Zurück zur Anfangsfrage, obwohl der Thread ja schon sehr alt ist:
An mein erstes Modell kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es muss um 1968 gewesen sein, als ich von meiner Tante einen Revell-Bausatz geschenkt bekam. Es war eine Boeing 707 mit Decals für eine BOAC-Version. Farben dazu hatte ich noch keine, aber das musste damals reichen.
Das Modellbauvirus fing aber an, aktiv zu werden. In den Sommerferien besuchte ich immer meine Großeltern, die in einem Dorf unweit des Flugplatzes Jagel (MFG1) wohnten. Der Flugbetrieb interessierte mich sehr, und so radelte ich wann immer es ging zur Einflugschneise neben der Hauptwache. Die F-104G, damals noch Standard beim MFG1, übten eine starke Faszination aus. Spät abends waren im Haus meiner Großeltern, wenn der Wind aus Richtung Jagel günstig stand, die Probeläufe der GE J-79-Triebwerke mit dem charakteristischen Geheul deutlich zu vernehmen. Wenn ich heute Soundfiles der F-104G höre, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Meine Besuche auf dem Parkplatz an der Wache blieben damals nicht unbemerkt, so sprach mich einmal ein Wachhabender an, ob ich die Flugzeuge einmal aus der Nähe betrachten wollte. Das war natürlich das Größte - und meine erste und einzige Fahrt in einem Jeep. Wir fuhren zu einer der Hallen, in der ich die Gelegenheit bekam, ins offene Cockpit einer Hawker Sea Hawk zu schauen. Beim Starfighter war das leider nicht möglich, aber ich war trotzdem glücklich.
Wie der Zufall es wollte, gab es in der nächsten größeren Stadt, Schleswig, im Ortsteil Friedrichsberg, ein Metallwaren- und Fahrradgeschäft, dessen Name mir nicht mehr einfällt. Dieses konnte ich mit dem Fahrrad erreichen. In den Auslagen im Schaufenster lachten mich die Bausätze von Revell und Airfix an, das waren die einzigen dort erhältlichen Marken damals. Im Geschäft selbst gab es die bekannten und gut gefüllten Regale mit Revell und Humbrol Farbtöpfchen, Verdünner und Modellbaupinseln. Spätestens jetzt ging es los. Jeweils in den Schulferien gab es mindestens ein Bauprojekt. Später sind die fertigen Modelle irgendwann in die Mülltonne gewandert, aber ich erinnere mich noch genau, welche Modelle ich in der Zeit bis ca. 1972 gebaut habe:
Hawker Hunter (mit Funktions-Schleudersitz, Gummiband-Mechanik), Hersteller unbekannt, Maßstab wohl etwas größer als 1:72
F-111 Revell 1:72
F-4B Phantom II Airfix 1:72
F-104G Luftwaffe Revell 1:72
F-104G Luftwaffe Naturmetall Airfix (?) 1:100
B-58 Hustler Revell
F-101 Voodoo Revell 1:72
Folland Gnat "Red Arrows" Airfix 1:72
A-3J Vigilante Revell
Apollo 11 Columbia und Eagle Revell
Ich erinnere mich noch gut an Passungenauigkeiten verschiedener Bausätze (B-58, F-101), die mich fast verzweifeln ließen. Einige Modelle sind mir rückblickend aber sehr gut gelungen, wie z.B. die F-104G im Tarnschema und die F-4B VF-74, natürlich alle ohne Airbrush bemalt.
Vor rund 10 Jahren habe ich wieder von vorn mit dem Modellbau angefangen, und zwar mit einem etwas ungewöhnlichen Bausatz, der Tamiya F-84G "Thunderbirds" in 1:72. Ungewöhnlich insofern, als das Polystyrol bei diesem Bausatz hochglanzverchromt ist, sodass keine Airbrushausrüstung benötigt wird, wenn man auf unterschiedliche Panelschattierungen verzichten kann. Kurz darauf habe ich mir aber dann eine Airbrush zugelegt und seitdem knapp ein Modell pro Jahr gebaut. Die Faszination aus der Jugend ist zurückgekommen.
Viele Grüße
Jürgen