Condor

[mcnoch]

Weitere, noch sehr unkonkrete Pläne ohne LOT

Gewerkschaften hoffen auf Condor-Rettung durch den Staat

Eine Übernahme der strauchelnden Condor durch die polnische Fluglinie LOT scheiterte. Hilft nun der Bund? Über die Führung durch einen staatlich bestimmten Treuhänder wird bereits verhandelt.

www.spiegel.de

 

[mcnoch]

Da wundern sich dann alle, dass viele von dieser EU nichts halten...

Das hat aber nichts mit der EU zu tun, sondern mit den WTO-Regeln, die dies - damals auf Betreiben besonders der wirtschafts-liberalen, anglo-amerikanischen Länder - so vorsehen.

 

[Jumo 004]

Das hat aber nichts mit der EU zu tun, sondern mit den WTO-Regeln, die dies - damals auf Betreiben besonders der wirtschafts-liberalen, anglo-amerikanischen Länder - so vorsehen.

Dass sich Staaten - ggf. über ihre 100% staatseigenen Betriebe - irgendwelche Privatunternehmen zulegen, um damit ihre Ausgaben zu finanzieren kann unmöglich im Sinne von Wirtschaftsliberalen sein. Das ist ja quasi eine Verstaatlichung von wirtschaftlich gesunden Unternehmen anderer Länder in Heuschreckenmanier.

 

[Schorsch]

Ein Notverkauf (da der Staat auf ungedeckten Krediten von ~400 Mio EUR sitzt, ist die Condor de facto Staatsbesitz) an die TUI oder Lufthansa wäre denkbar. Mit den Schulden wird niemand den Laden übernehmen. Sehr schade um die Marke & die Schicksale, aber ich sehe da wenig Optionen.

 

[Alpha]

Die TUI hat gerade selbst eine 1,8 Mrd Euro Hilfe wegen Corona zugesagt bekommen, Lufthansa wird Corona auch nur mit Hilfen überstehen - da kann keiner den anderen kaufen. Alle drei Flugbetriebe stehen vor dem gleichen Problem: funktionierende Betriebe mit Gewinn, die einzig aufgrund von Corona und staatlich untersagter Tätigkeit unverschuldet in Probleme geraten. Daher werden die auch alle drei (bei TUI ja schon geschehen) staatliche Hilfen bekommen. Bei Condor vermute ich eine Treuhand Lösung, es gibt ja weiterhin mehrere Interessenten zum Kauf sobald Corona vorbei ist. Die drei Firmen decken einen vorhandenen Infrastruktur Bedarf ab und haben ein sich ergänzendes Geschäftsfeld.

 

[Rhönlerche]

Die Schuldzuweisung an den deutschen Staat trifft es aber nicht. Weltweit geht Reisen nicht. "Funktionierende Betriebe mit Gewinn" ist hinfällig und nicht die Schuld des Staates (oder der Steuerzahler). Mehrere Interessenten zum Kauf? Das ist jetzt auch die Frage.

 

[Alpha]

Das ist keine Schuldzuschreibung (Der Staat hätte ja gar nicht anders handeln können), das ist rein faktisch. Da der Staat aber auch nach Corona ein Interesse an seiner Infrastruktur hat ist es natürlich nicht sinnvoll, jetzt seine Infrastruktur aufzugeben. Man baut jetzt auch keine Autobahn ab, obwohl da derzeit wenig los ist.

Es geht bei allen drei Firmen um eine ziemlich kurze Zeit von Monaten, in denen man helfen muss. Es wäre ja enorm kurzsichtig, die jetzt verschwinden zu lassen und dann in absehbarer Zeit ohne Luftverkehrsmittel dazustehen. Bzw das bei fremden Airlines einkaufen zu müssen, die von ihren Staaten unterstützt wurden. Man hätte dann massiv Steuereinnahmen verloren, viele tausend Arbeitsplätze, eigene Infrastruktur etc.

Das passiert sicher nicht.

 

[MiGhty29]

...Es wäre ja enorm kurzsichtig, die jetzt verschwinden zu lassen und dann in absehbarer Zeit ohne Luftverkehrsmittel dazustehen....

Das passiert sicher nicht.

ich denke,das passiert DOCH !
Dazu hat man >>>zu Gunsten "Hansens"<<< in den letzten Jahren zu viele Airlines
über die Klinge springen lassen !

