Flugzeugabsturz über der Nordsee

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macfly

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Laut ASN eine Cirrus SR20 (D-EXOS):
Accident Cirrus SR 20 G 2 D-EXOS, 19 May 2019

Die genaue Anzahl der Personen, die an Bord waren, ist offiziell noch unklar:
Nach Start auf Wangerooge: Kleinflugzeug über der Nordsee abgestürzt

Die Maschine ist allerdings auf dem Hinflug bei einem Zwischenstopp in Leer-Papenburg fotografiert worden (ein sehr beliebter Platz zum Tanken) - und da schienen zwei Personen an Bord gewesen zu sein (siehe Foto vom 19.5.2019 bei ASN). Das macht es zumindest wahrscheinlich, dass abends beim Rückflug von Wangerooge auch wieder zwei Personen an Bord waren (natürlich trotzdem möglich, dass man jemanden auf der Insel abgesetzt oder aufgenommen hat).
 

arcus74

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Das Wetter sah ja nicht so toll aus, nur kann man ja mit einer schnellen Cirrus herumfliegen oder?
 

wilco

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In der Zusammenschau paßt da schon einiges zusammen.

Mein bisher einziges Erlebnis von Spatial Disorientation hatte ich zufällig genau dort: Von Wangeroge kommend, im Eingang zum Jadebusen. Zwar tagsüber und ohne Niederschlag, aber völlig ohne sichtbare Horizontlinie, bei absolut diffusem Licht, grauem Himmel und grauer See. Alles einheitlich und übergangslos. Lost in space sozusagen. Greyout!

Wenn ich mir das ganze jetzt im stärksten Gewitterschauer und mit absinkender Wolkenbasis vorstelle, dann halte ich alles für möglich, einschließlich eines CFIS (Controlled Flight into Sea). Die Anfangshöhe von ca.1200 ft (flightradar24) ist schnell dahin, der Blick klebt auf der Suche nach Konturen oder der Wasseroberfläche an der vom prasselnden Regen blinden Scheibe, die Instrumente bleiben einen Augenblick zu lange außer Acht...

Die Cirrus war IFR-equipped, der Pilot aber möglicherweise nicht auf das Fliegen nach Instrumenten und ohne Außensicht trainiert.

In der geringen Höhe und bei so einer Stresssituation wird letztlich auch der Griff nach dem Rettungsschirm nicht mal mehr ein Gedanke gewesen sein.
 
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lutz_manne

lutz_manne

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Jetzt mal unabhängig von der Wetterlage im vorliegenden Fall. Macht/Plant man mit so einem Flugzeug eigentlich freiwillig Flüge über Wasser (direkte Luftlinie nach Hannover geht augenscheinlich knapp östlich der Küste über Wasser), wenn man auch etwas westlicher über Land fliegen kann? Schwimmwesten, Schlauchboot und sonstige Seenotausrüstung für den Fall eines Motorausfalls und Notwasserung?!
 

Philipp2911

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Ohne nachzuschauen ist wahrscheinlich um Wittmund ein Bogen zu machen , des Weiteren soll das Wetter nicht besonders gewesen sein.
 
HorizontalRain

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... des Weiteren soll das Wetter nicht besonders gewesen sein.
Ab ca. 16:30 Uhr zogen am Sonntag von Südosten her Gewitter in Richtung ostfriesische Nordseeküste. Wie nicht selten "teilte" sich die Gewitterzelle vor dem Jadebusen, ein Teil zog über Friesland/Wilhelmshaven, wo innerhalb von 50 Minuten teilweise mehr als 20 Liter Regen pro Quadratmeter niedergingen und ein Teil zog in Richtung Aurich/Emden.
Quelle: eigene Wetterbeoachtung (ca. 25 km von der letzten bekannten Position der Cirrus entfernt)

HR
 
Chopper80

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Ab ca. 16:30 Uhr zogen am Sonntag von Südosten her Gewitter in Richtung ostfriesische Nordseeküste. Wie nicht selten "teilte" sich die Gewitterzelle vor dem Jadebusen, ein Teil zog über Friesland/Wilhelmshaven, wo innerhalb von 50 Minuten teilweise mehr als 20 Liter Regen pro Quadratmeter niedergingen und ein Teil zog in Richtung Aurich/Emden.
Quelle: eigene Wetterbeoachtung (ca. 25 km von der letzten bekannten Position der Cirrus entfernt)

HR
Die bei Avherald gezeigten Radarbilder sind ja auch recht eindeutig, aber auch nicht so gross dass man sie nicht hätte umfliegen können. Vor dem Abflug ein Blick aufs Wetterradar wäre sinnvoll gewesen?

C80
 

wilco

Testpilot
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Jetzt mal unabhängig von der Wetterlage im vorliegenden Fall. Macht/Plant man mit so einem Flugzeug eigentlich freiwillig Flüge über Wasser (direkte Luftlinie nach Hannover geht augenscheinlich knapp östlich der Küste über Wasser), wenn man auch etwas westlicher über Land fliegen kann?
Wirklich "über Wasser" sind nur die unvermeidlichen 8 oder 10 km über das Wattenmeer, der Rest ist in Tuchfühlung mit und entlang der Küste. Fester Boden ist da immer erreichbar. Problem bei niedriger Flughöhe sind eher die hohen Kraftwerksschornsteine und Windkraftanlagen an Land, die hat man auf dem Wasser dort nicht.

