WB2023RO Bulolo Luftfracht-Handling

Diskutiere WB2023RO Bulolo Luftfracht-Handling im Roll out Forum im Bereich Wettbewerb 2023 - Zivile Luftfahrt; Kaum jemand kennt die Junkers G 31, geschweige denn deren Weltbestleistung in den 30iger Jahren! Der Wellblechkübel hat – wenn denn überhaupt –...
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Kaum jemand kennt die Junkers G 31, geschweige denn deren Weltbestleistung in den 30iger Jahren! Der Wellblechkübel hat – wenn denn überhaupt – einen recht spröden Charme, vielleicht wirken der abnehmbare Rumpfdeckel, die paar Bullaugenfenster und das außergewöhnlich Doppelleitwerk. Offenbar war genau diese rustikale Wellblechkunst Voraussetzung dafür, beim harten Betrieb in den Tropen - und dann noch in Meeresnähe - Höchstleistung erbringen zu können. Ebenso wie die G 31 hat mich die gute alte britische Dampf-Technik des Schienenkrans im Hafen von Lae beeindruckt, die nicht großartig anders war als die im Jahr 1860 von Appleby als Neuheit gebaut.

Wenn es diesem Diorama gelingt, den Goldrausch-Wahnsinn ebenso rüberzubringen wie die stinkende ölige Brutalo-Technik, dann hat sie ihr erstes Ziel erreicht.



Die „Paul“ sehen wir hier im Hafen von Lae bei der Übernahme einer immerhin 5.980 lbs schweren Mühltrommel – das sind mit dem dazu notwendigen Staumaterial sicher um die 2,75 to. Geladen wurde mit einem Dampf-betriebenen Schienenkran, der das Material so vom Anlegeplatz der Schiffe zur befestigten Ladeplatte am „Flugplatz“ brachte.

Bei Dioramen reicht eine Ansicht ja selten aus, um die darin enthaltenen Details im Zusammenhang erkennen zu können. Deshalb biete ich hier zusätzlich zum Baubericht eine Art Rundgang an,der im nächsten Beitrag zu sehen sein wird. Vorab möchte ich aber die ebenso langweilige wie bedenkenswerte zweite Aussage dieses Dioramas vorstellen: es geht um die Veränderung von Völkern und Umwelt durch die Gier nach Resourcen, die keinen Platz für weiterreichende Überlegungen läßt. Als Hintergrund ein paar Bemerkungen dazu:

Papua Neu Guinea (PNG) hatte seinen Gold Rush um 1930. Unvorstellbar, das nötige Material, Personal und alles, was zum Betrieb der Minen nötig war, in diesem extrem gebirgigen Land ohne jegliche Infrastruktur ins Bulolo Valley zu bringen – außer per Luftfracht vom Hafen Lae aus.

Mit der Auswahl der in Europa glücklosen Junkers G 31 hatte Guinea Airways das erfolgreichste Frachtflugzeug seiner Zeit zur Verfügung: die auf die besonderen Notwendigkeiten angepasste Variante G 31go ermöglichte bereits im ersten Betriebsjahr 1932 die Lieferung der Einzelteile des 1.100 Tonnen schweren Baggers mit je 5 Flügen täglich für jedes der beiden Flugzeuge, der „Peter“ und „Paul“.

So berichtet die Papua New Guinea Associtation of Australia, Rob Parler: „In den 12 Monaten ab Februar 1931 beförderte Guinea Airways 3.947 Tonnen Fracht und 2.607 Passagiere. Dies ist eine erstaunliche Zahl, wenn man bedenkt, dass die kombinierten Fluglinien des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und der USA im gleichen Zeitraum nur 2.670 Tonnen Fracht beförderten.

Bis 1939 wurden nach und nach sieben weitere Dredgen (Minenanlagen) eingeflogen, alle auf dem Luftweg.
 
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Hier die restlichen Bilder des "Rundgangs": Die Ansicht von BB hatten wir ja in #1, jetzt der Gegenschuß, also quasi die Rückseite des Dioramas.



Hier kann man schön den Segen und auch den Fluch der Teleobjektive erkennen: einerseits freuen wir uns über die Parallelität, anderseits ärgert die optische Verkürzung - wirkt einfach nicht richtig.
Sieht man auch in der Ansicht über die hintere Schmalseite der Grundplatte. Dafür erkennen wir hier aber, was zur Vorbereitung des Ladevorgangs so alles nötig ist: Holzbalken, alles mögliche zum Verzurren und Seile aller Art. Auch weiteres Ladegut wartet: riesige Kettenräder, E-Motore - und Kartoffeln und Gemüse in Körben - nicht nur gegen den kleinen Hunger.



Von oben schließlich sind alle Aktivitäten klar zu sehen: Der Kran beim Verladen der Mühlentrommel, das Dach samt Hebezeug für den Flug, Kraftstofffässer und das Oberteil für die Verzurrung der Mühlentrommel. Auch der Arbeitstisch samt Werkzeug fehlt nicht.



