Aus dem Kreisboten, Redaktion Kaufbeuren
Kaufbeuren – Der Kaufbeurer Fliegerhorst wird weiter gestärkt. Dies geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums hervor, die MdB Stephan Stracke (CSU) aufgrund einer kürzlich erfolgten Anfrage erhielt. Demnach werden Teile der bisher im Lechfeld stationierten Radargeräteausbildung wieder in Kaufbeuren etabliert. Zudem wird die zur Abteilung Süd des Technischen Ausbildungszentrums der Luftwaffe (Abt Süd TAZLw) ge Kaufbeurenhörende Lehrmittelwerkstatt der Luftwaffe (LmWLw) vom bisherigen Standort Fürstenfeldbruck nach Kaufbeuren verlagert. „Damit ist der Standort mit knapp 700 Dienstposten endgültig und dauerhaft gefestigt“, freut sich der Kaufbeurer Bundestagsabgeordnete. Für weitere Stationierungsplanungen liegen noch keine Unterlagen vor.
Nach der Standortentscheidung zur Schließung der militärischen Traditionseinrichtung im Jahre 2011 waren es schlimme Jahre für die Beschäftigten am Kaufbeurer Fliegerhorst und auch für den Standort selbst. Zumal in der Garnisonsstadt über Jahrzehnte ein besonders gutes Miteinander zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung bestand. Ein erster Lichtblick eröffnete sich im Juli 2019, als die Entscheidung für den Verbleib der technischen Ausbildung am Waffensystem Tornado (TOR) bis mindestens 2028 erfolgte. Anfang 2021 kam nach einer Untersuchung der Wirtschaftlichkeit dann – nach maßgeblicher Unterstützung durch Generalleutnant Ingo Gerhartz als Luftwaffeninspekteur – die sehnlichst erhoffte ministerielle Festlegung, auch die technische Ausbildung am Eurofighter (EF) in Kaufbeuren zu belassen, wodurch der Standort seine Expertise in der Ausbildung von Strahlflugzeugen behält.
Lehrmittelwerkstatt kommt
+
Eurofighter auf einem Fliegerhorst.
© Felix Hörhager/dpa
Nunmehr hat sich die Organisationsstruktur am Fliegerhorst „weiter verfestigt“, wie Stracke im Gespräch mit dem Kreisbote erläuterte. Ursprünglich war die Verlegung der Lehrmittelwerkstatt der Luftwaffe nach Untermeitingen geplant. Wie Staatssekretärin Siemtje Möller an Stracke schreibt, habe das Ministerium nun entschieden, die Lehrmittelwerkstatt der Luftwaffe (LmWLw), die organisatorisch bereits seit 2017 der Abt Süd TAZLw unterstellt ist, nach Kaufbeuren zu verlegen. Dabei handelt es sich um etwa 30 Dienstposten.
Die Lehrmittelwerkstatt stellt nur Ausbildungshilfsmittel her, die nicht auf dem Nachschubweg erhältlich sind und individuell für einzelne Lehrzwecke benötigten werden. Die aus mehreren Werkstätten bestehende Einrichtung wie beispielsweise Konstruktion, Tischlerei, Lackiererei, Stahlbau, Spenglerei, Mechanik und CNC-Technik entwickelt und baut Ausbildungsmittel für den Unterricht, Schautafeln und kleine Modelle bis hin zur originalgetreuen Nachbildung eines Fliegers. Auch spezielle Arbeitsbühnen gehören dazu.
„Alles glatt gezogen“
„Die bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige luftfahrzeugtechnische Ausbildung am Standort Kaufbeuren wird damit bruchfrei fortgesetzt“, schreibt der Generalinspekteur Eberhard Zorn in seinem Tagesbefehl vom 4. April 2022. „Damit sind alle formalen Entscheidungen getroffen und alles ist glatt gezogen“, freut sich Stracke, „die Uhr ist auf den Stand vor Schließung zurückgestellt.“ Damit sind in Kaufbeuren künftig insgesamt 690 Dienstposten ausgeplant. Hinzu kommen jährlich über 3.000 Lehrgangsteilnehmer. Die einst von Kaufbeuren nach Lechfeld verlegte Ausbildungswerkstatt für Fluggerätemechaniker und -elektroniker ist allerdings von den Entscheidungen nicht betroffen.
Grundlagenausbildung
Die waffensystemübergreifende, also nicht typengebundene, luftfahrzeugtechnische Grundlagenausbildung gemäß europäischer und nationaler Standards verbleibt ebenfalls ausschließlich in den Händen der Bundeswehr am TAZLw. Auch die Radargeräteausbildung, bisher in kleinen Anteilen im Lechfeld, wird zukünftig wieder komplett in Kaufbeuren durchgeführt.
Weitere Zukunft
Zeitlich offen sind die geplanten Stationierungen eines Sanitätsregiments und einer Feldjägerkompanie. „Die Liegenschaft ‚Fliegerhorst Kaufbeuren‘ ist auch weiterhin zur Aufnahme von Kräften der Organisationsbereiche Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr und Streitkräftebasis vorgesehen. Für eine Stationierung von Organisationselementen dieser Organisationsbereiche in Kaufbeuren liegen bislang keine Planungsunterlagen vor“, so die Antwort auf die entsprechende Anfrage des Abgeordneten Stracke.
Wie es mit der Ausbildung am geplanten Beschaffungsvorhaben für das amerikanische Baumuster F-35 einmal ausgeht, ist noch völlig offen. „Hier muss man abwarten, da beginnen die Gespräche erst“, sagte Stracke. Wichtig sei ihm aber auch, dass das bereits eingeleitete Entwidmungsverfahren der Startbahn am Fliegerhorst zunächst gestoppt sei, was sicher für „Freude beim Luftsportverein Kaufbeuren sorgt“.
Untermeitingen
Nachdem die Stationierung von A400 M im Lechfeld kürzlich zurückgezogen wurde (wir berichteten), ist der Standort jedoch weiter im Blick. „Untermeitingen bleibt mit dem Flugplatz Lechfeld ein bedeutender Standort der Bundeswehr“, heißt es im Tagesbefehl des Generalinspekteurs, „er wird auch weiterhin bei künftig erforderlichen Stationierungsentscheidungen zu Organisationselementen sowie für den Betrieb von Luftfahrzeugen im Fokus gehalten.“