Notlandung der D-MNRC bei Rain (Kreis Straubing-Bogen) 27.12.2017

Diskutiere Notlandung der D-MNRC bei Rain (Kreis Straubing-Bogen) 27.12.2017 im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Ich bin zwar reiner Hobbyflieger, aber nach ein paar tausend Starts und Stunden auf mehreren dutzend Typen seit 1978 sehe ich den Versuch als...
Yak

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Sitz rein in so eine Kiste, schmeiss die Haube weg und zeig uns, dass du es besser hin bekommst.
Ich bin zwar reiner Hobbyflieger, aber nach ein paar tausend Starts und Stunden auf mehreren dutzend Typen seit 1978 sehe ich den Versuch als machbar an, jedenfalls sinnvoller als ein Crash bei einer Aussenlandung zu riskieren.
 
bluewing

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Also mir ist die Haube auf einem Flug zwischen Genua und Ostseeküste in den östereichischen Alpen aufgeflogen.
Ca. 17°C, 200km/h, 800m über Grund.
Rückblickend ist der Wechsel vom chiligen Cruisen auf bumm Haube auf, Bananen, Karten, Kekse, fliegen entgegen der Flugrichtung nach vorne, dann nach hinten weg, der Sturm räumt die ganze Bude aus, irgendwie eine Nahtoterfahrung.
Erste Reaktion Gas raus, hochziehen, bei 130 km/h lange den roten Griff der Rettung angucken, an Mami denken, Sch...e wat nu.... Maschine flog so weit unauffällig, reist die Haube ganz ab und das HLW gleich mit???

Die Haube lag ganz ruhig auf der Fläche, nach dem ich wieder etwas ruhiger war, Entscheidung durch slipen die Haube wieder zu schließen, mehrmals geslipt wie ein Mann, die Haube war auf der Fläche angenagelt.
Der Trip war vorbei, also landen. Fahrwerk raus, Wiese gesucht, nicht überflogen, gleich gelandet, sch...drauf.

Ich denke bei richtiger Kälte würde ich mich wie bei einem brennenden Flugzeug verhalten, nur runter.

ciao Peter
 

12pepe34

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Also mir ist die Haube auf einem Flug zwischen Genua und Ostseeküste in den östereichischen Alpen aufgeflogen.
Ca. 17°C, 200km/h, 800m über Grund.
Rückblickend ist der Wechsel vom chiligen Cruisen auf bumm Haube auf, Bananen, Karten, Kekse, fliegen entgegen der Flugrichtung nach vorne, dann nach hinten weg, der Sturm räumt die ganze Bude aus, irgendwie eine Nahtoterfahrung.
Erste Reaktion Gas raus, hochziehen, bei 130 km/h lange den roten Griff der Rettung angucken, an Mami denken, Sch...e wat nu.... Maschine flog so weit unauffällig, reist die Haube ganz ab und das HLW gleich mit???

Die Haube lag ganz ruhig auf der Fläche, nach dem ich wieder etwas ruhiger war, Entscheidung durch slipen die Haube wieder zu schließen, mehrmals geslipt wie ein Mann, die Haube war auf der Fläche angenagelt.
Der Trip war vorbei, also landen. Fahrwerk raus, Wiese gesucht, nicht überflogen, gleich gelandet, sch...drauf.

Ich denke bei richtiger Kälte würde ich mich wie bei einem brennenden Flugzeug verhalten, nur runter.

ciao Peter
YAK der Berufspilot hätte in der Situation mit 2 Fingern die Haube geschlossen und in einer Abwärtsspirale die Kekse, Bananen und die Karte wieder eingesammelt.:rolleyes1:
 
banji

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Ich denke bei richtiger Kälte würde ich mich wie bei einem brennenden Flugzeug verhalten, nur runter.

ciao Peter
danke für den ausführlichen Bericht. Ich kenne offenes Fliegen nur von ein paar segelflügen mit Cabriohaube, vergleichbar ist das sicher nicht mal ansatzweise - Allein wegen der Brille, damals um 30° Außentemperatur und den viel niedrigeren Geschwindigkeiten.

Zum Thema Kälte möchte ich noch anmerken, dass es in Straubing an dem Tag -1,5° am Boden hatte. Wir kennen die Flughöhe des Vorfalls leider nich, aber selst wenn wir von um 4.500ft agl ausgehen sind wir schon bei -10° Außentemperatur. Nehmen wir nun die Reisegeschwindigkeit der D (180km/h) sind das sogar -28,5° die da Anfangs auf den Körper wirkten. Das ist ein Punkt wo das nicht mehr piekst sondern richtig weh tut. Körperflüssigkeiten frieren da ziemlich schnell ein, die Augen sind nur durch zukneifen halbwegs funktional zu halten.

