Du unterschätzt den wirtschaftlichen Druck, den die USA bereit und in der Lage sind auszuüben. Wir erleben das gerade mit Nordstream2. Israel erlebte es mit Kfir und Lavi. Schweden und Frankreich erlebten es bei der Konkurrenz zwischen Viggen, Mirage F1 und F-16.
Sobald es den wirtschaftlichen Interessen der USA dienlich ist werden die Amerikaner Käufernationen so unter Druck setzen, dass sie amerikanische Technik kaufen. Und da die meisten Nationen de facto nichts anderes sind als tributpflichtige Vasallen der USA werden die sich schwer hüten russische Technik zu kaufen und die Amerikaner zu verärgern.
Da geb ich Dir völlig recht, allerdings kann der politische und wirtschaftliche Druck auf die Türkei nicht mehr viel größer werden wie im Moment und trotzdem hält Erdogan am Kauf der S-400 Flugabwehrsysteme fest. Umgekehrt ist die Türkei auch extrem wichtiger Nato Partner, mit dem man es sich nicht verscherzen soll, sonst verlieren die Amerikaner den strategisch wichtigen Zugang zum Schwarzen Meer. Es ist ein Pokerspiel auf hohem Niveau.
Wenn also die Amerikaner nach Lieferung der S-400 Systeme einen Export der bereits bestellten F-35 ausschließen, können sie wohl nur schwer argumentieren, dass sich die Türkei nicht aus anderen Quellen bedient.
Sprach die PR-Abteilung von Sukhoi!
Ich will Dir ja nicht zu nahe treten, aber glaubst Du diesen Blödsinn tatsächlich? Die Russen entwickeln seit Jahrzehenten ein Muster, das genau dazu ausgelegt ist, die F-22 zu schlagen, ihr nachzueifern in allem, was 5. Generation ausmacht, und das sit nur zum kleinsten Teil die Form.
Und Dir ist offenbar nicht bewusst, dass es beim Entwicklungsansatz der Su 57 einen wesentlichen Unterschied zu anderen Maschinen der 5. Generation gibt, denn die Russen wollen nicht Stealth um jeden Preis, weil sie genau wissen, dass diese Eigenschaft einerseits überbewertet wird und andererseits weil Stealth nur für Angriffsarmeen und weniger für Verteidigungsaufgaben von Bedeutung ist.
Die Su 57 will also keinesfalls der F-22 in jedem Detail nacheifern, sondern sie ist die pragmatische Antwort darauf - sie setzt auf Stealth nur dort, wo es nicht andere Flugzeugeigenschaften negativ beeinträchtigt und wo es nicht die Kosten in unbezahlbare Höhen treibt und umgekehrt kompensiert es den kleineren Radarquerschnitt der Gegner durch bessere und vor allem flexibel einsetzbare Sensorik.
Denn ist nun einmal so, dass die "Unsichtbarkeit" der Stealthflieger nur für eingeschränkte Radarfrequenzen speziell im X-Band Bereich und nur für bestimmte Erfassungswinkel - am optimalsten natürlich von vorne - gilt. Mit Langwellenradar ist jedes Stealth Flugzeug auch aus größerer Entfernung verlässlich zu erfassen, wenn auch nicht besonders genau. Aber dafür gibt es einfache Workarounds - denn sobald das L-Wellen Radar anschlägt, ist schon einmal der Überraschungseffekt eines Stealth Flugzeuges weg, d.h der Su-57 Pilot kann sein genaues AESA Radar und seine IRST Sensoren genau auf diesen Bereich fokussieren und damit die Erkennungsquote vervielfachen.
Er könnte aber auch auf Verdacht eine Mittelstrecken-Luft-Luftrakete mit modernem Suchkopf und 2 Wege Kommunikation auf den Weg schicken, die bei entsprechender Annäherung zum ZIelgebiet quasi zur Aufklärungsdrohne mutiert und genaue Daten an das Trägerflugzeug zurückübermittelt und letztlich bei Bedarf gleich noch zur Waffe wird. Stealth ist also keine Wundertechnik, die unverwundbar macht, sondern nur gegen technisch weit unterlegene Gegner einen gewissen Schutz bietet - aber auch nicht 100%, denn schon im Balkankrieg wurde ein US-Stealthflugzeug mit primitiven Mitteln vom Himmel geholt.
