2.7.2021 Notwasserung einer Boeing 737-Frachtmaschine vor Hawai

[macfly]

Interviews mit den Piloten und Rettern der Küstenwache... Das ist natürlich etwas "amerikanisch", direkt am Morgen nach der nächtlichen Mission die Retter live in die Nachrichtensendung zu schalten. Trotzdem überraschend angenehme Interviews, weil man die Beteiligten im Wesentlichen einfach erzählen lässt. Und sie sehen es offensichtlich als Teil der Öffentlichkeitsarbeit, und nutzen die Gelegenheit, ihre Arbeit vorzustellen (und die beteiligten tun das durchaus mit berechtigtem Stolz).

Die Piloten des Rettungshubschraubers - was sie am Unfallort vorfanden und wie die Rettung ablief:

Die Rettungsassistentin/Technikerin an der Winde und der Rettungsschwimmer aus dem Hubschrauber:

 

[Flieger]

Hi,
hat einer die Single engine emergency checklist vorliegen? Mir scheint, da fehlt ein ganz wichtiges Item: "check speed and climb rate". Das sollte da mehrfach erscheinen.
Gruß
Flieger

 

[Sens]

Inselhopping ist eine hohe Belastung für Flugzeuge.

Boeing 737 Cabrio, schon vergessen?

1988, Aloha Airlines Flug 243.

Nur wenn die Flughöhe und Passagiere eine Druckkabine und die damit verbundenen Wechsel erfordern.

 

[pok]

Die 737 Frachter werden ohne Druckbeaufschlagung geflogen?

 

[Sens]

Im Gegensatz zum Transport von Passagieren, kann die Besatzung die Druckbeaufschlagung entsprechend absenken und damit die Belastung durch die Wechsel reduzieren.
Die Entfernung zwischen Honolulu-Daniel K. Inouye International Airport, HI und Kahului Airport, HI beträgt 161 km Luftlinie.

 

[Intrepid]

Im Gegensatz zum Transport von Passagieren, kann die Besatzung die Druckbeaufschlagung entsprechend absenken und damit die Belastung durch die Wechsel reduzieren.

Getrennt für Cockpit und Passagiere? Und was ist, wenn man mal hinten nachschauen will? Bei Lebendfracht?

 

[macfly]

Getrennt für Cockpit und Passagiere?

Das geht nicht getrennt. Ich denke, er meinte den Druckausgleich für das gesamte Flugzeug. In vielen Frachtern gibt es nichtmal eine Cockpit-Tür...

Ich denke, an der Theorie kann aber etwas dran sein. Hier mal ein Beispiel, wie so ein Flug normalerweise aussieht. Das ist der Track des Fluges von N810TA direkt vor dem Unglück. Sie waren 21m unterwegs, 6 Minuten Steigflug, 3 Minuten auf Reiseflughöhe in 4000m (12000ft), dann 12 Minuten für Abstieg und Landung. 4000m würden tatsächlich ganz problemlos ohne Druckausgleich gehen - zumal nur für die paar Minuten - sofern das zulässig wäre. Ansonsten ggf. mit zumindest reduzierten Druckausgleich, um die Kabine zu schonen:

N810TA Flugtracking und Flugverlaufsdaten 01.07.2021 (OGG / PHOG-PHNL) - FlightAware

Track N810TA flight from Kahului to Daniel K Inouye Intl

de.flightaware.com

 

[Sens]

Getrennt für Cockpit und Passagiere? Und was ist, wenn man mal hinten nachschauen will? Bei Lebendfracht?

Ich schrieb man kann und die Fluggesellschaft entscheidet ja, was sie in der Kabine transportieren will.

 

[Intrepid]

Ich schrieb man kann und die Fluggesellschaft entscheidet ja, was sie in der Kabine transportieren will.

Welche Fluggesellschaft macht so etwas denn?

Ich bin kurze Hüpfer geflogen und wir hatten keine zwei getrennten Verfahren mit und ohne Druckkabine. Die wurde beim Start immer gesetzt.

 

[AIRBUG]

Cockpit und Kabine lassen sich druckmäßig nicht getrennt regeln.
Wenn auf sehr kurzen Flügen zB nur FL 200 erreicht wird ist das schon eine Entlastung für die Zelle.
Geziehlt abgesenkt wird der Druck aber nicht.Für die Lebensdauer sind die Cycles entscheident ohne Rücksicht auf
den Differenzdruck.

 

[Tyno]

Wie verlief denn nun die Notwasserung, warum gab es so schwere Schäden?

