SCS - Inselstreit im Südchinesischen Meer

[Sczepanski]

Doch wen will die Volksrepublik damit abschrecken?!

was ist daran fraglich? China sieht sich in seiner territorialen Integrität ausschließlich durch die Unterstützung der USA hinsichtlich einer Unabhängigkeitsbewegung von Taiwan bedroht. Und daher ist eine "der Abschreckung dienende Machtdemonstration" gegenüber den USA auch mit einer entsprechenden Anzahl an teilnehmenden Flugzeugen im potentiellen Einsatzraum *) verbunden.
Taiwan meldet bislang größte Grenzverletzung der Luftwaffe aus China - DER SPIEGEL
Taiwan meldet bislang größte Grenzverletzung der chinesischen Luftwaffe (msn.com)

Die USA haben Militärhilfe für Taiwan in Höhe von 10 Milliarden Dollar beschlossen. Nun hat China geantwortet – und ein Manöver mit mehr als 70 Flugzeugen und Kriegsschiffen vor der Küste der Inseldemokratie abgehalten.
Bei einer großen Militärübung in der Nähe von Taiwan hat China nach Angaben des taiwanesischen Verteidigungsministeriums am Wochenende mehr als 70 Kampfflugzeuge eingesetzt. 47 der Flugzeuge seien in die Luftraumüberwachungszone (ADIZ) der Insel eingedrungen, teilte das Ministerium am Montag mit. Unter den Kampfjets seien auch sechs Kampfflugzeuge vom Typ SU-30 gewesen, die zu den modernsten Chinas gehörten.
...

Ich erinnere in dem Kontext an ein älteres Posting von gringo, mit dem die Einsatzradien von J-15 (seegestützt) und J-16 (landgestützt) recht gut im Umfeld von Taiwan dargestellt wurden. Die beiden Kreise für die J-15 spiegeln auch den Bereich wieder, in dem die Liaoning (im Norden) und Shandong (im Süden) regelmäßig Übungen halten:

Hier mal die Konsequenz des Tankermangels (ohne Bomberbetrachtung):

Quelle: The U.S. Can Send Hundreds Of Aerial Tankers Into A War Over Taiwan. The Chinese Can Send Maybe 13

*) der potentielle Einsatzraum wird sicher nicht im unmittelbaren Luftraum von Taiwan sein. der durch Flugabwehrwaffen gesichert ist. Wie vorher schon geschrieben - eine mögliche Blockade würde weiträumig außerhalb des so geschützten Bereiches erfolgen.
Und das sind dann auch die Regionen, in denen China mehr oder weniger regelmäßig seine Manöver abhält.

 

[Sens]

Das ist keine reklamierte Abschreckung gegen die USA. Weder die USA noch Taiwan sind 2022 eine territoriale Bedrohung für die Volksrepublik als etablierte Atommacht. Die konventionellen Kräfte braucht man nur für die Einsätze unterhalb der atomaren Schwelle. Taiwan ist jedoch eine politische Bedrohung für das Einparteiensystem in der Volksrepublik. In Taiwan wird das Wohlstandsversprechen, das die Existenz der Einparteienherrschaft in der Volksrepublik legitimiert, auch in einem Mehrparteiensystem erfüllt.
Die Grafik veranschaulicht die Reaktionsmöglichkeiten der USA, falls eine schnelle Eroberung Taiwans durch die Volksrepublik scheitert. Bei einer Blockade in internationalen Gewässern stößt die Volksrepublik auf den Widerstand zahlreicher Staaten mit kaum kalkulierbaren Konsequenzen. Das die Volksrepublik inzwischen über diese Fähigkeit verfügt, ist ja unumstritten. Bei den aktuellen Manövern geht es wohl mehr um die damit verbundene Nachricht nach innen. Wir können jederzeit unseren Alleinvertretungsanspruch durchsetzen. Solange das nicht militärisch umgesetzt wird und es bei der politischen Isolierung Taiwans bleibt, können alle Beteiligten damit leben. Mit den von Jahr zu Jahr wachsenden militärischen Fähigkeiten wächst jedoch die Gefahr, dass die Abschreckung durch ein mögliches militärisches Scheitern der Volksrepublik schwindet. Gemeint ist eine schnelle militärische Eroberung Taiwans.

