Im anderen Thread habe ich den original Bericht des Untersuchungsausschusses verlinked. Es ging natürlich nicht darum, wie schnell Piloten einen "Schalter im Cockpit finden". Es ging um die Frage, wie lange Piloten brauchen, um im berüchtigten MCAS Fehlerszenario (= defekter AoA Sensor) die Fehlfunktion der Trimmung/MCAS zu identifizieren. Und wie lange es danach dauert, bis sie das Problem behoben haben. Die ursprüngliche Annahme beim MCAS Design war, dass Piloten innerhalb von 4 Sekunden die Fehlfunktion identifizieren - und dann noch einige Sekunden länger brauchen, um das zu beheben.
Wenn ein Pilot in einen Simulator steigt, weiß er natürlich, dass er gleich mit irgendwelchen Fehlerszenarien konfrontiert wird. Da Piloten beim ursprünglichen MCAS Fehlerszenario auch mit irreführenden Fehlermeldungen konfrontiert werden (Airspeed unreliable/disagree, Stick shaker etc), können sie aber zunächst mal an ein ganz anderes Fehlerszenario denken und in die Irre geführt werden (und dabei dann die immer wieder weglaufende Trimmung übersehen). Durch den Hinweis des Boeing-Mitarbeiters, an den Trimm-Knopf zu denken, wusste der Pilot aber schon vorher, dass beim nächsten Test eine fehlerhafte Trimmung eine Rolle spielen wird. Entsprechend konnte er das Problem im Sim schnell zuordnen. Die gemessene Reaktionszeit hatte unter dieser Bedingung aber eben keine allgemeine Aussagekraft mehr.
Trotzdem wird die ganze Diskussion in den Medien nun m.M. nach falsch dargestellt. Schließlich wurde letztlich ja doch festgestellt, dass Piloten das Problem eben oft nicht innerhalb von 4 Sekunden erkennen. Folglich hatte die FAA letztlich entschieden, dass MCAS doch grundlegend geändert werden musste. Das haben wir ja nun monatelang auch hier im Forum rauf und runter diskutiert. Gerade wegen der MCAS Änderung hat das ja alles so lange gedauert. Einige Medien erwecken nun aber den Eindruck, dass die genannte Schummelei bei den Tests der jetzt freigegebenen, geänderten MCAS Variante vorgefallen wären. Das deckt sich aber eindeutig nicht mit dem Untersuchungsbericht, auf den diese Medien sich berufen.