4. Oktober 1990

Diskutiere 4. Oktober 1990 im NVA-LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Wer diese Zeit miterlebt hat, kann sie auch im Rückblick nicht frei von Emotionen betrachten. Muss man aber ja auch nicht, so lange das alles im...
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Wolfsmond

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Wer diese Zeit miterlebt hat, kann sie auch im Rückblick nicht frei von Emotionen betrachten. Muss man aber ja auch nicht, so lange das alles im Rahmen bleibt. Für uns in der "alten" Bundeswehr kam das damals alles sehr überraschend, und was die Vereinigung der beiden Armeen bzw. Systeme angeht auch viel zu schnell. Direkt nach der Wiedervereinigung verlegten eine ganze Reihe von Leuten und sehr viel Material von uns aus Bremgarten nach Preschen. Da war im Nachhinein betrachtet von unserer Seite aus teilweise auch viel Überheblichkeit mit im Spiel, nach dem Motto wir greifen da mal die Buschzulage ab, und zeigen den Kommunisten da drüben nebenbei mal wie eine richtig organisierte Armee funktioniert. Auf der anderen Seite gab's demgegenüber verständlicherweise viel Resignation, teilweise Ablehnung, aber bei manch einem auch vorsichtigen Optimismus - der hat sich aber sehr bald erledigt, denn fast alle quasi zwangsweise übernommenen NVA Soldaten wurden nur Z 2, direkt erstmal degradiert und wurden danach fast ausnahmslos entlassen, praktisch ohne Aussicht irgendwo unterzukommen. Wieviel Motivation will man in der Situation von jemandem erwarten. Beschämend ist für mich bis heute, dass die BRD als Rechtsnachfolger der aufgelösten DDR nicht zu deren Verpflichtungen steht, seien es die gekürzten Renten, oder der Umgang mit im Dienst für die NVA körperlich versehrten ehemaligen Volksarmisten (Stichwort Radarstrahlung). Man tut ganz so, als hätte es diese andere deutsche Armee nicht gegeben, verbietet das tragen von Ehrenzeichen oder die Verwendung von Dienstgraden etc.
Wäre der Zusammenhang ein anderer, würde man von Siegerjustiz sprechen, aber im vereinten Deutschland gibt es die zum Glück ja nicht. Mit der Bewältigung unliebsamer Vergangenheit tut sich dieses Land nach wie vor äußerst schwer.
 
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Flugi

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In seinem Buch "So war das eben - ein ehemaliger Jagdflieger berichtet" schreibt der ehemalige MiG-29-Pilot Manfred Skeries recht ausführlich von der Zeit. Er war damals bei der Übernahme des MiG-29-Geschwaders inkl. Umzug von Preschen nach Laage und Aufstellung des JG 73 involviert. Die Phase von Wiedervereinigung bis zu seinem Rauswurf aus der Bundeswehr wegen Spitzeltätigkeiten für die Stasi nehmen knappe 70 Seiten ein.
....
Hier schon mal besprochen.
 
schneidi

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Direkt nach der Wiedervereinigung verlegten eine ganze Reihe von Leuten und sehr viel Material von uns aus Bremgarten nach Preschen. Da war im Nachhinein betrachtet von unserer Seite aus teilweise auch viel Überheblichkeit mit im Spiel, nach dem Motto wir greifen da mal die Buschzulage ab, und zeigen den Kommunisten da drüben nebenbei mal wie eine richtig organisierte Armee funktioniert. Auf der anderen Seite gab's demgegenüber verständlicherweise viel Resignation, teilweise Ablehnung ...
Wie zeigten sich Überheblichkeit und Ablehnung denn dann im Umgang miteinander?
 
