Der Grund steht im oben verlinkten Spiegel-Artikel: "Die Luftfahrtindustrie will mit dem Vorstoß dem Personalmangel entgegenwirken, da eine Lockerung der Vorschriften Piloten erlauben würde, sich auf Langstreckenflügen auszuruhen, ohne dass Ersatz an Bord ist. "
Anstatt Personal auszubilden und mit attraktivem Angebot zu binden möchten da manche lieber eine "Scheibe Sicherheit" entfernen.
Schweizer-Käse-Modell – Wikipedia
Aus der Praxis einer (unverstärkten) Langstrecke: Der Tag beginnt im echten Leben - auch bei einem Abend/Nacht-Checkin. Natürlich versucht man für einen späten Checkin, länger zu schlafen / spät aufzustehen usw. Aber auch Leute ohne Familie habe natürlich einen Biorhythmus und schlafen nicht auf Knopfdruck bis um 16:00 Uhr Ortszeit. 2 Stunden vor Abflug ist dann Checkin - Flugvorbereitung mit Wetter, Notams, Technik, Crewbriefing usw (real reicht die Zeit eher nicht und man fängt damit schon vorher zuhause an). Boarding, Taxi, Takeoff, Climb - in etwa die erste Stunde sind alle Piloten im Cockpit. Wenn es über den Atlantik geht (NAT), dann ist es sehr sinnvoll, die Clearance zu zweit zu erhalten/prüfen/einzugeben. Da die letzte Stunde auch wieder mit allen Piloten ist bleiben also bei FRA-JFK von 8h Flugzeit etwa 6 Stunden Cruise Flight.
Diese 6 Stunden sind geprägt von hauptsächlich sehr monotoner Zeit in stiller Dunkelheit, wobei aber jederzeit Systemstatus, Flugstatus, Wetter auf der Strecke und am Ziel und am Alternate im Blick bleiben müssen, ab und zu Kabinenprobleme auftreten (Passagier ohnmächtig etc). Gleichzeitig kann es in sehr kurzer Zeit z.B. durch Wetter oder Technik (Druckverlust, Motorausfall aber auch einfach nur Geräteausfall mit "darf man ohne dieses Gerät legal weiter durch diesen Airspace fliegen? Welche operationellen Auswirkungen hat das? ...) extrem arbeitsam werden. Wenn man da nun allein sitzt hilft einem niemand gegen die Müdigkeit und passt mit auf, falls man unbemerkt zu müde wird (auch viel Kaffe hilft wenig, stört aber jede Pause wirksam) und niemand ist schnell da, wenn es schlagartig arbeitsam wird. Jedes völlig normale "hast du das auch gehört / den Lotsen auch so verstanden?", jedes "riechst du das?" und jedes "das Problem hatte ich neulich schon, lass uns mal folgendes probieren..." entfällt ersatzlos.
Der "schlafende" Kollege liegt im Crewrest, sein Körper geht natürlich nicht auf Knopfdruck in den Schlaf und von seinen 3 Stunden Pause ist nur teil Teil erholsam. Dann wird getauscht. Im Optimalfall läuft alles glatt und eine Stunde vor der Landung trifft ein aus der Pause kommender Pilot auf seinen vom Solo-Teil verstärkt müden Kollegen. Im Anflug auf New York ist niemand mehr richtig frisch, der Verkehr da gern mal intensiv, Wetter nicht immer top - wach sein wichtig. Landung, Checkout, Fahrt zum Crewhotel. Da dann ein Tag Pause, bevor es wieder zurück geht. Erholung ist das nicht wirklich und der zweite Flug geht nicht leichter von der Hand, als der erste.
Ohne das zu lang / detailliert werden zu lassen: Will ich da mit einer Airline fliegen, die auf dem Flug teilweise nur einen Piloten (und das kann natürlich auch der schlechteste an seinem miesesten Tag sein) einsetzt - weil die nicht genug Personal haben oder 5 Euro am Ticketpreis sparen wollen? Sicher nicht!
Am Ende ist es unsere Wahl.