75 Prozent der Flüge am Allgäuer Airport bestreitet Billigflieger Ryanair
Memmingen - Das hatten selbst Optimisten nicht erwartet: Der Allgäu-Airport ist noch keine vier Jahre alt und wird schon als Großflughafen geführt - und das, obwohl inzwischen alle Deutschland-Verbindungen gestrichen wurden. Mit etwas mehr als 900000 Fluggästen im vergangenen Jahr (ein Plus von zwölf Prozent zu 2009) liegt der Memminger Flughafen in Bayern nach München und Nürnberg auf Rang drei und in Deutschland auf Rang 20 - vor Saarbrücken und Erfurt. Geschäftsführer Ralf Schmid: 'Wir sind sehr optimistisch, dass wir uns positiv weiterentwickeln werden.' Angestrebt wird eine 'schwarze Null' im Betriebsergebnis. Zehn Fluggesellschaften verbinden das Allgäu im Sommerflugplan mit 23 Zielen in Europa.
Dieser Optimismus allerdings wird von Flughafen-Gegnern, die sich einst gegründet hatten, um den Airport zu verhindern, nicht geteilt. Sie sprechen von einem 'Dauerverlust-Modell' und bringen immer wieder eine mögliche Insolvenz ins Gespräch. Der Grund: 75 Prozent der Flüge auf dem ehemaligen militärischen Fliegerhorst Memmingen werden vom Billig-Flieger Ryanair durchgeführt. Und dessen Chef Michael O"Leary ist bekannt dafür, erhebliche Rabatte bei den Destinationen, die er anfliegt, auszuhandeln. Und wenn"s zu teuer wird, wechselt er einfach auf einen anderen Platz. Für den Allgäu-Airport wäre ein Rückzug wohl nicht zu verkraften.
Für Schmid ist das ein Blick in die Glaskugel: 'Was wäre, wenn München die Lufthansa verliert?' Für den Airport-Chef ist die Allgäuer Situation nicht mit den Ryanair-Auftritten in Ostdeutschland zu vergleichen: 'Die Fluglinie braucht einen Standort in Süddeutschland. Und wir bieten die ideale Infrastruktur für das Unternehmen - München und Stuttgart sind zu groß.' Geldgeschenke gebe es deshalb für O"Leary nicht. 'Da kennen die Kritiker unsere Besitzer schlecht', so Schmid. Zu verschenken haben die wohl in der Tat nichts: Rund 70 Firmen, Institutionen und Unternehmer aus der Region sind Kommanditisten des privaten Flughafens. Ende März ist als jüngster Teilhaber die Walser Raiffeisen Holding in die Gesellschaft eingetreten. Vorstand Andreas Grapp: 'Wir sehen im Flughafen eine große Chance für die Internationalisierung des Tourismus im Kleinwalsertal.'
Für die Weiterentwicklung des Airports sind ein Ausbau der 2900 Meter langen Start- und Landebahn und eine Verlängerung der Betriebszeiten bis 23 Uhr im Gespräch. Die Gegner gehen schon in Stellung.Ralf Scharnitzky