Bahamas, 4.Juli 19, 7 Tote bei Hubschrauberabsturz

Diskutiere Bahamas, 4.Juli 19, 7 Tote bei Hubschrauberabsturz im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Die Statistik für die allgemeine Luftfahrt ist weltweit gleich schlecht.
Intrepid

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Ist in Deutschland/ Europa das Niveau der Piloten höher, z.B. auch in Bezug auf den Typerating Course, oder fliegen in Europa einfach nur weniger Hubschrauber?
Die Statistik für die allgemeine Luftfahrt ist weltweit gleich schlecht.
 

elbarto

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Mir geht es da ähnlich. Allerdings wundert es mich, dass die Prüfer trotz aller bekannten Defizite solche Kandidaten durch die Prüfung winken. Bei der Prime 767 war es ja ähnlich. Hätte da ein Prüfer gesagt," Sorry, nicht bestanden", dann wäre der Unfall wohl nicht passiert...
 
Intrepid

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Allerdings wundert es mich, dass die Prüfer trotz aller bekannten Defizite solche Kandidaten durch die Prüfung winken.
Die Prüfer haben sogar nachschulen lassen, wenn ich das richtig verstanden habe.

In den USA mag es anders sein. Ich weiß nicht, wie viele Kandidaten dort nachschulen müssen?

Wenn ich vermuten darf: es bestehen 99,5%, und nur 10% davon werden nachgeschult? Dann wäre nachschulen schon extrem schlecht.
 
macfly

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Im NTSB Docket finden sich weitere Dokumente, auch Interviews mit Angestellten und Zeugen. Durchaus interessante Einblicke in das Leben eines Milliardärs - und leider eine traurige "Story", die man so direkt verfilmen könnte, die in der Unfallnacht zur Katastrophe führte.

Der PIC war schon ewige Jahre als Privatpilot des Milliardärs beschäftigt. Er soll einen sehr guten Draht zu ihm gehabt haben - und angeblich auch kein Problem damit, mal "Nein" zu sagen, wenn er einen Flug nicht durchführen wollte/konnte. Der Milliardär hätte das stets akzeptiert - zumal dieser Pilot wohl sein besonderer "Buddy" war. Der PIC flog ansonsten die Cessna Caravan - mit Schwimmern, so dass er damit auch die Insel des Milliardärs anfliegen konnte. Neben der Caravan und dem Hubschrauber hatte der Milliardär noch 4 Privatjets im Einsatz. Der PIC hatte irgendwann noch eine Hubschrauber-Ausbildung gemacht (auf einem Robinson). Er flog aber ansonsten nur die Caravan (nicht die komplexen Jets), und hatte dann das Rating für den großen AW139 Hubschrauber gemacht. Der Hubschrauber wurde wenig benutzt - insbesondere in der letzten Zeit kaum noch geflogen.

Der Copilot war Besitzer eines Trainingszentrums für R44/R66 Hubschrauber - also auch eher einfache Hubschrauber.

Mit dem großen AW139 und einer komplexen Instrumentierung und FMS dürften beide dann gut (über)fordert gewesen sein. Kein Wunder, dass sie gegenüber anderen Piloten (die regelmäßig mit großen Hubschraubern fliegen) eher unterdurchschnittlich bei den jährlichen Checkflügen/Trainings abschnitten.

Am Unfalltag veranstaltete der Milliardär eine große Strandparty auf seiner Insel. Am Abend wurden dann die Tochter des Milliardärs und eine Freundin "krank" - und verloren vor den Augen der privaten Krankenschwester des Milliardärs das Bewusstsein (vermutlich Alkohol). Dann wurde die "Rettungsaktion" angeleiert: der Milliardär hatte seinen PIC um halb 12 nachts persönlich angerufen, damit er von Ford Lauderdale sofort auf die Bahamas fliegt, um die beiden jungen Damen auszufliegen. Das war offensichtlich ein Flug, bei dem der PIC nicht "Nein" sagen konnte...
 
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WaS

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Danke für die Zusammenfassung!
 
macfly

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Danke für die Zusammenfassung!
Disclaimer: ich habe nicht alles gelesen - zum umfangreich. Könnte also weitere Aspekte geben, oder Dinge, die den Zeugenaussagen widersprechen.

Was ich gerade noch gesehen habe: es gibt dort auch das bisher unkommentierte Ergebnis einer toxikologischen Untersuchung der Besatzung.
Der PIC hatte 55mg/dl (= 0.55g/l) Blutalkohol, der Copilot 11mg/dl (= 0.11g/l). Beim PIC wurde zudem Rückstände von Ibuprofen (Arznei gegen Fieber/Schmerzen) nachgewiesen. Tests auf Drogen ansonsten negativ.