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Wolfsmond

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Naja, im Rückblick ist das einem selbst peinlich, aber damals haben wir die neuen Kameraden eher belächelt und nicht für voll genommen mit ihrem "alten Russenschrott" (mit dem sie uns vermutlich kräftig was auf die Mütze gegeben hätten im Fall der Fälle...), und uns über das System mit Politoffizieren (die brauchte echt keiner) und Fähnrichslaufbahn (die war schon besser) lustig gemacht, weil wir es weder verstanden noch uns wirklich damit beschäftigt hatten. Es waren halt "die anderen", und wir hatten ja gewonnen. Auf der anderen Seite gab's natürlich auch den einen oder anderen alten Kadersoldaten, dessen stramm anerzogenes Weltbild sich in kürzester Zeit in Rauch aufgelöst hatte, und der sich in einer Welt wiedergefunden hat, die bis vor kurzem noch als Reich des Bösen dargestellt worden war. Da bleiben zwischenmenschliche Spannungen eben nicht aus. Im großen und Ganzen lief es aber doch einigermaßen gesittet ab, aber wirklich warm wurden wir damals untereinander nicht - leider. Ich hatte erst viele Jahre später Gelegenheit zu einem wirklich ernsthaften Austausch mit ehemaligen und dauerhaft in die Bundeswehr übernommenen NVA-Soldaten, die mir einen wirklichen Eindruck von deren damaliger Welt vermitteln konnten und auch wollten. Dabei habe ich viel gelernt - auch über uns und unser damaliges Verhalten.
 
schneidi

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... aber damals haben wir die neuen Kameraden eher belächelt und nicht für voll genommen mit ihrem "alten Russenschrott"
Ja. Schon eigenartig. Das war bei uns ähnlich, unter umgekehrten Vorzeichen. Wir haben die Bundeswehr eigentlich für eine Truppe von verweichlichten Salon-Soldaten gehalten, die sich ständig über dies und jenes beschweren und jeden Meter mit dem Bus fahren. Respekt hatten wir nur vor den Briten, das hatte mit deren Vorstellung im Falklandkrieg zu tun.
 
Diamond Cutter

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Wie zeigten sich Überheblichkeit und Ablehnung denn dann im Umgang miteinander?
Zum Beispiel wenn Dein Gegenüber Dich wissen lässt, dass er glaubt, dass Du in einem Land der dritten Welt aufgewachsen bist.

Ich habe meinen Grundwehrdienst am dritten Januar 1991 bei der Bundeswehr angetreten, habe also keinerlei Biographie in der NVA (außer natürlich der Musterung).

Aber ich bin Ossi, vermutlich damals (ein Vierteljahr nach dem Beitritt) einer der Ersten, der zum Bund einrückte.
Die große Mehrzahl der Rekruten damals beim Luftwaffenausbildungsregiment 5 in Goslar waren Wessis, allerdings haben wir das nie als Problem angesehen.
Warum auch, die allermeisten waren gute Kerle, mit denen man prima auskam.

Natürlich gab es jede Menge Neugier auf beiden Seiten, aber man hat schon gemerkt, da gibt es ein festgefügtes Bild in den Köpfen der Anderen.

Aber das war eigentlich nicht schlimm, man konnte mit den allermeisten Rekruten aus dem Westen prima reden, man konnte voneinander jede Menge lernen.

Und dann kam der Tag, als es zum Mittagessen ein Gericht serviert wurde, das uns Ossis etwas ratlos auf unsere Teller starren ließ.
Bevor jemand fragt - ich weiß nicht mehr genau, was es war, jedenfalls hatten wir derlei noch nicht gegessen und zeigten jetzt auch nicht wirklich Begeisterung dafür.

Und dann ertönte dieser Satz aus dem Munde eines Rekruten aus dem Westen:

"Fresst das! Bis vor kurzem habt ihr noch Knochen abgenagt!"

Das war gottseidank ein Einzelfall, lässt aber erahnen, welches Bild vom Osten im Gehirn so manchen Wessis herrschte.

