Eurocopter EC135 T2 Glasgow

[Thone]

AW: Eurocopter EC135 T2 Glasgow

Danke für den Link.

Kurze (sicherlich unvollständige) Zusammenfassung:

85kg waren die Menge an Sprit, mit der gem. dem Operator "geplant werden sollte zu landen".
Scheinbar haben weder der Haupt- noch der Heckrotor gedreht als der Hubschrauber in den Pub einbrach.
Die Wucht des Einschlags führte zum Durchbrechen des Daches.
76kg +0,4kg an Sprit waren zum Zeitpunkt des Einschlags vorhanden. Der Supply Tank des No 2 TRW war leer, ebenso wie der Filter von No 2.
Die Spritleitungen waren frei und durchgängig.
Die Prime Pump switches waren AN, die Transferpumpen AUS. (XFeR F and A).
Alle Pumpen waren wohl funktionstüchtig bis zum Unfall.
Weder die Rotoren noch die Getriebe drehten beim Einschlag, es konnte kein Fehler festgestellt werden bei diesen Bauteilen.
Es wurden keine Hinweise auf strukturelle Schäden, ein Feuer, einen Vogelschlag oder sonstiges FO-Beschädigungen festgestellt.
Während des Fluges (genau lässt es sich aufgrund fehlender Zeitstempel nicht sagen) erschienen Low Fuel 1 und 2 Warnungen, beide blieben dann bis zum Schluß an.
Aus den FADECs konnte ausgelesen werden, dass erst das rechte, kurz danach das linke TRW ausgingen.

Die Untersuchung wird fortgesetzt.

Thomas

 

[Chopper80]

AW: Eurocopter EC135 T2 Glasgow

Gut, die Schalter liegen direkt nebeneinander und es war dunkel im Cockpit...

Aber es gibt dafür CAUTIONS, bei den XFER PUMPS wenn sie aus sind und bei den PRIME PUMPS wenn sie an sind. Bei der geschilderten Schalterstellung hat man also vier gelbe Cautions, zwei in der mittleren Reihe ( Transferpumps ) und jeweils eine rechts und links ( Primepumps ).
Hier hatte ich ein Szenario geschildert, was erklären könnte, warum die beiden Transferpumpen ausgeschaltet waren. Betrachtet mal den Flugweg kurz vor dem Absturz...

http://www.flugzeugforum.de/threads/76028-Eurocopter-EC135-T2-Glasgow?p=1952453#post1952453

C80

 

[bitboy0]

AW: Eurocopter EC135 T2 Glasgow

Und weiter ungeklärt bleibt warum der Pilot es nicht geschafft hat einer Autorotation einzuleiten ...

gruß

 

[Chopper80]

Heute ist der offizielle Untersuchungsbericht des AAIB veröffentlicht worden:

https://assets.digital.cabinet-office.gov.uk/media/5628ea4ded915d101e000008/3-2015_G-SPAO.pdf

C80

 

[WaS]

Sehe ich richtig, dass das in Beitrag #118 beschriebene Szenario eine mögliche Erklärung ist? Auch wenn es anscheinend keinen Hinweis gibt, dass es tatsächlich so abgelaufen ist und nicht anders?

 

[GorBO]

Ja da hatte @Chopper80 den richtigen Riecher. Zeichnete sich ja auch ab, nachdem bekannt wurde das a) noch ca. 90l im Haupttank war und b) die beiden Transferpumpen abgeschaltet waren.
Zum Unfall hat dann aber eine ganze Menge beigetragen: zum einen scheinen sich die Besatzungsmitglieder nicht darüber im klaren gewesen zu sein, das noch Sprit im Haupttank war. -> mangelnde Systemkenntnis in Bezug auf verbleibenden Kraftstoff bei nur einer laufenden Transferpumpe (die Checkliste beschreibt das aber deutlich)
Ignorieren der 10min Restflugzeit bei Caution Light "Low Fuel" nach dem Motto 10min sind mindestens noch drin und die Checkliste wird doch da noch eine Sicherheitsmarge lassen, tut sie aber nicht, gerade wenn man mit viel Leistung unterwegs ist.
Und als dann beide Öfen aus waren, hatte man keinen Landescheinwerfer und keinen Radar-Höhenmesser mehr, weil man vergaß/ nicht wusste das u.a. diese beiden Geräte bei Ausfall der Generatoren nicht mehr funktionieren, bzw. man den ShedBus-Switch auf Emergency schalten muss, um sie wieder zu bekommen.

