Das ist das, was ich hier schon seit Jahren immer wieder deutlich mache:
1. Vergangenheit:
Die PLAN war bis vor Jahren noch eine
„fleet in being“, die allerdings schon alleine durch ihre starke U-Boot-Kapazitäten ein ernster Gegner für feindliche Flottenverbände vor der Küste war.
Allerdings handelt es sich weitestgehend um konventionelle U-Boote, deren "Überlebensfähigkeit" aufgrund der Notwendigkeit zum Laden der Batterien und zur Lufterneuerung an der Oberfläche zu operieren, nur im unmittelbaren Küstenvorfeld (maximal bis Japan, Taiwan und den Philippinen) reell war.
Die SSBNs (und zu deren Schutz die SSNs) der PLAN waren dagegen konzeptionell ausschließlich zur Aufrechterhaltung der atomare Zweitschlagsfähigkeit gedacht. Aufgrund der (noch) geringen Reichweite der U-Boot gestützten Raketen war es für diese Boote nötig, den Schutz des Küstenvorfeldes und damit der landgestützten Luftschirme und Küsteneinheiten zu verlassen.
Die chinesischen SS(B)Ns waren dementsprechend bei Quingdao / Tsingtau stationiert. Das ist die Basis, die den Transitwegen zwischen Korea und Japan bzw. zwischen Japan und Taiwan am nächsten liegt und zugleich den besten Schutz von auslaufenden SSBNs durch landgestützte Einheiten erwarten lässt.
2. Derzeit:
Mit dem Zulauf der "Sprungschanzenträger" und modernster Zerstörer wandelt sich die PLAN zu einer
„fortress fleet“. Diese soll - immer noch unterstützt durch landgestützte Einheiten - zunehmend in den Ozean ausgreifen und dort ein anti-access/area-denial Konzept (A2/AD) bis zur zweiten Inselkette ausüben
*).
Namentlich die "Schanzenträger" (der weiteste Vorstoß der Liaoning ging bis in die Höhe von Guam) sind mit ihren Begleitschiffen allenfalls für Vorstöße bis zur zweiten Inselkette vorgesehen. Ohne landgestützte, weit reichende AEW und Tanker zur Nachbetankung von Fightern fehlt diesen Trägern eine wesentliche Voraussetzung für den weiter gehenden Einsatz. Zitat.
Von einem einsetzbaren Träger kann keine Rede sein - es mangelt schlicht an allen notwendigen Elementen (im Verband, bei 3C, kein funktionales AEGIS)-Kampfführungssystem) und ihrem erprobten und geübten Zusammenspiel, um über eine einsatzfähige CSG zu verfügen.
Nun differenziere ich zwischen "einsatzfähig" und "Combat Ready" =>
#1.944; was die Autoren mit "einsetzbaren Träger" bezeichnen, kann wohl nur als "Combat Ready" gemeint sein.
Chinesische Tu-16 = Xian H-6 ... Versionen ???
Tatsächlich beschränkt sich bisher das Auslaufen der Liaoning - den Trip nach Guam abgesehen - auf die Bohai-See, den Transit nach und von Süden an Taiwan vorbei und Übungen in der SCS.
Die SCS ist dabei für China von besonderer strategischer Bedeutung. Da geht es nicht so sehr um Bodenschätze oder die Sperrung von Handelswegen, die dort auch über Umwege umgangen werden könnten - China als global agierende Handels- und Wirtschaftsmacht hat genauso Interesse daran, dass die Seewege sicher sind wie andere Wirtschaftsmächte. Dies gilt insbesondere auch für die Sicherung der Transportwege in den Nahen Osten (Erdgas, Erdöl) wie zu den immer wichtiger werdenden chinesischen Handelspartnern in Afrika. China fährt nicht ohne Grund seit Jahren "Piratenabwehr" vor der Küste Somalias.
Primär entscheidend für das Engagement in der SCS ist vielmehr etwas anderes:
Inzwischen hat sich die Reichweite der chinesischen U-Boot-Raketen deutlich verbessert. Chinesische SSBNs können ihre Abschreckungs- /Zweitschlagswaffen also künftig von der SCS aus starten. Dort befindet sich bei Sanya die zweite große SS(B)N-Basis der PLAN. Damit ist es aber notwendig, dass China die militärische Sicherheit für die SSBNs in der SCS gewährleistet. Diese müssen dort einerseits geschützt und unentdeckt operieren können, und andererseits einen möglichst großen Bewegungsspielraum haben.
Deshalb werden auch die Flugfelder auf den Inseln und die kleinen Stützpunkte dort ausgebaut. Zusammen mit den mobilen "Sprungschanzenträgern" kann so ein dichter Schutzschirm über der gesamten SCS aufrecht erhalten werden. Unter der Voraussetzung, dass Anrainerstaaten diese Hoheit auch akzeptieren, ist China dann auch bereit, großzügige Fischerei- und Explorationsrechte zuzugestehen.
3. Zukunft?
Von globaler
"power Projektion" und einer echten "Blue Water Navy" ist China aber noch weit entfernt. Und ich bin auch gar nicht sicher, ob die Chinesen das auch wirklich anstreben. Das Beispiel der USN wirkt da eher abschreckend. Die globale Einsatzbereitschaft überdehnt selbst die Fähigkeiten der letzten Weltmacht und ist finanziell kaum zu stemmen. Es ist nicht ohne Grund, dass die USA nicht erst seit Trump eine deutlich höhere Belastung der NATO-Partner einfordern. Nur so werden Ressourcen frei, die seitens der USA dann anderswo eingesetzt werden können.
*) Nachtrag:
Zu dieser "fortress fleet" passt auch die aktualisierte Bewaffnung und Reichweite der H-6 Bomber =>
Chinesische Tu-16 = Xian H-6 ... Versionen ???
...
Eher bedeutsam ist die Tatsache, dass per H6N eine Bedrohung aus der Luft für Operationen im Raum zwischen 1. und 2. Inselkette, also quasi bis Guam, erfolgen kann, ohne den eigenen Luftverteidigungsbereich ausgiebig verlassen zu müssen. ...