Aeroflot

[macfly]

Finnland hat seinen Luftraum jetzt auch für russische Flugzeuge gesperrt. Das wird jetzt ziemlich eng da oben.

Laut aktuellen Zeitungsmeldungen gibt es aber noch keinen Termin für die Sperre - aktuell gilt sie also noch nicht. Auch für die gestern abend angekündigte Sperre des deutschen Luftraums (für russische Flugzeuge) scheint es noch kein Termin zu geben.

 

[Jumo 004]

Die Minister schreiben das ja nicht selbst. Da muss sich im Verkehrsministerium ja erst einmal jemand hinsetzen und das in Worte fassen, so dass es für die betroffenen Fluggesellschaften und Behörden auch unmissverständlich ist.
P.S.: um 12.00 Uhr wurde in den NDR Nachrichten gemeldet, dass der deutsche Luftraum ab 15.00 Uhr für russische Flugzeuge gesperrt wird.

 

[macfly]

Ab 15:00 Uhr ist der deutsche Luftraum für russsische Maschinen gesperrt (siehe Ukraine Thread). Das wird interessant: eben ist noch eine Aeroflot in Moskau gestartet (AFL2300), die planmäßig erst kurz nach 15 Uhr in Frankfurt landen würde. Außerdem sind noch einige Maschinen nach Deutschland unterwegs, die kaum noch vor 15 Uhr wieder außerhalb des deutschen Luftraums sein können. Die Maschine nach München könnte es höchstens noch schaffen, schnell Richtung Österreich/Schweiz zu kommen. Ansonsten bleiben sie in Deutschland stehen.

Das deutsche NOTAM verbietet explizit den Ein-, Aus- und Überflug aller russischen Maschinen ab 15 Uhr.

 

[mschschp]

13.45 landet eine Aeroflot in Düsseldorf (lt. FR24), die müsste sich dann ganz schön sputen, um wieder "raus" zu kommen...

 

[Philipus II]

Praktisch sind die Flugzeuge eh bis auf weiteres verloren, da die Leasinggeber sie zurückfordern (und zum Teil auch zurückfordern müssen). Ohne Herstellersupport (dieser ist gemäß der bereits verhängten Sanktionen unzulässig) ist der Flugbetrieb westlicher Muster eh deutlich erschwert. Die verfügbare Flotte der russischen Airlines wird sich in den nächsten Wochen und Monaten reduzieren, andererseits fällt auch viel Nachfrage weg. Reisen nach Europa und in die USA fallen aus, Umsteigepassagiere und Luftfracht von Europa nach Asien und umgekehrt können nicht befördert werden. Entsprechend ist die Flotte derzeit eh massiv zu groß - Rückgaben an den Leasinggeber mindern immerhin die finanzielle Belastung.

 

[XZ590]

13.45 landet eine Aeroflot in Düsseldorf (lt. FR24), die müsste sich dann ganz schön sputen, um wieder "raus" zu kommen...

Ist nach Amsterdam umgeleitet.

 

[macfly]

Mehrere Aeroflot Maschinen beeilten sich auf dem Weg aus dem deutschen Luftraum. AFL2031 und AFL2471 können es aber nicht mehr pünktlich bis 15 Uhr schaffen. Und ab dann erlaubt das NOTAM eigentlich keinen Ausflug von russischen Maschinen aus dem deutschen Luftraum mehr. Mal sehen, was dann passiert. Vielleicht werden sie zur Landung gebeten. Oder die Flugsicherung tut einfach so, als wäre nichts - man muss es ja auch nicht unnötig eskalieren lassen - sollen sie eben nach Hause fliegen. Ich tippe auf letzteres (wir sind ja in Deutschland - und nicht in Russland oder Weißrussland...).



Edit: wie erwartet, die eine Maschine war knapp 5 Minuten zu spät, die andere wird etwa 10 Minuten zu spät sein. Man hat sie aber einfach ausfliegen lassen.

 

[macfly]

Den Kurs von zwei Aeroflot Maschinen aus Spanien kann man nur so deuten, dass sie das Flugverbot in Deutschland ab 15 Uhr noch nicht in ihrer geplanten Route vorgesehen hatten. Sie mussten abdrehen und jetzt die "große Runde" außenrum fliegen.

Interessant wird, ob sie nicht noch irgendwo zwischenlanden müssen. Der Umweg macht den Flug ja doch deutlic länger - sicher mindestens 1-1,5h zusätzlich (und falls inzwischen auch das Flugverbot in Dänemark schon gilt, dann sogar noch länger).