Ohne nachzuschauen ist wahrscheinlich um Wittmund ein Bogen zu machen
Wittmund ist auf der Strecke kein Hindernis, die früherer Riesen-CTR (gemeinsam mit Jever) gibt es ja nicht mehr.

Vor dem Abflug ein Blick aufs Wetterradar wäre sinnvoll gewesen?
Auf jeden Fall. EIne halbe Stunde später sieht man im Playback eine andere Cirrus, die genau das tut, die vom Überflug Wangerooge aus zunächst nach Osten ausweicht, und dann erst nach Süden und Südwesten einbiegt.

Ehe ich ohne Sicht in maximal 1000 ft im Luftraum Golf herumkrieche, würde ich natürlich jeden Umweg fliegen, um bei mindestens 5 km Flugsicht dann in 2000 ft oder mehr in Echo unterwegs sein zu dürfen.
 
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wilco

Testpilot
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In den NDR-Nachrichten wurde soeben die ergebnislose Einstellung der Wracksuche gemeldet.
Damit ist mein Beitrag von gestern gegenstandslos und ich habe ihn gelöscht.

(keine Ahnnung, wie ich die angehängte Grafik wieder weg bekomme)
 
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innwolf

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Zwar tagsüber und ohne Niederschlag, aber völlig ohne sichtbare Horizontlinie, bei absolut diffusem Licht, grauem Himmel und grauer See. Alles einheitlich und übergangslos. Lost in space sozusagen. Greyout!
Hallo,
da waren wohl die britischen und deutschen Fern-Nacht-Jäger ( Mosquito und Me110 ) wohl absolute Spitze bei ihren Einsätzen über total verdunkeltem Land oder See, gar unter Wolkendecke oder mondlos. So wie ich las waren Wendezeiger, Libelle, Kompaß, Vario und Fahrtmesser die Hauptinstrumente, der Horizont erst nachrangig.

Gruß
 
Intrepid

Intrepid

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... da waren wohl die britischen und deutschen Fern-Nacht-Jäger ( Mosquito und Me110 ) wohl absolute Spitze bei ihren Einsätzen über total verdunkeltem Land oder See, gar unter Wolkendecke oder mondlos. So wie ich las waren Wendezeiger, Libelle, Kompaß, Vario und Fahrtmesser die Hauptinstrumente, der Horizont erst nachrangig.
Man braucht eine Ausbildung und regelmäßige Gelegenheit zu üben. Außerdem stehen in den Geschichtsbüchern die Geschichten derer, die überlebt haben. Alle anderen bleiben unerwähnt. Instrumentenflug enroute im Luftraum G darf ja nicht mehr geübt werden. Früher kannte man alle Hindernisse im Umkreis, heute ist das nicht mehr leistbar, da muss man grundsätzlich 1000 Fuß höher fliegen als noch vor 25 Jahren.
 

arneh

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Außerdem stehen in den Geschichtsbüchern die Geschichten derer, die überlebt haben. Alle anderen bleiben unerwähnt.
In der Tat! Die Luftwaffe verlor (wie eigentlich alle beteiligten Luftwaffen) ein Drittel bis die Hälfte aller Flugzeuge durch Unfälle- bei Ausbildung aber auch im Einsatz.
Da werden sehr sicher auch ganz viele Abstürze durch räumliche Desorientierung in IMC dabei gewesen sein. Gut, bei den Nachtjägern wird sich da die Spreu vom Weizen schnell getrennt haben, wahrscheinlich meist schon in der (im späteren Kriegsverlauf sicherlich nicht immer sehr umfassenden und langwierigen) Ausbildung. Ich glaube, Kriegseinsätze sind ein ganz, ganz schlechtes leuchtendes Beispiel für Flugsicherheit (und das noch ganz ohne direkte Feindeinwirkungen zu betrachten).
 

n/a

Guest
So wie ich las waren Wendezeiger, Libelle, Kompaß, Vario und Fahrtmesser die Hauptinstrumente, der Horizont erst nachrangig.
Ja, weil einem die aufgezählten Instrumente ja auch verraten, in welcher Lage im Raum man sich befindet… Ist halt nicht so „schön“ abzulesen wie an einem Horizont, aber wenn man die entsprechende Übung hat.
 
Intrepid

Intrepid

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So wie ich las waren Wendezeiger, Libelle, Kompaß, Vario und Fahrtmesser die Hauptinstrumente, der Horizont erst nachrangig.
Vermutlich haben die Piloten noch auf Flugzeugen gelernt, die keinen künstlichen Horizont hatten. Und die ersten künstlichen Horizonte waren nicht so zuverlässig, deren Anzeige prüfte man dauernd auf Plausibilität durch Abgleich mit den übrigen Instrumenten. Das habe ich auch in den 1990er-Jahren noch so gelernt und zum "limited Panel" während der Ausbildung gehörte es, den künstlichen Horizont in IMC zu verdecken - was übrigens auch für den Lehrer anspruchsvoll ist. Dann kann man sich wirklich nicht mehr um irgendetwas anderes als die Fluglage kümmern. Tragflächen beispielsweise vereisen dann im Zweifel unbemerkt. Beim G1000 beispielsweise wird es schwierig, den künstlichen Horizont zu verdecken.

Die Piloten früher konnten besser fliegen.

Die Piloten heute können viel mehr übrige Aufgaben erledigen. Deswegen sind keine Funker, Mechaniker oder Navigatoren an Bord.
 
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