TurkishSTAR
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Erster Test für TEI TF6000: Die Türkei zündet ihr erstes eigenes Strahltriebwerk
Die Türkei baut nicht nur eigene Flugzeuge – sie entwickelt auch eigene Triebwerke. Das erste seiner Art, das TEI TF6000, erwachte jetzt auf dem Prüfstand zum Leben. Es soll die Stealth-Drohne Kizilelma befeuern. Doch das eigentliche Ziel liegt viel höher.
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Die Türkei zündet ihr erstes eigenes Strahltriebwerk TF6000
ERSTER TEST FÜR TEI TF6000
Die Türkei zündet ihr erstes eigenes Strahltriebwerk
Die Türkei baut nicht nur eigene Flugzeuge – sie entwickelt auch eigene Triebwerke. Das erste seiner Art, das TEI TF6000, erwachte jetzt auf dem Prüfstand zum Leben. Es soll die Stealth-Drohne Kizilelma befeuern. Doch das eigentliche Ziel liegt viel höher.
Dieser Testlauf ist ein Meilenstein: Zum ersten Mal überhaupt hat die Türkei in der vergangenen Woche ein selbst entwickeltes, funktionsfähiges Strahltriebwerk gezündet. Das von TUSAŞ Engine Industries (TEI) gebaute TF6000 bestand seine Premiere auf dem Prüfstand – und trat damit in eine neue Phase der Entwicklung ein, an deren Ende ein massentauglicher Turbofan türkischer Herkunft stehen soll, der die großen Stealth-Kampfdrohnen Kizilelma und Anka 3 aus dem Hause Baykar antreibt.
Streben nach Autarkie
Sowohl die Kizilelma als auch die Anka 3 fliegen bereits – bisher allerdings mit ukrainischen Triebwerken von Iwtschenko-Progress. Das dürfte noch eine Zeitlang so bleiben, perspektivisch jedoch möchte die Türkei auch in der Triebwerksfrage möglichst unabhängig werden – und TEI legt hierfür mit dem TF6000 den ersten Grundstein. Entsprechend euphorisch kommentierte der Chef der türkischen Verteidigungsindustrie, Prof. Dr. Haluk Görgün, den erfolgreichen Debüt-Testlauf des Turbofans: "Unsere nationale Kraft macht uns stolz und schenkt unseren Herzen Frieden!"
Baykar
Die Stealth-Kampfdrohne Baykar Kizilelma soll perspektivisch auf den TEI-Antrieb umgerüstet werden.
"Entscheidende Technologien"
Mit dem Projekt TF6000 habe die Türkei "zum ersten Mal die Entwurfs-, Entwicklungs- und Fertigungsphasen eines Turbofan-Triebwerks und seiner Subsysteme" komplett selbst vorgenommen und "somit entscheidende Technologien erlangt", konstatierte Görgün, der dem TF6000 "und seinen aus dem Kerntriebwerk entwickelten Derivaten" außerdem eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten prophezeit. Der Motor könne in "bemannten und unbemannten Kampfflugzeugen, Geschäftsflugzeugen, regionalen Passagierflugzeugen, Hubschraubern mit [bis zu] zehn Tonnen Startgewicht und Angriffsbooten" eingesetzt werden.
Bald auch mit Nachbrenner?Grundsätzlich ist das TF6000 als militärischer Turbofan mit niedrigem Nebenstromverhältnis konzipiert und soll es – nomen est omen – auf 6.000 Pfund (knapp 27 kN) Schub bringen. Bis es wirklich seinen Weg in die Baykar-Kampfdrohnen Anka 3 und Kizilelma oder in andere Plattformen findet, dürfte noch eine längere Testphase vor den TEI-Entwicklern liegen. Doch schon jetzt arbeiten die Türken an der nächsten Stufe: Mit einem Nachbrenner zum TF10000 aufgerüstet soll der TEI-Turbofan dem unbemannten Kampfjet Kizilelma eines Tages zum Durchbrechen der Schallmauer verhelfen. Mit gezündetem Nachbrenner läge das TF1000 dann bei gut 44 kN Schub.
Erster Schritt zum Kaan-Antrieb
Mindestens ebenso wertvoll wie das Triebwerk selbst sind jedoch die Erkenntnisse, die TEI und andere beteiligte Unternehmen aus der Arbeit am TF6000 gewinnen möchten. Das finale Ziel der Türken liegt nämlich noch weit höher: Schlussendlich soll die Entwicklung des TF6000 den Weg bereiten für einen vollständig im Inland gefertigten, serienreifen Antrieb, der so schubstark und leistungsfähig ist, dass er sich für den zweistrahligen Stealth-Kampfjet Kaan eignet. Die Türkei sieht das TF6000 deshalb ausdrücklich auch als Technologie-Demonstrator für ein ebensolches Triebwerk. Bis ein solches tatsächlich auf dem Prüfstand zündet, wird allerdings noch ordentlich Wasser durch den Bosporus laufen.
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