 

[Sczepanski]

Das ist keine reklamierte Abschreckung gegen die USA. Weder die USA noch Taiwan sind 2022 eine territoriale Bedrohung für die Volksrepublik als etablierte Atommacht.

eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans wird in China als territoriale Bedrohung verstanden - ist Dir das nicht klar?

 

[Bleiente]

eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans wird in China als territoriale Bedrohung verstanden - ist Dir das nicht klar?

Dann wird es wohl verdammt noch mal Zeit das sich die Volksrepublik China sich auch damit zurechtfindet, das eine Insel die niemals Teil eben dieser Volksrepublik China war, sondern ein eigener und auch souveräner Staat seine eigenen Wege gehen möchte.
Die Volkrepublik China sollte jetzt auch mal anfangen zu begreifen, das zum Erwachsenwerden auch eine gewisse Reife gehört und nicht bloß dicke Eier in Form von Atomraketen.

 

[lutz_manne]

Dann wird es wohl verdammt noch mal Zeit das sich die Volksrepublik China sich auch damit zurechtfindet, das eine Insel die niemals Teil eben dieser Volksrepublik China war, sondern ein eigener und auch souveräner Staat seine eigenen Wege gehen möchte.
Die Volkrepublik China sollte jetzt auch mal anfangen zu begreifen, das zum Erwachsenwerden auch eine gewisse Reife gehört und nicht bloß dicke Eier in Form von Atomraketen.

China entwickelt momentan leider die gleichen dicken Eier, die Putin zu haben glaubt.

 

[jackrabbit]

Yep, es war historisch schon immer/ sehr oft so, dass man bei innenpolitischen Schwierigkeiten außenpolitische “Bedrohungen“ vorgeschoben hat um abzulenken.
Aber da ja wahrscheinlich alle aus der versuchten Invasion der Unkraine lernen, bleibt uns in Taiwan hoffentlich ein weiterer Krieg erspart.

 

[sixmilesout]

eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans wird in China als territoriale Bedrohung verstanden - ist Dir das nicht klar?

Und ich hoffe Tibet und Uiguren kommen auf die gleiche Idee.

 

[Sens]

eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans wird in China als territoriale Bedrohung verstanden - ist Dir das nicht klar?

Das ist nur eine reklamierte Begründung und keine territoriale Bedrohung. Die Republik China auf Taiwan ist ein Überbleibsel des gewaltsam beseitigten Nationalchina, das allein durch sein erfolgreiches Gegenmodell, den Alleinvertretungsanspruch der KPCh infrage stellt.

 

[Proud of Freddie]

Auch nicht ganz korrekt: Die vom Festland flüchtenden Truppen und das Gefolge der Nationalchinesen unter Chiang Kai-chek haben ab 1949 die Insel Taiwan und das indigene taiwanesiche Volk unterworfen und die chinesische Kultur und Sprache aufgezwungen.
Siehe auch im Interview mit dem Politiker Freddy Lim im “Der Tagesspiegel“ von heute, Seite 10/11.
Exkurs Ende

 

[Sens]

Von 1683 bis 1895 und von 1945 bis 1949 wurde Taiwan vom chinesischen Festland aus regiert.
Im Frieden von Shimonoseki musste China nach dem verlorenen chinesisch-japanischen Krieg von 1894/95 Formosa (Taiwan) und die Pescadoren an Japan abtreten. Als Reaktion hierauf rief die ehemalige Provinzregierung Taiwans die Republik Formosa aus und widersetzte sich der Abtretung mit Unterstützung von Teilen der Bevölkerung, so dass Japan die Insel in einem mehrmonatigen Feldzug erobern musste. Taiwan blieb bis 1945 japanische Kolonie.
Die japanische Kolonialverwaltung brachte auch die Ureinwohner unter ihre Kontrolle und richtete Schulen und Polizeistationen in den Dörfern ein. Die bis dahin bei einzelnen Stämmen übliche Kopfjagd wurde unterbunden. Gegen Ende ihrer Herrschaft versuchten die Japaner, auch auf Taiwan den Shintoismus als Staatsreligion und -ideologie einzuführen.
Exkurs Ende

