), vom A400M-Debakel ganz zu schweigen.
Und der letzte Absatz des Artikels, den FTH als Rettungs- und Katastrophenschutz-Heli zu verpacken, kann doch nicht wirklich ernst gemeint sein. Das erinnert ja ziemlich an die Klamauk-PR, mit der die US Army ihre FCS-Roboter (?) als Rettungsengel anpreist.
Quellenangabe für den Verweis auf den CH-53-Blog:
http://ch53blog.blogspot.com/2011/12/inforeihe-teil-3-ch-53-ausbildung.html#comment-form