FastEagle107
Space Cadet
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Ich habe mich durch den ganzen thread durchgewälzt. Teilweise war es interessant und teilweise etwas schwierig.
Ich fliege seit 4 Jahren 737 NG und seit der Einführung der MAX8 auch diese. Teilweise wurden hier, meiner Meinung nach, die richtigen Schlüsse gezogen. Da ich nicht auf hunderte Posts antworten kann und will mache ich mal eine kurze Zusammenfassung meiner Meinung.
- die Lion Air Maschine hätte gar nicht starten dürfen, da seit dem Flug vorher schon bekannt war, dass ein Defekt vorliegt, das Flugzeug war nach westlichem Std nicht einsatzbereit;
- die Ethiopian Crew hätte wissen müssen, wie sie mit diesem Fehler umgehen müssen (und wussten es wahrscheinlich auch), allerdings haben sie es nicht korrekt umgesetzt; hierzu ist der wohl gravierendste Faktor die Tatsache, dass sie die Power auf T/O thrust gelassen haben und die Kräfte an den Steuerflächen zu hoch wurden, um dieses Problem zu korrigieren (wie im Video erläutert);
Ich denke auch, dass verschiedene Verfahren verschiedener Länder diese Situation anders zum Vorschein bringen. Z.B. werden in USA die Flaps nicht vor erreichen von 1000ft AGL eingefahren (oder bei mehr als Flaps1 stufenweise eingefahren). Somit hat man mehr Zeit und mehr Höhe, um die Situation zu analysieren und zu beheben. Die Klappen überhaupt einzufahren, wenn man eine airspeed oder AoA malfunction hat kann man diskutieren. Mit ausgefahrenen Flaps ist MCAS nicht aktiv.
Boeing hat hier ganz klar einiges verbockt, was Dokumentation und Training angeht. Zu dem ganzen Zulassungsverfahren und den dazugehörigen Verschwörungstheorien kenne ich mich nicht aus. Ich kenne mich auch nicht mit den aerodynamischen Feinheiten eines Ingenieurs aus. Aber ich denke, dass das Fehlerbild mit einer vorhandenen Checkliste (oder einfachen Airmanship) zu lösen gewesen wäre. Die Tatsache, dass es wohl einige US Piloten gab, die ein Problem mit MCAS (oder der MAX8) hatten und dies nie zu einem nennenswerten Zwischenfall geführt haben, spricht dafür.
Als Pilot bin ich der letzte, der die Schuld auf die Piloten schieben möchte!!! Aber ich will auch mal ganz deutlich schreiben, dass es sehr große Unterschiede zwischen Pilotenausbildung und Pilotenerfahrung gibt. Wir leben in einer Welt, wo jeder gleich behandelt werden will und wir, aus welchen Gründen auch immer, denken, dass alle gleich sind. Das ist falsch. Die verunglückten Piloten haben sicherlich alles in ihrer Macht stehende Wissen und alle ihre Erfahrung (wieviel war das!?) eingesetzt, um die Situation in den Griff zu bekommen. Und es tut mir sehr leid, dass sie in dieser Situation waren und tragisch verunglückt sind. Aber es war eventuell nicht genug training und oder nicht genug Erfahrung. Ich denke bei einer westlich ausgebildeten Crew und Airline wären diese Situationen anders verlaufen.
Das ist starker Tobak, ich weiss. Und es fällt mir nicht einfach dies zu schreiben. Aber fliegen ist nicht wie Busfahren und zu dem Job als Pilot braucht man sehr viel Training und Erfahrung. Wir steigen heute alle in ein Flugzeug ein und denken uns nichts dabei. Und das ist gut und richtig so. Jahrelange Erfahrung und optimierte Ausbildung und Auslese (und Technik!) hat dazu geführt, dass das Fliegen sehr sicher ist. Das hat auch dazu geführt, dass man ja heutzutage eher nur noch über die Piloten lächelt, weil die ja "eh nur noch Knöppfchen drücken und die Computer überwachen". Nun ja, dem ist eben nicht so!
Weiterhin denke ich, dass das Grounding in seiner Länge NICHT gerechtfertigt ist.
