chin. Flugzeugträger Liaoning
....
die geringe Zahl an beobachteten/berichteten Starts und Landungen zieht sich über die gesamte Lebenszeit der Kuznetsov. Und das entspannte Verhalten der Decksmanschaften macht irgendwie auch keinen so professionellen Eindruck. Meine Wertschätzung für "Project 1143.5" steigt eigentlich erst, seit dem ich sehe, wie die Chinesen einen solchen Träger händeln....
Ich denke, den Russen ist lediglich die Beherrschung von Start- und Landeverfahren wichtig gewesen. Nach dem "kalten Krieg" und dem finanziellen Zusammenbruch unter Jelzin bestand weder die Notwendigkeit noch die Möglichkeit, einen effektiven Trägerbetrieb aufrecht zu erhalten. Es ging in der Zeit nur darum, das erreichte know how zu bewahren, um ggf. später darauf aufbauen zu können.
China profitiert dazu noch von der Gastrolle, die seine Mannschaften bei der brasilianischen Marine spielen durften. Brasilien beherrscht den effektiven Trägerbetrieb, insbesondere was das Decksmanagement betrifft, angefangen von der Suche nach Gegenständen auf dem Flugdeck (die in die Turbinen geraten könnten) bis hin zur Frage, wie Start- und Landebetrieb entzerrt und die gelandeten Flugzeuge möglichst schnell wieder startbereit gemacht werden können.
(Dazu kommen natürlich auch Einsatzverfahren wie die Kooperation mit Escortschiffen usw.; was China mit seinen LPDs schon seit Jahren trainieren, aber um die geht es jetzt nicht).
....
Ich denke dabei immer an Deckload- bzw. Alpha-Strikes, wie es die Amerikaner praktizieren: der verfügbare Raum hinter den Katapulten oder neben/vor der Landebahn bestimmen die Größe des Geschwaders, welches man für einen konzentrierten Einsatz in die Luft bringen oder wieder einsammeln kann. CAP/AEW und Tanker werden eben vor der Recovery-Phase gestartet und anschließend wieder an Deck geholt, wenn diese Aufgabe nicht von einem zweiten Träger wahrgenommen werden kann.
Du sagst es:
"hinter den Katapulten oder neben/vor der Landebahn": genau da ist ein Unterschied zu den Trägern mit "Sprungschanzentechnik". Das Vorschiff ist die einzige Startmöglichkeit, und wegen des benötigten Anlaufs - der eben nicht von einem Katapult unterstützt wird - benötigen die Jets eine entsprechend längere Anlaufstrecke. Die ist auf der Liaoning durch die unterbrochenen, dicken gelben Streifen markiert. Ein Jet, der darauf parkt, hat selbst nicht genug Rollstrecke zum Start und behindert gleichzeitig die hinter ihm stehenden Jets, die ja erst am Ende der Anlaufbahn über dem Bug abheben können.
Hier müssten bei einem Start also alle "vorne" stehenden Jets beiseite geschafft werden, und zum Bug hin ist das Vorschiff so schmal, dass ein einfaches "beiseite rollen" nicht reicht. Mindestens eine der beiden Startstrecken muss komplett frei sein. Dann könnte wenigstens die für einen Start genutzt werden, wie bei einer Perlenkette, in der eine Perle nach der anderen zum Startpunkt kommt.
Das reduziert aber die Zahl der Startmöglichkeiten in einem Zeitraum. Statt "einfädeln" (links - rechts - links - rechts .... abwechselnd) muss nach einem Start erst eine weitere Maschine zum Startpunkt rangiert werden. Die zweite Startstrecke, die bei der regulären Nutzung in der Zeit verwendet werden könnte, wäre ja weiterhin durch die Flugzeuge blockiert, die auf dem Vorschiff geparkt haben.
Die Parkmöglichkeiten auf dem Deck sind daher durch die dünnen gelben "Kreuz-Markierungen" auf dem Deck gekennzeichnet. Da ist nur eine solche Markierung zwischen den beiden Startpunkten - der Rest muss frei bleiben.