Nachdem jetzt das Große und Ganze vorgestellt ist, können wir gerne noch ins Detail gehen - später.
 
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Für den Lufttransport ist die Sicherung des Transportgutes eine wesentliche Veraussetzung. Gerade die hier beladene VH-UOU Paul wurde durch einen durch unzureichende Sicherung einer 44 Gallonen Trommel beim Start am 1. Mai 1934 schwer beschädigt, konnte aber repariert werden. Bilder aus der Zeit zeigen den häufigen Einsatz von indigenen Personen, was wohl nur mit intensivem begleitenden Einsatz des Stammpersonals möglich war. So wohl auch hier: Sägen will gelernt sein.



Besonders wichtig auch die Spannseile und Schäkel - was hier auf dem Tisch liegt, ist für die Verzurrung der Tube Mill gedacht, für das auch das Holzgestell am Boden von oben auf die Tube Mill gelegt werden muss. Und daher auch das Brecheiesen vor der Werkzeugkiste : wuchtig ist des Schlossers Kraft, wenn er mit Verlängerung schafft!




Die Körbe mit Lebensmitteln für die Arbeiter in Bulolo waren wohl einfacher zu handeln als die schweren Brocken für die Mine. Übrigens: die maximale Zuladung der G 31go wird mit 3.220 kg angegeben. Das schwerste Transportgut war eine Trommel mit 3.150 kg. Da bleibt nicht mehr viel für die Sicherung...

 
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Toll! Was mich als Nicht-Modellbauer begeistet, sind die tolle Recherche (auch schon im Baubericht) und die daraus resultierenden Informationen, die sich spannend lesen.
 
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Toll! Was mich als Nicht-Modellbauer begeistet, sind die tolle Recherche (auch schon im Baubericht) und die daraus resultierenden Informationen, die sich spannend lesen.
Danke, das freut mich besonders! Die Historie, also wer mit wem warum gerade auf diesen Flieger gekommen ist und was das für Folgen hatte, politisch, ökonomisch und technisch - wobei die Persönlichkeiten oft auch eine spannende Rolle spielen - das interessiert mich fast mehr als der Modellbau. Ich glaube, ich verbringe bald mehr Zeit mit der Recherhche als für den Modellbau, wobei ein Diorama natürlich immer besonders viel Recherche benötigt.

Mein Schwerpunkt liegt in der zivilen Luftfahrt zwischen den Kriegen und was da geboten ist, sprengt jede Vorstellung: es gibt Aussagen, wonach in den Zwanzigern in Großbritannien mehr Flugzeugtypen gab als PKW und Motorradtypen zusammen. Unglaublich, wenn man allein Finanzierung bedenkt. Die Begeisterung für diese neue Technik war eben auch gigantisch, siehe den G 31 - Bulolo Einsatz!
 
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Hätte ich vor. Aber - am Samstag, 19. August ist ja auch die Ausstellung in Köln-Porz im Rathaus, und dort kann ich sie ja (RO erledigt!) präsentieren!
Kommst Du?
 
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Schwierig nur toll! Einfach scheint mir hier unangemessen. :thumbsup:

Super Recherche, prima erzählt und Modellbau vom Feinsten.

Eine Frage habe ich aber noch, wie wurde Alles bei der Mine ausgeladen?

Die müssen ja einen ähnlichen Kran als erstes hingeflogen haben, natürlich in Einzelteilen.

LG Joachim
 
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Eine Frage habe ich aber noch, wie wurde Alles bei der Mine ausgeladen?

Die müssen ja einen ähnlichen Kran als erstes hingeflogen haben, natürlich in Einzelteilen.

LG Joachim
Danke für die Anerkennung. Es wird wirklich leichter, wenn man es denn tut, als vorher gedacht.

In Bulolo war eine andere Krankonstruktion nötig. Dort musste das Material ja nich am Kai aus dem Schiff entladen und zum Flugzeug transportiert werden. In Bulolo wurde entladen und wohl das dort lagernd Gut mit großen Ausleger zum Aufstellort der Mine oder in deren Nähe umgelagert.
Hier in der Übersicht wird das vielleicht deutlicher:



Der Entladepunkt war wohl an dem 3-fach Mast, ganz links am "Apron", der auch mit den hellen Stellen zu erkennen ist
Am Besten kann man das in den Filmen (hierüber schon zitiert) erkennen, aus denen Screenshots aber nicht gut genug für eine Abbildung hier sind. Dieses Bild zeigt die komplett andere Form des Krans in Bulolo (oder Wau), hier kann man auch mehr zu den Vorgängen lesen.



Solche Kräne gab es wohl in erster Linie in den USA: American Hoist war da prominenter Hersteller. Ein schönes Modell gibt es davon, wird im höheren 3-stelligen Bereich gehandelt...