@Yak

ok nun weiss ich was du tun würdest und aufgrund welcher Erfahrung du es tun würdest. Danke dafür.
Aber WIE du es machst weiss ich immer noch nicht. Das ist kein Angriff sondern wirklich eine ernstgemeinte Frage :-)
sagen wir du bist lokal unterwegs, kennst dich aus, und dir passiert das ganze bei gleichen Bedingungen über Dudenhofen.
 
Yak

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Ok, rechnen wir mal überschlägig:

Wir sind uns wohl einig dass es in einer solchen Situation mit eingeschränkter Sicht und unter erheblichem Stress sinnvoll ist extreme Fluglagen zu vermeiden sondern einen geübten Sinkflug mit üblichen Sinkraten einzuleiten. Bei einer Höhe von 3000 ft = 900 Meter und einer Sinkrate von 3m/sec = 600 ft/min braucht es etwa 5 Minuten um am Boden anzukommen, eigentlich eine typische Notlandeübung über einem Platz. Von Ortsmitte Dudenhofen zur Schwelle der 18 in Speyer sind es 4,5 Kilometer. Das Gerät hat mit Klappen eine sicher zu fliegende Mindestgeschwindigkeit von 70 km/h. Diese Strecke benötigt etwa 5 Minuten Flugzeit. Es ist also völlig egal ob ich die Kiste nach 5 Minuten genau unter mir aussenlande oder Kurs auf meinen Flugplatz nehme um dort wesentlich sicherer zu landen.

Die Situation bzw. Entfernungen sind ähnlich denn der Pilot ist ja in Straubing gestartet und war wohl auch noch auf der Platzfrequenz und in Sichtweite. Gerade wenn er erheblich in der Sicht beeinträchtigt war, war es auch unverantwortlich auf einer Strasse zu landen und dabei Unbeteiligte Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Oder er konnte doch so gut sehen dass er sicher war dass sich kein Fahrzeug auf der Strasse befand. Dann hätte er in der gleichen Zeit bei gleicher Geschwindigkeit und gleicher Sinkrate den Platz erreichen können. Dort hätte er nicht das hohe Risiko gehabt dass sich das Dreibeinfahrwerk eingräbt oder abreisst und das ganze in einem vielleicht tödlichen Überschlag endet.

Das alles ist Theorie und ich behaupte auch nicht, dass ich in einer so einer extremen Stressituation richtig bzw. logisch gehandelt hätte. Aber für ein GLANZSTÜCK fliegerischen Könnens halte ich diese Nummer eben nicht:

Trotzdem gelang dem erfahrenen Piloten das Glanzstück

Darüber könnte man diskutieren.....
 
Ralph

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Wie sind denn eigentlich die Flugeigenschaften dieses Flugzeugs mit offener und beschädigter Haube und Reisegeschwindigkeit ?
 
banji

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@Yak
Danke für die Ausführung nun wird es doch was genauer :-) Die Bahn heisst übrigens schon ne Zeit lang 16 aber das nur am Rande :-)
Bei der von dir vorgeschlagenen Prozedur fliegst du allerdings völlig ohne bzw mit sehr wenig Sicht und einer Geräusch- und Gefühlskulisse die man sich nicht vorstellen mag über dicht besiedeltes Gebiet und im Final über 2 Touristenattraktionen. Aber da greift auch schon das was ja selbst sagst, nämlich dass man auserhalb dieser Situation wohl kaum beurteilen kann wie man handeln würde.

Ich denke unterm Strich zählt hier der totgelutschte Spruch "Eine Landung von der man weglaufen kann ist eine gute Landung....
 
Yak

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Eine Landung von der man weglaufen kann ist eine gute Landung....
Da hast du Recht, mit der 16 natürlich auch, hatte ich jetzt anders im Kopf. Ist schon Jahre her wo ich zuletzt Speyer angeflogen habe. Der Anflug wäre aber von Nordwest und da muss man weder über das Bad, das Museum noch den Dom, allerdings über bebautes Gebiet. Aber die Schwelle ist ja nach Süden versetzt und, wie auch in Straubing, wahrhaftig lang genug um selbst bei der Halbbahnmarkierung aufzusetzen ;-)
 

wilco

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Nun, das aussagekräftigste, was wir zu dem Unfall haben, ist die Bilderserie im Merkur. Wenn man diese analysiert, wird man sich von dem Gedanken an eine Straßenlandung bald verabschieden. Die Bilder 3, 25 und 30 zeigen sehr deutliche Schleifspuren, sowie zwei mit Bindemitteln abgestreute Streifen, welche die Straße im 80°-Winkel kreuzen und zum Wrack hinführen.

