Verlust MiG-29 29+09

Diskutiere Verlust MiG-29 29+09 im Jets Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Die Medien wieder. Der A 380 hat auch kinderkrankheiten wie jedes grössere Produkt. Mit der komplettzulassung wird sich das erledigt haben...
vossi79

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redhorn2 schrieb:
Hast du vielleicht auch gesehen. Kam irgendwann vor einigen Wochen im Fernsehen. Kann ich aber nicht werten, nur wiedergeben. Da wurde berichtet, das u.a. auch beim neuen A380 es passieren kann, dass der Computer alles Entlüftungen öffnen könnte und damit einen Unterdruck in der Kabine hervorrufen kann. Im 10000m Höhe nicht gerade anstrebenswert. Sorry sollte ich dies nicht so 100% wiedergegeben hab. Will damit nur sagen, trotz aller Technik, keiner sollte sich darauf immer verlassen. Es bleibt immer der Faktor Mensch. Und beide können Fehler machen.
Die Medien wieder.
Der A 380 hat auch kinderkrankheiten wie jedes grössere Produkt.
Mit der komplettzulassung wird sich das erledigt haben.

Der EF beweisst es selbst, bis jetzt unfallfrei, zumindestens was die technik angeht
 
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derBruchpilot

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foka schrieb:
Normalerweise prüft die Bundeswehr durch den Disziplinarvorgesetzten, ob so ein Fall an das Militärdienstgericht abgegeben wird.
Also, Militärgerichte gibt es bei uns Gott sei Dank schon mal nicht. Soldaten unterliegen bei uns der allgemeinen Straf- und Zivilgerichtsbarkeit. Allerdings gibt es mit dem Disziplinarrecht eine Besonderheit.

Der zuständige Disziplinarvorgesetzte (i. d. R. truppendienstliche Vorgesetzte, ist aber genau in der Wehrdisziplinarordnung geregelt) hat erst einmal zu prüfen, ob hier eine Verletzung der Dienstpflichten vorliegt. Ist er dieser Ansicht, kommt eine disziplinare Würdigung des Soldaten in Frage. Disziplinare Maßnahmen, die gegen den Soldaten ausgesprochen werden können, sind in der Wehrdisziplinarordnung abschließend geregelt.
Kommt der truppendienstliche Vorgesetzte in einem förmlichen Verfahren (u. a. Vernehmung des betroffenen Soldaten, Vernehmung von Zeugen, Anhörung der Vertrauensperson) zur Ansicht, dass eine Dienstpflichtverletzung vorliegt, kann er eine disziplinare Maßnahme aussprechen. Bestimmte Disziplinarmaßnahmen ( z. B. Herabsetzung im Dienstgrad) können jedoch nur durch Truppendienstgerichte verhängt werden. Das sind im Prinzip Verwaltungsgerichte mit eingegrenztem Zuständigkeitsbereich, die u. a. mit einem hauptamtlichen (Jurist mit Befähigung zum Richteramt) und nebenamtlichen Richtern (Soldaten) besetzt sind.
In bestimmten Fällen kann der der Ebene Divisionskommandeur zugeordnete Rechtsberater in seiner Funktion als Einleitungsbehörde den Disziplinarvorgesetzten übergehen und den Fall direkt dem Truppendienstgericht vorlegen.
Sowohl gegen die Entscheidung des Disziplinarvorgesetzten als auch des Truppendienstgerichtes kann der betroffene Soldat juristisch vorgehen, letzte Instanz ist im Regelfall der Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichtes.
Disziplinarrecht ist jedoch kein Strafrecht und dient sozusagen nur der Aufrechterhaltung der Disziplin der Truppe. Gleiche oder ähnliche besondere Rechtsformen gibt es auch für Beamte bzw. Ärzt und Juristen (Standesrrecht).
Deshalb hat der Disziplinarvorgesetzte weiterhin zu prüfen, ob eine Straftat vorliegt. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Straftat kann er, bei bestimmten Strafttaten muss er sogar den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Diese leitet dann im Regefall ein Ermittlungsverfahren ein. (Das Ganze funktioniert auch in umgekehrter Richtung, bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens erhält der Disziplinarvorgesetzte eine Mitteilung in Strafsachen, bei bestimmten Delikten, wie Alkohol im Straßenverkehr, erfolgt dann regelmäßig auch eine disziplinare Würdigung).
Bei bestimmten Delikten ist auch der Staatsanwalt gezwungen, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, wenn er davon erfährt, und sei es aus der Zeitung (deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft immer, wenn ein Soldat im Einsatz Schusswaffen anwendet und dabei Dritte tötet oder verletzt).
Eine eventuelle strafrechtliche Verurteilung kann wiederum Auswirkungen auf das Dienstverhältnis eines Soldaten haben. Bei rechtskräftiger Verurteilung wegen einer Straftat, die mit Freiheitsentzug von mindestens einem Jahr bedroht ist, wird der Soldat entlassen (auch wenn die Verurteilung auf Bewährung erfolgte). Bei Verurteilung für Straftaten mit Strafandrohung unterhalb eines Jahres erfolgt die Entlassung wegen mangelnder Eignung im Regelfall, wenn die Dienstzeit weniger als vier Jahre beträgt.

