Chile trauert um tote Rekruten
Chiles Präsident Ricardo Lagos hat eine dreitägige Staatstrauer für die jungen Rekruten angeordnet, die bei einem Ausbildungsmarsch in den Anden in einem Schneesturm ums Leben gekommen sind. Lagos reiste an den Standort des betroffenen Regimentes in Los Angeles im Süden des Landes, um den Angehörigen sein Beileid auszusprechen und die Suchaktion nach Vermissten zu kontrollieren.
Bisher wurden 21 Leichen geborgen, 24 Männer werden nach Angaben von Heereschef Juan Emilio Cheyre wohl nur noch tot gefunden. Bei den Toten und Vermissten handelt es sich mit einer Ausnahme um junge Wehrpflichtige im Alter von 18 bis 19 Jahren, die gerade ihre Grundausbildung begonnen hatten. Sie waren zu einer Übung in den Bergen unterwegs, als sie vor einigen Tagen von dem Schneesturm überrascht wurden.
"Kinder wurden von Offizieren im Stich gelassen"
Angehörige der Soldaten erhoben schwere Vorwürfe gegen das Militär. Die Rekruten seien schlecht ausgerüstet und nur unzureichend auf den Einsatz vorbereitet worden. "Mein Sohn und seine Kameraden sind von den Offizieren im Stich gelassen worden", sagte eine Mutter, deren Sohn noch vermisst wurde. "Sie sind zusammen den Berg abgestiegen. Einige der Soldaten sind hingefallen. Die Offiziere haben 28 Kinder liegen lassen und sind selbst zum Unterschlupf weiter gelaufen."
Überlebende berichteten, sie hätten ihre Kameraden hinter sich vor Schwäche umfallen sehen und sie zurücklassen müssen, um sich selbst zu retten.
Armeechef: "Schlimmster Schneesturm seit 30 Jahren"
[Bildunterschrift: Macht Offiziere für das Unglück verantwortlich: Chiles Armeechef Juan Cheyre]
Auch Armeechef Cheyre macht Offiziere für die Katastrophe verantwortlich. Diese hätten den Soldaten trotz des Sturms befohlen, für einen Bergmarsch ihre Unterkünfte zu verlassen. Er enthob die drei höchsten Offiziere des Regiments ihres Kommandos und ordnete eine Untersuchung an. "Der Marsch hätte in diesen Wetterverhältnissen niemals angetreten werden dürfen. Es war der schlimmste Schneesturm seit 30 Jahren", sagte Cheyre.
Insgesamt hatten mehr als 400 Soldaten und Offiziere an der Übung teilgenommen. Viele konnten sich selbst in Sicherheit bringen, wurden mit dem Hubschrauber gerettet oder warten in Bergunterkünften auf Wetterbesserung.
Quelle:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4363294_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html