Wie muss ich in der Kurve nun das Pedal betätigen?
Sämtliche nachfolgende Aussagen treffen insbesondere für Hubschrauber zu, bei denen nicht die Unterstützung von Autopiloten und ähnlichen Automatismen in Anspruch genommen wird, da diese die Steuertechnik total verändern und vereinfachen können.
Dargestellt wurde ja schon die Abhängigkeit der Pedalstellung von der Triebwerksleistung, da ein Rückdrehmoment ausgeglichen werden muss (Beitrag von Jetranger).
Die Leistungsbilanz des Hubschraubers hat theoretisch bizarre Auswirkungen. In einer "richtigen" Kurve muss für das Kräftegleichgewicht auf alle Fälle die Triebwerksleistung erhöht werden. Bei einem Hubschrauber mit linksdrehender Tragschraube heißt Leistungerhöhung Pedal links treten. Also unabhängig von der Kurvenrichtung!
Normalerweise hat eine Kurve größere Auswirkungen auf die Steuertechnik, da die Maschine nur unwillig in eine Schräglage geht und hier mit einer selbständigen Veränderung der Längsneigung reagiert - also die Nase hebt oder absenkt. Ursache dafür sind die Präzessionsmomente, die durch die Neigung des großen Kreisels "Hauptrotor" entstehen. Die Richtung der Präzessionsmomente und in welcher Kurve was passiert, ist von der Drehrichtung der Tragschraube abhängig. Natürlich werden diese Effekte von der Größe der Maschine beeinflusst und sind bei den Hubschraubern unterschiedlich ausgeprägt.
Auch eine saubere Kurve bringt eine Drehung um die Hochachse, denn es ändert sich ja der Kurs des Hubschraubers. Eine Drehung verursacht eine veränderte Anströmung der Heckschraube. Der Heckrotor wird mit einer zusätzlichen Strömung aus dem Kurvenäußeren beaufschlagt, bei einer Rechtskurve also von links, bei einer Linkskurve von rechts. Theoretisch sträubt sich die Heckschraube (bei unveränderter Pedalstellung) also gegen eine Drehung des Hubschraubers, somit muss man etwas in Kurvenrichtung treten. Dieser Effekt ist aber quantitativ kleiner gegenüber den anderen Erscheinungen, wenn auch unter Gefechtsbedingungen und entsprechend "wilder" Fliegerei nicht zu vernachlässigen. Denn hier kommt man durchaus an die Leistungsgrenze (Anstellwinkel, Strömungsabriss usw.) des Heckrotors- aber das ist ein anderes Thema, das man vielleicht mal unabhängig diskutieren kann.
In der Praxis muss man mit den Pedalen auf alle Fälle das Kräftegleichgewicht minimal korrigieren (wenn man von der leistungsbedingten Pedaltreterei absieht), also die Libellenkugel wieder in den Käfig bringen. Das Verhalten des Hubschraubers ist eine Mischung aus allen Effekten, die zum Teil gegensätzliche Vorzeichen haben. Es wird wohl auch von Hubschraubertyp zu Hubschraubertyp unterschiedlich sein. In der Mi-x läuft es so ziemlich immer darauf hinaus, etwas IN Kurvenrichtung zu treten, bis die Kugel wieder im Käfig ist.
Nach den entsprechenden Flugstunden stellt sich beim Piloten aber eine Automatik ein, da geht das mit den zusammenhängen zwischen den Bedienorganen fast automatisch.
Real ist es also mehr oder weniger wie im Flugzeug - auch das benötigt theoretisch kein Seitenruder in der Kurve. Allerdings muss man auch hier meist unterstützend in die Kurvenrichtung Pedal treten (zugegebenermaßen hinkt der Vergleich, da beim Flieger meist ein negatives Wendemoment auf Grund der Querruderkosntellation auftritt) und die Kugel in die Mitte (Käfig) bringen.