Der Soldat lebt also nicht im rechtsfreien Raum. Konsequenzen sind die a) disziplinare Würdigung b) strafrechtliche Verurteilung c) ggf. laufbahnrechtliche Konsequenzen in Folge strafrechtlicher Verurteilung.

Eigentlich unabhängig von der o. a. disziplinar- und strafrechtlichen Würdigung sind Schadensersatzansprüche der Bundeswehr. Wenn der Bundeswehr ein Sach- oder Vermögensschaden entsteht, kann sie diese Ansprüche durchaus gegen den Soldaten geltend machen. Jedem Soldat dürfte die entsprechende Sachschadensmeldung ( z. B. bei Verlust des Bw-Taschenmessers) in Erinnerung sein. Der Vermögensschaden kann dabei durchaus durch entsprechende Schadenersatzzahlung des Bundes begründet sein (Soldat fährt mit Lkw 2to gegen Zaun vom Golfplatz, Lkw unbeschädigt, aber Wehrverwaltung muss Reperatur des Zaunes bezahlen). Vorraussetzung ist dabei aber ein schuldhaftes, d. h. vorsätzliches oder zumindest grob fahrlässiges Verhalten des Soldaten. Der Nachweis eines schuldhaften Verhaltens wird natürlich durch ein in gleicher Sache geführtes Straf- bzw. Disziplinarverfahren erleichtert. Die Höhe der Wiedergutmachung ist allerdings durch verschiedene Regularien begrenzt. Eine Wiedergutmachung kommt im Regelfall bei Einsatz und Übungen nicht in Frage – wenn ich im Einsatz beschossen und zur schnellen Ortsveränderung gezwungen werde, ist es mir nicht zuzumuten, vorher noch die Vollzähligkeit meiner Ausrüstung zu prüfen. Für die dabei verlorengegangene Feldflasche muss der Soldat also nicht aufkommen. Da Übungen simulierter Einsatz sind, gilt hier Gleiches.


Gruß R.
 
Cirrus

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MR.ETAR schrieb:
@ Cirrus(oder der jenige der das weiß) ich weiß das das Leitwerk bei euch im Platz steht,aber wie siehts eigentlich mit den restlichen Teilen aus,sind die verschrottet worden??

gruß Dalibor

PS: Das war die einzige Mig die ich nie zu Gesicht bekam :FFCry:
Der "Rest" ist verschrottet worden. Der K-36 Schleudersitz ist allerdings noch vorhanden.
 
Ghostbear

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DerFuchs schrieb:
Da stellt sich mir schon die Frage, warum der dann überhaupt noch fliegen durfte; wenn schon die Fluglehrer das nicht können, wer stoppt denn so einen Piloten bzw. kann das denn überhaupt noch jemand ? Ist das falsch verstandener Kameradschaftgeist oder warum flog der überhaupt noch weiter.

MfG
Ich greif ja immer gerne auf Storys aus meiner PPL Ausbildung zurück :red: Die Fluglehrer waren alles Profis, EX-Luftwaffe Tornado, Phantom und Alpha Jet Piloten, sowie ein Ex-Interflug Argrarflieger(der coolste Typ unter der Sonne 8000h und das Meiste unter 1000ft).

