
Wiesenser
Flieger-Ass

Diese fast unglaubliche Geschichte erschien Anfang der 90er Jahre in der Flugsicherheitszeitschrift der Luftwaffe und wurde damals aus dem englischen Originaltext ins Deutsche übersetzt.
Die McDonnell Douglas F-4 Phantom II gilt als ein weltweit eingesetztes, robustes Waffensystem. Wobei Luftfahrzeuge von heute im allgemeinen als hoch empfindliche Geräte betrachtet werden. Eine Phantom der US - Marine startete eines Abends, um mit einer sog. Spiegellandeübung auf einem örtlichen Flugplatz die Zahl der Nachtflugstunden und der simulierten Instrumentenflüge zu erhöhen. Es erfolgte ein TACAN - Durchstoßverfahren mit Übergang in einen GCA - Anflug. Der Endanflugkontrolleiter übernahm in einer Entfernung von 9 Meilen die Kontrolle. Bei 3 Meilen war die Phantom auf dem Gleitpfad und setzte den Endanflug bis 1/2 Meile vor dem Aufsetzpunkt fort. Der Kontrolleiter wies den LFF nun an, auf Sichtanflug zu gehen. Der GCA - Lotse übermittelte jedoch weiterhin die Information "Auf Gleitpfad und Anflugkurs" Diese Information war jedoch falsch. Der LFF überprüfte den Spiegel und erkannte, das er trotz der GCA Informationen zu kurz kam und gab Vollgas. Das Luftfahrzeug berührte etwa 50 Ft vor Beginn der Piste den Boden, wobei es einen 45 cm hohen Erdhügel berührte und dann in einen 60 cm tiefen Graben geriet, der sich etwa 1,5 Meter vor der Schwelle befand. Beim letzten Aufprall wurde das linke Hauptfahrwerk an den Lagerzapfen abgerissen, das Rad des rechten Hauptfahrwerkes scherte am Achsschenkel ab und rollte vor dem Lfz die Landebahn entlang. Außerdem wurden beide Flügelspitzen abgerissen. Der Pilot sah im Rückspiegel Funken und meldete einen Schaden, während er wieder abhob. Der LSO (Landing Safety Officer) wurde gebeten, bei einem Vorbeiflug den Zustand des Flugzeuges zu kontrollieren. Trotz der Dunkelheit verwendete er keine starke Handlampe und meldete als Schaden: "Rechter Hauptfahrwerkreifen geplatzt". Es wurde ein Hakenfang am Beginn der Piste angeordnet. Weil man noch auf einen Wagen mit Handfunkgerät wartete, kreiste die Phantom über dem Platz. Die Hydraulikwarnlampen gingen an, doch die Systeme zeigten normalen Druck. Der LFF fuhr dann vorsichtshalber Landeklappen und Fahrwerk mit dem Notsystem aus. Kurz darauf fiel die Hydraulikanlage aus und er fuhr die Stauluftturbine (Ram Air Turbine) aus. Mittlerweile war das Handfunkgerät da und der LSO ordnete einen Anflug in niedriger Höhe an, um einen Anflug auf die Nebenpiste zu erreichen. Während des Anfluges mit fehlendem linken Hauptfahrwerk, abgerissenem rechten Hauptrad und ohne die fehlenden Flügelspitzen meldete sich der LSO beim LFF, um ihm mitzuteilen, dass er den Fanghaken nicht sehen kann. Der LFF überprüfte die Fahrwerk- und Fanghaken anzeige und meldete: Alles ausgefahren und verriegelt". Darauf hin befahl der LSO den Anflug auf die normale Mittellinie der Bahn. Der Anflug und die Hakenlandung verliefen normal, doch beim Aufsetzen kam es zu einem Flammabriss im linken Triebwerk. Die Maschine federte ein, durchtrennte beide Fangseile und unter Funkensprühen begann der linke Flügel über den Beton zu schleifen.Der LSO riet dem LFF, den Leistungs- hebel zurück zu nehmen und am Boden zu bleiben. Doch die Maschine verlor zunehmend die Richtungskontrolle und drohte, von der Piste ab zu kommen. Der LFF wählte den rechten Nachbrenner an und brachte die Phantom wieder in die Luft. Dabei wurden Teile der Höhenflosse abgerissen, der fanghaken schlug oben an, beide Schubdüsen wurden verbogen und brachen teilweise heraus. Die Beplankung des linken Flügels wurde ebenfalls eingerissen. Danach bat der LFF, mittlerweile leicht erregt, den