Gargelblaster schrieb:
Ich würde folgendes Ranking vorschlagen
Me 262
P-51 D
FW 190
Spitfire
BF 109
und dazwischen irgendwo die P-47 und Gloster Meteor
Wahrsacheinlich sinnlos, aber egal
Hallo
Man kann nicht pauschal sagen "dieser Jäger ist der beste". Es kommt immer darauf an, welche Version betrachtet wird.
Wenn man mich nach den besten Jäger bei Kriegsbeginn fragt sag ich 109, ganz klar. Ein halbes Jahr später ist das nicht mehr so sicher, Mitte 1941 stimmt es definitiv nicht mehr, hier ist ziemlich sicher die Fw190 der beste Jäger und noch ein Jahr später ist es wieder völlig offen, Mitte 1944 ist die P-51D klarer Favorit, Anfang 45 ist das schon wieder unsicher.....
Beispiel Bf109/Spitfire: 1940 konnte die Bf109E höher und in praktisch allen Höhen schneller fliegen, die Spit I/II war eindeutig wendiger und konnte länger/weiter fliegen, aber ihr fehlten über 50km/h und über 1000m Höhe.
1941 war die 109F noch schneller und hatte an Wenigkeit gewonnen, die Spit V war auch schneller ohne aber ihren Geschwindigkeitsnachteil aufzuholen, ihre Maximalhöhe war der 109F nurnoch gering unterlegen, die Spit war immernoch wendiger, aber auch nicht mehr mit ganz so großen Vorteilen.
1944 war die Spitfire IX aber fast genausoschnell wie eine 109G, konnte genauso hoch steigen und immernoch wendiger (hier war der Vorsprung wieder gewachsen). Der Unterschied schrumpfte.
Bei Kriegsende war auch der Geschwindigkeitsvorteil auf Seiten der Spitfire, nachdem sie den RR Griffon bekommen hatte. Nur wenige 109 erhielten einen 2000PS DB605, der sie wieder schneller gemacht hätte.
1940 noch insgesamt gleichwertig mit leichten Vorteilen auf Seiten der 109 war am Ende die Spit überlegen.
Das beste Flugzeug ist vielleicht nicht das mit den absolut höchsten Leistungen, sondern das was aus den verfügbaren Mitteln (Motorleistung/Spritvorrat) das meiste gemacht hat.
Hier sehe ich die Mustang eindeutig vorne. Sie erreiche mit nur gut 1600PS die gleichen Flugleistungen, für die eine Spitfire, Bf109 oder Fw190 2000PS und mehr braucht, obwohl die Mustang mehr wiegt als die anderen.
Die Reichweite kann man schlecht vergleichen, weil die Mustang schlicht und einfach mehr Sprit (intern) dabei hatte, aber auch damit muss man >1400km erstmal erreichen.
Rein nach Leistung betrachtet ist übrigens eine P-51B/C der P-51D klar überlegen, weil sie bedeutend weniger Luftwiederstand hat. Sie isst fast 20km/h schneller. Durch die deutlich verbesserte Sicht aus der Blasenhaube ist aber die P-51D der bessere Jäger.
Man sollte auch die Russen nicht vergessen. Was hier unter Bedingungen, die in Deutschland nur im letzten Krieshalbjahr herrschten, vornehmlich aus Holz und Stahl "zusammengezimmert" wurde war wirklich nicht zu verachten.
Die LaGG-3 hatte zwar berüchtigte Flugeigenschaften, war aber einer 109 kaum unterlegen, die (später unter besseren Bedingungen gefertigten) La-5 konnten es auch mit einer Fw190 locker aufnehmen, die späte La-7 war Fw190A schon überlegen.
Auch die Yak warn klasse Jäger und zu Recht gefürchtet.
Die offizielle Anweisung an die deutschen Piloten für den Umgang mit der Yak-3 war folgende: Vermeide jeden Luftkampf mit diesem Flugzeug unterhalb 5000m!
In 10000m war sie einer 109 aber klar unterlegen, währen deine Fw190 dort selbst mit der Höhe kämpfte.
Erfolgsrezept der Yak-3: Leichtbau! Dadurch sehr schnell und wendig mit nichtmal 1300PS! Alles was man zum Fliegen bei schönem Wetter und Abschießen von Jagdflugzeugen nicht braucht hat man einfach weggelassen. Ausrüstungsmäßig beschränkte man sich japanischen Standards, baute aber ein Flugzeug mit "normaler" Reichweite und eindeutigem Augenmerk auf Geschwindigkeit.
Nicht auszudenken, was eine Yak-3 mit einem Merlin-Motor zu leisten fähig wäre.....
....oder eine Mustang mit einem Griffon-Motor.... *
Was in der Fw190 an Potenzial steckt haben übrigens die letzten Versionen mit über 2000PS starken Motoren gezeigt, für die Ta152C werden 750km/h Vmax und 12500m Maximalhöhe angegeben, die Fw190D-12/D-13 lagen kaum darunter ....
