Was denke ich, müsste man in die 1/32 Revell Tomcat investieren, damit es eine ansehnliche Tomcat wird?! - Teil 1
Ich habe bis jetzt diesen Bausatz 2x gebaut und gebe zu, heute Jahre später, würde ich vieles anders und hoffentlich besser machen. Zunächstmal: Ich denke, dieser Kit ist für mich genau das, was ich unter einem „Modellbauer-Bausatz zweiter Klasse“ verstehe: Lieber weniger Geld, dafür etwas mehr Zeit, Hirnschmalz und Arbeit, na ja und natürlich gerne auch Resin und Ätzteilgelumpe (Resin ist im Vergleich zu allen drei möglichen Kit-Optionen meist „besser“ als das, was in den Schachteln liegt). Ich würde nur ungern mehr als 50 Euro für den Bausatz ausgeben, denn mehr ist er wirklich nichtmehr wert, aber das ist eigentlich auch nur in den seltensten Fällen nötig. Mit etwas Glück bekommt man das alte Ding in der Bucht für unter 20 Euro, manchmal sogar für unter 10 Kröten.
Es wird sehr viel Schlechtes über diesen Bausatz berichtet, was aber in meinen Augen so nicht wirklich gerechtfertigt ist. Am meisten wird über die angesprochenen Abweichungen entlang des Vorderrumpfes, die Tanks und die zu groben Panellines gemosert. Wenn man sich aber mal etwas mit dem Original beschäftigt, relativiert sich das eine oder andere und ich muss sagen, (im Gegensatz etwa zur Trompete) lassen sich die auffälligsten Abweichungen mit vertretbarem Aufwand relativ leicht „geraderücken“.
Was sicherlich den meisten am deutlichsten bei der Revell-F-14 auffällt, ist dass irgendwie die Kanzel etwas „off“ im Vergleich erscheint. Die meisten führen das auf eine falsche, will heißen zu flache Wölbung der Kanzel zurück. Das ist aber so eigentlich nur teilweise richtig. Dazu muss man folgendes wissen. Der Bausatz stammt meines Wissens nach aus den frühen 80ern oder sogar den 70ern.
Achtung, kleiner Exkurs:
Bis ca. Mitte der 80er wurden wesentliche Komponenten des F-14 Rumpfes nicht durch Grumman in Bethpage selbst produziert, sondern durch einen kalifornischen Zulieferer namens Rohr Aerostructures Industries. Die Firma fertigte bis zu einem Zerwürfnis mit der Navy und Grumman Mitte der 80er u.a. die Intake-Kanäle und auch die Kanzel für die F-14. Was den wenigsten bekannt ist; es wurde (ähnlich wie etwa im Falle der frühen Zusatztanks oder etwa der Overwingfairings) zunächst eine Kanzel mit einer etwas flacheren Längs-Wölbung im Glas des RIOs sowie lediglich einer 80° anstelle später 81° Wölbung im Querschnitt gefertigt. Während der Testphase Anfang bis Mitte der 70er Jahre stellte sich aber heraus, dass diese flachere Wölbung trotz der Größe des F-14 Cockpits Einschränkungen bei den Kopfbewegungen des Backseaters mit sich brachte und die breitere Wölbung im Querschnitt wenn auch nur leichte aerodynamische Interferenzen erzeugte, woraufhin Rohr in einem etwas längeren Prozess die Kanzel einerseits auf 81° im Querschnitt wölben musste und vor allem die Verglasung über dem RIO weiter runden musste. Schon damals führte dies zu einem wenn auch kurzen Rechtsstreit, der aber im Zuge der Einigung Grummans mit dem Kongress über eine Veränderung der Beschaffungsbedingungen der F-14 (Aufhebung der inflationsunabhängigen Fixed-Price Klausel, die Grumman fast in den Ruin getrieben hätte ab Fertigungsblock 90) und nicht zuletzt dem Iran-Deal beigelegt wurde. In der Tat waren die Tomcats, die der Iran erhalten hatte, die ersten mit den neuen kanzeln ab Werk. Da aber die F-14 dringends in der Flotte benötigt wurden, wurden die Kanzeln ähnlich wie die Tanks und Boat-/ Beavertails in der Navy erst sukzessive über die Jahre bis Mitte der 80er getauscht im Rahmen von Depotlieferungen und werksseitigen upgrades ersetzt.
wieder zurück zum Bausatz:
Wer sich Profile insbesondere der früheren F-14 Alphas ankuckt, wird merken, dass die Abweichungen der Revellkanzel zu diesen Maschinen garnicht so dolle, ja in der Tat marginal sind. Was die Revellkanzel vor allem so „komisch“ aussehen lässt, ist die etwas zu stark gerundete „Canopy Rail“, also der Rahmen der Kanzel, auf dem die Crewnamen stehen. Dies lässt sich aber eigentlich mit vertretbarem Aufwand rel. fix korrigieren. Ich klebe dazu die Kanzel mit Tamiya-Tape ordentlich ab so dass idealerweise keine Kratzer in den durchsichtigen teil geraten und schleife danach mit einem steifen Sandstick oder einer Feile mit zunächst 800er dann 1000er Körnung die etwas zu starke Wölbung ab, ziehe den neuen etwas flacheren Rahmen nach und poliere dann mit Displex oder einer anderen Politur und Future die zusätzlichen Klarsichtstellen. Vom Prinzip her eigentlich das gleiche, wie das Abschleifen und die Politur der ollen Grade an den Tamiya und Trumpy Kanzeln.