LSO um eine nochmalige Überprüfung des Fahrwerkes. Nach einer weiteren Überprüfung, dieses Mal mit Lampe, meldete er: "Fahrwerk teilweise beschädigt". Dieses wurde augenblicklich bestätigt, als ein Wagen mit dem abgerissenen Rad und Fahrwerk ankam. Hiervon wurde die Crew jedoch nicht unterrichtet. Es wurde eine weitere Hakenlandung, jetzt mit eingeschäumter Bahn, vorbereitet. Dem Piloten gelang es, das linke Triebwerk wieder zu zünden. Mittlerweile hatte der Tower einen Rettungshubschrauber angefordert. Der zweite Hakenfangversuch (Das dritte Aufsetzten) wurde bei einer verbliebenen Kraftstoffmenge von 1000 Lbs eingeleitet. Das Lfz setzte 3000 Ft vor vor der Fanganlage auf und durchtrennte wiederum beide Seile. Die Maschine schlidderte die Bahn entlang, wobei große Beplankungsfelder von der Rumpfunterseite abgerissen wurden. Mit voller Nachbrennerleistung gelang es dem Piloten erneut, die Phantom in die Luft zu bekommen. Nach nochmaligem Einschäumen der Piste wurde jetzt eine Kettenfanganlage benutzt. Mit 800 Lbs Restkraftstoff führte der Pilot einen guten Anflug durch, setzte aber zu früh auf berührte die Fangseile mit hoher Geschwindigkeit und durchtrennte beide. Dabei rissen das Bugfahrwerk und die Bugfahrwerkklappen ab. Mit voller Nachbrennerleistung bekam der Pilot die Maschine nochmals in die Luft, allerdings mit einer mittlerweile gefährlich geringen Kraftstoffrestmenge. Er plante einen "Martin Baker Let Down" und steuerte die Küste an. Währen die Phantom mühsam an Höhe gewann, rollte sie in 1500 Ft heftig nach rechts. dabei fielen von beiden Tragflächen Teile ab. Als der LFF das Flugzeug über der Küste in eine horizontale Lage brachte, schoss sich die Crew heraus, bevor die Phantom im Sturzflug ins Meer stürzte. Die Besatzung wurde vom Rettungs-hubschrauber unverletzt geborgen. Über den Zustand des LSO ist nichts bekannt.
(aus: Zeitschrift "Flugsicherheit" 03 / 1991)
Die McDonnell Douglas F-4 Phantom II gilt als ein weltweit eingesetztes, robustes Waffensystem. Wobei Luftfahrzeuge von heute im allgemeinen als hoch empfindliche Geräte betrachtet werden. Eine Phantom der US - Marine startete eines Abends, um mit einer sog. Spiegellandeübung auf einem örtlichen Flugplatz die Zahl der Nachtflugstunden und der simulierten Instrumentenflüge zu erhöhen. Es erfolgte ein TACAN - Durchstoßverfahren mit Übergang in einen GCA - Anflug. Der Endanflugkontrolleiter übernahm in einer Entfernung von 9 Meilen die Kontrolle. Bei 3 Meilen war die Phantom auf dem Gleitpfad und setzte den Endanflug bis 1/2 Meile vor dem Aufsetzpunkt fort. Der Kontrolleiter wies den LFF nun an, auf Sichtanflug zu gehen. Der GCA - Lotse übermittelte jedoch weiterhin die Information "Auf Gleitpfad und Anflugkurs" Diese Information war jedoch falsch. Der LFF überprüfte den Spiegel und erkannte, das er trotz der GCA Informationen zu kurz kam und gab Vollgas. Das Luftfahrzeug berührte etwa 50 Ft vor Beginn der Piste den Boden, wobei es einen 45 cm hohen Erdhügel berührte und dann in einen 60 cm tiefen Graben geriet, der sich etwa 1,5 Meter vor der Schwelle befand. Beim letzten Aufprall wurde das linke Hauptfahrwerk an den Lagerzapfen abgerissen, das Rad des rechten Hauptfahrwerkes scherte am Achsschenkel ab und rollte vor dem Lfz die Landebahn entlang. Außerdem wurden beide Flügelspitzen abgerissen. Der Pilot sah im Rückspiegel Funken und meldete einen Schaden, während er wieder abhob. Der LSO (Landing Safety Officer) wurde gebeten, bei einem Vorbeiflug den Zustand des Flugzeuges zu kontrollieren. Trotz der Dunkelheit verwendete er keine starke Handlampe und meldete als Schaden: "Rechter Hauptfahrwerkreifen geplatzt". Es wurde