Die Bf109 war mit der K-4 ausgereizt
Die Spitfire war mit Mk XIV und Co. auch praktisch ausgereizt
Die Bell P-63 Kingkobra hatte noch etwas (mangels besserem Motor) unnutzbares Potenzial
Die P-47 war mit der N Version ausgereizt, in Bodennähe nie wirklich schnell
Die Hurricane war 1944 längst ausgereizt
Die Curtiss P-40 war 1944 längst ausgereizt
Die Bell P-39 war überholt und durch P-63 ersetzt
Auch die Do335 war sicher kein schlechter Jäger, hätte aber unter ca. 680km/h nicht versuchen dürfen mit irgendwem zu kurven. Darüber ging das schon, weil die Do335 noch kräftig beschleunigen konnte wo die anderen Jäger schon an der Vmax hingen und um nicht langsamer zu werden nicht so eng kurven durften. Ist aber mehr eine Anti-Bomber Maschine mit Geschwindigkeitsvorteil zum Selbstschutz.....
Man sieht: "der Beste" ist kaum festzustellen.
Die Me262, Meteor und die anderen Strahljäger muss man aus der Diskussion raus nehmen, da sie in einer anderen Liga spielen.
Wenn man einen Trainings-/Vergleichsluftkampf zwischen einer Me262 und einem beliebigen Kolbenmotorjäger mit technischem Stand von Ende 44 fliegt, dann wird die 262 nur dann gewinnen, wenn sie ihre Geschwindigkeit und Steigfähigkeit nutzen kann. Wenn sich ihr Pilot darauf einlässt mit der Geschwindigkeit des Propjägers zu fliegen wird er verlieren. So wurden einige 262er abgeschossen, auch später in Korea sind Jets auf diese Art Opfer von Propjägern geworden und in Vietnam konnte eine MiG-17 jeden abschießen, der sich darauf einlies unter 1000km/h mit ihr zu kurven.
Eine eingespielte Fi156 Besatzung überlebt locker eine angreifende P-51D bis diese keine Munition mehr hat, sie kann die P-51 sogar abschießen....
Bewaffnung ist fast so ein schwieriges Feld wie die Kür des besten Jägers, alles hat Vor- und Nachteile. Ob jetzt viele MGs besser sind oder wenige Kanonen kommt ganz auf die Verwendung und die Zuverlässigkeit der Waffen an. Die Zuverlässigkeit war bei Kanonen und MGs wohl recht ähnlich, so dass man hier mit vielen Waffen (MGs) im Schnitt auch mehr Waffen klar hatte. Wenn ne 109 ihre Motorkanone verliert hat sie nurnoch 2 MGs, wenn bei ner P-47 eine Waffe ausfällt sind noch 7 übrig.
Aber was will man mit 8 MGs wenn man Bomber abschießen muss, die auch mit vielen MGs bewaffnet sind.
Hier ist man mit Kanonen im Vorteil. Erstens braucht man wesentlich weniger Treffer, zweitens muss man nicht ganz so nah ran bevor man das Feuer eröffnet. Selbst nur 150m mehr oder weniger machen viel aus, wenn man mit Kugelhagel begrüßt wird!
Im Kampf Jäger gegen Jäger war eine schwere Kanonenbewaffnung mehr als man braucht, die 4 Mk108 der Me262 haben eine Mustang praktisch zerrissen, die Wirkung von bis zu 6 MG151/20 der Fw190 war nicht viel geringer!
Hier ist die Wirkung von MGs völlig ausreichend, wenn man viele davon dabei hat, hat man halt die Sicherheit, dass immer ne ordentliche Anzahl auch schießt.
Gegen Bodenziele sind viele MGs im Vorteil gegenüber Kanonen, weil hier eine große abgedeckte Trefferfläche und schlicht "viel Munition im Ziel" wichtiger ist, als die Wirkung des einzelnen Projektils. Es gab B-25 und A-26 mit 12 und mehr starr vorwärts eingebauten MGs für Tiefangriffe. Es ist auch kein Zufall, dass die Amis in Vietnam ihre Spookies mit Miniguns bestückt haben und nicht mit Kanonen.
Wenn man Chuck Yeager nach dem besten Jäger fragt wird er F-15 sagen. Bevor er diese fliegen durfte war seine Antwort immer P-51D, obwohl er fast sämtliche Nachkriegsmaschinen der USAF von innen kannte.....
*Bei den heutigen Racern sind die Merlin-Mustangs nur deshalb im Vorteil (aber deutlich), weil die Merlins viel extremer frisiert (bis 4000PS!!) werden als die seltenen Griffons. Letztere werden nicht so hart ran genommen, weil man nie weiß ob man für ein verheiztes Exemplar noch Ersatz bekommt.
Einzige aktuell fliegende Griffon-Mustang: "Precious Metal" mit ihrem mod. Shackleton-Motor und gegenäufigen Props und Chanzenlos gegen die schnellsten Merlin-Mustang wie "Dago Red" (>800km/h in Bodennähe) .