Diese Frage stellt sich seit Anfang an: wieso gerade die F-15? Ich verstehe, dass man als Exportkunde lieber ein größeres Flugzeug haben möchte. Aber die USAF? Die F-16 ist nachweislich preiswerter und die Abstriche in der Performance (welche allesamt jenseits der M1.5 liegen) sind nicht relevant. Dicke Radarschüsseln im Bug sind auch eher out.
Ganz und gar nicht. Je größer die Fläche, desto höher die Auflösung. Je größer die Fläche, desto mehr Phasenschieber, desto höhere Reichweite. Man kann Reichweite gegen Auflösung tauschen und umgekehrt, je nachdem wie man es braucht. Man hat selbst bei Keulensplit mehr Auflösung und Leistung pro Keule (eine für Absuche der Luft, die andere für Geländefolgung oder Steuerung einer Lenkwaffe usw).
Die F-35 hat eine sehr kleine Antenne für die Wunder die man ihr andichtet. Das passt alles nicht zusammen, wenn sich die F-35 Fanboys bemühen würden ihr Gehirn einzuschalten. Die Radartechnik der F-35 ist die gleiche wie die der übrigen AESAS, solange man keine unbekannte Alien-Technik eingebaut hat. Ergo unterliegt sie den gleichen Beschränkungen und hat ähnliche Leistungsparameter.
Die Jaguar hatte wohl nicht die Avionik, aber rein von den Flugleistungen war das allemal drin.
Das Konzept mit den Schwenkflügeln war das elegantere, aber die kleine Fläche mit großen Klappen ging auch. Alles halb so teuer. Für die notwendige Avionik war eine Jaguar in den 60ern wohl zu klein.
Der Jaguar fehlte die Reichweite im extremen Tiefflug und die Zuladung und war überhaupt kein Substitut für die Tornado. Es sind nicht einzelne Leistungsparameter sondern das Gesamtpaket, was die Tornado einzigartig machte, der bis heute kaum einer das Wasser reichen kann. Darauf kann die europäische Luftfahrtindustrie stolz sein.
Bei einem anfliegenden Ziel spielt die Reichweite und Geschwindigkeit der AIM120 kaum noch eine Rolle. Dafür nutzt man die snap-up Kapazität der Lenkwaffe, die deutlich über der Steigleistung des Trägerflugzeuges liegt und bei der Meteor ist sie noch besser. In den 70iger Jahren war es noch anders und jene Weisheiten leben fort, obwohl es den Waffentechnischen Umbruch seit den 90 igern gibt. Nicht umsonst reichen den Amerikanern heute etwa Mach 1,6 in der Höhe und sie konnten die F-14 und Phoenix durch F-18 und AIM120 ersetzen.
Wie LFeldTom schon ausgeführt hat, gilt die Physik auch heute noch und weder von der AMRAAM noch von der Meteor darf man zu viel erwarten oder hinein interpretieren, was im Internet leider all zu viele machen und so Legenden entstehen, die schon lachhaft sind. Die Einsatzparameter sind heute nicht all zu weit weg von denen in den 70ern oder 80ern. Fire and Forget bedeutet nicht man kann die Dinger einfach so blind abfeuern und die Rakete wird es schon richten. So einfach ist es nicht. Reichweite ist auch nicht alles, denn zu dieser gehört auch eine sichere Identifizierung, also Auflösung und die gibt es nicht auf große Reichweite und genau das war das Problem der Phoenix und bleibt es auch heute noch. Ein einzelnes Ziel auf extremer Reichweite kann näher betrachtet mehrere Ziele sein. Die Position eines Zieles, das man einer AMRAAM zuweist kann sich während der Flugzeit so dramatisch ändern, dass die AMRAAM ihr Ziel nicht mehr findet. Argument dagegen ist, dass sie vom Flugzeug ja ständig Positionsdaten bekommt. Argument dafür ist, dass im Ernstfall man Funkstille einhalten sollte, sonst wird man selbst schnell zum Ziel und es diese Positionsdaten nicht gibt. Ein weiteres Argument ist, dass es auch EloKa eingesetzt wird und man keine Positionsdaten übertragen kann. Auch ein weiteres Argument ist, dass man dann ja ständig auf das Ziel zufliegen muss, um es im Auge zu behalten, um die Positionsdaten zu erhalten die man der AMRAAM überträgt, so wie früher mit den SARH Lenkwaffen (z.B. Sparrow), womit sich die im Laufe der Bekämpfung die Distanz zum Gegner verringert. Wie vermeidet man das Dilemma? Indem man nicht auf extrem große Reichweite operiert. Das war früher so und das ist auch heute noch so. All diese Quartettkartenvergleiche darf man getrost in die Tonne werfen.
Zur Phoenix: Es gab in den 80ern und 90ern mehrere Programme die Phoenix durch etwas neueres zu ersetzen. Keines dieser Programme fruchtete, weil sie irgend wie ständig zu teuer wurden oder der Kalte Krieg war vorbei und man hat die Prioritäten geändert. Selbst heute versucht man immer noch Versionen der AMRAAM mit größerer Reichweite zu entwickeln, mit RAM-Air Triebwerken usw. AMRAAM ist heute nur ein Kompromiss mit dem sich aber immer noch gut leben lässt. Man hat Phoenix also nicht einfach so aufgegeben, weil man sie nicht mehr brauchte. Heute fliegen sie wieder die Tu-95 und werden wieder zur Gefahr für die Flotte und der Wunsch nach einem Ersatz ist wieder da.
Ich habe immer so meine Bauchschmerzen, wenn ich sehe, dass man Flugzeuge mit noch mehr Lenkwaffen behängen will, wie jetzt bei der F-15X. So viele Lenkwaffen kann die gar nicht einsetzen, bis die Gegner so nahe heran kommen, dass sie selbst kaum noch entwischen kann. Mit Gigantonomie scheint man auch heute noch Geld locker machen zu können.