Moin,
Norwegian müssten doch aber erstmal als Nicht-EU-Linie Tochtergesellschaften mit vollen Verkehrsrechten etablieren, wenn man so expandieren möchte wie Ryanair oder easyJet?
Norwegian betreiben schon innerhalb Skandinaviens (Kopenhagen sowie Stockholm) und Finnlands (Helsinki) schon Basen, aber sind es interne Tochtergesellschaften? Wurden eventuell die EU-Verkehrsrechte der einst übernommenen FlyNordic aufrecht erhalten und nun wird EU-weit expandiert? Mal gucken.
Ich glaube, dass Norwegian der SAS (und hier besonders der SAS Norge) massiv das Geschäft streitig gemacht haben. SAS, Braathens und Wideroe teilten sich zuvor den Markt auf und ließen Konkurrenz kaum zu oder ihnen ging die Luft aus (Color Air fällt mir ein oder viel früher die Norway Airlines). SAS sind schon kleiner als früher und haben wohl intern schon genauso viel zu kämpfen wie mit der Marktsituation. Man wird sehen, wie sich Norwegian entwickeln, wenn erst die geplanten Langstreckendienste eingerichtet werden. Norwegian tasten sich ja schon mit der 737-800 vor und bedienen ja aktuell schon Oslo-Dubai mit knapp über 5100 Km.
Vorteilhaft finde insgesamt (wenn man sich Skandinavien und Finnland anschaut), wie stark das Flugzeug dort im Verkehr eine Rolle spielt und wie hoch teilweise die Frequenzen waren und sind, selbst auf recht kurzen Flügen ab Oslo nach Bergen oder Trondheim. Vielleicht darf diese positive Assoziation in deren Alltag nicht unterschätzt werden. Norwegian fliegen ja da häufiger als manche Airline auf identischer Routenlänge in einem erheblich stärker bevölkertem Land wie Deutschland. Exemplarisch wäre auch Finnair mit ihrem Inlandsnetz und der vergleichsweise sehr wenigen Einwohner oder einst das dichte Netz der Linjeflyg und ihren Fokker F28 innerhalb Schwedens. Doch selbst abzüglich der knapp über 60 aktuell eingesetzten und zu ersetzenden Flugzeuge kann ich mir derzeit nicht vorstellen, wie Norwegian in aktueller Konstellation alle Flugzeuge sinnvoll einsetzen sollte. Nur werden es die Manager von Norwegian sehr wohl wissen, wie der Plan ist.
Sicherlich gibt es Argumente für die Entscheidung und den Betrieb von zwei verschiedenen Modellen, nicht zuletzt werden Norwegian nicht mehr abhängig von Boeing sein, wenn es um die Schmalrumpf-Flottenstruktur geht. Der Betrieb eines einziges Grundmodells halte ich aber weiterhin für operationell sinnvoller. SAS werden wohl weitere Marktanteile verlieren. Vielleicht war es psychologisch unklug von SAS, die Braathens visuell verschwinden zu lassen. Die Marke war regional stark (selbst nach Einführung des komischen Logos und Wegfall der norwegischen Flagge). Vielleicht hätten Braathens mit schlagkräftigerer Kostenstruktur (und ebenfalls reiner Boeing 737-Flotte) sich besser bewähren können, nicht zuletzt als norwegische Fluggesellschaft mit Kenntnis des Marktes. SAS hätten sich ja weiterhin auf Flüge ab Oslo konzentrieren können und sich vielleicht sogar ganz aus dem Markt innerhalb Norwegens verabschieden können.
Gruss