"...Da legt man sich am besten nicht damit an..."
Sehr richtig und am besten Du schreibst es gleich auf Englisch, dann versteht es evtl. auch der Adressat besser
Bei der Analyse muss man eins beachten: Im Unterschied zu der weit verbreiteten "Fankultur", ist es effizienter, politisch/militärische Machtgebilde und deren stützende Ideologie ökonomisch zu betrachten. Dann sind Aktionen, Hintergründe und Möglichkeiten besser zu verstehen und einfacher Zukunftsschritte zu apostrophieren. Wenn man dagegen in die emotionale Falle tritt, werden klarer Verstand und unabhängiges Urteilsvermögen ausgeschaltet - zu sehen auch bei den üblichen "Kalten Kriegern" die hier und anderswo immer wieder auftauchen. Staaten verhalten sich eigentlich ökonomisch und politisch rational, ohne "Herz" oder "Glauben". Schief geht es nur, wenn sie die Grenzen dieser Art nicht erkennen.
Der ökonomische Hintergrund der RF ist ähnlich der, der untergegangenen SU:
"Ein militärischer Gigant und gleichzeitig ein ökonomischer Zwerg". Damit sind die Möglichkeiten und die eigentliche Spielwiese schon stark umrissen, was auch die Determinanten für die Entwicklung, Produktion und Einsatz von Waffensystemen definiert:
a)
Geringe ökonomische Kapazität, sprich knappe Budgets. Dann muss jeder Schritt auch richtig sein, und auch die Anzahl der Schritte an sich sind gut zu überlegen. Macht man dies nicht und produziert auf komme was wolle, landet man bei einer ausgehöhlten Wirtschaft, den üblichen Vorboten eines Totalzusammenbruchs. Dies ist nicht nur der SU passiert, sondern jedem Imperium: Dem Alexanderreich, dem Römischen Reich, den Byzantinern, den Osmanen, den Engländern und irgendwann auch den Amis. Die Kosten der Aufrechterhaltung und Sicherung des Imperiums sind irgendwann höher als die Einnahmen. Wie beim Tante Emma Laden folgt dann der Konkurs. Damit ist die Strategie der RF gut nachvollziehbar: Strategisches Gleichgewicht herstellen und aufrecht erhalten (Nuklearbereich), Massenproduktion von hochtechnologischen (und damit sehr teuren) Militärgütern nur zur Aufrechterhaltung des Technologischen Status Quo und der Parität (Su-57, Armata, ...), nur beschränkte Einsätze in "Interessengebieten" (Syrien, Lybien). Wenn man will, die Lehren aus dem Untergang der SU und des Afganistan-Einsatzes.
b)
Hohe Korruption und Vetternwirtschaft, Klientelpolitik. Die uneffiziente öffentliche Verwaltung verschlingt einen riesigen Bereich des öffentlichen Budgets, Gelder landen in dunkle Kanäle, die eigentlichen Adressaten verbluten durch Unterfinanzierung. Zu sehen ist dieser Kampf jährlich in der Presse (wenn man eben auch die Presse der Gegenseite liest, statt nur die eigene Propaganda). Dort liest man dann, dass dieser oder jener Großmanager / Politiker / Provinzfürst verhaftet wurde. Bei uns heisst es dann immer
"...weil für Präsident Putin politisch gefährlich...", in Realität meist wegen Bestechung, Unterschlagung, Steuerhinterziehung u.ä. Dies betrifft natürlich auch Hersteller und Lieferanten, was auch die extrem langen Entwicklungszeiten der RF-Erzeugnisse erklärt. Geringe Mittel, ein Großteil davon veruntreut, bringt Unterfinanzierung und als Folge Langsamkeit und Ineffizienz.
c)
Know-how-drain. Helle Köpfe wissen über ihren Wert und sind - wie Kapital - mobil. Sprich ohne gute Anreize, kann man über lange Zeit keine Top-Leute halten. Man bezahlt deren Top-Ausbildung, führt sie in die harte Produktion ein und sorgt so auch für Erfahrung...um sie dann zu verlieren, weil die "Konkurrenz" besser bezahlt (kann sie ja auch, weil die Kosten andere getragen haben). Solche Situationen kann man bei dem Transfer der Grundlagen der Stealth-Technologie, der Schubsteuerung u.a. nachvollziehen. Mittlerweile reagiert man auch darauf, indem man Leute, die man ausgebildet hat, auch vertraglich für einige Jahre seit der Ausbildung an das jeweilige Unternehmen / Institution bindet. Natürlich können sie dann immer noch abhauen, aber die Hürden sind höher.
Das Zusammenwirken dieser drei Punkte erklären die momentanen Schwierigkeiten und Grenzen der RF. Als ökonomischer Konkurrent eine relativ "kleine Nummer", als militärischer Gegner nur zu Bereichssiegen fähig.
Mit diesem Verständnis sind dann auch die sichtbaren Aktionen erklärbar: Krim und Syrien als innerhalb der beschränkten exterritorialen Möglichkeiten, Hochtechnologie-Entwicklungen nur als Technologieerhalter, eine Gefahr für Europa oder gar Amiland jenseits aller Realitäten und nur als Dauerargument für politischen und finanziellen Protektionismus mittels des eigenen Militärkomplexes.
Für die Su-57 bedeutet dies dann: Weiterentwicklung zum andauernden Technologieträger, Produktion in kleinen Losen um den Hersteller zu finanzieren und keine Massenproduktion im Stil der alten SU mit Hundertschaften an Einheiten. Exportmöglichkeiten sehe ich auch nur in beschränktem Maße, da die traditionellen Abnehmer mit so einem teuren und komplexen System überfordert sein dürften, neue Märkte dagegen durch "Daumenschrauben" immer stärker dem eigenen Zugriff unterstellt werden.