HolgerXX
Fluglehrer
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Spekulation über die Absetzung der Junkers Ju 288
Tatsächlich kann man aus der Literatur den genauen Grund nicht herauslesen. In Dabrowski und Achs [Focke-Wulf Fw 191 >>Kampfflugzeug<< und das Bomber B-Programm, Stedinger Verlag, Lemwerder 2011, s.u. DA] wird berichtet, dass die Maschine Ende 1943 aus dem Programm verschwand [DA, S. 300]. Warum, ist nicht angegeben. Deshalb versuche ich, einen naheliegenden Grund herauszuarbeiten und verwende dafür Lutz Budraß, Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 - 1945, Droste Verlag GmbH, Düsseldorf 1998, i.F. [BU].
Junkers hatte die Ju 288 zunächst als organische Entwicklung mit dem aus derselben Firma stammenden Motor Jumo 222 geführt. Diese Kombination musste im Zuge einer Machtdemonstration des Staatssekretärs und Generalluftzeugmeisters Generalfeldmarschall Erhard Milch gegen Junkers aufgetrennt werden [Ende August 1941, BU, S. 727f, insbes. S. 728 Anm. 89]. Die Entwicklung wurde nun unter Berücksichtigung des Motors DB 610 weitergeführt.
Wenig später forderte Milch die Firma Heinkel zum Bau eines "Arbeitsbombers" auf [Mai 1942, BU S. 790]. Diese Maschine sollte in Holz und Stahl ausgeführt und in einem neu zu schaffenden Werk, projektmäßig "Ultra" genannt, gefertigt werden. Zum Zuge kam hierbei jedoch nicht Heinkel, sondern wiederum Junkers. Denn diese Firma, eigentlich ein Pionier der Aluminiumkonstruktionen, hatte infolge der Arbeiten an dem Großlastensegler Ju 322, im Gegensatz zu Heinkel, Erfahrungen im Holzbau [ds. f., insbes. S. 791 Anm. 754].
Der "Arbeitsbomber" nahm aber nie richtig Gestalt an, und Junkers würde kein weiteres Holzflugzeug fertigen. Die Überlegung bei Junkers kann nun die gewesen sein, stattdessen die Ju 288 in dem neuen Werk zu bauen. Denn trotz ihrer überlegenen Leistungen war Milch überaus zögerlich, die Produktion neuer Flugzeugtypen aufzunehmen, auch dann nicht, wenn die Front sie forderte [ds., S. 738f]. Er wurde darin von Akteuren bestärkt, von denen man es am allerwenigsten erwartet hätte. Der Konstrukteur Robert Lusser (Schöpfer von Bf 108, 109 und 110), dessen neue Kreationen (He 219, 280) betroffen wären, und der Firmenverbandspräsident Admiral Rudolf Lahs, der als ehemaliger Chef der Seeflieger [ds., S. 230] sich in die Situation des Tonnagekrieges (dafür standen nur völlig unzureichende Muster zur Verfügung) besonders hätte einfühlen können, warnten vor Ausbringungsverlusten infolge von Typenwechseln. Bei Milch rannten sie dabei offene Türen ein (scharf kritisiert von Budraß, S. 739f.,insbes. S. 740 Anm. 129. Das Geschehen auch bei Horst Boog, Die deutsche Luftwaffenführung 1935 - 1945, DVA, Stuttgart 1982, S. 53ff).
Ein Unterbrechen der laufenden Ju 88-Fertigung für die Ju 288 kam für Milch demnach nicht in Frage, und die im neuen Werk zu fertigende Maschine gab es nicht. Mit dem neuen Werk hätte aber die Ju 288 produziert werden können, ohne dass die Ausbringung an Ju 88 gelitten hätte. Die Bauaufnahme für dieses Werk wurde aber von einem entsprechenden Führerbefehl abhängig gemacht. Bis Ende 1943 erging dieser Befehl jedoch nicht [BU, S. 792, der Zeitraum entspricht dem der Absetzung der Ju 288]. Demgemäß wurde das Werk nicht gebaut, und für die Ju 288 gab es keine Produktionsanlagen. Nachdem also ein Großserienbau für die Ju 288 nicht möglich war, wurde sie auch planmäßig nicht mehr berücksichtigt.
Wem hierzu etwas einfällt, der möge es kundtun.
