Modellbau Graupner insolvent

[Swordfish]

Ja Flugi, du hast natürlich recht, habe ich aber damals so gesehen und sogar gelächelt, als mein "Fliegerfreund" mich unbedingt dabei haben wollte, um mir seine Flugkünste mit seinem Holzflugzeug zu demonstrieren, später hat er sich sogar mit motorisierten Modellen beschäftigt, ich verlor ihn allerdings aus den Augen weil sich unsere Wege berufsbedingt trennten. Ich glaube, dass ich auch den Namen Graupner durch ihn etliche male hörte....!?
Er landete aber nicht in der Fliegerei sondern wurde Verkaufsleiter in einer grossen Warenhauskette....!
Ich schaue heute diese Sparte im Modellbau natürlich auch mit anderen Augen, doch damals hatte ich eher eine desinteressierte Meinung
über diese flugtüchtigen Modelle, auch ferngesteuerte Fahrzeuge konnten mich nicht vom Plastik weglocken....
(Das geschah übrigens in den frühen 60er...)

 

[A.G.I.L]

Mir hat's gestunken, dass die Plastikmodelle nach Fertigstellung nur noch als Staubfänger dienten. Deshalb interessierten mich die wirklich fliegenden Modelle weit mehr und brachten mich letztenendes zur manntragenden Segelfliegerei.
Auch wenn jetzt mancher aufschreien mag: der RC Flugmodellbau (insbesondere wenn's um Scale Modelle geht!) ist um einiges anspruchsvoller als der Plastikmodellbau. Das Gefühl, wenn das Flugmodell nach oft monatelanger Bauzeit nach dem Kniezittern verursachendem Erstflug wieder wohlbehalten am Boden steht, ist nicht zu toppen! Und dazu diese Geruchsmischung nach verbranntem Rizinus etc. Öl und frisch gemähtem Gras - wie habe ich es geliebt! Musste ich aus gesundheitlichen Gründen leider alles drangeben.

 

[airforce_michi]

Mir hat's gestunken, dass die Plastikmodelle nach Fertigstellung nur noch als Staubfänger dienten.

...das geht mir heute noch so!

Den kleinen Uhu habe ich natürlich auch geba...bauen "müssen", als Schulprojekt im Werkunterricht - irgendwann ging es dann mit ca. 15-20 kleinen Uhus zum Jungfernflug in den Hamburger Volkspark...

 

[Swordfish]

Den kleinen Uhu habe ich natürlich auch geba...bauen "müssen", als Schulprojekt im Werkunterricht

In der Schweiz wurde der Modellbau vor dem Krieg stark gefördert, es gab sogar Modellbauschulen! Hier zwei Bilder aus einem Heft "Pro Aero" von 1939!
Textpassage: "Unser Land braucht eine grosse Zahl flugbegeisterter Buben, die - in Modellbau und Segelflug gründlich vorgeschult - das Reservoir darstellen, dem unsere Miltär- und Zivilaviatik durch geeignete Auslese erstklassiges Pilotenmaterial entnehmen kann. Schweizer Jugend: treib Flugsport!"

 

[tailhook]

Zum besseren Verständnis für Dich und nicht böse gemeint.
Diese "Holzdinger" waren für junge Menschen der Einstieg in die Flugphysik, in die Aerodynamik und für den Robert bestimmt auch in die Festigkeitslehre. Es gab viele Möglichkeiten zu experimentieren, neues auszuprobieren, Bewegung an der frischen Luft und das beobachten des Wetters.
Das ist ja grundlegend was anderes, als ein Plastikflieger im Regal.
Und, entscheidend, es war für einige hier, wie man bereits lesen konnte, der Einstieg in ein Berufsleben mit Flugzeugen. Egal ob als Pilot oder Techniker.

Die Leidtragenden sind heute die Modellflieger mit zusätzlichen gesetzlichen Auflagen, weil sich jeder "Depp" im Internet eine Drohne kaufen und damit herumfliegen kann, ohne die Grundlagen des Fliegens jemals erlernt zu haben.

 

[WaS]

…weil sich jeder "Depp" im Internet eine Drohne kaufen und damit herumfliegen kann, ohne die Grundlagen des Fliegens jemals erlernt zu haben.

Als Pferde duch Autos abgelöst wurden, da wurde vermutlich ähnlich argumentiert…

 

[Flugi]

Die Leidtragenden sind heute die Modellflieger mit zusätzlichen gesetzlichen Auflagen, weil sich jeder "Depp" im Internet eine Drohne kaufen und damit herumfliegen kann, ohne die Grundlagen des Fliegens jemals erlernt zu haben.

