Hallo miteinander!
Eigentlich bin ich meist nur stiller Mitleser, aber dieser Thread ist recht interessant und als ehemaliger Radarelektroniker kann ich hier vielleicht etwas einbringen!
Zuerst muss man wissen, dass Chaff/Düppel zu den passiven Maßnahmen und somit zum "Täuschen" gehört. Die Vorgabe einer falschen Geschwindigkeit/Position mit aktiven Sendern ( z.B. mit dem Cerberus 3/TSPJ) gilt als aktives Täuschen. Das Zubrummen des gegnerischen Radars/Frequenzbandes wird als "Stören" bezeichnet.
Wie Xena schon richtig schrieb, wird Chaff auch dazu genutzt, Flugkorridore zu verschleiern. Bei Tornado-Verbänden war es eine Aufgabe der ersten Maschinen bereits so nachrückenden Lfz Schutz zu bieten (habe ich so in einem Ausbildungsvideo gesehen).
Richtig ist aber auch, dass Dopplerradar (wenn vorhanden!) Bewegungen eines Objekts von einer statischen Umgebung unterscheiden kann wie _Michael schreibt.
Der Knackpunkt ist aber in der ganzen Kombination vieler Faktoren. Beginnend beim Objekt, z.B. dem Chaff - hier sind vom Material die Eigenschaften Reflexion, Absorption und Transmission entscheidend. Sind beim Chaff Reflexion und Absorption bereits sehr hoch und zudem wurde es in grosser Menge und Tiefe ausgebracht, ist es durchaus möglich sich dahinter zu verstecken,da keine oder ausreichend Wellen weiter vordringen,auch trotz Dopplerradar o.Ä. da dieses nur das Verhalten der Wellen auswertet, nicht deren Intensität. Denn auch wenn eine gewisse Reststrahlung diese durchdringt, müssen die Echosignale den gleichen Weg wieder zurück, d.h. nur ein extrem schwaches Echosignal erreicht den Sender/Empfänger. Dieses muss wiederrum von der Radaranlage mittels Algorithmen ausgewertet werden. Die Anlage entscheidet hier schon vorab, welche Signale sie überhaupt zur Anzeige bringt. Signale werden hier schon durch ihre Bedämpfung (in dBm) aussortiert. Bei einer dichten Düppelwand werden hier schon ein Grossteil der Echos aussortiert und als "Streustrahlung" interpretiert. Wobei auch hierfür Möglichkeiten gibt diese zur Anzeige zu bringen (anderer Algorithmus wird verwendet, der Einsatz von Chaff sollte dem Radarbediener/Crew jedoch bekannt sein). So eine Betriebsart des Radar wird "Anti-Chaff" genannt.
Ein weiter wichtiger Faktor ist die Genauigkeit des Radars. Hier gibt es eine sog. Winkel- und Entfernungsauflösung, abhängig von Antennenbauart und Länge des Sendeimpulses. Angenommen ein Radar hat eine Winkelauflösung von 100m. Würden 2 Objekte 99m nebeneinander fliegen, könnte das Radar diese nicht unterscheiden und würde diese als ein Echo empfangen. Das wären also 99m Platz sich zu verstecken. In der Tiefe tritt ein ähnlicher Effekt auf. Ein entsprechend dichter Chaffvorhang kann also sehr effektiv das Sichtfeld abriegeln.
Und als weiterer Punkt bleibt noch die Anzeige. Angenommen ein Display zeigt eine Fläche mit einer Ausdehnung von 300 * 300km und besitzt eine Auflösung von 2000 * 2000 Bildpunkten (Werte rein fiktiv). So hätte ein Bildpunkt eine Größe von 150 * 150m. Hier besteht das optische Problem, kleine Objekte überhaupt anzuzeigen, auch wenn das Radar sie erkannt hat (oft problematisch bei Vogelschwärmen etc. mit kleinem Radarquerschnitt). Wenn ein Radar nicht entsprechend konfiguriert ist, werden solch kleine Objekte erst garnicht angezeigt um das Display nicht zu überladen/den Bediener nicht zu überfordern.
Und es kommt auf die Lage des Senders an. Ein Lfz sendet planar, also ein waagerechtes Signal aus frontal auf das Objekt. Ein Bodenradar erfasst logischerweise ein fliegendes Objekt von unten in einem best. Winkel und kann so evtl. ein besseres Bild gewinnen (ich hoffe ich habe mich einigermassen verständlich ausgedrückt
). Auch mehrere Sender ergeben ein besseres Bild als ein Sender allein (oft bei Bodenradar, ich denke das Bild von Pedrobifi könnte ein überlagertes Bild mehrerer Stationen sein.
Es ist also nicht ganz so leicht zu beantworten, auch tut sich auf diesem Feld nach wie vor technisch sehr viel, man kann also nur hoffen, dass die die Aliens nicht vergessen ihre IFF-Transponder anzuschalten
!
Ich hoffe das ist ein wenig hilfreich und informativ, ist schon etwas her, aber ich denke es passt!
Wer etwas mehr wissen will, kann hier mal reinschauen:
Portal:Radartechnik
Und das Buch "Herrschaft über die Nacht" von Alfred Price ist sehr interessant, wenn auch auf WWII bezogen.
Gruss Steff!