Fragen zu 737NG oder MAX8 beantworte ich gerne, wenn ich kann (solange wir uns sachlich und freundlich unterhalten können)
Ich fliege seit 4 Jahren 737 NG und seit der Einführung der MAX8 auch diese. Teilweise wurden hier, meiner Meinung nach, die richtigen Schlüsse gezogen. Da ich nicht auf hunderte Posts antworten kann und will mache ich mal eine kurze Zusammenfassung meiner Meinung.
- die Lion Air Maschine hätte gar nicht starten dürfen, da seit dem Flug vorher schon bekannt war, dass ein Defekt vorliegt, das Flugzeug war nach westlichem Std nicht einsatzbereit;
- die Ethiopian Crew hätte wissen müssen, wie sie mit diesem Fehler umgehen müssen (und wussten es wahrscheinlich auch), allerdings haben sie es nicht korrekt umgesetzt; hierzu ist der wohl gravierendste Faktor die Tatsache, dass sie die Power auf T/O thrust gelassen haben und die Kräfte an den Steuerflächen zu hoch wurden, um dieses Problem zu korrigieren (wie im Video erläutert);
Ich denke auch, dass verschiedene Verfahren verschiedener Länder diese Situation anders zum Vorschein bringen. Z.B. werden in USA die Flaps nicht vor erreichen von 1000ft AGL eingefahren (oder bei mehr als Flaps1 stufenweise eingefahren). Somit hat man mehr Zeit und mehr Höhe, um die Situation zu analysieren und zu beheben. Die Klappen überhaupt einzufahren, wenn man eine airspeed oder AoA malfunction hat kann man diskutieren. Mit ausgefahrenen Flaps ist MCAS nicht aktiv.
Boeing hat hier ganz klar einiges verbockt, was Dokumentation und Training angeht. Zu dem ganzen Zulassungsverfahren und den dazugehörigen Verschwörungstheorien kenne ich mich nicht aus. Ich kenne mich auch nicht mit den aerodynamischen Feinheiten eines Ingenieurs aus. Aber ich denke, dass das Fehlerbild mit einer vorhandenen Checkliste (oder einfachen Airmanship) zu lösen gewesen wäre. Die Tatsache, dass es wohl einige US Piloten gab, die ein Problem mit MCAS (oder der MAX8) hatten und dies nie zu einem nennenswerten Zwischenfall geführt haben, spricht dafür.
Als Pilot bin ich der letzte, der die Schuld auf die Piloten schieben möchte!!! Aber ich will auch mal ganz deutlich schreiben, dass es sehr große Unterschiede zwischen Pilotenausbildung und Pilotenerfahrung gibt. Wir leben in einer Welt, wo jeder gleich behandelt werden will und wir, aus welchen Gründen auch immer, denken, dass alle gleich sind. Das ist falsch. Die verunglückten Piloten haben sicherlich alles in ihrer Macht stehende Wissen und alle ihre Erfahrung (wieviel war das!?) eingesetzt, um die Situation in den Griff zu bekommen. Und es tut mir sehr leid, dass sie in dieser Situation waren und tragisch verunglückt sind. Aber es war eventuell nicht genug training und oder nicht genug Erfahrung. Ich denke bei einer westlich ausgebildeten Crew und Airline wären diese Situationen anders verlaufen.
Das ist starker Tobak, ich weiss. Und es fällt mir nicht einfach dies zu schreiben. Aber fliegen ist nicht wie Busfahren und zu dem Job als Pilot braucht man sehr viel Training und Erfahrung. Wir steigen heute alle in ein Flugzeug ein und denken uns nichts dabei. Und das ist gut und richtig so. Jahrelange Erfahrung und optimierte Ausbildung und Auslese (und Technik!) hat dazu geführt, dass das Fliegen sehr sicher ist. Das hat auch dazu geführt, dass man ja heutzutage eher nur noch über die Piloten lächelt, weil die ja "eh nur noch Knöppfchen drücken und die Computer überwachen". Nun ja, dem ist eben nicht so!
Weiterhin denke ich, dass das Grounding in seiner Länge NICHT gerechtfertigt ist.
Fragen zu 737NG oder MAX8 beantworte ich gerne, wenn ich kann (solange wir uns sachlich und freundlich unterhalten können)