 

[Sczepanski]

Dann wird es wohl verdammt noch mal Zeit das sich die Volksrepublik China sich auch damit zurechtfindet, das eine Insel die niemals Teil eben dieser Volksrepublik China war, sondern ein eigener und auch souveräner Staat seine eigenen Wege gehen möchte.
Die Volkrepublik China sollte jetzt auch mal anfangen zu begreifen, das zum Erwachsenwerden auch eine gewisse Reife gehört

denselben Anspruch erhebt Putin hinsichtlich der Krim und anderer ukrainischer Gebiete - auf dieses Niveau sollten wir uns nicht runterziehen lassen

 

[Bleiente]

denselben Anspruch erhebt Putin hinsichtlich der Krim und anderer ukrainischer Gebiete - auf dieses Niveau sollten wir uns nicht runterziehen lassen

Nein, so tief ist die Volksrepublik China noch nicht gesunken siehe Budapester Memorandum Budapester Memorandum – Wikipedia

• Artikel 1 bekräftigt erneut die Verpflichtung (reaffirm commitment) der Signatarstaaten, Souveränität und bestehende Grenzen zu achten und verweist auf die Schlussakte von Helsinki als Grundlage für die Prinzipien der Souveränität, der Unverletzlichkeit der Grenzen und der territorialen Integrität.

ganz klar die Volksrepublik China hat zumindest so etwas nicht "ganz offiziell" zugestimmt . Obwohl natürlich gemunkelt wird das Mao (Gott hab auch Ihn selig) doch zumindest mal Verzicht angedeutet haben möge .

 

[alois]

Fakt ist, dass die VR China Anspruch auf Taiwan erhebt, egal wohin sie sinken oder erheben oder welche Verträge es gibt. Und Fakt ist auch, das Xi die Einverleibung bis zum 100Jährigen angekündigt hat, zur Not auch mit Gewalt.

 

[Intrepid]

Die Ukraine hatte 8 Jahre Zeit, sich auf den russischen Überfall vorzubereiten. Wie viel Zeit bleibt Taiwan? Denn mittlerweile wird der chinesische Überfall wohl allgemein (also auch außerhalb Taiwans) für realistisch angenommen und in die Vorbereitung zur Verteidigung wird massiv investiert.

 

[Sczepanski]

Taiwan lebt seit dem Rückzug der Kuomintang auf die Insel ständig mit der Gefahr eine Invasion vom Festland - also faktisch seit Jahrzehnten ständig in Vorbereitung

 

[Intrepid]

Ja, und die USA als Schutzmacht sehen das ebenfalls so. Aber wir Europäer nicht oder für 30 Jahre nicht ... ändert sich gerade.

 

[Simon Maier]

Hallo,

Am 21.12. kam es beinahe zu einer Kollision zwischen einer RC-135 und einer Chines. J-11, die J-11 soll nur 6 Meter vor der Nase der 135 geflogen sein

Chinese fighter jet swoops dangerously close to reconnaissance plane, US says

China frequently challenges military aircraft from the US and its allies, especially over the South China Sea, where the Chinese People's Liberation Army Navy jet flew in front of a US Air Force RC-135.

www.abc.net.au

 

[alois]

Genau das haben Amis mit den Russen im hohen Norden gemacht. Dann paar Bilder gemacht, sich zugewunken und wieder von dannen gezogen. Das war auch kaum eine Nachricht wert, dafür waren die Bilder begehrt.

 

[Phalc]

Mögen die Piloten ja lustig finden. Für die Vorgesetzten ist es ein Verstoß gegen internationale Verträge, i.d.R. gewollt, um politische Zeichen zu setzen, wie wohl auch hier.

 

[alois]

Mag sein, aber wenn das von allen so gehandhabt wird, passiert den Vorgesetzten nichts und Verträge kann man ja auch auslegen. So wie damals in Europa. Ich glaube ich habe ein Déjà-vu.