Die Leute hatten viel zu erzählen, u.a. dass es gar nicht so einfach ist, Leute auszusortieren, wenn sie schlau genug sind. Ein Tornado Waffenlehrer hatte berichtet, dass er einen Kandidaten auf dem Kieker hat, der sich in seiner Gegenwart absolut Regelkonform verhält, er aber von den anderen WSO`s immer wieder Beschwerden über gefährliche "Kunststücke" berichtet bekommt. Tja, und wenn er selber hinten drin sitzt, dann ist alles Dienst nach Vorschrift und ohne Beanstandung. Er hatte so keine klare Handhabe.:(

Ich denke, dass es einige gibt, die durch geschicktes Kaschieren ihrer "wahren" Persönlichkeit durch alles durchgekommen sind und dann den wilden Mann machen. Einer meiner besten Freunde ist ganz frischer WSO und er meinte zu mir, dass es in den USA einige Frontseater gegeben hat, die mega arrogant seien, sich als die Elite fühlen usw. Wenn das wirklich so stimmt, dass einige das so raushängen lassen, dann ist das für mich schon ein Charakterdefizit, welches deren Eignung irgendwo in Frage stellt.

Die Luftwaffe braucht IMHO keine Maverick's. Schade nur, dass da einige den Maverick noch in sich versteckt haben.

Bei den VF-213 "Black Lions" gab es einen Piloten (LTCDR BATES), der zwei Tomcats weggeschmissen hat. Einmal sogar bei einem Fly By am Carrier (http://www.alexisparkinn.com/photogallery/Videos/f14aExplosion.wmv). Der hat sich, seinen RIO und ein paar Zivilisten beim zweiten Absturz um die Ecke gebracht. Hier mal ein Link: http://www.alexisparkinn.com/tomcat_explosion.htm
Hier, der Vollständigkeit halber, eine andere Interpretation:
http://www.alexisparkinn.com/tomcat_explosion_2.htm

Eine weitere Geschichte soll in Cottesmore passiert sein: Da soll es Saudis gegeben haben, die im Simulator nicht so richtig klar kamen. Da hat einer doch glatt in einem Emergency alles losgelassen und gerufen :"Allah will help". Die Saudis mussten wohl auch alle durchgezogen werden, egal wie oft die den Lehrgang haben machen müssen, bis sie es gecheckt haben. :confused: :?!
 
Der durstige Mann

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Absturz 29+09

Hallo!

Hier zwei Quellen zur Absturzstelle:
1.) Aachener Nachrichten v. Mi., den 26.06.1996: Landkreis Demmin (Mecklenburg-Vorpommern).
2.) "DHS"-Ausgabe Nr. 5: Absturz Budersdorf bei Dargun.

Viel Spass beim Suchen auf der Karte!

Es grüsst der durstige Mann
 
Simon R

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Der durstige Mann schrieb:
Hallo!

Hier zwei Quellen zur Absturzstelle:
1.) Aachener Nachrichten v. Mi., den 26.06.1996: Landkreis Demmin (Mecklenburg-Vorpommern).
2.) "DHS"-Ausgabe Nr. 5: Absturz Budersdorf bei Dargun.

Viel Spass beim Suchen auf der Karte!

Es grüsst der durstige Mann
Brudersdorf?:FFEEK: :FFEEK: :FFEEK: Ist mein Nachbardorf...
 

Voyager

Guest
Simon R schrieb:
Ich werd bei Gelegenheit mal vorbei gucken. Anhand der Bilder mit dem Wald im Hintergrund dürfte die Stelle schnell gefunden sein. Ich bezweifle aber, dass man nach fast 10 Jahren noch irgendwelche Spuren finden wird...
Die Bundeswehr räumt normalerweise sehr gründlich auf, auch wenn die Unfallursache offensichtlich ist. Das bedeutet absuchen eines sehr großen Radius nach Teilen und großzügiger Erdaushub, um Grundwasserschäden zu minimieren. Es dürfte inzwischen sprichtwörtlich Gras über die Sache gewachsen sein;)
 
Simon R

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Voyager schrieb:
Die Bundeswehr räumt normalerweise sehr gründlich auf, auch wenn die Unfallursache offensichtlich ist. Das bedeutet absuchen eines sehr großen Radius nach Teilen und großzügiger Erdaushub, um Grundwasserschäden zu minimieren. Es dürfte inzwischen sprichtwörtlich Gras über die Sache gewachsen sein;)

Die intensive Landwirtschaft in unseren Breiten tut ihr Übriges...
 

n/a

Guest
Die Luftbremse ist praktisch wirkungslos, das Seitenruder hat ebenfalls nur sehr begrenzte Wirkung, einzig dem Querruder gebe ich noch etwas Wirksameit.
Also eigentlich ist das einzige Ruder, das bei Steil- und Flachtrudeln noch zumindest ein wenig angeströmt wird, das Seitenruder und nicht das Querruder.. weil der Jet aber mit einem so flachen "Anstellwinkel" nach unten fällt, reicht die Anströmung des Seitenruders nicht mehr aus, um das (Flach)Trudeln auszuleiten.
 