Gruß
André
 

fant66

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Nette Geschichte, aber frisch eingezogene Wehrdienstleistende, die ja eingezogen wurden und großenteils nicht freiwillig da waren, kann man nicht mit Berufs- oder Zeitsoldaten vergleichen, die vielleicht schon 20 Jahre oder länger in Ost oder West gedient hatten und dann quasi über Nacht zusammengeworfen wurden.
 
eggersdorf

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Ein Beispiel: Mein Vater ist Ende der 60er Jahren zur NVA, ist Offizier in einer technischen Laufbahn geworden, hat die Militärakademie absolviert, er wurde nicht übernommen (okay, bei seinem Alter 1990 auch verständlich) aber er hat keine feste Arbeit mehr bekommen, nur Umschulungen und Jobs und hat bis zu seinem Tod noch Zeitungen ausgetragen, weil ihm nie die volle Rente zugestanden wurde.
Warum wurde ihm nicht die volle Rente zugestanden? In "Die Täter sind unter uns" wird das Gegenteil davon dargestellt. Dein Beispiel steht davon abgesehen nicht unbedingt für "meistens".
 
Airboss

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Ganz einfach, weil ihm Zeiten nicht angerechnet wurden. Ich hab mich leider nie zu sehr damit beschäftigt und jetzt ist es eh zu spät und auch nicht sinnvoll nach all der Zeit.

Angemerkt: Dienstgrade und Zeiten bei der Wehrmacht wurden nie in Frage gestellt, die der KVP oder NVA schon.
 
Airboss

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Und zu "meistens".

Es ist kein Geheimnis, dass ein Oberstleutnant aD nicht gleich ein Oberstleutnant aD war oder ist.

Ich mutmasse mal, dass die Mehrzahl nicht das bekam / bekommt, was grundsätzlich zustehen würde.

Leider kann ich das nicht nachweisen, dass es anders ist kann aber auch niemand. Ausser er zitiert aus schlauen Büchern. Und da kommt es drauf an, ist es sauber gemacht, kann mans glauben, glaubt man es...
 
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HorizontalRain

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Interessante Ausgangsfrage und ich muss gestehen, dass ich mich 2006, als ich mein Büchlein schrieb, genau vor diesem Zeitraum etwas "gedrückt" habe.
Die Situation war ganz sicher nicht einfach, für Keinen von uns. Der Uniformwechsel, verbunden mit dem "neuen" Dienstgrad Hauptmann, waren dabei (für mich) die geringeren Probleme, viel gravierender war die stetig "im Hinterkopf" kreisende Frage, wie es nach dem vermeindlich absehbaren Ende der Zeit als Weiterverwender weiter gehen werde. Als Familienvater mit zwei Kindern macht man sich eben so seine Gedanken darüber.
Die ersten ~ 2 Wochen nach dem 4. Oktober 1990 erhielten wir dann diverse Schulungen (zB Innere Führung), um uns in unserer "neuen" Armee besser zurecht finden zu können. Dies änderte sich aber Mitte Oktober doch recht rapide, als die MiG-29 Staffeln den Flugbetrieb wieder aufnehmen durften, die MiG-21 aber am Boden blieben. Kaum noch "zentrale" Schulungen, wir, die Reste der 3. Staffel, hatten eigentlich keinen wirklichen Auftrag mehr, so etwas kann mit der Zeit auch an den Nerven zehren. Als man uns die Möglichkeit einräumte, uns als SaZ 2 zu bewerben, aber gleichzeitig wenig Hoffnung machte im Fliegerischen Dienst unterzukommen, war das auch nicht für jeden von uns, Grund eine solche Bewerbung abzugeben, für mich war es aber ein "Silberstreif" am Horizont, auch wenn die Hoffnung darauf, dass es klappen könnte, bei etwa 50% lag.
Nun, es entwickelte sich dann für mich doch in eine gute Richtung - aber das hatte ich dann 2006 auch schon beschrieben...:FFTeufel:

HR
 
schneidi

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Wenn ich dich richtig verstehe - ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich dein Buch nicht kenne! -, warst du ein junger Pilot beim JG-3 in Preschen auf MiG-21, Vater, vor allem am Fliegen interessiert und hoffend-unsicher, dass es in der Bundeswehr irgendwie weitergeht?
Das wird, denke ich, für viele gegolten haben. Insofern wäre es sehr interessant, wenn du zu dieser Zeit um den 3. Oktober 1990 noch ein paar Erinnerungen herauskramen könntest. Wie war er denn, der neue Chef? Wie verlief das Kennenlernen? Wie war es, als die Kommandeure und die Politoffiziere gehen mussten? Auch die waren ja zuallererst mal Menschen, die man seit Jahren kannte ...
 
