Liese Prokop hätte auch der Einsatz eines Notarzthubschraubers nicht mehr retten können - zu schnell verblutete die Innenministerin. Doch selbst bei Verletzungen und Erkrankungen, die genügend Zeit für ärztliches Eingreifen lassen, kann in Österreich die Hilfe oft nicht aus der Luft kommen. Denn in der Nacht steigt die Christophorus-Flotte nur bei Großkatastrophen auf. Und in Großstädten kann der nächste geeignete Landeplatz zu weit entfernt sein.
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Ein noch größeres Problem sind Nachteinsätze. Überstellungsflüge von Spital zu Spital sind zwar Routine, dabei wird aber nur zwischen Krankenhäusern mit beleuchteten Landeplätzen geflogen, erläutert Kurt Nordberg, Chef der Christophorus-Flugrettung. Notfalleinsätze in der Dunkelheit seien dagegen zu riskant, gerade im ländlichen Gebiet. "Auch wenn jemand beteuert, dass dort keine Stromleitung verläuft - die Letztverantwortung trägt der Pilot", verdeutlicht Nordberg. Der hofft, dass ein vor fünf Jahren eingeschlafener Plan auflebt: "Wir haben damals überlegt, in Niederösterreich Fußballfelder als Landeplätze zu benützen, die von der örtlichen Feuerwehr ausgeleuchtet werden." In der Schweiz hätte sich dieses Modell durchaus bewährt.
Landen, wo möglich
Wobei Gery Baumann, Mediensprecher der Schweizer Rettungsfluggesllschaft Rega, etwas einschränkt. "Wir landen nachts da, wo wir können, und suchen einen Platz der uns Hindernisfreiheit gibt, das kann ein abgemähtes Maisfeld ebenso sein wie eine Skipiste oder eben ein Fußballfeld", erklärt er. Die Einsätze seien aber immer situationsabhängig: Sollte es zu eng oder zu dunkel für eine Landung sein, würde via Funk auch ein Transport des Patienten zu einem geeigneten Platz vereinbart.
Die österreichischen Feuerwehren könnten mit Nordbergs Fußballfeld-Idee aber durchaus leben, wie Gottfried Bauer, Pressesprecher des Feuerwehrverbandes, betont. "Grundsätzlich sind die Plätze ja meist in Privatbesitz. Aber wenn die entsprechenden Genehmigungen vorliegen und auch Schlüssel vorhanden sind, werden die freiwilligen Feuerwehren diese Aufgabe gerne übernehmen." Auch auf anderem Gebiet sieht Nordberg Bewegung: den Nachtlandungen von Notfällen in Wiener Spitälern. "Wien ist das einzige Bundesland, in dem es keine entsprechenden Landemöglichkeiten gibt", kritisiert der Flugrettungs-Chef. Der "Goodwill" sei aber da, im AKH werde gerade ein Heliport errichtet.
Diesen Umbau bestätigt auch Susanne Drapalik, Leiterin der Stabsstelle Sofortmaßnahme beim Wiener Krankenanstaltenverbund. Nordbergs Kritik kann sie aber nicht nachvollziehen. "Wir haben jährlich über 600 Landungen auch in der Nacht, und schon derzeit bringen Hubschrauber Patienten ins AKH" erklärt sie. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 03.01.2007)