northwood

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AW: Verlust MiG-29 29+09

Der betreffende Pilot brachte das Flugzeug tatsächlich mit Absicht ins Trudeln. Das konnte anhand der aufgezeichneten Flugdaten zweifelsfrei ermittelt werden. Während der vorangegangenen Flüge hat er es probiert, jedoch nicht geschafft. :mad:
Und ein Flugzeug, was schwer ins Trudeln gebracht werden kann, kommt auch schwer wieder hinaus - vor allem dann, wenn man statt der MiG-29 das noch geläufige F-4 Verfahren anwendet... :!:
Der Meister hatte auch schon eine Vorgeschichte: Bei seinem Abschiedsflug aus dem Jagdgeschwader mit dem "R" im Wappen verletzte er die Sicherheitsbestimmungen erheblich und kam somit ohne Flugzeugführerschein ins JG 73! Die Fluglehrer seines alten Verbandes hatten schon Wetten abgeschlossen, ob er oder ein gleichzeitig mit versetzter Oberleutnant zuerst eine Mühle wegwirft!!! :?!
Er ist wohl zurecht nicht mehr geflogen und aus der Bundeswehr entlassen worden. :HOT
Er hatte damit der MiG-29 einen Bärendienst erwiesen, denn diese Einstellung wurde einige Jahre lang auf die gesamte Staffel übertragen und es war nicht einfach, wieder ein anderes Bild zu vermitteln.
Hallo,
ist zwar ein uralter Faden - aber der Absturz der 29+09 war 2012 auch Thema im Heftchen "FLUGSICHERHEIT" des GenFlusi. Im besagten Bericht wurde auch eine Passage abgedruckt, die offensichtlich vom Unglückspiloten selbst stammt. Nachdem ich daraufhin den vollständigen Text in der angegebenen Quelle, nämlich dem LockOn-Forum, recherchiert hatte, möchte ich Euch die Darstellungen des Absturzes aus quasi "erster Hand" nicht vorenthalten. Cirrus hat ja in dem Zitat oben als Insider schon einiges durchblicken lassen; die dargestellte Schilderung liest sich überdies jedoch durchaus interessant. Ich hoffe, dass das kein alter Hut ist, den ich da ausgegraben habe:

Ich bin damals mit der 29-09 abgestuerzt. Nach so langer Zeit diesen Thread zu lesen ist sehr unterhaltsam!
Also, hier eine kurze Beschreibung der tatsaechlichen Ereignisse.
Wir waren auf einer Quick Reaction Alert (QRA) Mission mit 2 MiG-29. Diese waren - und das soll nicht arrogant gemeint sein - recht langweilig, da sie hauptsaechlich dem Training des Ground Control Intercept (GCI) Personals dienen. Wir machten einige 1vs1 Intercepts mit alternating Target/Fighter Rollen.

Wir waren etwa 30NM voneinander entfernt (ich im Norden der TRA 206, wenn ich mich richtig erinnere). Ich sollte beim naechsten Intercept (Abfangjagd) das Target simulieren. Dabei ist es dem Piloten ueberlassen was fuer Parameter fliegt, d.h. was fuer ein feindliches Lfz man darstellt. Nach einigen Intercepts in groesserer Hoehe und mit hoeheren Geschwindigkeiten, ich entschied ein langsames Ziel am "Boden" der TRA (8000'MSL) zu fliegen. Um Kraftstoff zu sparen moechte man allgemein so hoch wie moeglich mit der jeweils optimalen Mach Zahl fliegen. Daher war ich oben in der TRA (ca 21000'MSL) und musste Hoehe verlieren ohne wesentlich Geschwindigkeit aufzunehmen.
Ich (und einige meiner Kameraden) flogen oft das Cobra Maneuver, obwohl diese nicht in den vorgeschriebenen Limits lagen. (Dies war immer sehr begehrt wenn wir mit NATO Partnern geuebt haben, die die Faehigkeiten der Fulcrum kennenlernen wollten). Uebrigens kam bei unseren Fulcrums die Nase "nur" etwa 70 Grad hoch, waehrend die Prototypen die Mikoyan bei Flugshows vorfliegt wg. weiter hintem liegendem Schwerpunkt (kein Radar etc.) ca. 90 Grad schafften.

