Die Wachmannschaft hat keinen Fehler gemacht, Dienst nach Vorschrift!
Burlakow wird doch so langsam alt und redet wirres Zeug, anders lässt sich nicht erklären warum er diesen Vorfall mal so und mal so zum besten gibt. In einem TV-Interview zum Thema hat er es vor einiger Zeit mal anders dargestellt. ...
(Posting #180 - zum Zurückverfolgen)
Das Thema ist seit 10 Jahren hier "durch", fand aber immer mal wieder mediales Interesse. Also: Die Schüsse fielen nicht irgendwo in Fünfneuland, sie fielen in Altengrabow (Sachsen-Anhalt). Sascha Gunold, Miltärhistoriker, beschrieb die Vorgänge von 1991 in einem neueren Beitrag für die
Zeitschrift für Militärgeschichte Nr.2/2017 „Schüsse in Altengrabow“
Der Kern der Vorkommnisse ist hier sehr verkürzt wiedergegeben, Interessenten am Original sollten sich also die entsprechende Zeitschrift aus Archiven besorgen.
9. April 1991: Der erste Vorfall in Altengrabow
… Der Beobachtungstrupp aus Potsdam kam erst bei Sonnenuntergang, nämlich gegen 19 Uhr in Altengrabow an. Das hinderte die im Fahrzeug befindlichen Oberstleutnant Bornmann, Major Weiß und Gefreiter Scholz nicht daran, eine befestigte Straße am Rande der Liegenschaft zu verlassen und in eine Waldschneise einzubiegen, die unmittelbar entlang des Außenzaunes des Artilleriemunitionslagers führte. Sie fuhren einen UAZ-469, einen Geländewagen sowjetischen Typs aus NVA-Beständen. Das Geländefahrzeug fuhr etwa 200 Meter entlang des Waldweges in Richtung Süden. …. Jeder sowjetische Wachsoldat kannte das Motorengeräusch eines UAZ 469. Vermutlich war den einfachen sowjetischen Wachsoldaten nicht geläufig, dass jetzt auch die Bundeswehr sowjetische Geländefahrzeuge nutzte. Zudem befand sich am Wagen noch immer ein NVA-Nummernschild, das, anders als bei Nummernschildern der Bundeswehr, nicht durch eine kleine Deutschlandfahne neben dem »Y« gekennzeichnet war. Die Wahl eines sowjetischen Geländewagens war möglicherweise bewusste Täuschung, um die Aufklärungstour des Beobachtungstrupps zu verschleiern. Der UAZ musste wenden, da nach weiteren 150 Metern ein Schlagbaum den Weg versperrt hätte, und blieb nach einigen Metern am Objektzaun stehen. Die beiden Stabsoffiziere stiegen aus, näherten sich dem Zaun und fotografierten die im Munitionslager abgestellten Fahrzeuge. Dann jedoch bemerkten sie einen sowjetischen Wachposten, der sich ihnen näherte und seine Maschinenpistole durchlud. Der Oberstleutnant und der Major rannten zurück ins Auto und traten die Flucht in Richtung Norden an, als bereits die ersten Schüsse fielen. Später eröffnete noch ein weiterer Posten das Feuer. Keiner der Schüsse traf den UAZ, niemand wurde verletzt...
... Wenn nicht schon ein Schlagbaum einige hundert Meter zuvor den Weg versperrt hätte, wäre spätestens hier die Weiterfahrt gestoppt worden. Das Wachgebäude gehörte nicht zum Artilleriemunitionslager, sondern zur 1648. Beweglichen Raketentechnischen Basis (BRTB), Feldpostnummer 57851. Hinter dieser umständlichen Bezeichnung versteckte sich eine Spezialeinheit der 12. Hauptverwaltung des sowjetischen Verteidigungsministeriums, die für Atomwaffen zuständig war. Eine BRTB stellte die Lagerung, die Wartung und den Transport der atomarer Munition sicher. …
19. April 1991: Der zweite Vorfall in Altengrabow
Der Beschuss von Bundeswehrsoldaten durch sowjetische Wachposten blieb kein Einzelfall. Am 18. April 1991 erhielt wieder ein Beobachtungstrupp aus dem VBK-84 Potsdam den Auftrag, nach Altengrabow zu fahren und den genauen Verlauf der Liegenschaftsgrenzen an genau jenem Ort zu überprüfen, wo zehn Tage zuvor die Schüsse gefallen waren. Das Team bestand aus Major Schulz, ehemals NVA, Leutnant Dümmel, Fachdienstoffizier aus dem VBK-32 Düsseldorf, der für zwei Wochen nach Potsdam zur Unterstützung abkommandiert war, und Major Weiß, der bereits beim ersten Vorfall in Altengrabow zum Trupp gehörte. Dieses Mal wurde ein »Wartburg « als Dienstwagen gewählt, der nicht in der Sowjetarmee anzutreffen war und sich somit sowohl optisch als auch akustisch von den sowjetischen Fahrzeugen unterschied. Diesmal befuhr der Trupp auch nicht die Waldschneise, sondern stellte das Fahrzeug auf der öffentlichen Straße hinter einem Bahnübergang ab, ca. 100 Meter von der Liegenschaftsgrenze entfernt. Zu Fuß näherten sich die Bundeswehroffiziere dem Eingangsbereich des Munitionslagers und fotografierten diesen. Sie hielten dabei mindestens 50 Meter Abstand zum Zaun. Soldat Delyukin, eingesetzt als Wachposten, entdeckte die deutschen Soldaten. Die beiden Majore, die russisch sprachen, richteten einige beschwichtigende Worte an Delyukin. Danach begaben sie sich wieder zurück zum »Wartburg« und verstauten die Kamera im Kofferraum. Sie glaubten nicht, dass eine direkte Bedrohung von dem Postensoldaten ausgehen könnte. Es war keine Flucht, sondern ein geordneter Rückzug. Währenddessen bezog Delyukin am Boden Stellung und schoss vermutlich gezielt auf das Auto, nachdem die Offiziere wieder eingestiegen waren. Ein Schuss, ein Treffer. Das Geschoss durchschlug die Heckscheibe des Wartburgs, deren Splitter den hinten sitzenden Leutnant Dümmel leicht an der Wange verletzte, durchbohrte den linken Oberarm von Major Weiß, der auf dem Beifahrersitz saß, und trat an der rechten A-Säule nach außen. Die drei Offiziere stiegen aus und suchten hinter dem Fahrzeug Deckung. Kurz darauf waren sie von Sowjetsoldaten umstellt. Ein sowjetischer Militärarzt versorgte Major Weiß mit einem Druckverband. Später traf ein deutscher Krankenwagen ein, der den angeschossenen Major ins Krankenhaus nach Burg brachte. Es bestand zu keinem Zeitpunkt Lebensgefahr. …
Soviel dazu
spider