"Fliegende Gilde unterrepräsentiert"
Selbst wenn ich es mir mit der gesamten fliegenden Gilde verderben sollte, möchte ich dazu auch rückblickend etwas sagen. Das Gefühl unserer Flieger, im Buch zur Geschichte und Geschichten der OHS „Franz Mehring“ nicht genug zur Geltung zu kommen, verstehe ich. Es widerspiegelt historische Realität. Aus meinem subjektiven Erleben heraus sehe ich es als eigentlichen Grund, warum die Ausbildung des Profils Militärflieger 1986 aus der Franz Mehring ausgegliedert und eine eigene Offiziershochschule für Militärflieger gegründet wurde. Solange Armeegeneral Heinz Hoffmann lebte, gab es dafür keine Chance. Er lehnte eine von Generaloberst Wolfgang Reinhold gewünschte zweite Offiziershochschule der LSK/LV ab. Löbau/Zittau war ein viel größeres Kombinat. Als Heinz Keßler 1985 Verteidigungsminister und Armeegeneral wurde, war der Weg schnell geebnet.
Die einzelnen Verwendungen unserer Flieger wie Jagd-/Jagdbomben- und Transportflieger, Hubschrauberführer oder Steuerleute der Besatzung empfanden sich meist als eigenes Ausbildungsprofil. Franz Spur aus dem 3. Flugzeugführerlehrgang spricht in seinem Buch „Fliegen Sie sich frei“ von einer „Mehrprofilausbildung“ an der Fliegerschule Bautzen. Objektiv war es eine Mehrverwendungsausbildung. Der Begriff „Ausbildungsprofil“ hatte eine auf der Ebene des Ministerrates der DDR angesiedelte bildungsrechtliche Bedeutung.
An der Offiziershochschule „Franz Mehring“ und ihren Vorgängern existierte immer nur ein einziges Profil „Flugzeugführer“, später „Militärflieger“ mit seinen verschiedenen Verwendungen. In den bis 1968 gültigen Programmen der Technikerausbildung gab es zwar ein Profil Steuerleute, jedoch für die Gefechtsstände, die späteren Steuermannsleitoffiziere. Übrigens gehörte der bekannte Luftfahrtautor Wilfried Kopenhagen 1959 zu den ersten noch über Umschulung ausgebildeten Steuerleuten.
Ob es bei der Bildung der Offiziershochschule für Militärflieger mit ihren Sektionen Fliegerkräfte in Bautzen und Hubschrauberkräfte in Brandenburg dann zwei Profile gab, weiß ich nicht. Unsere Flugschüler waren immer eine ausgesuchte, eine besondere, aber gemessen an der Gesamtzahl der Offiziersschüler eines Studienjahres relativ kleine Truppe. Im Herbst 1983 studierten unsere Offiziersschüler in 17 verschiedenen Profilen. Eines davon waren die Militärflieger.
Manch anderes Profil ist im Buch weit weniger repräsentativ vertreten. Über die Ausbildung der Militärflieger hat Franz Spur schon viel geschrieben:
Militärtransportflieger Dessau-Dresden. Ein Beitrag zur 35-jährigen Geschichte des DDR-Transportflugwesens. AeroLit, Diepholz, 2002.
„Fliegen Sie sich frei“. Fliegerschule Kamenz/Bautzen. Entstehung und Geschichte der Flugschülerausbil-dung in der NVA 1950-1990. Beyer Verlag Sachsen, Dresden, 2006.
Hubschrauber - Berlin/Schönefeld - Dessau - Brandenburg/Havel. Geschichte des Transporthubschraubergeschwaders-34 „Werner Seelenbinder“ aus Chroniken und Zeitzeugenberichten 1957-1990, Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte e.V., Dresden, 2007.
Sehr informativ ist auch Dr. Rainer Göpfert, Rolf Jakob, Franz Spur:
Militärflieger >>made in DDR<< in FLIEGERREVUE extra 14 (2006), S. 8-27.
Um mich bei den Fliegern wieder einzukratzen, möchte ich ein paar Bilder vom Fliegertreffen anlässlich 100 Jahre Fliegen in Kamenz anfügen.
Einige der Prominenten aus der alten Fliegergarde am 26.März 2011 nach der Enthüllung der Granitge-denktafel für den ersten Motorflug Oswald Kahnts in Kamenz (vom Kasernenhof des späteren Objekt I aus) v. li.: Oberst a.D. Siegfried Wünsche, 1. Flugzeugführerlehrgang, letzte aktive Verwendung Chef des Stabes Kdo LSK/LV; GenMaj. a.D. Dr. Sigmund Jähn, 2. Flugzeugführerlehrgang; Oberst a.D. Gerhard Mayer ehe-maliger Lehroffizier Triebwerke; Oberstltn. a.D. Hans Fritsch, künstlerischer Gestalter der Gedenktafel; Oberbürgermeister Roland Dantz, Oberst a.D. Gerhard Fiß, 2. Flugzeugführerlehrgang.