Modellbau and the city 3 - Schüttelbox vs. Stülpkarton

Diskutiere Modellbau and the city 3 - Schüttelbox vs. Stülpkarton im Modellbau allgemein Forum im Bereich Modellbau; Über Verständnis für unser Hobby und was in Kindertagen an dieser Freizeitbeschäftigung toll war und noch heute in einer Zeit, wo es alles rund um...
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Über Verständnis für unser Hobby und was in Kindertagen an dieser Freizeitbeschäftigung toll war und noch heute in einer Zeit, wo es alles rund um den Modellbau gibt, zu Melancholie anregt, habe ich bereits in einer früheren Episode geschrieben. Dieses Mal geht es um teilweise irrwitzige Episoden beim sogenannten Scale-Modeling.


Schon mit diesem neumodischen Begriff geht es los, Scale-Modeling, was soll das? Brauchen wir denn mit unserer doch wunderbaren Sprache aber wirklich für alles einen Anglizismus? Klingt denn jeder Begriff bedeutender, wenn er englisch angehaucht ist? Wird ein Ereignis daraus? (Hätte jetzt auch cool und Event schreiben können). Ein gelegentlicher Blick in das alte Reclam-Heftchen von Goethes Faust (dort geht es nicht um ein Körperteil) oder vergleichbarer Lektüre erlaubt festzustellen, dass die deutsche Sprache durchaus verborgene Schätze des Ausdrucks bereithält. Ich meine, wir erfinden ja auch nicht einen pseudo-englischen Begriff fürs Brötchen holen. Augenscheinlich eine sinnlose Debatte mit mir selbst, so was ist nicht nur bei der Jugend nicht mehr nice und hip, der Mensch möchte heute lieber ein Washing machen, etwas futuren, pre- and post-shaden, schrie-dee-printen (leckeres Gebäck aus Aachen?). So ist das eben, ich benutze diese Begriffe ja auch und ärgere mich dann noch beim Schreiben.

Vor nicht allzu langer Zeit stürmte ich noch zu jedem Erscheinungstermin einer Modellzeitung in den Zeitungsladen am Bahnhof um Modell Fan, Kit oder Jet & Prop zu kaufen. Artikel zu gebauten Modellen, Vorstellung von Neuheiten, das war toll. Mit dem Internetz und einer unendlichen Möglichkeit darin alle diese Informationen schneller und vielfältiger zu konsumieren erlosch das Interesse an solchen Zeitschriften. Das ist weitestgehend großartig, da ich mir dann sogar beim Toilettengang auf dem Mobiltelefon die korrekte Vernietung eines Rumpfsegments meines Lieblingsflugzeugs ansehen kann. Im Internetz findet man jedoch keine Wahrheiten, jedenfalls nicht direkt, sondern mit jedem Bild und jedem Artikel nur Hinweise auf einen neuen Hinweis, der wiederum zu einem Hinweis führt. Nach fünf Minuten des erleichternden Sitzens habe ich zu der gesuchten Vernietung 85 Varianten und denkbare Ausführungen gefunden. Dies sorgt bei mir für eine über das übliche Maß hinausgehende Maß an Verwirrung. Ich ärgere mich und schaue, um auf Nummer sicher zu gehen, nach meiner Rückkehr vom Ort der Stille in ein echtes Vintage-Objekt: ein Buch. In meinem Fall ist die bebilderte Variante gut geeignet. Und erfolgreich. So wie die Vernietung dort dargestellt ist, setze ich sie am Modell um. Schade nur, dass ich mich so schwertue, mit einem Niet-Rad, einem Riveter, etwas Anderes an meinem Modell hervorzurufen als hässliche Beschädigungen. Da hätte ich mir die Internetz-Recherche samt Toilettengang und anschließend altmodischer Betrachtungsweise auch gleich sparen können. Aber so ist das eben heute mit der Effektivität.