Ich nehme an, das es in Bulolo mehrer Krananlagen gab. An der Entladestelle scheint jedoch Handbetrieb statt Dampfkraft eingesetzt worden zu sein.
Wie hier, auch aus dieser Quelle, ein Bild, das @Junkers-Peter schon im Baubericht zu diesem Diorama angeboten hatte. Hier mit Dampfkraft und sicher auf Appleby-Basis.



Ein weiters Bild aus der gleichen Quelle zeigt die Anlage nach der Bombardierung durch die Japaner 1942,; der Dreifuß ist hier gut zu sehen, über den Leitwerksresten, und er zeigt auch die "Hütte", die den Antrieb beheimatete und den Bediener schützte.



Ich hoffe, das beantwortet die Frage und gibt mal einen ersten Eindruck der Leistung der Junkers Flieger in Papua Neu Guinea: ALLES, was da auf diesen Bildern zu sehen ist, kam per Luft, also weitgehendst mit der G 31 eingeflogen. Hier nochmal ein Bild einer solchen Mine, der ersten, von denen ja noch sechs weitere eingeflogen wurden! Hier auch eine andere, vielleichst die klarste Ansicht der Entladestation und des weiteren Transports zur Mine. Was ja später auch umgekehrt genutzt wurde: schließlich musste das gewonnene Gold auch aus PNG in den Weltmarkt! Übrigens ein recht frühes Bild, wie ich meine, noch ohne "Hütte".

 
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Zurück zum Diorama - der Kran, das ist ja wohl neben dem Flieger der Hingucker, steht jetzt mal im Mittelpunkt. Hier sehen wir den Mann bei der Arbeit: diese Gewichte, Teile, die buchstäblich durch die dann doch relativ kleine Dachluke eingefädelt werden mussten, schadensfrei zu transportieren, das ist schon eine bewundernswerte Leistung! Und es ist von den fast 10 Jahre langen Einsätzen mit um die 5 Transportzyklen/Tag kein nenneswerter Schaden durch den Belade- und auch Entladevorgang bekannt.



Nochmal was für die Dampf-Nostalgiker und Freunde der Geradverzahnung: der Getriebekasten. Danke an @bolleken96 - kann man nicht oft genug erwähnen!



Jetzt die tollkühnen Männer auf den fliegenden Kisten: ohne Hand anzulegen, wäre das alles sicher nicht gut gegangen. Und dann noch mit Zuschauern...



Da ist nur wenig künstlerische Freiheit drin: Fotos zeigen die Turnübung am Rnde des Cockpits und den zu den Sternen greifenden Mensch im Flieger, der nach einem Tau hangelt, damit die Längsausrichtung stimmt.



Ich kann's mir nicht verkneifen - zum Abschluss mein Lieblingsbild, das die ganze Abenteuerlichkeit mit der selbstverständlichen Haltung zeigt, dass die Technik das schon verkraften wird und das Ziel erreichbar ist.



Hat's gefallen? Dann bitte nach dem 31.12.2013 abstimmen: G31 - twelve points!

Ach ja, und noch eine Danksagung: Lennart Andersson, Günter Endres & Rob Mulder haben durch das Buch Junkers G 24, K 30 and G 31 Stepping Stones eine tolle Basis für dieses Projekt geliefert, also ein großes Dankeschön!
 
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Danke für die Anerkennung. Es wird wirklich leichter, wenn man es denn tut, als vorher gedacht.

Solche Kräne gab es wohl in erster Linie in den USA: American Hoist war da prominenter Hersteller. Ein schönes Modell gibt es davon, wird im höheren 3-stelligen Bereich gehandelt...

ein Derrick-Kran - sieht man auch nicht oft
sehr schön

2013? :) abstimmen
 
Junkers-Peter

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Einfach nur grandios geworden. Dazu noch die ganzen Hintergrundinformationen. Wirklich ein einmalig gutes Paket, bei dem man noch viel dazu lernen kann. :smile1: Schade, dass dann wahrscheinlich in Sachen Junkers erst einmal nichts mehr von dir kommen wird.

Hier noch eine Montage mehrerer Fotos, wie sie in den Junkers-Nachrichten zu finden war. Wie man am Bild rechts oben sehen kann, wurde auch Rindvieh per Luft befördert.


Und zur Montage der Bagger wurden auch wieder Kräne verwendet:
 
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Danke @Junkers-Peter ,

An die Kuehe hatte ich auch gedacht, aber das fette Rohr war dem Kern des Auftrags am nächsten. Waere natürlich noch spektakulärer gewesen.
 
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Nachdem ich heute in Köln dieses Meisterwerk von @Zivilist bewundern durfte, kann ich nur herzlich zu deiner fantastischen Arbeit gratulieren.
Natürlich freue ich mich, dass ich beim Kran ein wenig unterstützen konnte. Well done mate!
 
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