Gruss Uwe

 

[IberiaMD-87]

Es geht bei allen drei Firmen um eine ziemlich kurze Zeit von Monaten, in denen man helfen muss. Es wäre ja enorm kurzsichtig, die jetzt verschwinden zu lassen und dann in absehbarer Zeit ohne Luftverkehrsmittel dazustehen. Bzw das bei fremden Airlines einkaufen zu müssen, die von ihren Staaten unterstützt wurden. Man hätte dann massiv Steuereinnahmen verloren, viele tausend Arbeitsplätze, eigene Infrastruktur etc.

Das passiert sicher nicht.

Es ist aber ein gewichtiger Unterschied, ob ein Unternehmen wie Condor schon vor der Krise an der Wand stand oder nicht. Zwar wird gerne (erfreulicherweise nicht in diesem Forum) ab und an der Eindruck vermittelt, dass Condor´s größte Probleme Überlegungen wären, wie man alternde Flottenteile ersetzt und ob es die A350 oder Boeing 787 sein sollen. Solche Gedanken haben nicht mal bei Unternehmen Priorität, die vor der Krise nicht an der Wand standen und außerdem standen wahrscheinlich auch vor der Krise die Investoren bei Condor nicht Schlange (es erschien überschaubar). Auch werden Geldgeber die Konditionen bestimmen, Condor ist wahrscheinlich schon länger nicht mehr in der finanziellen Position, vorteilhafte Konditionen auszuhandeln.

Die Argumente, die für eine staatliche Einmischung sprechen, würden auch für zigtausende andere Mitarbeiter in anderen Branchen gelten und hier wird bei den aktuell sich anbahnenden Insolvenzen müde gegähnt und bislang hingenommen. Während ich noch arbeitstechnisch unterwegs war, gab es schon in den Hotels bitterste Auswirkungen wegen der sich anbahnenden Krise. Am Ende waren nur noch wenige Crews im Hotel untergebracht, es gab keine anderen Gäste mehr und manch eine Hotelkette hat schon im April sehr viele Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit geschickt, sondern gleich aus der Mitarbeiterliste gestrichen.

 

[mcnoch]

Ich denke, sowohl LH, als auch Condor haben gute Chancen, dass man sie von staatlicher Seite her stützt.
Viel dramatischer für die deutsche Luftfahrt werden die Entscheidungen, ob und wenn ja welchen Flughäfen man hilft.
Berlin hat ja schon anklingen lassen, dass Hilfen unter der Bedingung stehen, dass sie nicht direkt oder indirket an Billigfluglinien in Form von Vergünstigungen oder Zuschüssen weitergegeben werden. Das wird den innerdeutschen Markt nachhaltig verändern. Condor und TUI als Urlaubsflieger dürften davon nicht so betroffen sein. LH muss mit ihrer Eurowings mal gucken, denn solche Vorgaben dürften nicht nur in Deutschland ins Spiel kommen. Was Ryanair und Easy-Jet dann machen (können) wird man sehen müssen.

 

[Schorsch]

Ich sehe die Systemrelevanz von Condor beim besten Willen nicht. TUI ist ja ein integrierter Reiseanbieter mit einem großen Netzwerk, Fliegen ist da nur ein Teil. Das kann man nicht in kurzer Zeit wieder aufbauen. Condor ist eine reine Fluglinie, welche ihre Flüge in erster Linie an andere Unternehmen verkauft. Die zum Fliegen benötigte Infastruktur und das Personal sind natürlich eine besondere Fähigkeit, aber die bekomme ich anderswo genauso her. Notfalls könnte eine Hansa ohne weiteres die Urlaubsflüge abwickeln, Flugzeuge und Personal wären da. Personal kann transferieren. Fliegt man halt nicht mehr täglich HAM-TFS, sondern nur noch alle drei Tage mit einem 400-Sitz A340. Das ist dann nicht billiger als vorher, aber die Gesamtreisekosten wären nur geringfügig höher.
Interessant für den Staat ist doch folgendes:

• welche Unternehmen brauche ich für einen raschen Start post Corona
• welche Strukturen bedürfen längerer Zeit des Wideraufbaus
• welche Angebote stehen einem V-förmigen Ausstieg aus dem Lockdown entgegen

