10.03.19 Ethiopian AL B737-MAX8 abgestürzt

Diskutiere 10.03.19 Ethiopian AL B737-MAX8 abgestürzt im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Die FAA hat das nach dem Ethopian Airlines Unfall erlassene Flugverbot für die 737MAX heute wieder aufgehoben. Nach einem Jahr und 8 Monaten ist...
macfly

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Die FAA hat das nach dem Ethopian Airlines Unfall erlassene Flugverbot für die 737MAX heute wieder aufgehoben. Nach einem Jahr und 8 Monaten ist das bisher längste Flugverbot für eine Passagiermaschine überhaupt beendet. Die Airlines können mit dem Umbau ihrer 737MAX beginnen und ihre Trainingsprogramme anpassen, um die MAX wieder regulär zu betreiben. Details im 737 Thread:

 
Intrepid

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Ist es eigentlich für Boeing von Bedeutung, dass die chinesische Aufsichtsbehörde CAAC noch keinen Zeitplan für eine Wiederaufnahme der Flüge kennt? Die Aufsichtsbehörde erklärte gestern, bevor die Maschine wieder fliegen dürfe, müsse die Untersuchung der beiden Unfälle abgeschlossen werden.
 
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Ist es eigentlich für Boeing von Bedeutung, dass die chinesische Aufsichtsbehörde CAAC noch keinen Zeitplan für eine Wiederaufnahme der Flüge kennt? Die Aufsichtsbehörde erklärte gestern, bevor die Maschine wieder fliegen dürfe, müsse die Untersuchung der beiden Unfälle abgeschlossen werden.
Was meinst du "von Bedeutung"? Klar ist das für Boeing von Bedeutung. Auf der Orderliste sind, grob überschlagen, noch rund 200 Flugzeuge offen, die direkt nach China verkauft werden sollten. Dazu kommen vermutlich weitere, die an Leasing-Firmen gehen und ggf. letztlich auch für China eingeplant waren. Dann gibt es diverse asiatische Airlines die eine 737MAX geordert haben, damit vermutlich aber auch Kurz-/Mittelstrecken nach China fliegen wollten. So lange die chinesische Behörde das Flugverbot nicht aufhebt, wird das auch in der ein oder anderen Form ein Problem für Boeing. Mindestens bei den direkt nach China verkauften Maschinen wird es eine Klausel geben, dass die Maschinen auch im Heimatland des Käufers zulassungsfähig sein müssen. Und je länger die Wiederzulassung dauert, desto mehr Aufträge könnte Boeing verlieren (weil die Airlines dann wegen nicht termingerechter Auslieferung vom Kaufvertrag zurücktreten können - das scheint zuletzt, wegen der COVID Krise, für Boeing ein großes Problem geworden zu sein).

Eine Randbedingungen bzgl. des Zeitplans der chinesischen Behörde dürfte aber ein offnes Geheimnis sein: vor der Amtseinführung des neuen Präsidenten passiert da gar nichts. China wird erstmal abwarten, wie sich der neue US Präsident im Bezug auf Strafzölle und Handelsabkommen aufstellt. So lange man da noch nicht weiß, wie das weitergeht, wird China die Sicherheit der 737MAX weiterhin "überprüfen"...
 

klaus06

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Boeing soll vor der Neuzulassung mindestens einen Piloten gebrieft haben, damit er einen bestimmten Schalter schnell findet. Dieser Schalter spielt eine Rolle bei der automatisierten Flugsteuerung MCAS. Der Pilot hat dann in 4 Sekunden den Schalter betätigt. Ungebriefte brauchten dazu 16 Sekunden.

 
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Haben wir alles schon hier:
 
FastEagle107

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Boeing soll vor der Neuzulassung mindestens einen Piloten gebrieft haben, damit er einen bestimmten Schalter schnell findet. Dieser Schalter spielt eine Rolle bei der automatisierten Flugsteuerung MCAS. Der Pilot hat dann in 4 Sekunden den Schalter betätigt. Ungebriefte brauchten dazu 16 Sekunden.
Der "bestimmte Schalter" ist der Trimm-Knopf am Steuerhorn, der unter dem (rechten oder linken) Daumen liegt. Der ist dort angebracht, weil man ihn ständig und schnell zugänglich braucht, wenn man per Hand fliegt. Ein Knopf, der jedem Piloten sehr geläufig sein sollte.
 
macfly

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Im anderen Thread habe ich den original Bericht des Untersuchungsausschusses verlinked. Es ging natürlich nicht darum, wie schnell Piloten einen "Schalter im Cockpit finden". Es ging um die Frage, wie lange Piloten brauchen, um im berüchtigten MCAS Fehlerszenario (= defekter AoA Sensor) die Fehlfunktion der Trimmung/MCAS zu identifizieren. Und wie lange es danach dauert, bis sie das Problem behoben haben. Die ursprüngliche Annahme beim MCAS Design war, dass Piloten innerhalb von 4 Sekunden die Fehlfunktion identifizieren - und dann noch einige Sekunden länger brauchen, um das zu beheben.