Der letzte Punkt ist verzeihlich, daran hätten wohl nur die Wenigsten gedacht in dieser Situation. Aber gerade das Fehlen dieser beiden Geräte führte dazu, dass die Autorotation so schrecklich daneben gegangen ist.

 

[Whisky Papa]

Am 08. April begann das "Fatal Accident Inquiry" (FAI) in Glasgow, in dem noch einmal die Todesursuchen herausgefunden werden sollen, ob das Unglück hätte verhindert werden können und ob man Empfehlungen geben kann, um tödliche Unfälle unter ähnlichen Umständen in Zukunft zu verhindern. Die Untersuchung soll ein halbes Jahr dauern.
(Quelle)

 

[macfly]

Am 08. April begann das "Fatal Accident Inquiry" (FAI) in Glasgow...

Interessant, das kannte ich noch nicht. Laut Wikipedia ist das eine speziell schottischer juristischer Prozess, der dort unter bestimmten Umständen gesetzlich vorgeschrieben ist. Das ist u.a. der Fall, wenn Menschen bei der Ausübung ihrer Arbeit ums Leben gekommen sind, und der Tod nicht im Rahmen eines Strafprozesses untersucht worden ist. Beides war hier der Fall: die Polizisten war natürlich bei der Arbeit - und es gab damals keinen Strafprozess. Also findet nun dieses spezielle Gerichtsverfahren statt. Sozusagen die juristische Variante einer Flugunfalluntersuchung: niemand wird angeklagt, keine Schuldzuweisungen, nur Aufklärung, Fakten und Ableiten von Verbesserungen, um eine Wiederholung des Vorfalls zu verhindern.
Keine schlechte Einrichtung...

 

[Thone]

Moin.

Aber wo unterscheidet sich das von der Flugunfalluntersuchung? Auch die erforscht nur die Ursache, weist aber keine Schuld zu.

Thomas

 

[Whisky Papa]

Neben den von mcfly erwähnten Gründen kommt noch der Aspekt des öffentlichen Interesses dazu: Wieso fällt ein Hubschrauber mitten in Glasgow vom Himmel, also weshalb mussten zehn Menschen ihr Leben lassen und was macht dieses Ereignis mit den Angehörigen? Gerade die Aufarbeitung des letzteren Punktes spielt bei der AAIB-Untersuchung keine Rolle, ist aber für den gesellschaftlichen Zusammenhalt (zumindest theoretisch) wichtig.

Das wird halt nicht Behörden, den Medien oder irgendwelchen Foren überlassen, sondern in die Hand eines erfahrenen und unabhängigen Richters gelegt.

 

[Whisky Papa]

Das Inquiry wurde letztes Jahr abgeschlossen. Hier die Links zu den Berichten der BBC News. Nur eine Quelle, also nicht sonderlich wissenschaftlich, aber es gibt einen kleinen, neutralen Überblick für diejenigen, die des Englischen mächtig sind.

Clutha crash inquiry hears of helicopter's final seconds, BBC (08.04.2019);
Clutha inquiry told how helicopter crash victims died, BBC (10.04.2019);
Clutha Inquiry: Lack of crash evidence 'frustrating', BBC (17.04.2019);
Clutha Inquiry: 'No evidence' of helicopter fuel contamination, BBC (18.04.2019);
Clutha Inquiry: Clutha pilot had previous fuel warning light, BBC (23.04.2019);
Clutha Inquiry: Engineer's fears over helicopter maintenance, BBC (01.05.2019);
Clutha Inquiry: Police inspector describes helicopter's fuel warning 'issues', BBC (02.05.2012);
Clutha Inquiry: Helicopter pilot 'should have issued mayday', BBC (07.05.2019);
Clutha inquiry: Helicopter safety issue raised 10 years before crash, BBC (08.05.2019);
Clutha inquiry: Police pilot was 'safe pair of hands', BBC (10.05.2019);
Clutha inquiry: Pilot warned of faulty fuel reading, BBC (16.05.2019);
Clutha Inquiry: Pilot says he never had low fuel warning, BBC (01.07.2019);
Clutha Inquiry: pilot 'very good' in proficiency test, BBC (02.07.2019);
Clutha bar helicopter crash inquiry concludes, BBC (05.08.2019);
Clutha crash: Inquiry says pilot 'took a chance' to ignore fuel warnings, BBC (30.10.2019).