Jetzt mal ganz ehrlich: Jedes Beschaffungsprojekt aus dem Bereich derLuftfahrtindustrie (millitärisch) ist verzögert oder ist teurer als erwartet geworden. Die Reihe liest sich wie ein who is who der aktuellen Kampfflugzeuge:
B-2 (Kostenexplosion)
F-22 (Kostenexplosion und Verzögerung)
Rafale (Verzögerung)
Typhoon (Verzögerung und gestiegene Kosten)
Tiger (Verzögerung)
V-22 (massive Verzögerung, Kostenexplosion, massive Programmprobleme)
A-400M (Verzögerung, politische Probleme)
F-18E/F (gestiegene Kosten, fehlende Leistungen)
der JSF wird meines Erachtens auch nicht pünktlich und zum beabsichtigen Preis kommen.
Die Thematik ist aber auch nicht neu. Bereits früher gab es solche Probleme. Beispiel: F-111 (riesige Kostenexplosion) oder Tornado (Kostenexplosion und Verzögerung) oder auch B-1 (Kostenexplosion, z.T. massive Verzögerungen)
Das Problem ist nicht neu, wird bestehen bleiben und auch in Zukunft immer wieder auftreten. Fakt ist, daß die Franzosen zwar ein tolles Flugzeug konstruiert haben, allerdings haben sie industriepolitisch einen der größten Fehler der Geschichte begangen. Sie haben mit massiven Geldern ein eigenes Flugzeug konstruiert und haben keine Verkaufserfolge. Punkt aus. Wären sie im EFA-Programm geblieben, dann hätten sie mehr oder weniger genau das gleiche Flugzeug bekommen (Mal ehrlich: Rafale und Typhoon ähneln einander wie Zwillinge, in Punkto Leistung und Ausstattung, die M als Trägervariante mal ausgenommen), aber dies mit weniger, da geteilten, Entwicklungskosten und vermutlich auch weit geringerem Systempreis, da von Natur aus größere Stückzahl. Und vergeßt ganz schnell das Märchen, daß die Franzosen ausgestiegen sind, weil die anderen vier Partner keine Trägervariante haben wollten. Die wollten schlicht und ergreifend die Programmfüherschaft und damit den anderen ihre Vorstellungen aufdrücken und dem Flugzeug den Stempel: "Made in France". Das wollten aber UK und Deutschland nicht akzeptieren und alle gleichberechtigt nach Partizipationsgrad stellen. Die Franzosen wollten wiederrum dies nicht akzeptieren und sind ausgestiegen. Die Quittung bekommen sie nun mit einer für den französischen Steuerzahler sehr teuren Steißgeburt, welche kein anderer haben will. Wo sind denn die potentiellen Rafale-Abnehmer:
Griechenland? - Typhoon;
Korea? - möglich, aber vermutlich F-15K;
der arabische Raum? - F-16 Block 50/52/60, Mig-29 (Jemen hat gerade wieder 20 bekommen) oder Su-27 (Syrien);
Südamerika? - viele haben F-16 oder Mig-29;
Australien? - eine gewisse Möglichkeit, aber eher JSF oder Typhoon (BAe hat Werften dort)
Europa? - Markt ist aufgeteilt nach Gripen (Ostblock, Österreich), Typhoon und später den JSF. Norwegen und Holland werden sich vermutlich zwischen Typhoon und JSF entscheiden. Dänemark, Belgien und Portugal tendieren zum JSF.
Wer bleibt denn dann noch groß übrig?