Dennoch lese ich natürlich immer wieder gerne die Vorstellung neuer Bausätze im Netz. Hier schreiben Experten mit ihrer Expertise für uns alle über die neuesten spritzgusstechnischen Errungenschaften. Auch über Kleinserienbausätze in Kunstharz gegossen wird geschrieben. Fantastisch, oftmals wird über eine Verbindung direkt auf ebenfalls erhältliche Zubehörteile verwiesen. Hervorragend, was heute alles geht. Da hätte ich als Kind nicht von geträumt: Feinste, hochdetaillierte und damit äußerst realistische Bauteile für Flugzeuge, die es in der Realität nicht mal gab und die am fertigen Modell sogar gar nicht mehr zu sehen sind. Bei so viel Genussmöglichkeit schleichen sich natürlich auch eklatante Fehler ein: Habe erst kürzlich ein nie geschriebenes Essay über einen 1:72 Zubehörsatz für deutsche Jagdflugzeuge des 2. Weltkriegs gelesen. Die dort in Harz gegossenen Schrauben waren keine mit metrischem Gewinde, sondern mit Whitworth Gewinde. Aber so ist das eben heute mit Recherche und dem Streben nach Perfektion.

Zurück zu einer Auflinie-Bausatzvorstellung. Hersteller Revelitalgawa hat eine Formneuheit (was einer Kooperation einer wieder aufgelegten alten Form entspricht) eines tollen Flugzeugs auf den Markt gebracht, hochdetailliert im Innenraum, dem Triebwerksbereich, dem Fahrwerk. Aber sie haben ein absolutes Nicht-Geh erneut verzapft, was den Bausatz nicht bau bar macht, ihn ruiniert: Die Meisterleistung ist in eine Schüttelbox (Schüttelkiste) verpackt, nicht in einem lebensrettenden Stülpkarton. Was ist das für ein Wort – Schüttelbox? Eine Kiste, die auf Anregung beginnt, sich zu schütteln? Werden dann die Gussäste deatomisiert? Ach so, man kann dann ein halbfertiges Modell nicht mehr in der Verpackung lagern. Das geht nicht. Mit diesem Verständnis will ich dann mit dem viel besseren Stülpkarton nur noch eins machen: mir diesen über den Kopf stülpen und Abgeschiedenheit finden. Ich bitte um Verzeihung, dass sich mir bei diesen Begriffen und Hintergründen die Fußnägel kreisrund aufrollen.

Doch dann setze ich mich an die Werkbank und arbeite einer schier unendlichen Zahl an begonnenen Projekten weiter und bin glücklich. Und wie soll ich sagen, der Aufenthalt in meinem Modellbereich führt mir Mathematik logisch vor Augen, denn es ist so, dass ich zu jedem fertigen Modell ungefähr fünf weitere neue Bausätze kaufe. Also entspricht das dem mathematischen Gesetz, wenn aus einer unendlichen Menge eine unendliche Menge entnommen wird, bleibt immer noch eine unendliche Menge.

In diesem Sinne hoffe ich, dass mein kleiner Artikel euch etwas Fun gemacht hat. Keep fighting bro!
 
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Warum nicht mal seinen Gedanken freien Lauf lassen ?


Ansonsten: gerade heute einen Wutanfall überstanden. Was ist los in der Modellbaukästenverkaufswelt ?
Schlappe 62 Euro für eine jahrealte 144er-Schlurre.
Tupolev TU-22M3 Backfire C

Sind 124 Deutsche Mark oder 500 - 1320 Alu-Mark je nach Umrechnung.
 
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Hervorragend! Und ich dachte, nur ich hänge den Zeiten nach, als noch nicht alles in unendlichen Varianten verfügbar war! Selten so voller Zustimmung einen Beitrag hier im FF gelesen!
Chapeau!
 
bolleken96

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Also ich hänge alten Zeiten nicht unbedingt nach, was heute und zukünftig möglich ist absolut faszinierend. Unser heute hat wie jede Gegenwart eben teilweise eigenartige Nebenwirkungen.
 