 

[THF-ADI]

Wie es scheint ist die Druckkabine bei diesem Unfall auch nicht der entscheidende Grund, sondern vermutlich die Triebwerke. Diese sind ja auch bei dem hier vorhandenen Flugprofil ordentlich gefordert. Meines Wissen nach sind bei Triebwerke alle rotierenden Teile nach Cycles begrenzt.

 

[wilco]

Wie verlief denn nun die Notwasserung, warum gab es so schwere Schäden?

Wie schwer die Schäden wirklich waren, kann ja noch kein Mensch sagen. Eine Sichtung der bisherigen Notwasserungen mit B 737 ergab aber, in jedem Fall, einen Bruch des Rumpfes in zwei oder drei Teile. Insofern verlief hier mindestens alles "normal".

Man darf sich von den Fotos anderer Rümpfe im Wasser nicht täuschen lassen. Die sind alle nicht mehr geschwommen, sondern saßen auf Grund.

Auch Sullenbergers Airbus ist schließlich nicht an der Oberfläche geblieben, sondern auf den Grund des Hudson gesunken, und bei dem war die Struktur erhalten. Es gab nur ausreichend Undichtigkeiten.

Wenn man allerdings die Verletzungen der Piloten mit einbezieht, scheint es hier keinen besonders glatten Verlauf genommen zu haben. Man fühlt sich eher an den Dreher vom Ethiopian-Airlines-Flug 961 bei den Komoren erinnert.

 

[macfly]

Gute Nachrichten: der schwerverletzte Pilot, der kaum ansprechbar ins Krankenhaus geflogen worden war, ist bereits wieder nach Hause entlassen worden. Auch der zweite Pilot, der laut Berichten eine Kopfverletzung hatte, soll nicht (oder nicht mehr) im Krankenhaus sein. Die Verletzungen waren also offensichtlich doch nicht ganz so schlimm.

Ansonsten ist inzwischen die NTSB vor Ort. Sie wollen das Flugzeug(/Trümmer) unter Wasser per Sonar scannen und dann entscheiden, wie sie Flugschreiber/Sprachrekorder heben.

NTSB investigation into downed cargo plane off Kalaeloa deepens

According to the NTSB’s database, the Transair Boeing 737-200 is the largest aircraft to crash in Hawaiian waters.

www.hawaiinewsnow.com

 

[Tyno]

scheint es hier keinen besonders glatten Verlauf genommen zu haben

Ja, das mein ich ja. Was war denn das große Problem (beim Wassern ohne Triebwerke)? Wollten sie vielleicht unbedingt noch den Flugplatz erreichen?
Ok, sind ja nun doch nicht so schwer verletzt, fein!

 

[Philipus II]

Bei deutschen Verkehrsunfällen gilt nach Definition der Polizei >24h Krankenhaus automatisch als schwer verletzt. Es reicht grundsätzlich auch, wenn man z.B. wegen unklarer Kopfverletzung einfach 24h zur Beobachtung bleiben soll oder auf Untersuchungen/Ergebnisse wartet. Dass Überlebende einer derartigen Bruchlandung nachdem sie aus dem Wasser gefischt wurden, erstmal eingehend untersucht werden ist naheliegend. Lieber falscher Alarm als still und leise zu Hause verstorben. Eine rückwirkende Korrektur der Statistik ist nicht vorgesehen. Gut möglich dass in den USA eine ähnliche Definition für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet wird.

 

[koehlerbv]

Was war denn das große Problem (beim Wassern ohne Triebwerke)?

Gerade die Triebwerke (nix mit "Wassern ohne Triebwerke"! Die sind nicht abwerfbar) stellen ein grosses Problem bei Notlandungen ohne Fahrwerk im Wasser oder irgendwo im Gelände dar.
Stell Dir vor, Du müsstest einen Köpper vom Fünf-Meter-Brett machen (reicht schon!) und hast zwei Medizinbälle fest um die Taille angebunden bekommen. Spass ist was anderes.

 

[arneh]

Ja, das mein ich ja. Was war denn das große Problem (beim Wassern ohne Triebwerke)?

Das es draußen dunkel war!?
Glimpfliche Notwasserungen sind bei guter Sicht nicht ganz einfach. Bei Nacht!? Erstaunlich, dass das so glimpflich ausgegangen ist.

 

[Nummi]

Sie scheinen den Vogel gut runtergebracht haben. Ansonsten wäre es mit dem Ausstieg schwer geworden.

 

[wilco]

Nach den ersten Bildern vom Meeresgrund wohl doch kein Ringelpietz. Die Flächen sind jedenfalls beide dran. Sieht aus wie nach hartem Aufprall geradeaus, eventuell mit hohem Anstellwinkel.

The Aviation Herald

Aviation Herald - News, Incidents and Accidents in Aviation

avherald.com