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Bergbewohner01

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Ein sehr interessanter Thread! Kann mir vorstellen, dass es da sehr viele schlechte, aber auch schöne zwischenmenschliche Momente gab.
 
Tiefenwirkung 73

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Und vielleicht haben die Leute, die damals dabei waren, aus Ost und West, als Piloten oder Techniker oder einfache Soldaten oder Zivile Mitarbeiter, Lust zu schildern, wie sie damals diese Zeit empfunden haben. Was sie fühlten und dachten.

Ich würde mich freuen, wenn einer schildern würde, wie es damals war, als die DDR-Luftstreitkräfte aufhörten zu existieren.
Ich war damals dabei. Aber hier im Forum darüber zu schreiben, was ich fühlte und dachte... dafür ist dieses leider nicht geeignet.

In Putgarten verlief der 2. oder 4. Oktober sehr unspektakulär, ein Appell, andere Uniformen, 1-2 "Berater", kein Flugdienst mehr.
Es gab kaum noch Mannschaftsdienstgrade und viele der Offiziere, die bleiben wollten wurden im Dienstgrad herabgesetzt.
Die Zeit forderte alle jetzt "ehemaligen Berufssoldaten der NVA" heraus, sich neu zu orientieren.
Dabei sollte man die Attraktivität der Bundeswehr allerdings nicht überschätzen.
Viele nutzten die Situation als Chance, sich in zivilen Berufen neu zu orientieren und die, zu denen ich noch Kontakt habe, sind
damit ganz gut zurecht gekommen.

Im konkrekten Fall unserer JLS-9 (deren interessante Geschichten findet man auch hier im Forum) hieß das: Tür zu und tschüß!

Für diejenigen der FuTK-333, die sich für den weiteren Verbleib in der Bundeswehr entschieden hatten und auf SaZ 2 setzten, war es
(ähnlich, wie einige hier im Forum schon angedeutet haben) oft kein leichter Weg, mit Herabstufungen z.T. auf Feldwebel-Dienstgrade,
mit vielen Versetzungen und auch der Unsicherheit, was nach den zwei Jahren kommt.
Leider ist mein Kontakt zu ihnen inzwischen abgerissen.
Immerhin existiert das Gelände der Dienststelle noch und ein Radar-Turm der Bundeswehr, mit kleinem Dienstgebäude, steht vor dem alten Zaun.

Wenn jemand noch Interesse an einem wirklich guten Zeitdokument hat, dem empfehle ich, die Rede des letzten Kommandeurs des JG-9 beim
Geschwaderappell anläßlich der Außerdienststellung am 02.10.1990 als Video zu suchen.
 
schneidi

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Bei YouTube finden sich ein paar Aufnahmen:

"Mein letzter Flug JG9 1990 MiG-23ML "Flogger" in Peenemünde"

"NVA Jagdfliegergeschwader 8 Marxwalde, letzte GA 26.09.1990, Magnetbandkopie"

"MFG-28, Flugtag"
 