ein Hakenfang am Beginn der Piste angeordnet. Weil man noch auf einen Wagen mit Handfunkgerät wartete, kreiste die Phantom über dem Platz. Die Hydraulikwarnlampen gingen an, doch die Systeme zeigten normalen Druck. Der LFF fuhr dann vorsichtshalber Landeklappen und Fahrwerk mit dem Notsystem aus. Kurz darauf fiel die Hydraulikanlage aus und er fuhr die Stauluftturbine (Ram Air Turbine) aus. Mittlerweile war das Handfunkgerät da und der LSO ordnete einen Anflug in niedriger Höhe an, um einen Anflug auf die Nebenpiste zu erreichen. Während des Anfluges mit fehlendem linken Hauptfahrwerk, abgerissenem rechten Hauptrad und ohne die fehlenden Flügelspitzen meldete sich der LSO beim LFF, um ihm mitzuteilen, dass er den Fanghaken nicht sehen kann. Der LFF überprüfte die Fahrwerk- und Fanghaken anzeige und meldete: Alles ausgefahren und verriegelt". Darauf hin befahl der LSO den Anflug auf die normale Mittellinie der Bahn. Der Anflug und die Hakenlandung verliefen normal, doch beim Aufsetzen kam es zu einem Flammabriss im linken Triebwerk. Die Maschine federte ein, durchtrennte beide Fangseile und unter Funkensprühen begann der linke Flügel über den Beton zu schleifen.Der LSO riet dem LFF, den Leistungs- hebel zurück zu nehmen und am Boden zu bleiben. Doch die Maschine verlor zunehmend die Richtungskontrolle und drohte, von der Piste ab zu kommen. Der LFF wählte den rechten Nachbrenner an und brachte die Phantom wieder in die Luft. Dabei wurden Teile der Höhenflosse abgerissen, der fanghaken schlug oben an, beide Schubdüsen wurden verbogen und brachen teilweise heraus. Die Beplankung des linken Flügels wurde ebenfalls eingerissen. Danach bat der LFF, mittlerweile leicht erregt, den LSO um eine nochmalige Überprüfung des Fahrwerkes. Nach einer weiteren Überprüfung, dieses Mal mit Lampe, meldete er: "Fahrwerk teilweise beschädigt". Dieses wurde augenblicklich bestätigt, als ein Wagen mit dem abgerissenen Rad und Fahrwerk ankam. Hiervon wurde die Crew jedoch nicht unterrichtet. Es wurde eine weitere Hakenlandung, jetzt mit eingeschäumter Bahn, vorbereitet. Dem Piloten gelang es, das linke Triebwerk wieder zu zünden. Mittlerweile hatte der Tower einen Rettungshubschrauber angefordert. Der zweite Hakenfangversuch (Das dritte Aufsetzten) wurde bei einer verbliebenen Kraftstoffmenge von 1000 Lbs eingeleitet. Das Lfz setzte 3000 Ft vor vor der Fanganlage auf und durchtrennte wiederum beide Seile. Die Maschine schlidderte die Bahn entlang, wobei große Beplankungsfelder von der Rumpfunterseite abgerissen wurden. Mit voller Nachbrennerleistung gelang es dem Piloten erneut, die Phantom in die Luft zu bekommen. Nach nochmaligem Einschäumen der Piste wurde jetzt eine Kettenfanganlage benutzt. Mit 800 Lbs Restkraftstoff führte der Pilot einen guten Anflug durch, setzte aber zu früh auf berührte die Fangseile mit hoher Geschwindigkeit und durchtrennte beide. Dabei rissen das Bugfahrwerk und die Bugfahrwerkklappen ab. Mit voller Nachbrennerleistung bekam der Pilot die Maschine nochmals in die Luft, allerdings mit einer mittlerweile gefährlich geringen Kraftstoffrestmenge. Er plante einen "Martin Baker Let Down" und steuerte die Küste an. Währen die Phantom mühsam an Höhe gewann, rollte sie in 1500 Ft heftig nach rechts. dabei fielen von beiden Tragflächen Teile ab. Als der LFF das Flugzeug über der Küste in eine horizontale Lage brachte, schoss sich die Crew heraus, bevor die Phantom im Sturzflug ins Meer stürzte. Die Besatzung wurde vom Rettungs-hubschrauber unverletzt geborgen. Über den Zustand des LSO ist nichts bekannt.
(aus: Zeitschrift "Flugsicherheit" 03 / 1991)
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