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Fluglehrer
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Ich habe mir gerade mal die Mühe gemacht und Deine beiden Beiträge Modellbau and the City #1 und #2 gelesen. Ich merke, dass ich nicht alleine bin mit meiner Wahrnehmung und meinen Gedanken (vgl. Deinen Beitrag „Modellbau im Wandel“ – „mto“ ist meiner einer)

Jeden Deiner 3 Beiträge kann und würde ich so sofort unterschreiben und die folgenden Zeilen sind das Ergebnis des gelesenen aus allen drei Berichten.

Ich bin in diesen Überlegungen vielleicht schon einen Schritt weiter (wobei dieser Schritt nur für mich gilt, keinesfalls als logische Konsequenz zu sehen ist). Die von Dir beschriebene „Sattheit“ kenne ich und diese hat dazu geführt, dass ich mir eine mehrjährige Auszeit genommen hatte. Von einer mentalen Befreiung zu reden wäre hart ausgedrückt, entspräche aber zumindest bei mir dem real empfundenen. Ich war an dem Punkt, an dem ich es mir selbst nicht mehr recht machen konnte. Der Bastelkeller war voll bis unter die Decke mit Bausätzen. Natürlich jeder Bausatz wiederum voll mit passenden Zurüstteilen.

Doch anstatt glücklich wie ein Honigkuchenpferd dauergrinsend im Keller zu sein, ob der Auswahl-Möglichkeiten die sich einem boten, passierte etwas vollkommen Unerwartetes: Egal welchen Kasten ich aus dem Fundus zog, er konnte nicht gebaut werden. Entweder fehlten noch die passenden Resin-Räder (ohne geht ja gar nicht!), der ultrawichtige Ätzteilebogen war noch nicht geordert, oder die passende Farbe war nicht im Farbenregal…… Wie bitte schön, soll man so ein einziges vernünftiges Modell auf die Räder stellen????

Dann kam er der Tag, an dem ich die Matrix durchbrach und das Licht der Erkenntnis mich blendete. Was genau tat ich hier? Hatte ich nicht genug Stress im beruflichen Alltag? Musste ich mich in meiner Freizeit, ja in meinem geliebten Hobby, das mich über mehrere Jahrzehnte hinweg, seit meiner frühesten Jugend begleitete, auch noch hier zum Hirsch machen?

Ich schloss (im realen und übertragenen Sinne) die Tür ab. Von 100 auf 0. Es wurde rigoros entrümpelt. Bausätze, Zurüstteile, ein Großteil der Literatur ging seinen Weg in die dankbaren Hände derer, die noch nicht genug im Lager liegen hatten. Ich für meinen Teil lenkte den Blick auf andere, fortan für mich wichtigere Dinge.

In den letzten 6-7 Jahren lebte ich somit zufrieden mit mir selbst und meiner besseren Hälfte, die wohlgemerkt die erste war, die mich für komplett bekloppt hielt, als ich Ihr meine Entscheidung mitteilte, das Hobby aufzugeben, denn Sie hat mich (und tut es immer noch), immer unterstützt und auf unzählige Ausstellungen begleitet.

Soweit könnte die Geschichte jetzt enden……. tut sie aber nicht…..

In all der Zeit habe ich (gottlob) nie den Kontakt zu alten Weggefährten verloren (auch dadurch bedingt, das mich mit ein paar wenigen dieser alten Weggefährten mittlerweile eine Freundschaft verbindet, die weit über das allgemeine „Wir-bertreiben-das-gleiche-Hobby“ hinausgeht). Das Interesse an Luftfahrt und Militärtechnik war ebenfalls immer da. Und so war der Schlussstrich eben doch kein finaler, sondern eher ein (und jetzt wird’s neu-deutsch) mentaler „Reset“ auf Raten.

Und auf einmal (ich hatte es glaube ich schon mal an anderer Stelle geschrieben), kam der Tag, da räumte ich nach einem Umzug in Kartons, die im alten Haus jahrelang im Keller standen. Auf einmal fielen mir diverse Schätzchen der Modellbau-Literatur in die Hände. Verlinden Way Vol. I-VI, Verlinden Magazine, diverse ältere Squadron-Signal Bände….. Wo kamen die denn jetzt auf einmal her?