Da ich um die guten Langsamflugeigenschaften der Fulcrum wusste und dies oft in anderen Fluegen erflogen hatte, begann ich eine kontrollierte Sinkspirale. Ich beabsichtigte dabei kein Trudeln, erst recht kein Flachtrudeln, welches eintrat. Mit gezogenem Knueppel und linkem Ruder, stabilisierte ich mit etwas Gegenquerruder. So flog die Maschine etwa 3-4 enge Sinkkreise. Dann schnappte die Maschine ploetzlich ohne weitere Warnung und ohne veraenderte Steuereingaben in das Flachtrudeln. Das Flugzeug lag dabei voellig horizontal, hatte keine Vorwaertsgeschwindingkeit und rotierte mit 180 Grad pro Sekunde. Dieser Zustand blieb unveraendert mit verschiedenen Steuereingaben und sogar mit beiden Triebwerken in vollem Nachbrenner (sehr eindrucksvoll dabei dass kein Kompressorstall eintrat). So trudelte ich etwa 70 Sekunden von 21K Fuss. Bei etwa 10000 Fuss verlangsamte sich die Rotation, so dass ich den Eindruck erhielt das ein Ausleiten moeglich sein koennte. Da man in grosser Hoehe nicht weiss ob man sich ueber evtl ueber einem Dorf befindet, war ich mir durchaus bewusst das Menschenleben am Boden in Gefahr waren. Daher versuchte ich weiter die Maschine zu retten bis ich mich letztendlich bei 3000 Fuss herausschoss. Als der Fallschirm aufging sah ich nach meiner Maschine und sah dass sie auf eine Wiese gestuezt war. Nach einer Minute oder so am Fallschirm landete ich etwa 200m von der rauchenden MiG auf einer Wiese bei Brudersdorf. Zwei Bauern waren nahebei und kamen zu mir. Sie hatten die MiG trudeln sehen und wollten wissen was passiert war! Sie waren sehr freundlich und boten mir sogar etwas O-Saft an.

Innerhalb von einer Viertelstunde waren auf der Wiese 4 oder 5 Hubschrauber und zahllose Polizei- und Krankenwagen. Unser Fliegerarzt kam mit der Luftwaffen Bell UH-1D, welche auch im QRA Bereich in Laage stationiert ist. Mit dieser flogen wir ins Rostocker Krankenhaus um meine Wirbelsaeule zu roentgen. Ausser mir auf die Zunge gebissen zu haben (wg. hoher Fliehkraefte war mein Kopf waehrend des Flachtrudelns und auch beim Ausschuss gegen das Instrumentenbrett gredrueckt) und ausser einem steiffen Nacken war mir nichts passiert.
Zu den folgenden Ereignissen war etwas Wahrheit und etwas dazugereimtes in Euren Spekulationen:
Ja, ich war waehrend der Auswertung des Unfalles "gegroundet" und habe ein paar Monate lang im Luftwaffenamt in Koelln Laermbeschwerden bearbeitet.

Da ich mir natuerlich bewusst war gegen die Vorschrift verstossen zu haben, hielt ich es fuer unwahrscheinlich weiter bei der LW zu fliegen. Ich ueberdachte meine Situation, was ich bisher in meiner Fliegerkarriere erlebt hatte (F-4F, MiG-29, Goose Bay, Deci, TAM, zahllose Uebungen mit NATO Partnern... ) und kam zum Entschluss das ich fliegerisch fast alles moegliche erlebt hatte. In den paar Jahren vor dem Crash kamen ich und die meissten von uns auf der MiG auf nur 90 Flugstunden im Jahr. Die meisste Zeit war mit herumsitzen in der Staffel oder auf QRA verschwendet und oft wenig zufriedenstellend. Also sogar falls ich meinen Schein behalten wuerde war nichts Neues und keine "Job Satisfaction" in Sicht. Ein nicht-fliegerischer Job in der Bw kam fuer mich nie in Frage. Daher habe ich im Herbst meine Zurueckstufung von Berufssoldaten auf eien Zeitsoldaten (mit kurzfristigem Dienstzeitende) beantragt und meine Wings und meinen Schein gleichzeitig damit auf den Tisch gelegt.
Zwei Jahr spaeter hatten die langsamen Muehlen der BW endlich genug gemahlen um mein Disziplinarverfahren einzuleiten. Der Richter des Verwaltungsgerichtes in Hamburg bekam im Verfahren den Eindruck dass die BW ein Exempel statuieren wollte - was durchaus der Fall war. Er stellte dem Staatsanwalt vor die Wahl entweder die Anklage fallen zu lassen, oder innerhalb einer Stunde eine neue, realistische Anklageschrift zu verfassen und vorzulegen. Der SA tat letzteres, und der Verfahren endete damit dass ich fuer ein Jahr 5% meines Gehaltes als Disziplinarstraft zahlen musste, weil ich als schuldig befunden wurde den Anstellwinkel ueberschritten zu haben.