Wenn ich das richtig umrechne entspricht das 0.5 bzw. 0.1 Promille Alkohol. Dürfte auch nicht gerade geholfen haben...
 

arneh

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Wenn ich das richtig umrechne entspricht das 0.5 bzw. 0.1 Promille Alkohol. Dürfte auch nicht gerade geholfen haben...
Uuuiiii.
0,5‰ merkt man schon. Und das unter diesen für den Piloten sicherlich eh schon weit über seiner Erfahrung/Kompetenz liegenden Bedingungen. Zusammen mit dem oben von Dir beschriebenen fliegerischen CV und den mäßigen Ergebnissen der Checkflüge ist das tragische Ergebnis der Aktion wohl fast schon zwangsläufig gewesen.
Beim Co passt auch die Tatsache, dass er einerseits wohl zwar allgemein recht erfahren war aber eben nicht auf komplexen Mustern. Dadurch hat er zwar erkannt, das gerade etwas furchtbar in die Wicken geht, konnte es aber auch nicht verhindern. Mit den technischen Möglichkeiten des Musters waren beide scheinbar überhaupt nicht vertraut. Warum sonst sollte man, gerade wenn man wenig/keine Erfahrung damit hat, einen Start in den Bärenar*** (Die Umschreibung fand' ich so schön, die musste ich mir jetzt ausleihen) komplett manuell fliegen, was ja bei einem Heli sicherlich echte fliegerische Champions League ist?
 
macfly

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Den Hinflug ab Mitternacht hat er ja noch geschafft, beim Rückflug ca. zwei Stunden später ist er verunglückt.
Weiß nicht genau, worauf du hinaus willst. Dass der Pegel zwei Stunden vorher noch etwas höher gewesen sein muss? Richtig.

Ansonsten: es gab keine Unterbrechung zwischen Hin- und Rückflug. Der PIC bekam den Anruf um halb 12 nachts. Musste dann noch den Copiloten organisieren und zum Flughafen fahren. Dann sind sie von Fort Lauderdale zum Helipad auf die Bahamas geflogen. Die 5 Passagiere sind bei laufenden Motoren eingestiegen (die beiden bewusstlosen Damen wurden getragen) und nur Minuten später sind sie wieder zum Rückflug gestartet. Dabei ist es dann passiert.

Der Start auf dem Pad in die Dunkelheit dürfte schon der anspruchsvollste Moment gewesen sein. Beim Start in Fort Lauderdale war der Flughafen sicher hell ausgeleuchtet - und die ganze Umgebung ist dicht besiedelt. Auf den Bahamas hatte der Verwalter der Insel extra Beleuchtung organisiert, um das Helipad etwas auszuleuchten, so dass sie bei der Landung auf der Insel zumindest einige Refrenzen hatten. Beim Start auf der Insel mussten sie dann aber in die Dunkelheit steigen.
 

jackrabbit

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Hallo,
Weiß nicht genau, worauf du hinaus willst. Dass der Pegel zwei Stunden vorher noch etwas höher gewesen sein muss? Richtig.
ja, das er mit höheren Pegel (rechnerisch ca. 0,8 Promille) gestartet und dann nachts um Zwei Uhr schon zwei Stunden anstrengenden Flug hinter sich hatte.

[EDIT]
konkret: überlegt mal, was Ihr nach einem normalen Arbeitstag mit Ü55 (?) ab Mitternacht mit 0,8 Promille noch leisten könnt.
Ich würde in der Situation meinen Sohn anrufen ...

Welche Möglichkeiten hätte es denn für eine professionelle Rettung/ Evakuierung von den Bahamas gegeben?


Grüsse
 
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Chopper80

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Welche Möglichkeiten hätte es denn für eine professionelle Rettung/ Evakuierung von den Bahamas gegeben?


Grüsse
Die US Coast Guard hat zwei Stützpunkte auf den Bahamas. Auf Andros Island und weit im Süden auf Inagua Island.
Allerdings ist die Entfernung zu Stützpunkten in Florida geringer.

C80
 
macfly

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Die Inselgruppe des Millardärs steht inzwischen übrigens zum Verkauf - falls noch jemand Kleingeld hat... Liegt etwas abgelegen, am nördlichen Rand der Bahamas und ist nicht so weit von der US Küste entfernt (ist sogar näher zu den USA als nach Nassau). Dem Millardär gehörte nicht nur die Insel mit seinem privaten Ressort, sondern auch die umgebende Inselgruppe "Grand Cay":

Lage der privaten Insel mit dem Helipad:
 

jackrabbit

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Hallo,

Die US Coast Guard hat zwei Stützpunkte auf den Bahamas. Auf Andros Island und weit im Süden auf Inagua Island.
Allerdings ist die Entfernung zu Stützpunkten in Florida geringer.
so etwas hatte ich schon vermutet, allerdings wäre es dann wohl kostenpflichtig gewesen.

Grüsse
 
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