Sofern Nachfrage nach Flugreisen post Lockdown nicht bedient werden kann, weil die Infrastruktur fehlt (vergleiche Air Berlin Failure), wäre das "Durchretten" einer weiteren Airline sinnvoll. Nur sehe ich diesen Fall kaum. Der Bedarf wird vor allem ab Frühjahr 2021 wieder richtig kommen. Bei der AB-Pleite traf der Ausfall das Sommergeschäft (der September ist einer der verkehrsreichsten Monate).
Das betriebene Fluggerät von Condor ist absolut verzichtbar: die Airbus Single Aisles kann ich gut weitergeben an andere Anbieter, die B757 und B767 gehen direkt auf den Schrott. Schade. Es steht perspektivisch ausreichend Kapazität zur Verfügung, der Staat hat sogar ein Interesse daran, dass möglichst viele (abbezahlte) Flugzeuge ausgemustert werden.

 

[Philipus II]

Mir fallen ebenfalls nur zwei Gründe ein, Condor zu retten. Arbeitsplätze (klassischer Populismus) und der bereits investierte Staatskredit (psychologisch naheliegende, aber wirtschaftlich sehr gefährliche Denkweise!).

 

[Schorsch]

Viel dramatischer für die deutsche Luftfahrt werden die Entscheidungen, ob und wenn ja welchen Flughäfen man hilft.

Den Flugverkehr 2021+ lässt sich mit den vorhandenen doch gut darstellen, Slot-Restrictions sollten anfangs kein Problem sein. Münster-Osnabrück, Weeze, Paderborn, Kassel und Erfurt sind sicherlich verzichtbar. Man muss ja nicht gleich alles abreißen, vielleicht kommen ja neue Impulse. Aber ich würde nichts auf Kramp aufhalten.

 

[mcnoch]

Technisch könnte man das bei LH mit Sicherheit, aber ob man das auch tarifrechtlich so will, wage ich zu bezweifeln, nicht ohne Grund hat man ja die Ferienfliegerei in den letzten Jahren gerne separat gehabt.

 

[Rhönlerche]

Vielleicht sollte man auch mal sowas wie unkontrollierte Flughäfen a la USA bei uns einführen? Wenn da nicht viel los ist, ist es doch jeweils kein Problem. Dann kriegt man die Kosten gesenkt. Wenn man sich ansieht, wie simpel es auf griechischen Inselflughäfen zugeht und klappt, müsste sich doch bei uns noch sparen lassen? Damit lockt man dann wiederum Airlines an. Ich rede von Standorten, die sonst zugemacht würden.

 

[Alpha]

Condor war stand vorher weder mit dem Rücken zur Wand noch waren die insolvent. Ist vor ein paar Seiten hier im Thread genauer erklärt worden.

Die Lufthansa Gruppe ist gesund und wird auch nach Corona gebraucht. Touristischer Flugverkehr ist aber nicht deren Ding und wurde (nach jahrelangem Verlust) ja gerade massiv geschrumpft.

TUIFly ist der Operator des eigenen Bedarfs durch TUI. Extern machen die nicht viel. Aber der Konzern ist gesund und wird auch nach Corona noch gebraucht.

Condor macht jedes Jahr Gewinn und ist gesund. Wie Tagesschau und Handelsblatt richtig schreiben: die sind 2x unverschuldet von Pech getroffen worden. Es gab 2019 mehrere Kaufangebote und wird diese nach Corona auch wieder geben. Daher ja der (sich wirtschaftlich lohnende) Support.

Alle drei fliegen nächstes Jahr noch und zwar so gut, wie vorher auch. Derzeit gibt's täglich weniger Corona betroffene (laut RKI genesen derzeit täglich 2000 Menschen mehr, als sich infizieren). Es gibt einige Länder z.b. in der Karibik, die bereits für die zweite Jahreshälfte ihren Tourismus planen, Stornierungen sind auch recht gering.

Abwarten und Tee trinken... :-)

 

[Rhönlerche]

TUI kriegt bereits Staatskredite, LH wird auch noch welche kriegen. So rosig sieht der Rest auch nicht mehr aus.

 

[Alpha]

Nicht überraschend: Man hat sich wohl entschieden, keine gesunde Airline fallen zu lassen.

Germany to grant rescue liquidity for carrier Condor -sources

 

[Rhönlerche]

Gut für die Condorianer. Aber "gesund" passt nicht mehr.

 

[mcnoch]

Gesund in Relation zu anderen Fluglinien. Aktuell ist die gesamte Luftfahrt-Industrie sterbenskrank und wird nur vom Finanz-Tropf der jeweiligen Staaten am Leben gehalten.