Es war der Moment, an dem die erloschen geglaubte Flamme des Plastikmodellbaus wieder entflammte und sich unaufhaltsam zu einem, mittlerweile wieder prasselndem Feuer, wie damals zu Jugendtagen, entwickelte.

Mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Ich denke (und hoffe), dass ich aus meinem ersten Modellbauleben gelernt habe. Bevor ich mich wieder ganz dem Modellbau-Virus hingab, nahm ich mir ausreichend Zeit, um zu analysieren, was damals für mich schiefgelaufen ist.

War es der Wahn, jedes Modell „High-End“ bauen zu wollen?

War es der Druck, ein Modell noch unbedingt zur nächsten Ausstellung fertig haben zu müssen?

War es der Fehler, sich dem „Immer höher-Immer besser-Immer weiter“-Wahn, der gerade Ende der 90er, Anfang der 2000er wie eine Seuche die Modellbauszene infizierte, zu ergeben?

War es der blinde Ehrgeiz, jeden neuen Hersteller von Zurüst-Teilen zu hoffieren, egal was es kostete?

Oder war es vielleicht auch das Bestreben, wie ein Schuljunge beim Weitpinkeln, immer vorne mit dabei sein zu wollen?

Nüchtern betrachtet war es von allem etwas.

So etwas möchte ich nicht mehr haben. Nein, was ich möchte ist, wie Du es ja auch schon in geschrieben hast, den Spaß am Hobby wieder zurück zu bekommen. Wie damals als Jugendlicher, als jeder neu erstandene Bausatz noch mit purer Freude am Bauen auf dem Tisch lag.

Damals, als es noch nicht die ganzen Zurüst-Möglichkeiten gab und ein Hasegawa-Bausatz für sich alleine schon Grund für erhöhte Sabber-Produktion war.

Damals, als ein Francois Verlinden einem aufzeigte, was alles machbar ist. Ohne Zurüstteile, nur mit Geduld, Phantasie und einfachen Hilfsmitteln. Als ein Sheperd Paine zu den Modellbaugöttern gehörte

Damals, als Squadron-Signal unser Mekka an Recherche-Möglichkeiten war.

Damals, als der Gang zum örtlichen Spielwaren-Laden mit seiner Modellbau-Abteilung mitunter das Beste am Tag war (Ich bin in Mannheim zur Schule gegangen und die älteren unter Euch, die aus dem Mannheimer Raum kommen, werden das Modellbau-Paradies kennen, welches sich im Keller des „Nürnberger Spielwarenhauses“ in der Fußgängerzone verbarg)

Und so habe ich für mich nun beschlossen, zu versuchen mir diese Leichtigkeit wieder zurück zu holen. Wie? Ganz einfach:

  • Ich baue, was mir gefällt. Auch wenn es sicher einige Themen gibt, die mich mehr interessieren als andere.

  • Ich baue auch Bausätze, die mich, wie auch immer geartet, mit der damaligen Zeit verbinden

  • Mein Lager, also die Bausätze und dann doch notwendigen Zubehörteile, sind sauber, stets aktuell, in einer Excel-Liste dokumentiert. So hoffe ich Doppelkäufe, unnötige Käufe und maßloses Ausdehnen des Lagers zu verhindern

  • Gebaut wird ohne großartige Korrekturen (siehe Signatur)

  • Ich baue für mich und für meine Vitrine. Sonst für niemanden!
Und das wichtigste:

  • Ich versuche auf „Aftermarket“-Artikel so weit wie möglich, zu verzichten und lieber selbst zu detaillieren. (Was zugegebenermaßen nicht immer gelingt, davon spreche ich mich nicht frei)

Und so kommt es, das ich wieder mit Spaß am Basteltisch sitze und mich freue wie ein Schneekönig, wenn ich die Spritzlinge eines aktuellen Airfix-Bausatzes in Händen halte, der mich flugs mit seinem bläulich-grauen Farbton und seiner eigenen Haptik in meine Modellbau-Anfänge zurückversetzt. Gebaut wird, wenn ich Zeit und Muße dafür habe, nicht unter Zeitdruck. Wenn ich 4 Wochen gar nicht am Tisch sitze, so what? (Das ist auch der Grund, warum es im Stammtisch mit den beiden P-40 noch nicht wirklich weiterging)


Aber genug der vielen Worte. Ich wollte Deinen Post nicht unterwandern, aber mir war danach, diese Zeilen einmal zu Papier zu bringen. Ich hoffe, das ist ok für Dich…….