Ja, da hast Du nicht ganz unrecht. Aber es ist eine Entwicklung der Zeit. Vor 50 - 60 Jahren hat man Freiflugmodelle gebaut. Eine RC Anlage war ein Traum, wenn gleich die technische Entwicklung für den Hobbybereich noch in den Kinderschuhen steckte. Heute ist die Mikroelektronik so weit fortgeschritten, das solche Minifluggeräte für jeden händelbar sind.
Ja, man versaut damit die Reputation der Modellflieger. Ich muss Dir aber auch sagen, jemand, der eine Drohne steuern kann, der ist für mich kein Modellflieger.

 

[Swordfish]

Als Pferde duch Autos abgelöst wurden, da wurde vermutlich ähnlich argumentiert…

Nicht vermutlich, da wurde zum Teil handgreiflich argumentiert, hier eine Passage aus dem Buch "Motorfahrzeuge in der Schweizer Armee 1898 - 1937".....: "Es ist nicht zu verwundern, wenn gelegentlich das gefährdete Publikum selbst Strafgericht ausübt, wo die Gesetze zu schwach sind, dem verhassten Durchblitzen der Automobilisten durch vollbelebte Strassen entgegenzutreten" (1906)!! In dieser Zeit wurden Autofahrer zum Teil bei Durchfahrt von Ortschaften angehalten und beschimpft, oder mit Kartoffeln und anderen Gegenständen beworfen.....!!

 

[A.G.I.L]

.... jemand, der eine Drohne steuern kann, der ist für mich kein Modellflieger.

Sehe ich genau so! Ein Flugmodell ist Selbstzweck, eine Drohne (meistens) Mittel zum Zweck.

 

[Whisky Foxtrott]

Quatsch! Einen MC perfekt ohne Systemunterstützung steuern zu können, ist erheblich anspruchsvoller, als bei einem stabilisierten RC-Heli!

Um einen Nasenkreis zu beherrschen, bedarf es viele Stundedn der Übung!

 

[A.G.I.L]

Einen MC perfekt ohne Systemunterstützung steuern zu können, ist erheblich anspruchsvoller, als bei einem stabilisierten RC-Heli!

Natürlich. Umgekehrt aber mindestens genauso.

 

[F-16]

Um einen Nasenkreis zu beherrschen, bedarf es viele Stundedn der Übung!

Vermutlich so viele wie mit Heli mit Paddelstange, 2mm Heckwelle und mechanischem Kreisel . Hieß UNI- Mechanik, war nicht so knackig wie ein Vario Sky Fox, hing aber millimetergenau am Pitch.
So´n normaler Heli hat noch einen Vorteil: Wenn man mal wegguckt ob die anderen auch gucken daß man Nasenkreis fliegt muß man danach nich suchen was jetzt die Nase ist

 

[Whisky Foxtrott]

Stichwort "Mechanischer Kreisel"!

Ich hatte Ende der 70-er einen von Kavan in Graupner's Trwin-Bell montiert. Der verbraucht dermaßen Strom, dass nach 20 Minuten die Deacs leer waren. Und nachdem ich genug Rotorblätter verholzt hatte, stellte ich fest, dass meine Reaktion der des Heckrotor-Kreisels überlegen war.

Ja, eigentlich war das damals eine viel interessantere Zeit. Multiplex bot Servos als Bausatz an, zum Drehrichtungswechsel wurden Poti- und Motorkabel umgelötet. Wollte man ein anderes Modell fliegen, mußten die Servos getauscht werden.
Graupner's damaliger Rolf Kunz "Cirrus" war eine Sensation, da mit Kunststoffrumpf.
Carrera bot einen Kunstoffrumpf an, der angeblich unzerbrechlich war. Was nur für den Sommer zutraf, eine harte Landung bei Minusgraden, und der Rumpf zersplitterte wie Bakelit.
Viertaktmotoren waren kaum vorstellbar. Anlassmotoren wurden aus 6 Volt Scheibenwischermotoren gebastelt, und mit den 27 MHz Anlagen wußte man hinterher nie, wer die Absturzstörung verursacht hatte.

Stimmt schon, die heutigen Flugregelanlagen sind faszinierend, aber Spannung tritt keine mehr auf. Bei mir setzte der Schreck unmittelbar nach dem Start ein, die Angst, wieder heil herunter zu kommen ...

Dazwischen die von Graupner angebotenen, kaum vorstellbar präzisen O.S.-Motoren mit vier oder fünf Viertaktzylindern, die ich allesamt in meinem Konvolut habe.

Schade um die Firma Graupner. Ein weltbekanntes Unternehmen, das die Entwicklung führend geprägt hat. Und letztendlich zu groß geblieben war, um mit Schaumgummifliegern 350 Mitarbeiter zu ernähren ...