Flugwissenschaftliche Vereinigung Aachen FVA-10b Rheinland - KP 1:72

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Nach vier „Besenstiel-Flugzeugen“ wird es wieder Zeit für einen eleganten Segler. Ich will es aber mit der Eleganz nicht gleich übertreiben und auch nicht einfach nur das zusammenbauen, was der Bausatz liefert. Dieser Segler wird leicht mit dem DFS Reiher verwechselt, und den hab ich schon. Daher kam ich rasch auf den Gedanken, die etwas auffälligere Akaflieg-Version bauen zu wollen.



Geschichte
Leider scheint es bei den Typbezeichnungen etwas durcheinander zu gehen [1]-[5]. Daher vorneweg ein Versuch, das Gelesene zu ordnen. Hilfreich ist, sich an den Namen bzw. Kennzeichen der Maschinen zu orientieren.

Das erste Flugzeug mit dem Namen „Theodor Bienen“ wurde 1935 entwickelt. Es sollte der Anforderung eines möglichst geringen Rumpfwiderstands gerecht werden und hatte daher einen besonders engen Rumpf, der in der Seitenansicht einem gewölbten Tragflügelprofil ähnelte, um den induzierten Auf- und Abwärtsströmungen des Flügels keinen Widerstand entgegen zusetzen. In der Praxis hatte man damit aber erhebliche Probleme beim Landen, weil dieser Rumpf beim dabei erforderlichen Anstellwinkel mit dem Sporn aufsetzte und anschließend nach vorne auf den Boden fiel.

Man besserte nach und als zweites Exemplar entstand die „Rheinland“, die mit diesem Namen am Bug und den Kennzeichen D-10-99 und D-12-99 geflogen wurde. Trotz gewisser „Erweiterungen“ des Rumpfes hatte dieser immer noch die „Profilform“. Ein etwas eigenartiges Einziehfahrwerk trug dazu bei, den Landestoß aufzufangen.

Alle späteren Modelle, der nun generell „Rheinland“ genannten Konstruktion, hatten einen nochmals überarbeiteten Rumpf, der dem Piloten mehr Platz bot, der rotationssymmetrischer ausfiel und auf dem Hauptrad gelandet werden konnte. Der Unterschied zwischen beiden Varianten wird in allen einschlägigen Publikationen auch zeichnerisch gut dokumentiert.

Bei den Bezeichnungen habe ich folgendes gefunden: FVA 10, FVA 10b, FVA 10A und FVA 10B, so dass man denken würde, dass die Variante B das letzte Modell bezeichnet, das von der Firma Schmetz in Serie gebaut wurde.

Falsch gedacht: Die erste „Rheinland“, D-10-99 bzw. D-12-99 wird mehrfach als FVA 10b bezeichnet! Selbst von Martin Simons in [2]. In seinem zuletzt erschienenen Buch [3] schwenkt er aber plötzlich um und verwendet den Buchstaben ‚A‘ für die „-99“ und ‚B‘ für die Serien-Modelle. Ich will mich im Folgenden auch an diese letzte Bezeichnungsweise halten.

Quellen:
[1] Flugwissenschaftliche Vereinigung Aachen – Wikipedia
[2] Martin Simons: the FVA 10B Rheinland, The FVA 10B "RHEINLAND" Docs | Scale Soaring
[3] Martin Simons, Segelflugzeuge Band 1: 1920 bis 1945, Königswinter, EQIP
[4] http://histaviation.com/fva_10.html
[5] 100 Jahre FVA: Felix Krachts Alpenüberquerung (1937) #100JahreFVA: Felix Krachts Alpenüberquerung (1937) | FVA
[6] https://www.scalemates.com/kits/kp-kovozavody-prost-jov-kpm-0153-fva-10b-rheinland-german-service--1245740
[7] http://www.ipmsdeutschland.de/FirstLook/KoPro/KP_FVA-10b_Rheinland/KPM0153_FVA-10b_Rheinland.html
[8] FVA 10b Rheinland (Šídlo), KP 1:72 von Thomas Brückelt
 
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Die Bausatzformen für die FVA 10B stammen aus dem Jahre 2019 [6] und eine Vorstellung des Bausatzes findet man schon in [7]. Der gröbste mir bekannte Fehler ist der, dass die Streben auf der im Spritzgussverfahren gegossenen Cockpithabe nicht zum Vorbild der B-Version passen, sondern eher zur A-Version! Wenn ich auch die B-Version bauen würde, müsste ich, so wie mein Freund Thomas in [8], die Haube schleifen und polieren oder gleich komplett neu machen. Ganz ohne Modellbau geht also wieder mal nichts.