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"Classix: 3. Oktober 1990 (1990) - Bundeswehr" (U.a. mit Reden von Schönbohm und Eppelmann)
 
schneidi

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Ich war damals dabei. Aber hier im Forum darüber zu schreiben, was ich fühlte und dachte... dafür ist dieses leider nicht geeignet. … Im konkreten Fall unserer JLS-9 (deren interessante Geschichten findet man auch hier im Forum) hieß das: Tür zu und tschüß!
Das klingt etwas verbittert. Noch immer.
Ich kann nur über die Erfahrungen meines Vaters und seiner Genossen sprechen. Die meisten schafften das ganz gut.
Er fing auch neu an, studierte sogar noch einmal, lebte ein zweites Leben: Nun gut, sie waren diszipliniert, streng zu sich selbst und oftmals engagiert. Die strenge Erziehung durch die Armee half sicher beim Übergang ins Zivilleben.
Aber das erste wurde wohl oft vermisst, auch wenn man nach 1990, in einem oft Jahrzehnte dauernden Prozess, lernen musste, wie viele Stunden und Tage, wie viele Weihnachten und Silvester man eigentlich … ja, manchmal umsonst … in der Kaserne gesessen hatte.


Wenn jemand noch Interesse an einem wirklich guten Zeitdokument hat, dem empfehle ich, die Rede des letzten Kommandeurs des JG-9 beim Geschwaderappell anläßlich der Außerdienststellung am 02.10.1990 als Video zu suchen.
Würde ich mir gern ansehen. Aber ich habe das Video nicht finden können.

Diese Aufnahmen sind aber meist vom September 1990, d.h. vor dem 3./4. Oktober.
Direkt aus den letzten Tagen findet sich leider nichts.
 
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Gerry P.

Gerry P.

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Dir geht es hier sicher um die persönlichen Eindrücke und Erfahrungen aus diesen Tagen. Mein aktiver Dienst in der 1.JBS/JBG-37 war nach 10 Jahren bereits beendet und ich arbeitete als Zivilbeschäftigter in der KRS im selben Truppenteil. Im ersten Moment hatte ich wie sicher auch andere Zukunftsängste wie es weitergehen wird. Ich lernte in den folgenden Wochen auch Zivilbedienstete der Bundeswehr kennen und wir konnten uns recht gut miteinaner austauschen und so manches Vorurteil dem anderen gegenüber ausräumen. Ich blieb erstmal im Nachkommando und hoffte auf eine Weiterbeschäftigung in der Bundeswehr. Ich wurde dann ins Wehrbereichskdo. nach Cottbus bestellt und dort wurde mir Angeboten mich als Angestellten mit Aussicht auf Verbeamtung im Kdo. zu übernehmen. Nach einer Bedenkzeit von einer Woche hatte ich mich aber dagegen entschieden und mich in der Wirtschaft orientiert und dort später Fuss gefasst. Der Grund warum ich diesen Schritt ging und das gute Angebot ausschlug ist dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte statt an Technik zu arbeiten hinter einem Schreibtisch zu sitzen. Das kann ich übrigens auch heute noch nicht und mit wiederwillen jeden Tag auf Arbeit zu gehen und einen Job zu machen der mir nicht gefällt fand ich einfach abstossend.
 
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Das klingt etwas verbittert.
Nein, gar nicht. Dann ist das falsch angekommen. 🙂
Nur, hier ist ein öffentliches Forum und einige User haben nun mal nicht mein Vertrauen, um persönliches hier öffentlich zu machen.

Nimm es so, wie ich es gemeint habe: für viele war es nicht anstrebenswert, in die Bundeswehr übernommen zu werden.
Für uns, die wir in der JLS-9 das Licht aus gemacht haben - und das war unsere Entscheidung- war das gut so.
Wir haben alle, wenn auch nicht sofort, einen guten anderen beruflichen Weg genommen. Ich z.B. war auch mal einige Zeit arbeitslos, habe dann aber meinen Traumjob gefunden.
Vergiß nicht, es war auch die Chance, aus einem Befehlsverhältnis herauszukommen und das Leben in die eigenen Hände zu nehmen.

Wegen des Videos bin ich mir sicher, daß die Sequenz auf dem JG-9 Video mit drauf ist, das in Peenemünde verkauft wurde.
Sollte aber auch irgendwo im Netz zu finden sein, ggf auf der JG-9 Internetseite suchen.

Viele Grüße 🙂🖐
 
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