 

[HB-IDF]

Was passiert eigentlich mit den russischen Inlandsverbindungen nach Kaliningrad? Welche Routen bleiben ihnen?

 

[macfly]

Was passiert eigentlich mit den russischen Inlandsverbindungen nach Kaliningrad? Welche Routen bleiben ihnen?

Die Flugroute, die die Maschinen aus Russland seit heute Morgen nach Kaliningrad schon fliegen - siehe Bild hier. Über St. Petersburg, südlich Helsinki über die Ostsee. Die Länder können ja nur ihren nationalen Luftraum sperren. Über der Ostsee ist internationaler Luftraum. Der gehört keinem Land. Da kann es niemand den russischen Flugzeugen verbieten, dort zu fliegen.
Dort düsen ja auch die russischen Streitkräfte mit ihren Maschinen umher (genauso wie die Maschinen der NATO).

Wie wir das im Ukrainie Thread schon hatten: wichtig ist eine Unterscheidung des nationalen Luftraums (= Grenzen der Länder plus wenige km entlang des Küstenstreifens) von einer "Flug-Informations-Zone" (FIR). Die FIRs der Länder grenzen unmittelbar aneinander, damit eine Stelle der Flugsicherung ein Flugzeug nahtlos an die nächste Stelle übergeben kann. Über dem Meer, im internationalen Luftraum zwischen den Ländern, kann aber trotzdem niemand einem Flugzeug verbieten, dort zu fliegen. Ob die jeweiligen Stellen der Flugsicherung der Länder dann den Russen ihren Service über der Ostsee noch anbieten - und ob sich die russischen Flieger überhaupt noch im Funk melden, ist eine andere Frage. Ggf. schalten die Russen einfach ihre Transponder ein - und lassen die Flluglosten den restlichen Verkehr einfach um sie herum leiten. Oder man meldet sich ganz professionell trotzdem bei den Lotsen - im Sinne der Flugsicherheit aller Beteiligten (und hält genug Abstand zu den Küsten/nationalen Lufträumen).

 

[macfly]

Viel geht bei Aeroflot ja derzeit nicht mehr. Praktisch alle Flüge "in den Westen" gecancelled. Einen Flug "in die große weite Welt", nach Mexiko, haben sie aber heute tatsächlich noch hinbekommen. Den finnischen Luftraum östlich umflogen, über Grönland, den kanadischen Luftraum östlich umflogen, an der Ostküste der USA entlang (ja, da dürfen sie noch), nach Mexiko/Cancun. Ein großer Umweg war das nicht - die Kartenprojektion täuscht natürlich.

Einen Teil des Funkverkehrs dieses Flugs gibt's bei Youtube. Nicht wirklich spektakulär. Zeigt aber, wie professionell Piloten und Flugsicherung damit umgehen. Aeroflot meldet sich, und auch die Flugsicherung in Gander (Kanada) kümmert sich noch um den Flug, für das "Oceanic Routing". Nur über kanadisches Staatsgebiet fliegen durften sie eben nicht.

Live Flight Tracker - Real-Time Flight Tracker Map | Flightradar24

The world’s most popular flight tracker. Track planes in real-time on our flight tracker map and get up-to-date flight status & airport information.

www.flightradar24.com

 

[homieray]

AFL111 - interessante Entwicklung:

NAV CANADA STATEMENT ON AEROFLOT FLIGHT AFL111

 

[Bleiente]

".... Die russische Fluggesellschaft Aeroflot verliert wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine weitere wichtige Geschäftspartner. Mit dem US-Unternehmen Sabre und der spanischen Amadeus IT Group kappten zwei der größten Buchungssystemanbieter für Flugtickets am Donnerstag die Geschäftsbeziehungen zu der Airline. .... Sabre und Amadeus sammeln Informationen zu Flugplänen, Sitzplatzverfügbarkeiten und Ticketpreisen. Sie ermöglichen es Reisevermittlern, sowohl online als auch in ihren Läden Flugangebote zu vergleichen und für Kunden Tickets zu reservieren. ..."
Flugticket-Plattformen streichen Aeroflot aus ihren Buchungssystemen (msn.com)

 

[atlantic]

das ist doch alles an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten.

Wenn alle Länder so wie jetzt auch in nur den letzten 20 Jahren reagiert hätten, gäbe es nur noch wenige Airlines die überhaupt noch international fliegen könnten.