Daher befasse ich mich als erstes mit dem Gedanken, ob man den Rumpf dann auch gleich ganz ersetzen oder wenigstens ändern könnte.

Die Zeichnungen beider Varianten findet man ja im Buch von Martin Simons [3]. Beim Vergleich tritt folgendes zutage: Die Rümpfe haben ein gewisse Ähnlichkeit, während die Leitwerke und Flügel perfekt passen.



Weiterhin fällt auf, dass der Bausatzrumpf sowohl den hinteren Teil als auch den vorderen Teil des A-Modells schon mal ganz gut approximiert.

 
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Man müsste ihn nur an der gezeigten Linie knicken und diesen Knick hinten am Seitenleitwerk wieder ausreichend korrigieren.



Gedacht, getan, und siehe da, die untere Rumpfschale ist auch noch dick genug, so dass man die restliche Anpassung durch Schleifen erledigen kann. Als ob man bei KP an meinen Umbau schon gedacht hätte?

 
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Das Hauptrad aus dem Bausatz (rechts) muss durch etwas Kleineres (ein Spornrad aus der Krabbelkiste) ersetzt werden.



Die größte Baustelle wird eine neue Haube. Ich habe da noch einen bereits hart gewordenen Rest Gießmasse (Stewalin) vom Boden eines Joghurtbechers. Die Seitenansicht passt schon mal. Der Rest besteht ganz einfach darin, überschüssiges Material wieder in Staub zu verwandeln.



Dann kommt die erste Tiefziehprobe, um die erste Schätzung zu überprüfen und den Ziehstempel zu verbessern.



so:

 
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Es ist schon erstaunlich, was Future mit der Kanzel macht. Links ohne, rechts mit Future. Als ob ich die Kanzel poliert hätte.



Die Bausatzflügel sind im Außenbereich wohl ein wenig zu kurz geraten, aber damit kann ich leben.



Anders beim Flügelknick: Aus der Bausatzform ist er viel zu schwach (unten). Ein beherztes Nachbiegen mit den Fingern behebt das Problem auf einfachste Art (oben).



Zur Verstärkung der Verbindung mit dem Rumpf gibt’s zwei Drahtstücke als Holm.

 
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Hochelegant, und mit der droop nose besonders!
Die Welt gehört auch hier wieder dem Mutigen - Kompliment!!
 
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Da muss ich Dir Recht geben, Christian.

Nebenher wurde der Gedanke zur Gewissheit, dass es noch ein Serienmodell mit „runder Nase“ braucht. Vielleicht lässt sich ja mein Ziehstempel dafür nochmals verwenden.

Ich bin ja noch nicht so lange bei Mr. White Putty. Aber es ist schon erstaunlich, wie das Zeugs beim Abbinden von alleine eine glatte Oberfläche entwickelt.



Die Landeklappen auf der Unterseite gab es bei der frühen Version noch nicht. Daher wurden deren Gravuren nass (d.h. mit Mr. Putty und Verdünnung) zugespachtelt!



Das Heck hat Simons in [3] falsch gezeichnet. Der Ruderspalt geht nicht bis ganz nach unten durch, weil das Ruder durch einen Sporn geschützt ist. Daher muss ich hier nochmals nacharbeiten.

 
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Nun kommen wir zur Lackierung: Simons schreibt in [2]: „dope and varnish“, also Spannlack für den Stoff und Klarlack für das Holz. Demnach ist der Rumpf (meines Vorbilds!) komplett und der Rest teilweise hölzern. Ich versuche das mit Lack und Decals.



vorher mache ich noch ein wenig „pre-Shading“ mit braunem Buntstift



Für den Rumpf habe ich aus Gunze-Farben etwas gemischt, das meiner Referenz, einem Birkensperrholzbrettchen, nahe kommen soll. Die Idee, die Flügelvorderteile auch damit zu lackieren, habe ich aufgegeben, weil ich erst probieren möchte, wie das mit meinen farbigen Decals wird.