Wenn ein Pilot in einen Simulator steigt, weiß er natürlich, dass er gleich mit irgendwelchen Fehlerszenarien konfrontiert wird. Da Piloten beim ursprünglichen MCAS Fehlerszenario auch mit irreführenden Fehlermeldungen konfrontiert werden (Airspeed unreliable/disagree, Stick shaker etc), können sie aber zunächst mal an ein ganz anderes Fehlerszenario denken und in die Irre geführt werden (und dabei dann die immer wieder weglaufende Trimmung übersehen). Durch den Hinweis des Boeing-Mitarbeiters, an den Trimm-Knopf zu denken, wusste der Pilot aber schon vorher, dass beim nächsten Test eine fehlerhafte Trimmung eine Rolle spielen wird. Entsprechend konnte er das Problem im Sim schnell zuordnen. Die gemessene Reaktionszeit hatte unter dieser Bedingung aber eben keine allgemeine Aussagekraft mehr.

Trotzdem wird die ganze Diskussion in den Medien nun m.M. nach falsch dargestellt. Schließlich wurde letztlich ja doch festgestellt, dass Piloten das Problem eben oft nicht innerhalb von 4 Sekunden erkennen. Folglich hatte die FAA letztlich entschieden, dass MCAS doch grundlegend geändert werden musste. Das haben wir ja nun monatelang auch hier im Forum rauf und runter diskutiert. Gerade wegen der MCAS Änderung hat das ja alles so lange gedauert. Einige Medien erwecken nun aber den Eindruck, dass die genannte Schummelei bei den Tests der jetzt freigegebenen, geänderten MCAS Variante vorgefallen wären. Das deckt sich aber eindeutig nicht mit dem Untersuchungsbericht, auf den diese Medien sich berufen.
 
FastEagle107

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@macfly ich stimme dir in allen Punkten zu.
Den Bericht habe ich bisher nur überflogen und nur die Seiten 44-45 im Detail gelesen.
 
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Schließlich wurde letztlich ja doch festgestellt, dass Piloten das Problem eben oft nicht innerhalb von 4 Sekunden erkennen. Folglich hatte die FAA letztlich entschieden, dass MCAS doch grundlegend geändert werden musste.
Die vielen jungen Piloten weltweit verhalten sich auch anders, als es alte Ingenieure bei Boeing vielleicht beurteilen. Siehe mein Beitrag im dritten Thread zum Thema. Und bei den Unglücksflügen fand immer eine Übergabe statt. Nach einer Übergabe dauert es wichtige Sekunden, bis der andere Pilot sich "eingeflogen" hat ... insbesondere wenn man wegen eines technischen Fehlers kein getrimmtes Flugzeug übergeben kann.

Wie wird jetzt das Flugzeug vor dem Problem geschützt, wogegen MCAS schützen sollte?
 
innwolf

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Hallo,
zur Geschichte, weglaufende Trimmung von Piloten nicht sofort erkannt als tödliches Problem wurde auch schon 1954/1955 in einem Spielfilm fachgerecht eingebracht:
"Des Teufel General". Im Film zu leichtgängig durch aerodynamische Kräfte.

Grüße
 
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Falco

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Ein interessantes Buch , das technische Details der 737 MAX und beide Crashes (Lion Air JT610 & Ethiopian Air Flight ET302) aus der Sicht eines Avionik-Spezialisten beschreibt.
Englisch, Paperback
188 Seiten
ISBN 97810872117482
Preis: 9,34 Euro

 
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nuke

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Volume 1? Wartet er schon auf die nächsten Abstürze, um noch mehr Bücher zu schreiben?
 
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Ein interessantes Buch , das technische Details der 737 MAX und beide Crashes (Lion Air JT610 & Ethiopian Air Flight ET302) aus der Sicht eines Avionik-Spezialisten beschreibt.
Interessant weil das Thema interessant ist oder weil du gelesen hast, was Interessantes drin steht? In anderen Worten, hast du es gelesen? Rein informative Frage ohne Hintergrundgedanken (die kommen jetzt).
Es wuerde mich schon interessieren, was der Avioniker zu dem Thema beizutragen hat. Ich werde aber wohl warten bis das Buch aus Sicht des Piloten erscheint.