Ansonsten kann ein Mod das hier gerne wieder löschen, wenn Du es möchtest.
 
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Tim, so eine wunderbare Modellbaurrbiographie darf nicht gelöscht werden. Alles gut.
Auf jeden Fall habe ich erreicht, dass du dich intensiv mit deinem Hobby und sogar mit meinem Geschreibsel auseinander gesetzt hast. Danke dafür.

Ehrlich gesagt, dies sei als Ergänzung gesagt, wäre ich ohne das Flugzeugforum schon längst nicht mehr in diesem Hobby unterwegs.
 
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Tim, so eine wunderbare Modellbaurrbiographie darf nicht gelöscht werden. Alles gut.
Auf jeden Fall habe ich erreicht, dass du dich intensiv mit deinem Hobby und sogar mit meinem Geschreibsel auseinander gesetzt hast. Danke dafür.

Ehrlich gesagt, dies sei als Ergänzung gesagt, wäre ich ohne das Flugzeugforum schon längst nicht mehr in diesem Hobby unterwegs.
Nicht dafür, ich finde solche Gedankenaustausch-Momente immer wieder sehr interessant.

Was das Flugzeugforum angeht, stimme ich Dir zu, es darf aber auch nicht verschwiegen werden, das damals, als ich den Cut machte, auch das FF, bzw. diverse Meinungsverschiedenheiten/Querelen/kommunikative Fehlinterpretationen nicht ganz "unschuldig" daran waren, das ich dem Hobby und der Szene den Rücken kehrte.

Mein reaktivierter "Scale72" Nick ist nicht ohne Grund von 09/17, obwohl ich eigentlich schon seit 2003 dabei bin (mto/Scale72 - u.a. diverse USA-Museums-Berichte, die als "Road-Trip-Erlebnis-Berichte" angelegt habe und irgendwann leider von irgendeinem Mod zerpflückt wurden und die jeweiligen Sektionen in die jeweiligen Museumsberichte anderer User integriert wurden - etwas, was aus heutiger Sicht sinnig ist, mich aber damals ob der Arbeit, die ich in die Berichte gesteckt hatte, extrem angekäst hat.....:wink2: )
 
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Augsburg Eagle

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Alles sehr gut ge- und beschrieben, sowohl von Marius wie von Tim - auch ich erkenne mich teilweise wieder...
Ich auch.
Auch ich habe irgendwann Ende der 80er einen Cut gemacht, und eine ganze Reihe Bausätze (gebaut und ungebaut) entsorgt bzw. verschenkt. Einfach weil ich irgendwie keine Lust mehr hatte. Nur ein paar fertig gebaute Modelle waren noch übrig, die ich (vom damaligen Standpunkt) als recht gut gebaut angesehen habe. Aber auch die Literatur habe ich, zumindest teilweise, behalten-Stichwort Squadron und Verlinden.
Dann war 2002 der 10-jährige Cousin meiner Frau bei uns zu Besuch. Nachdem er nach einer Woche wieder heim gefahren ist, hat er mir, wohl ob der gebauten Modelle, die auf einem Regal vor sich hin staubten, als Dankeschön den Bausatz einer Me 210 von Revell geschickt. Und da hat es mich wieder gepackt. Die paar gebauten Modelle von damals stehen inzwischen zusammen mit neu (und besser) gebauten in einer Vitrine. Auch die Literatur wurde inzwischen beträchtlich aufgestockt.
Aber auch ich versuche, mein Bausatzlager nicht zu sehr anwachsen zu lassen. Alleine schon, weil ich weiß, dass ich als Gelegenheitsmodellbauer gar nicht mehr soo viele Modelle bauen kann. Was soll ich auch mit knapp 54 Jahren mit hunderten ungebauten Modellen?
 