Das Windshield selbst ist per se eigentlich o.k.. Was dort negativ auffallen dürfte, sind die etwas zu dünnen Rahmen um das verstärkte Mittelteil, den Windscreen selbst (dieses leicht grünlich gefärbte Glas in der Mitte). Auch hier finde ich eine Korrektur eigentlich kein Hexenwerk. Am besten das mittlere Glas so mit Tamiya Tape abkleben, dass etwa 0,5mm Rand bleiben. Ganz dünn etwas Spachtelmasse drauf, so dass eine leichte Erhebung am Ende erkennbar wird, vorsichtig zurechtschleifen, fertig.
Wer sich diese Arbeit nicht machen will; es gäbe noch folgende Alternative, die ich aber noch nicht probiert habe. Seit dem es diesen beweglichen Hachette Trumpy Abguss gibt, kann man ja für rel. billiges Geld bestimmte Einzelteile kaufen, so auch die Kanzel separat. Ich hab mir für insgesamt 15 Euro vier solcher Kanzeln gekrallt. Man muss definitiv den Kanzelrahmen durch Spachtel- und Schleifarbeit anpassen, aber ich denke es ist durchaus mit vertretbarem Aufwand möglich und man hätte dann eine der runderen Kanzelversionen mit 81° Wölbung.
Was auch bemosert wird, ist die angeblich zu dicke und falsch geformte Nase. Eigentlich ist die Nase nicht wirklich so viel zu dick. Der Eindruck ist vielen Modellbauern entstanden, weil sie die Revell Nase an eine Tamiya- oder Trumpy-Nase gehalten haben und dort den größeren Querschnitt bemerkt haben. Dazu muss man aber wissen, dass der Revellbausatz generell einen Hauch größer ist, als die beiden anderen Bausätze, also quasi 1/31,5?! (ähnlich wie der 1/48er Hasebausatz einen Ticken kleiner ist als die anderen Alternativen), weswegen sich der Effekt im ganzen eigentlich wieder relativiert. Nichtsdestotrotz hilft hier generell ein vorsichtiges Abschleifen (nach dem Anbau der Nase!) der Oberseite bis zur Kante des Windshields um etwa 1mm, um diesen Effekt deutlich zu vermindern. Man muss nicht, aber man kann die Krümmung noch etwas nachkorrigieren, indem man im unteren Drittel der Klebestelle zwischen Nase und Rumpf einen etwa 1mm Plastikkeil einsetzt und so die Nase etwas nach oben drückt. Wie gesagt wird der dann auf der Oberseite entstehende leichte Knick durch das Flacherschleifen automatisch behoben.
Mehr braucht es in meinen Augen für die Korrektur der Formabweichungen des Forderrumpfes eigentlich nicht. Wenn man zudem noch eine der frühen Alphas bauen will, sollte man sich den etwaigen Tausch der Kanzel ohnehin gut überlegen.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die zu groben Panellines, die gerne als „Gräben“ bezeichnet werden und die fehlenden Schraubenreihen. Allerdings sind diese Panellines bis auf Stellen, die auch bei den anderen beiden Optionen falsch sind, relativ korrekt zum Original wiedergegeben. Seitlich der Leitwerke fehlen die Panellines, ebenso die Abgrenzungen der Sealbags. Die Sealbags einzuziehen ist nur wirklich keine große Sache, ich empfehle sogar das Heraustrennen von Plastik und den Ersatz mit Selbermach-Sealbags - wohlgemerkt bei allen drei Kits. (Bei Tamiya muss man die erhabenen Linien in jedem Falle nachgravieren. Auch dort fehlen die Panellines seitlich der Leitwerke, wobei man sich an den erhabenen Linien als Führung für die Graviernadel bis auf ein paar Ausnahmen orientieren kann, bei Trumpeter sind sie versenkt, aber teils so falsch, dass man ebenso nachgravieren muss). Bei Revell nimmt man sich etwas Future oder Klarlack und geht mit einem Pinsel zwei-dreimal über die Panellines, lässt es aushärten und schleift die Überstände weg, bumm hab ich feinere Panellines. Schrauben muss man bei Tamiya und bei der Revell eben mal eindrücken, bei Trumpeter muss man zu viele Reihen wegspachteln, aber Vorsicht, dass man auch die richtigen erwischt.
Die Detaillierung der Innenkanten der Flaps an den Flügeln ist bei Revell ziemlich grob. Während am Original eine leichte Wölbung bzw. Einbuchtung da wo die Klappen in den Flügel fahren erkennbar ist (und das bei den Asiaten auch sehr gut dargestellt ist), hat Revell da nur entsprechende Linien eingezogen. Macht aber nüscht. Skalpell nehmen und vorsichtig entlang der eigentlich gut liegenden Linie Stück für Stück die Kerbe ziehen und dann mit Schleifpapier etwas abrunden, fertig.
Revell hat eine leichte Formabweichung im Winkel der Overwingfairing über der Flügelwurzel, genauer da, wo die Flügel an ihrem Drehpivot befestigt sind. Man kann diesen Winkel gerne verändern, indem man die Außenkante dieser „Platte“ etwas schmaler schleift. Man wird es in keinem Falle perfekt hinbekommen, aber den Wenigsten fällt das überhaupt auf.