AW: Sammelthread : Private Weltraum-Projekte
Die Projekte von Firmen wie XCOR sind realistisch, aber herausfordernd. Man muss sehr viele völlig neue Lösungen finden, nicht nur bestehende weiterentwickeln. Ihre Lösungen basieren auf Eigenforschungen und -Entwicklungen, die aus der Grauzone zw. Grundlagenforschung und der in der Industrie sonst eher üblichen anwandten Forschung stammen, man geht also schon deutlich höhere Kostenrisiken ein, aber dieser Schritt ist für die Pionier-Unternehmen in jedem Sektor notwendig. Aus diesem Grunde erhalten sie ja auch viele Fördermittel und Partnerschafts-Verträge, weil die ganze Industrie davon profitiert, wenn diese Technologiebrücke erstmal geschlagen ist. Bei allen Ähnlichkeiten gibt es doch auch sehr große Unterschiede in den Entwürfen und Herangehensweisen, aber dies ist nicht nur gewollt, sonder notwendig, weil ja noch keine Erfahrungen in diesem Bereich vorliegen und man so eine Monokultur in der Denkweise vermeidet. Das geplante Flug/Raumfahrzeug erfolgreich zu bauen und zu testen ist zwar der ingenieurtechnische Erfolg, aber noch nicht der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens. Insofern geht es bei diesen Unternehmen um Mehr, dass erreicht werden muss als bei der NASA, wo es nur um Technik und Forschung/Wissenschaft ging, die dann weitere Forschung/Wissenschaft ermöglicht, sondern hier geht es um ein Produkt, dass zuverlässig genug ist, dass man damit einen regelmäßigen, kalkulierbaren Betrieb durchführen kann.
Dafür benötigt man neben der technischen Zuverlässigkeit auch eine beständige, (nach)wachsende Nachfrage. Letzteres scheint derzeit gegeben und man geht ja davon aus, dass wenn es erstmal läuft und die größten technischen Investitionen eingespielt wurden, der Preis für einen Flug recht schnell in Richtung 20 - 25 k€ absinken wird, um zunächst eine ausreichende und später wachsende Nachfrage (man will ja schließlich die Raumfahrzeuge in günstigerer Serie fertigen) zu erzielen. All dies hängt daher entscheidend davon ab, dass das Raumfahrzeug mit einer sehr hohen Zuverlässigkeit funktioniert. Rückschläge, gar mit Toten, können die Nachfrage je zum Erliegen bringen, egal was die Leute erstmal sagen, was für Risiken sie bereit sind einzugehen. Viele Reiche schmücken sich gerne mit einem Hauch von Abenteuer und Gefahr, aber investieren gleichzeitig im Hintergrund sehr viel Geld um diese Risiken zu minimieren.
Aber auch der regelmäßige Betrieb wird eine wichtige Rolle spielen. Die Kostenkalkulation ist auf eine bestimmte Startfrequenz ausgelegt. Auch wenn man diese in der Anfangszeit etwas niedriger ausgelegt hat, sollte diese eingehalten werden. Passiert etwas wie beim System Shuttle und man kann nicht alle 2-3 Wochen starten, sondern bestenfalls alle 2-3 Monate, gehen die Kosten pro Flug in die Höhe und machen die Preisnachlässe, die man für die wachsende Nachfrage benötigt, unmöglich und am Ende die Firma (anders als z.B. die aus Steuermitteln bezahlte NASA) pleite.