Flugi

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Hallo @bolleken96 ich habe Dein Aufsatz gelesen und um es gleich vornweg zu sagen, ich bin da völlig mit Dir.
Ich mache zwar kein Modellbau end the City, eher in einem dunklen Seitental eines bekannten Mittelgebirges und schreibe trotzdem ein paar Zeilen dazu.

Ich weiß auch, auf welche Bausatzbesprechung Du Dich da beziehst. Genau dort ist das auch entstanden und wurde seit etwa 2013/14 kontinuierlich fortgesetzt und nahe zu in jedem Bericht zelebriert. Ich hatte damals auch nicht verstanden, warum man der Beschreibung der Verpackung einen solchen Raum einräumt. Da ich damals selber noch Bausatzbesprechungen bei MV gemacht habe, habe ich mehrfach diese Verpackungssache im Text ironisch hinterfragt. Was ist wichtiger, eine Verpackung oder ein 1A Bausatz?

Erst auf die Anfrage bei den besagten Leuten, man kennt die ja alle, wurde mir dann erklärt, das es wohl einen Unterschied macht, ob der Hersteller seine Spritzlinge in einen Faltkarton (Schüttelbox) oder einen Stülpkarton verpackt.

Für den Hersteller ist der Faltkarton in der Herstellung billiger. Den will aber der Hauptstädtische Modellbaurezendent nicht haben. Warum?

Zwei Gründe. Zum einen kann man in einen Stülpkarton die Teile während des Bauens immer sauber ablegen und wenn man keine Lust mehr auf das Modell hat, macht man den Deckel drauf und legt ihn wieder ins Regal zurück. Der zweite Grund ist der, es gibt da ja immer mehr Bausatzkäufer die ihre „Beute“ gleich einlagern. Stülpkartons haben den statischen Vorteil, das man davon viel mehr übereinander stapeln kann, als ein einfacher Faltkarton.

Alles logisch, oder?

Um der Sache mal bildlich und spektakulär auf den Grund zu gehen, hatte ich 2014 mal diesen Test mit Stülpkartons gemacht. Vier Faltkartons hätten das nicht überstanden.

Also, wie weiter damit umgehen? Überlesen und sich sein Teil denken. Ob sich der immer wieder angesprochene Hersteller daran kratzt, ich glaube es nicht, der hat ein dickes Fell und muss mit jeden Cent rechnen.

 
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bolleken96

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Lieber Flugi, das hast du schön erklärt. Dennoch ärgere ich mich weiter über diese Unterscheidung in den Berichten über Bausätze.
Ich will es mal so sagen, in einer gothischen Kathedrale ist auch nicht weniger Gott drin als in einer romanischen. Ich jedenfalls will was über die Qualität des Bausatzes lesen nicht über die des Kartons.
Und insgesamt schreibe ich alle paar Jahre mal so eine Anekdote, um dem ganzen Hobby auch mal ein bisschen Ernsthaftigkeit zu nehmen. Wie Alf sagte: "ein bisschen Spaß muss doch auch dabei sein."

P.S.: Wenn du natürlich Bier mit ins Spiel bringst, ziehst du natürlich den ultimativen Richtigkeitsjoker. Clever gemacht.
 

odlanair

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Flugi, sind das jetzt Faltschachteln oder Stülpschachteln?

Sonst volle Zustimmung zu den "Leidensgeschichten", ist wie Borreliose, man bekommt es nur unterdrückt aber nicht mehr los.
Zur Zeit unterdrücke ich mit kleinem fliegbarem Gerät, habe aber noch genug tief eingelagert.
 
Norboo

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Unglaublich! Da ist man mal zwei Tage nicht zuhause und auch nicht anlinig, schon werden hier tiefenpsychologisch wertvolle Beiträge geschrieben und das auch noch von Leuten, die man nicht nur virtuell kennt, sondern sogar persönlich sympathisch findet.