Bis auf die Panne, dass mir ein Segment beim Transfer total kaputt ging, scheint das zu klappen.



Auch die neuen Wattestäbchen (inzwischen ja ohne Plastik) sind gut zum Post-Shading mit Ölfarben.
Hurra! :HOT: Jetzt weiß ich auch, wie ich die komplizierte Oberfläche des Horten-Nurflüglers aus dem Museum machen werde! Horten H IV – Wikipedia

 
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Wenn ich schon nochmals drucken muss, dann gleich richtig, inklusive lackierter Flügel und Startnummer „14“ für ein anderes Modell und reichlich Reserven! Nachdem das mit dem Holzdecal funktioniert, wäre es nicht so gut, auf der Unterseite das dafür vorgesehene graue Decal zu verwenden. Daher mache ich auch eine dunkelbraune Version.



Jawoll, das haut hin! Unterseite:



und die Oberseite



und man sieht auch gleich, wie das Flugzeug heißen soll

 
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Dann braucht es schmale, silberne Decalstreifen für die Streben.



Beim Anbringen fällt mir auf, dass Simons in [3] eine Strebe zu viel gezeichnet hat. Es genügen also dreimal drei. Ein Unterschied zu den späteren FVA 10B liegt auch darin, dass die A-Haube als Ganzes nach links aufgeklappt wurde. Daher geht die Trennlinie zwischen Haube und Rumpf vorne durch die Blechkappe bis zur Rumpfspitze, im Unterschied zu den späteren B-Versionen, bei denen nur der Teil über dem Piloten nach links aufgeklappt wurde.



Das Fahrwerk fertig montiert und noch ein Venturi auf der Haube mit direktem „Draht“ zum Instrument auf dem -Brett vervollständigen das Modell. Im ersten Bild zeigt sich die „droop nose“ gut.

 
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Fazit
Ich denke mal, dass auch deswegen nur wenige Segelflugzeuge gebaut werden, weil man denkt, bei den Bausätzen gäbe es nichts zu tun, nicht mal die Lackierung (weiß über alles) fordert einen heraus. Geschätzter Aufwand: wenige Stunden. Daher ist es vielleicht interessant, mal so ein Modell zu zeigen, bei dem man mit immer noch überschaubarem Aufwand (ein paar Tage) ein etwas anderes Segelflugzeugmodell erhält. Nachahmung ausdrücklich erwünscht!

Ich selber bin froh, dass ich den Umbau gewagt habe. Er ging leichter als gedacht. Zum Vergleich werde ich aber noch eine FVA 10B mit deutschen Markierungen machen.

Rollout
Gehen wir mal vor die Tür! In der Tat, der auffällige Rumpf fällt auf (welche Aussage!).

 
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Dank einem Hinweis von FF-User Rainer 2 hat sich auch die Sache mit den Haubenverstrebungen der tschechischen Variante geklärt. Hier Gonzo - Vintage vetrone sieht man, dass dort die Streben tatsächlich so wie im KP-Bausatz sind. Außerdem sieht man, dass das schmale Instrumentenbrett (im Unterschied zu der oben gezeigten Maschine im Segelflugmuseum) auch in der Serie noch Standard war. Interessanterweise wird die Maschine in den tschechischen Unterlagen als „Fb-IV-c Rheinland“ bezeichnet.

Für mich leitet sich daraus folgende Erkenntnis ab:

Die Formenbauer und der Illustrator der Deckelbilder bei KP haben sich an das tschechische Vorbild gehalten (außer beim Instrumentenbrett. Da waren sie wohl eher bei der letzten Maschine im Wasserkuppen-Museum). Die Zeichner von Bau- und Bemalungsanleitung waren jedoch eher bei der deutschen Maschine mit einer Strebe weniger in der vorderen Hälfte der Haube. Will man eine tschechische Maschine bauen, so sollte man die Bausatz-Haube verwenden. Bei einer deutschen Maschine jedoch nicht.

 
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