Weltraum-Müll
Raketen-Explosionen im Weltraum, die den Orbit mit Weltraumschrott verschmutzen, sollen verboten werden. Mit gesetzlichen Regelungen und neuer Raketentechnik wollen die Raumfahrtnationen künftig Weltraumschrott vermeiden, sagte Tagungsleiter Heiner Klinkrad am Mittwoch zum Abschluss der internationalen Konferenz über Weltraumschrott im Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt. Weltraumschrott, der nach Schätzungen mehr als 100.000 Teile umfasst, gefährdet Raketen und Satelliten.
Nach Klinkrads Worten kommt es jährlich im Schnitt zu vier Selbstentzündungen von Treibstoff in Raketenstufen. "Dies kann man durch Ausbrennen der Triebwerke einfach verhindern", erläuterte Klinkrad. Techniker arbeiteten außerdem an der Entwicklung von Seilen, mit denen Raketenstufen abgebremst und der Erde angenähert werden könnten. Ziel sei, dass dieser Schrott spätesten nach 25 Jahren in der Atmosphäre verglühe.
Ab auf die Friedhofsbahn
Klare Regeln seien auch für ausgediente Satelliten in der geostationären Umlaufbahn in 36.000 Kilometern Höhe nötig. "Bislang wird nur ein Drittel von ihnen fachgerecht auf die so genannte Friedhofsbahn angehoben", kritisierte Klinkrad. Der Rest verbleibe auf oder in der Nähe der begehrten Umlaufbahn und gefährde andere Satelliten. Denkbar sei, sie mit einem Netz einzufangen und zu entsorgen. "Das ist allerdings eine Kostenfrage."
Die Internationale Standardisierungsorganisation (ISO) arbeite an Normen für die Entsorgung von Satelliten und Raketenstufen, sagte Klinkrad. Zur besseren Beobachtung des Weltraumschrotts sollte Europa ein eigenes Überwachungssystem mit Radar und Teleskopen aufbauen, forderten die Experten in Darmstadt. "Wir können uns nicht nur auf die Informationen der Amerikaner verlassen", sagte Klinkrad. Derzeit werden die Bahnen von etwa 9.000 Schrottstücken ständig verfolgt, die mit Geschwindigkeiten von mehr als 30.000 Kilometern pro Stunde die Erde umkreisen.
ISS muss immer wieder mal ausweichen
Bei einem Zusammenprall können diese Schrottteile Raketen oder Satelliten zerstören. Die Internationale Raumstation muss nach Auskunft von Sergey Kulik von der russischen Raumfahrtagentur jedes Jahr mindestens ein Ausweichmanöver fliegen. Raketenschrott gefährdet nach Kuliks Worten auch die Bevölkerung. Bei großen Flugobjekten verglühten nur etwa 60 bis 90 Prozent des Materials in der Atmosphäre, der Rest falle zur Erde. Dies sei zuletzt beim gezielten Absturz der Raumstation Mir demonstriert worden. "Wir brauchen deshalb genaue Programme für solche Szenarien", sagte Kulik. "Das Risiko ist zwar gering, aber wir dürfen es trotzdem nicht unterschätzen."
Quelle:
http://derstandard.at/?url=/?id=2022176