Waehrend ich natuerlich den Verlust eines wundervollen Flugzeuges sehr bedaure (die MiG-29 ist absolut einzigartig und war anderen 3rd Generation Fightern aerodynamisch weit ueberlegen), und waehrend ich mir absolut bewusst bin das alles ganz anders ausgegangen waehre falls der Absturz am Boden Leben gekostet haette, bin ich heute froh dass ich auf diese unschoene Weise einen Ausstieg aus der Bw frueh genug gefunden habe um noch eine zweite erfolgreiche Karriere zu haben. Heute lebe ich in Seattle und arbeite als Program Manager fuer Boeing, habe Frau und ein Kind, und blicke auf eine schoene Zeit in der Luftwaffe zurueck. Mit dem Absturz habe ich immer eine gute Geschichte zu erzaehlen auf die ich nicht stolz bin, aber die bei so ziemlich jedem auf Interesse stoesst.
 
pok

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AW: Verlust MiG-29 29+09

Beeindruckend und fuer mich auch gut nachvollziehbar.
 
Ralph

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AW: Verlust MiG-29 29+09

... wenn ihn sein Job so gelangweilt hat : warum ist er dann nicht vor dem Crash gegangen ? so hat er erst noch sich und andere Menschen gefährdet und ordentlich Steuergelder geschrottet ... und das schlimme ist : sein Geschreibsel zeigt , daß er eigentlich noch immer nicht realisiert hat , was er für einen Bockmist gebaut hat und welch glücklichen Ausgang der genommen hat ...
und so einer bekommt dann noch einen Job bei Boeing ??? :headscratch:
 

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AW: Verlust MiG-29 29+09

Vielleicht könnten wir diese Debatte vom Hörensagen um vier Ecken beenden? Was soll so ein Urteil nach so vielen Jahren? Ihr habt doch keinerlei neue Details beizutragen?
 

Bronko

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Hallo,

keine neuen Erkenntnisse zum Hergang, aber ich habe in 2016 versucht die Absturzstelle zu lokalisieren. Mit Hilfe eines Anwohners, dessen Eltern damals gerade Enten schlachteten und die Geräuschkulisse wahrnahmen, kann ich dies mit einer Genauigkeit von ca. 150m mitteilen:

53.97136,12.87983
(einfach auf OSM einfügen, darf hier leider "noch" keine externen Links posten)



Die Trebelwiesen wurden damals noch bewirtschaftet (siehe Text des mutmaßlichen Piloten), heute ist es unwegsames, weil wild überwuchertes Gelände, Renaturierung eben. Dieses Bild zeigt in Richtung der Koordinaten in der Bildmitte. Ich stehe dazu am Waldrand, wie er hier zu erkennen ist:

Verlust MiG-29 29+09
und mache quasi den Gegenschuß:



Die in den obigen Bildern zu erkennende Behelfsstraße wurde vom Anwohner bestätigt, auch das der Bergungs- bzw. Vortrupp zunächst zum bekannteren und bei Rostock gelegenem Broderstorf fuhr. Der Pilot hatte also tatsächlich genügend Zeit seinen Orangensaft zu trinken... ;-)
Der ganze Bergungsprozeß soll sich auf Grund des unwegsamen Geländes über mehrere Tage hingezogen haben.

Soweit mein kurzer Vorortbericht.
 
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Klein ?
Steht da nicht irgendwo in Laage ein Seitenleitwerk ?
 
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Das Leitwerk steht heute bei den westlichen neueren Flugzeugboxen. Gehe davon aus, dass dort die 731. liegt. Damals stand es vorm Pilotengebäude bei der Phantom, wo damals die 732. ihren Bereich hatte. Denke mal, es wurde damals als Trophäe genutzt. Da stand noch ein entsprechender Text dran oder drunter. Falls ich falsch liege, bitte berichtigen.
 
Thema:

Verlust MiG-29 29+09

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