Er meinte sicher, daß die Taliban sich erst 1994 herausgebildet haben. Vorher waren die Mujahedin die Verbündeten der USA und Pakistans, danach kamen die Taliban. Macht aber auch wieder erstmal keinen großen Unterschied, weil anfangs die Taliban ja auch Verbündete der USA und Pakistans waren, als es um den Bau der Unacol-Gaspipeline durch Afghanistan ging.
Wenn man dann noch eine Öl-Pipeline durch Afghanistan gebaut hätte um das Chevron-Öl aus Kasachstan nach Pakistan zu leiten, wäre die Welt wunderbar in Ordnung gewesen. Die NATO wäre nicht in Afghanistan und niemanden hätte es interessiert, ob Drogen angebaut werden oder afghanische Mädchen eine Schule besuchen. Aber die Taliban waren nun mal bockig und haben nicht kooperiert, wie es sich gehört hätte.
Es mag ja sein, dass sich Mudschaheddin und Taliban äußerlich kaum unterscheiden (beides bewaffnete Zivilisten mit Turban).
Aber man darf nicht in den Fehler verfallen, beide in einen Topf zu werfen.
Denn die Mudschaheddin waren es, die nach Abzug der Roten Armee das Land mit ihren Machtkämpfen zurück in den Bürgerkrieg stürzten. Diese Zeit, in der sich jeder Warlord auf seinem Territorium sein eigenes Recht und Gesetz schuf, dürfte die schlimmste Ära in der jüngeren Geschichte Afghanistans gewesen sein und nicht die Talibanherrschaft. Denn jene waren es, welche die Warlords entmachteten, den Bürgerkrieg beendeten und dem Land wieder eine gewisse Stabilität gaben.
Damit wir uns verstehen: keinesfalls will ich hier die Taliban und ihre Ziele verteidigen.
Aber wer sich wundert, warum die angeblich in der afghanischen Zivilbevölkerung so verhassten Taliban immer stärker werden, lässt außer acht, das sich der korrupte Wahlfälscher Karsai mit eben jenen Warlords verbündet hat. Und die Afghanen wünschen sich ganz bestimmt nicht wieder die Rückkehr der Warlords an die Macht. Eher würden sie die Taliban akzeptieren. Und hier steckt das Debakel - wir unterstützen eine illegitime, korrupte Regierung im Kampf gegen eine Guerillabewegung, deren Rückhalt in der Zivilbevölkerung immer stärker wird.
Da ist es bestimmt nicht hilfreich, wenn sich sich die westlichen Truppen nach unbeliebter machen, indem sie ohne Rücksicht auf Verluste in der Zivilbevölkerung gegen die Taliban vorgehen.
Damit meine ich natürlich den Luftangriff von Kundus (um mal den Luftfahrtbezug wieder herzustellen). Ich möchte den beteiligten Deutschen wie Oberst Klein und seinem Fliegerleitoffizier keineswegs unterstellen, sie hätten böswillig oder aus purer Mordlust gehandelt, als sie die amerikanischen F-15-Piloten belogen haben. Sicher wollten sie möglichst Schaden von den deutschen Truppen abwenden, indem sie soviele Gegner wie möglich töten ließen. Das Schlimme dabei ist, dass nicht ernsthaft abgeklärt wurde, ob bei dem Luftangriff womöglich auch Unbeteiligte zu Schaden hätten kommen können.
Solch blindwütige Bombardierungen haben die Amerikaner bereits hinter sich (ich erinnere bloß mal an die Hochzeitsgesellschaft, die einem Bombardement zum Opfer fiel) und begriffen, dass sie kontraproduktiv sind. Denn sie schaffen immer mehr Gegner, als sie vernichten :(.
Gruß
André