Ich glaube nicht an eine Evolution der russischen Luftfahrt.
Viele Hersteller dort sind ein Schatten ihrer selbst oder bereits nicht mehr vorhanden. Zudem sind der größte Teil der Arbeitnehmer und der Entwicklungsingenieur abgewandert. Auch viele Patente gingen da mit. Ausserdem fehlt massiv Geld. Bei VASO, diese Firma baut die IL-96, ist man derzeit in der Lage, 1 bis 2 Flugzeuge zu bauen. Im Jahr wohlgemerkt. Wir wissen aber alle, Flugzeuge oder auch Autos entwickelt man nicht in kurzer Zeit. Der zivile Flugzeugbau wurde bis zur Wende stark vernachlässigt. Dann gab es eine Abkehr zu westlichen Mustern, ohne, dass es irgendwann einmal eine reelle Chance für die zivile russische Luftfahrt Industrie gab. Dazu kommt dieses Wirrwarr aus Entwicklungsbüros und Herstellern. Es gab niemals gesamtheitliche, weitergehende Linie, wo man kontinuierlich Kompetenzen aufgebaut hätte. Erst in jüngster Zeit beginnt die Industrie, strategische Partnerschaften zu schließen. Das hätte viel früher passieren müssen. Zu sowjetzeiten war das weitgehend egal. Hauptsache, es flog irgendwas irgendwie. Man schaue nur auf die TU-104. Eigentlich ein Bomber mit Mitfluggelegenheit. Die war halt da, aber nicht unbedingt die technologische Offenbarung. Gerade mal um 200 Flugzeuge wurden gebaut bevor die Produktion beendet wurde, lange, bevor die Ablösung in Form der IL-62 kam. Auch die TU-124 war ein Flop. Viel zu klein, um auch nur annähernd kommerziell nutzbar zu sein. Die meisten Exemplare flogen als VIP-Jet oder als Prüfstand für irgendwas. Die TU-134 hat ein Designproblem. Tupolew hat das trotzdem durchgeboxt, der Winkel der Triebwerksaufhängung ist ungünstig und verursacht erhöhten Kraftstoffverbrauch. Bis zu brauchbaren Lösungen würde oft getrödelt, weil man es als nicht so wichtig erachtet. Klar, die Flugzeuge wurden irgendwann brauchbar, oft aber viel zu spät. Und heute leidet diese Industrie unter den damaligen Versäumnisse. Aber, Flugzeuge und deren Industrie kann man nicht backen.