EDIT: Der Author beschreibt sich selber als ehemaliger FAA Mitarbeiter und schreibt auch, dass er die Zulassungsseite beleuchten will. Wenn man die Reviews auf Amazon liest (was auch immer die jedem Wert sind), stößt man auf ca. 50% Gute und 50% Schlechte. Und es wird auch klar, dass es ganz eindeutig kontra Boeing ist.
Aber wer es lesen will kann hier ja mal berichten.
 
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Alpha

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Man braucht nur mal die Inhaltsangabe bei "Blick ins Buch" zu lesen, um den Tenor des Buches zu erfassen.

Wenn man dann auf dem Buchrücken liest, dass die neuen Engines der MAX größer sind und daher weiter vorn montiert sind - und damit den Schwerpunkt dichter an den Druckpunkt verschoben hätten, dann hat der Autor anscheinend nicht verstanden, dass nicht eine Schwerpunktverschiebung nach vorn das Problem war (vordere Schwerpunktlagen sind bei stabiler) , sondern die Druckpunktverschiebung (bei hohen AOA)nach vorn durch die Triebwerksverkleidung. Ich bin da skeptisch...
 

arneh

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Ich bin da skeptisch...
Yup.
Und mal ganz ehrlich. Welcher 'Laie' soll es denn mit einem Buch schaffen, die Ursachen besser zu ermitteln als NTSB&Co? Es gibt sehr detaillierte Unfallermittlungen. Alles was daraus in Trivia gegossen wird kann eigentlich nur weniger präzise als das Original sein. Ich denke, das ist eher für 'Otto- Normalverbraucher' gedacht, der sich üblicherweise nicht durch offizielle Unfallberichte wühlt. Lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
 
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The NTSB said earlier Ethiopian inspectors investigating the cause of the March 2019 Ethiopian Airlines' crash that killed 157 people did not pay enough attention to crew training and emergency procedures in their report.


“The crew’s inadequate actions … played a role in the chain of events that led to the accident, in particular during the first phase of the flight, before the first MCAS activation,” the BEA wrote.
 
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Ich muss hier nochmal nachhaken.
Ich bin teilweise stark kritisiert worden, dass ich immer auch das inadäquate Verhalten der Piloten kritisiert habe und es zu den kausalen Gründen fuer den Absturz gehalten habe.
Lange Zeit war diese Meinung und sogar die Diskussion darueber nicht gewünscht. In den deutschen Medien wurden wir mit Artikeln wie "Der Todesflieger" oder Reportagen wie "Die Todesfalle von Boeing" schön in eine Richtung gelenkt ohne alle Seiten der Unfälle zu beleuchten. Die Netflix "Dokumentation" war dann das medial Meisterstück, in dem die Piloten quasi aller Schuld freigesprochen wurden.

Und nun 3 Jahre später ist es anscheinend OK ueber alle Aspekte, inklusive Pilotenverhalten zu sprechen. Oder, das Fehlen dieser Diskussion in dem Abschlussbericht (den ich leider nicht im Original finden konnte) darf jetzt von den Behörden kritisiert werden.
Allerdings ist die mediale Sensationswelle lange schon über uns hinweggeschwappt und es interessiert keinen mehr "was wirklich alles los war". Im Gedächtnis bleibt "Die Todesfalle". Ich habe in den deutschen Medien keine vergleichbaren Artikel wie z.B. der der Seattle Times dazu gesehen.

Flugsicherheit ist in den Jahrzehnten immer besser geworden und lebt davon, dass jeder Unfall oder Zwischenfall objektiv und unvoreingenommen untersucht wird und somit daraus Lehren fuer die zukünftige Flugsicherheit gezogen werden koennen. Bei den MAX Abstürzen passiert das, Gott sei Dank, letztendlich auch. Allerdings erst nachdem die Masse sich dafuer nicht mehr interessiert und ihre Meinung geformt hat.
Ich denke aber, dass die, die sich wirklich fuer eine Sache interessieren (vielleicht, weil ihr eigenes Leben davon abhängt) offen fuer Informationen bleiben und an der kompletten Wahrheit interessiert sind.
 
Intrepid

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Ich möchte nicht in den 69 Seiten recherchieren, aber war hier nicht überwiegende Meinung, dass ein Flugzeug immer auch zum Ausbildungsstand oder besser Habitus seiner Besatzungen passen muss - oder umgekehrt, kommt aufs Gleiche hinaus.

Es waren junge unerfahrene Piloten, die nicht ständig getrimmt haben, sondern das Flugzeug gehalten haben, bis die Trimmung nicht mehr helfen konnte - nachdem ihnen das Flugzeug vom erfahrenen Piloten übergeben worden war. So habe ich es in Erinnerung.
 
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