Die Amerikaner haben entwickelte Systeme auf die sie aufbauen können.
Die anderen müssen alles mehr oder weniger von grundauf entwickeln.
Bei den "anderen" (i.e. Europa) gibt es einen ganzen Haufen "entwickelte Systeme", auf denen man aufbauen kann, von Einzelkomponenten über integrative Missionssysteme bis hin zu fertigen MPA von der Stange. Und zwar nicht nur in Europa, sondern konkret auch in den beiden MAWS-Partnern Frankreich und Deutschland. Wobei zugegeben der Schwerpunkt eher in Frankreich liegt. Das liegt daran, dass die Franzosen in bezug auf MPA viel selber machen und daher auch viel selber können, und auch viel selber kaufen und diese Produkte dann halt auch verfügbar sind.
Airbus, Dassault, Thales, Sagem, Naval Group, MBDA, Hensoldt, Rohde&Schwarz, Diehl, ESG, Atlas (evtl. noch ELAC, Aerodata) haben zusammen genug und vorhandene oder mit hohem TRL in Entwicklung befindliche Produkte, um dir jetzt schon in überschaubarer Zeit ein Weltklasse-MPA zusammenzustöpseln. Und auch genug Systemkompetenz, um das Ganze zu integrieren. Und genug Technologiekompetenz, um auf der Grundlage ihres Portfolio erfolgreich neue Systeme für ein MAWS zu entwickeln.
Für das so wichtige Kernsystem eines MPA, die Missionsavionik, gibt es beispielsweise mit AMASCOS (Thales, Eigenentwicklung), LOTI-NG (Naval Group, aus der Atlantique 2 Standard 6) und FITS (Airbus, seit 20 Jahren und mehreren Systemgenerationen querschnittlich im Einsatz) alleine drei vorhandene verfügbare Produkte. Vier, wenn man das eher für den zivilen Markt entwickelte AeroMission von Aerodata mitzählt, das zum Beispiel in der RAS-72 von Rheinland Air Services für ein MPA adaptiert wurde.
Für Radar, E/O, ESM/SIGINT, Akustiksystem, Kommunikationsmittel etc. gilt das genauso.
Und das sind nur die MAWS-Partner Frankreich und Deutschland. Da sind andere große wie kleine europäische Unternehmen (z.B. Leonardo, BAE, Saab, ...) noch nicht mal mit dabei.
Und auch von den Kosten wird sich ein europäisches Modell nicht mit den Amerikanern messen können sofern es gleichwertig ist.
Was an diesem Punkt viele nicht verstehen ist - das muss ein europäisches MPA auch nicht. Erstens fließen erhebliche Anteile in Europa ausgegebener Finanzmittel über Steuern und Konsum direkt in die Haushalte zurück. Man kann also im Vergleich zu einem Kauf im entfernten Ausland (z.B. den USA) mehr ausgeben ohne tatsächlich mehr auszugeben. Zweitens sind Mehrkosten, die dem Erhalt und dem Ausbau der eigenen industriellen und Systembetreuungskompetenz dienen, in gewissem Rahmen akzeptabel, weil man damit die eigene Konkurrenzfähigkeit fördert und sich Optionen auf dem Markt für die Zukunft sichert. Ob und in welchem Umfang sich das "lohnt", mag diskutabel sein, aber diese Praxis ist politsch akzeptiert und gängig.
Und nichts anderes ist es mit dem MAWS. Es wird keinen Technologiefortschritt gegenüber den Amerikanern geben.
Da gehe ich jede Wette ein, bis MAWS fliegt und voll einsatzbereit ist, gibts ein Nachfolger der P8 und die ist eher dem MAWS um 20 Jahre vorraus, als umgekehrt.
Ich verstehe nicht, woher dieser konstante Fatalismus hinsichtlich der Technologiefähigkeit Europas herkommt in diesem Forum. Die europäische Rüstungsindustrie ist technologisch ganz oben in der Weltspitze dabei und muss sich nicht verstecken.
Gleichzeitig ist auch in der P-8A nicht alles ein Technologiewunder. Beispiel? Das Seeraumüberwachungsradar AN/APY-10 beispielsweise ist nichts anderes als die neueste Version des AN/APS-137 und lief bis zur Umbenennung auch als AN/APS-137D(V)5. Die Entwicklungshistorie des APS-137 lässt sich bis auf das AN/APS-80 aus der P-3
A Orion zurückverfolgen. Hoch leistungsfähiges System, aber technologisch halt nicht mehr vorne mit dabei.
Währenddessen hängt man sich in Europa AESA-Radare in GaA- und mittlerweile sogar GaN-Technik an seine MPA. Erinnert mich frappierend daran, wie sehr sich über das konventionelle CAPTOR-M des Eurofighter mokiert wurde, während der Amerikaner funkelnagelneue AESA-Radare in seine Kampfflugzeuge verbaute und alle neidisch waren.