Ich kann die Gedanken und Erfahrungen nur bestätigen und merke, wieviele unterschiedliche Spielarten es in der Ausführung unseres schönen Hobbies gibt.
Da gibt es die Genauigkeits-Junkies....äh...Abhängigen genauso neben Leuten wie mich, die auch mal eine uralte Monogram F-4J zusammenbauen und Spaß daran haben.
Da gibt es denjenigen, der traurig, nein, eher untröstlich ist darüber, dass er in einem Wettbewerb im benachbarten westlichen Ausland nicht mit einer Medaille bedacht worden ist. Der Spaß an dem Hobby war definitiv von Enttäuschung massiv überlagert, was mich wieder einmal in meiner Ablehnung von Wettbewerben bestätigte. Da fällt mir ein, ich muss noch in den restlichen Tagen des Jahres 2018 meine Beiträge zum Flugzeugforum Wettbewerb "100 Jahre RAF" fertig stellen...was für ein Stress! ;-)

Alles Quatsch, ich bin ganz entspannt, weil ich unseren "Wettbewerb" immer als Gemeinschaftserlebnis mit einem gemeinsamen Thema gesehen habe.

Mit der Philosophie fahre ich ganz gut, obwohl ich nicht wie Tim nur für die eigene Vitrine baue, sondern mich auch gerne mal an Ausstellungen beteilige, auch mit dem Wunsch, dass mal einer ein Lob ausspricht.
Ich kann dann aber auch ruhig schlafen, wenn z.B. Michi meine Meisterwerke mit seeeehr kritischen Augen begutachtet und mich auf Fehler hinweist. Die waren mir nicht aufgefallen und so war das dann auch berechtigt. Wichtig ist, dass das Alles aufgrund eines freundschaftlichen Verhältnisses passierte und wir uns Frotzeleien nicht übel nehmen.

Was ist der Sinn dieses Geschreibsels? Toll, dass man hier mal interessante Abhandlungen lesen kann und toll, dass man sich hier auch mal auf den eigentlichen Zweck eines Hobbies besinnt: Spaß haben!

Danke für diesen tollen Faden!
 
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Gilmore

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Was die Bausatzverpackungen angeht, das ist mir, ehrlich gesagt, ziemlich wumpe. Auch Stülpkartons sind unter Umständen Mist, wenn sie aus zu wabbeligem Karton bestehen. Wenn ein Karton nicht für das Stapeln geeignet ist oder wenn es sich um einen Schüttkarton handelt, wandert der Inhalt in eine andere, bessere Box. Der Deckel eines bereits gebautes Modell wird umgestülpt, so daß die bedruckte Seite innen ist. Das Deckelbild des neuen Kits draufgepappt, und schon ist alles gut. Auch Pralinenkartons eignen sich gut.
Und zu den Anglizismen: Manchmal nervt es schon, daß wir uns nicht unserer guten alten deutschen Sprache bedienen. Aber in der Luftfahrt werden ja auch überwiegend englische Begriffe verwendet. Zum Glück baue ich fast nur zivile Flieger, da fällt ein Washing meistens weg, von Weathering ganz zu schweigen. Auch Photo Etched Parts oder Resin parts sind häufig gar nicht verfügbar. Wenn bei einem Decalbogen eines Airliners die Emergency Walk Ways fehlen, ist das auch kein Beinbruch. Bekannte von mir haben kleine Schiffsmodell-Dioramen sogar mit Brathering veredelt. Aber wenn ich statt Cockpit in alten deutschen Büchern den deutschen Begriff "Flugzeugführerstand" lese, kriege ich umgekehrt auch einen zuviel.
Es gibt in der Luftfahrt sowieso merkwürdige Begriffe. Warum sagt man zu Flugzeug auch Maschine? Eine Maschine kann doch alles mögliche sein. Und warum hat ein Flugzeug ein Fahrwerk und kein Rollwerk, wenn ein Flugzeug, das sich am Boden befindet, nicht fährt, sondern rollt? Und wie drücke ich es aus, wenn sich ein Wasserflugzeug auf dem Wasser fortbewegt? Kein Wunder, daß man dazu Taxiing sagt bzw. leicht eingedeutscht, taxeln, das paßt immer.
 
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