Grüße, Holger
Tatsächlich kann man aus der Literatur den genauen Grund nicht herauslesen. In Dabrowski und Achs [Focke-Wulf Fw 191 >>Kampfflugzeug<< und das Bomber B-Programm, Stedinger Verlag, Lemwerder 2011, s.u. DA] wird berichtet, dass die Maschine Ende 1943 aus dem Programm verschwand [DA, S. 300]. Warum, ist nicht angegeben. Deshalb versuche ich, einen naheliegenden Grund herauszuarbeiten und verwende dafür Lutz Budraß, Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 - 1945, Droste Verlag GmbH, Düsseldorf 1998, i.F. [BU].
Junkers hatte die Ju 288 zunächst als organische Entwicklung mit dem aus derselben Firma stammenden Motor Jumo 222 geführt. Diese Kombination musste im Zuge einer Machtdemonstration des Staatssekretärs und Generalluftzeugmeisters Generalfeldmarschall Erhard Milch gegen Junkers aufgetrennt werden [Ende August 1941, BU, S. 727f, insbes. S. 728 Anm. 89]. Die Entwicklung wurde nun unter Berücksichtigung des Motors DB 610 weitergeführt.
Wenig später forderte Milch die Firma Heinkel zum Bau eines "Arbeitsbombers" auf [Mai 1942, BU S. 790]. Diese Maschine sollte in Holz und Stahl ausgeführt und in einem neu zu schaffenden Werk, projektmäßig "Ultra" genannt, gefertigt werden. Zum Zuge kam hierbei jedoch nicht Heinkel, sondern wiederum Junkers. Denn diese Firma, eigentlich ein Pionier der Aluminiumkonstruktionen, hatte infolge der Arbeiten an dem Großlastensegler Ju 322, im Gegensatz zu Heinkel, Erfahrungen im Holzbau [ds. f., insbes. S. 791 Anm. 754].
Der "Arbeitsbomber" nahm aber nie richtig Gestalt an, und Junkers würde kein weiteres Holzflugzeug fertigen. Die Überlegung bei Junkers kann nun die gewesen sein, stattdessen die Ju 288 in dem neuen Werk zu bauen. Denn trotz ihrer überlegenen Leistungen war Milch überaus zögerlich, die Produktion neuer Flugzeugtypen aufzunehmen, auch dann nicht, wenn die Front sie forderte [ds., S. 738f]. Er wurde darin von Akteuren bestärkt, von denen man es am allerwenigsten erwartet hätte. Der Konstrukteur Robert Lusser (Schöpfer von Bf 108, 109 und 110), dessen neue Kreationen (He 219, 280) betroffen wären, und der Firmenverbandspräsident Admiral Rudolf Lahs, der als ehemaliger Chef der Seeflieger [ds., S. 230] sich in die Situation des Tonnagekrieges (dafür standen nur völlig unzureichende Muster zur Verfügung) besonders hätte einfühlen können, warnten vor Ausbringungsverlusten infolge von Typenwechseln. Bei Milch rannten sie dabei offene Türen ein (scharf kritisiert von Budraß, S. 739f.,insbes. S. 740 Anm. 129. Das Geschehen auch bei Horst Boog, Die deutsche Luftwaffenführung 1935 - 1945, DVA, Stuttgart 1982, S. 53ff).
Ein Unterbrechen der laufenden Ju 88-Fertigung für die Ju 288 kam für Milch demnach nicht in Frage, und die im neuen Werk zu fertigende Maschine gab es nicht. Mit dem neuen Werk hätte aber die Ju 288 produziert werden können, ohne dass die Ausbringung an Ju 88 gelitten hätte. Die Bauaufnahme für dieses Werk wurde aber von einem entsprechenden Führerbefehl abhängig gemacht. Bis Ende 1943 erging dieser Befehl jedoch nicht [BU, S. 792, der Zeitraum entspricht dem der Absetzung der Ju 288]. Demgemäß wurde das Werk nicht gebaut, und für die Ju 288 gab es keine Produktionsanlagen. Nachdem also ein Großserienbau für die Ju 288 nicht möglich war, wurde sie auch planmäßig nicht mehr berücksichtigt.
Wem hierzu etwas einfällt, der möge es kundtun.
Grüße, Holger