 

[Bleiente]

".... 12:58 Aeroflot stellt alle internationalen Flüge ein
Die russische Fluglinie Aeroflot wird ab Dienstag nicht mehr ins Ausland fliegen. Das berichtet die Wirtschaftszeitung "Kommersant". Ein Grund könnte sein, dass die Airline befürchtet, dass ihre Maschinen im Ausland möglicherweise beschlagnahmt werden. ...."
Ukraine-Krieg im Liveticker: +++ 13:31 Selenskyj ruft zur Verteidigung von Mariupol auf +++ - n-tv.de

 

[macfly]

Das war zu erwarten. Dürfte auch die Befürchtung bestätigen, dass die geleasten Maschinen nun einfach in Russland bleiben und dort weiterhin genutzt werden (so lange die Ersatzteile reichen), und die Leasing-Firmen die russischen Flugzeuge als Totalverlust abschreiben müssen. Klagen in Russland auf Herausgabe der Maschinen dürften in der Praxis kaum Aussicht auf Erfolg haben. Die Firmen könnten höchstens versuchen, irgendwo vor einem westlichen Gericht zu klagen und so an eine Kompensation aus beschlagnahmten russichen Eigentum zu kommen. Das dürfte aber ein langes juristisches Verfahren werden.

 

[Philipus II]

Realistisch ist es eher, die Forderungen/Eigentumsrechte mit massivem Abschlag an einen hochspekulativen Hedgefond abzugeben. Es gibt spezialisierte Geier-Fonds, die ganz bewusst in "Vermögenswerte" investieren, deren Wiederinbesitznahme sehr aufwändig ist. Der Hedgefond Elliot hat beispielsweise argentinische Staatschulden nach der Zahlungsunfähigkeit Argentiniens aufgekauft, dann aber 2016 einen Milliarden-Vergleich geschlossen. Nach 15 Jahren Streit bezahlt Argentinien "freiwillig" 75% der Forderung - das sind dicke Gewinne. Ich gehe davon aus, dass russisches Vermögen in westlichen Ländern bei Fortdauer des Konflikts irgendwann zur Entschädigung verwendet wird. Umgekehrt wird westliches Vermögen in Russland beschlagnahmt. Praktisch empfiehlt sich die sofortige Abschreibung.

Als nächstes werden die von russischen Airlines genutzten Flugzeuge neu registriert werden müssen. Das ist aber eher eine Formalie, bei entsprechender politischer Unterstützung.

 

[Jeroen]

Bis 28 Marz mussten Aerflot (und andere Russische Luftfahrtbetrieben) die geleaste Flugzeugen dann an ihre Einhaber zuruckfuhren.
Ob das passieren wird wie hier oben schon diskutiert wohl sehr zweifelhaft.
Das Datum aber soll so stehen.
Aeroflot bleibt aber weiter nach Belarus fliegen.

 

[macfly]

Artikel zum erwarteten Desaster für die Leasing-Firmen. Rund 10 Milliarden Dollar sind die russischen Flugzeuge wert, die derzeit in Russland sind. Man geht davon aus, dass sie abgeschrieben werden müssen. Russland argumentiert, dass die Flugzeuge wegen des EU Flugverbots nicht zurückgebracht werden könnten (natürlich Quatsch, weil sie könnten ja eine Genehmigung beantragen - für den Ausflug würden die EU Länder die doch erteilen). Und die Leasing-Firmen dürften die Flugzeuge nicht abholen, da EU Unternehmen wiederum das Fliegen in Russland verboten ist. Es gibt angeblich den Plan, dass russische Flughäfen extra astronomische Parkgebühren einführen, die die Leasing-Firmen dann für ihre Jets bezahlen müssten (damit die Jets dann in Russland "gepfändet" werden können, um diese Mond-Parkgebühren einzutreiben). 515 von 980 Flugzeugen in Russland wären davon betroffen.

Sanktionen: Warum Russland Hunderte Flugzeuge einbehalten könnte

Sanktionen untersagen, Flugzeuge nach Russland zu verleasen. Doch Vermieter fürchten, dass russische Airlines Jets nicht zurückgeben. Schlimmstenfalls drohen Milliardenabschreibungen.

www.faz.net

 

[Intrepid]

Die über 30 Jahre geschaffenen wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland jetzt alle wieder auseinanderzuflechten ist vermutlich ein wesentlich größeres Unterfangen als der Brexit. Da ist der Aeroflot-Leasingfall nur eine klitzekleine Randnotiz.