Ach Mädels,
so ein 20:15-Film wird unter ganz anderen Vorgaben gemacht. Der Zuschauer erwartet, daß englisch gefunkt wird. Twenty-Neiner hört sich einfach "fliegermäßiger" an als "eins-eins". Meine Lieblingsjournalistin hat vor vielen Jahren mal einen Workshop "Reisereportage" mitgemacht. Sie hat versucht, die Schönheit einer fliegerischen Bergtour, das atemberaubende Schauspiel, hinter der scharfen Felskante das Tal mit dem Flugplatz in der Sonne funkeln zu sehen und dann in diesem schmalen Tal zu landen, zu beschreiben. Das Ergebnis war: "Wann passiert denn nun was? Kann nicht der Motor ein kleines bisschen stehen bleiben?". Das ist die Erwartungshaltung.
Der Flug zur anderen Insel muß halt dramatisch sein, damit die Henriette Fußgänger vor der Glotze nicht einschläft. Für Vorflugkontrolle und Motorwarmlaufen, für Flugplanung, NOTAMs und Wetter bleibt da in den 90 Minuten keine Zeit. Und der Start bei Seitenwind bei marginaler Sicht reicht dem landläufigen Zuschauer als Dramatik eben nicht aus.
Wenn man bereit ist, über diese "Systemprobleme" hinwegzusehen hat die Küstenpiloten-Reihe einige positive Aspekte:
- Man zeigt mal wieder Fliegerei. Die Kleine, unspektakuläre.
- Es sind nicht Millionäre, sondern ganz normale LeutInnen, die mit den fliegenden Kisten in die Luft gehen.
- Man wird mit der Fliegerei nicht reich, sondern muß mit Herz und Haut und Haaren drinstecken
- Fliegerei und Naturschutz schließen sich nicht aus, sondern passen ziemlich gut zusammen. Wenn man nur will.
- Für manche Dinge ist die Luftfahrt gut, auch wenn es nur darum geht einen verletzten Hund zu retten.
Alles in allem tut der Film m.E. mehr für das Bild der Luftfahrt in den Wohnzimmern der Fußgänger, als all die engagierten Aufrufe und Appelle in Foren und Fliegerzeitschriften zusammen.
gero
P.S. Wenn man sich die ganzen haarsträubenden Details z.B. der Top-Top-Gun Kult-Schmachtfetzen zum Vergleich ins Gedächtnis ruft, war der erste Film der Reihe sogar ziemlich gut.