Da scheint die Annahme plausibel, daß das Aufsetzen auf dem Acker gegenüber stattfand und die Zodiac erst beim Ausrutschen auf die Straße gehupft ist, wobei sie sich auch noch in die Gegenrichtung geringelt hat.

Auf den Bildern, die das gerade Straßenstück nach NO zeigen oder wenigstens anschneiden, ist kein einziger umgelegter Begrenzungspfahl zu sehen – sehr unwahrscheinlich für eine Straßenlandung mit einem Tiefdecker, dem am Ende ja auch noch jede Bodenfreiheit gefehlt hat.

Jetzt zur Topografie: der Landeort ist gerade einmal anderthalb Bahnlängen vom Straubinger Platz entfernt und liegt ca. 10° rechts der geraden Abfluglinie von der 27. Es hindert also nichts die Annahme, daß die Haubenöffnung schon im Steigflug geschah, und das "Gas raus" und ein wenig nach rechts steuern alles gewesen ist, was zu dieser Außenlandung nötig und auch völlig angebracht war.

Durch die niedrige Höhe ist dann auch der Verzicht auf das Rettungssystem ganz zwanglos erklärt.

Daß die Landung am Ende nicht mustergültig verlief, wird man angesichts der Umstände sehr gut verstehen können.
 
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innwolf

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Ich werde mir auf jeden Fall in den nächsten Tagen das Notfallverfahren der Robin für ein geöffnetes Canopy im Fluge durchlesen. Das ist mein persönliches Fazit aus dem Unfall :wink2:
Hallo,
meines Wissens nach kann und darf eine Remorquer mit teilweise aufgschobener Haube geflogen werden. Das nutzte mal jemand hier zum Photographieren.

Gruß
 
macfly

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Hallo,
meines Wissens nach kann und darf eine Remorquer mit teilweise aufgschobener Haube geflogen werden. Das nutzte mal jemand hier zum Photographieren.
Leute machen alle möglichen Sachen. Aber zeig mir mal, wo das im Handbuch stehen soll, dass man das darf. Das glaube ich nicht.

Die Haube der DR400 wird zum Öffnen nach vorne geschoben. Wenn sie nicht richtig geschlossen ist, springt sie durch den Unterdruck ggf. ein paar Zentimeter weiter auf - mehr nicht. Dafür müsste die Haube mit Gewalt gegen den Fahrtwind nach vorne geschoben werden. Diese Haubenkonstruktion ist da durchaus sicherer, als bei den Fliegern, bei denen die Haube zur Seite (oder sogar nach Hinten) weggeklappt wird.

Würde man es tatsächlich schaffen, sie richtig weit nach vorne zu schieben (so weit, das man Platz zum Fotografieren hat...), dann würde der Fahrtwind vorne unterhalb der Haube hindurch ins Cockpit blasen, weil die Haube dort dann nicht mehr auf der Dichtung liegt. Das hat der Hersteller garantiert niemals erlaubt (er hätte es sonst auch flugerproben und dokumentieren müssen).
 
bodo

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...wir werden doch wohl in einem Flugzeug- und Pilotenforum einen Unfall ehrlich und offen bewerten dürfen.

Und ohne Sicht auf einer öffentlichen Straße zu landen, obwohl jedes UL ein Gesamtrettungssystem hat, kann man ja mal zur Diskussion in den Raum stellen. Dafür kann es durchaus Gründe geben, weil eine geöffnete Canopy ein vollständiges Entfalten des Gesamtrettungssystems verhindern könnte (...hat jemand das Flughandbuch zur Hand?).

Bei dem betreffenden UL scheint es sich um eine Zenair Zodiac CH 601D zu handeln, doch konnte ich auf der Homepage nicht eindeutig feststellen, wo das Gesamtrettungssystem installiert wird (hinter der Canopy oder vor der Canopy und vor bzw. nach der Firewall).

Auf jeden Fall wird die Fliegerei nicht sicher, wenn man Unfälle nicht mehr kritisch diskutiert.
Hier im Forum gab es mal Bilder einer Landung einer Roland Z-602 mit offener Haube: Flugbetrieb in Borkenberge (EDLB). In diesem Fall hatte der Pilot die Haube wegen Rauch im Cockpit bewusst geöffnet, wie er hier selbst beschreibt: Flugbetrieb in Borkenberge (EDLB).

Passiert sowas unbeabsichtigt, kommt zu den aerodynamischen Auswirkungen, Bewegungen der noch vorhandenen Haube und eventuellen Beschädigungen auch noch der Schock dazu. Das ist mit Sicherheit was anderes, als sowas am Flusi durchzuspielen...
 
Thema:

Notlandung der D-MNRC bei Rain (Kreis Straubing-Bogen) 27.12.2017

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