Wo liegen die Vor und Nachteile der anderen Kampflugzeuge der 5. Generation:
Die F-22 als Aushängeschild der Amerikaner kann mit kleinem Radarquerschnitt und sehr guten Flugeigenschaften punkten, aber diese Maschinen waren in der Anschaffung und sind in der Erhaltung exorbitant teuer und vor allem wurde Entwicklung und Produktion nach 4 Jahren eingestellt. Damit ist die Software noch auf dem Stand der 90er Jahre mit einem Prozessor, der gerade einmal mit 25 Mhz taktet. Damit sind große Upgrades praktisch unmöglich, d.h diese Maschine ist auf sein Stand von Anfang 2000 eingefroren, sie kann weder mit den neuesten Lenkwaffen aufgerüstet werden, noch kann die Kommunikation in die Möglichkeiten der F 35 eingebunden werden. Die F-22 war einst der Herrscher der Lüfte, aber ohne jede Weiterentwicklung fällt sie mit jedem Tag immer weiter hinter die Konkurrenz zurück.
Die F-35 war als günstiger Universaljäger mit Stealth Eigenschaften geplant, aber wie schaut die Wirklichkeit aus? Die ursprünglich geplanten Kosten von 30 Mio Dollar pro Maschine wurden um das 3 bis 4 fache überschritten, das Flugzeug ist sehr langsam, nicht sehr wendig, hat wenig Waffenlast und geringe Reichweite und ist auch in der Erhaltung für eine einmotorige Maschine im Vergleich zur F-16 doppelt so teuer. Dazu kommen Probleme mit der Zuverlässigkeit - so liegt die Einsatzbereitschaft der Staffeln gerade einmal zwischen 20 und maximal 50% - laut Ausschreibung sollte sie bei 80% liegen. Ein Triebwerkwechsel dauert mehr als 50 Stunden, beim Eurofighter erledigen das 4 Mann in 45 Minuten, das Automatische Diagnosesystem meldet laufend Fehlmeldungen und ist ein Teil wirklich kaputt, gibt es erhebliche Lieferschwierigkeiten. Die Software ist so überladen, dass es Tage bis Wochen dauert, um die nötige Software bei einem Ortswechsel einzuspielen, aber ohne komplettes Update gibt es keine Startfreigabe. Durch die gekapselte Bauweise für eine niedrige Infrarotsignator dient der Treibstoff als Kühlmittel, er muss daher gekühlt eingefüllt werden und wird direkt unter der Oberfläche quer durch das Flugzeug gepumpt - es genügt also schon ein einfacher Gewehrtreffer, um die F-35 vom Himmel zu holen. Die Mängelliste ließe sich noch weiter fortführen, kurzum die F-35 kann außer Stealth und der Situational Awareness, die aber einen immensen Aufwand zur virtuellen Planung mit sich bringt, nur wenig bis gar nichts.
Selbst das Senkrecht Landen der F-35B ist nur ein Gimmick, dass ausschließlich bei einem kleinen Flugzeugträger Vorteile bringt, aber dessen konstruktive Konsequenzen auch für die anderen Varianten tragen müssen. Die russischen Kampfjets setzen lieber auf ein robustes Fahrwerk, so dass jedes längere Stück breiter und gerader Strasse zur Start- und Landepiste umfunktioniert werden kann.
Bei der J-20 der Chinesen lassen sich deutliche Anleihen der US-Jets erkennen, sie setzen also ebenfalls vorwiegend auf Stealth und sind in dieser Beziehung unbestritten besser als die Su 57, kommen aber den Gerüchten zufolge nicht an die Werte der US - Stealth Jäger heran. Ansonsten ist die J-20 vergleichsweise schwer und mit den aktuellen Triebwerken stark untermotorisiert. Ob sie durch bessere Triebwerke wirklich schneller und wendiger wird, muss sie erst noch unter Beweis stellen - vor allem ist bei den neuen Triebwerken noch keine Serienfertigung in Sicht.
Nichts destotrotz wurde auch die J-20 in erster Linie auf Stealth optimiert - kann also die Su 57 den Vorteil des etwas kleineren Radarquerschnitts der J-20 durch seine Sensoren kompensieren, ist sie in allen anderen Flugparametern überlegen.