Lothringer
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Plötzlich stoßen zwei sowjetische Migs 15 wie Falken auf den britischen Lincoln-Bomber herab, schießen. Der stürzt ab als brennende Fackel, gleich hinter der Grenze bei Lauenburg. Wir schreiben den 12. März 1953.
Lauenburg - Heute, auf den Tag genau, vor 52 Jahren werden Bauern bei Lauenburg durch das pfeifende Geräusch von Düsenjägern aufgeschreckt. Es ist Donnerstag, und sie blicken hoch und sehen zwei sowjetische Maschinen von oben auf den britischen Bomber herab stoßen.
Von einem Feuerstoß getroffen, gerät ein Motor des britischen Propeller-Flugzeuges in Brand. Der Lincoln-Bomber taumelt steuerlos in der Luft, treibt auf Lauenburg zu. Da fegt ein zweiter Feuerstoß aus den Migs. Der bereits wie ein Feuerball glühende Rumpf der viermotorigen britischen Maschine zerbricht. Drei Mann können noch abspringen, sterben aber wenige Tage später. Die anderen vier kommen in dem Flugzeug um. Das Leitwerk stürzt in die Elbe, der Rumpf landet auf "sowjetzonalem Gebiet", schreiben die Lübecker Nachrichten damals.
In der Nähe des Dorfes Karze bei Bleckede werden später Papiere und Fallschirmteile gefunden. Zwei Tage später berichten die Lübecker Nachrichten von Augenzeugen auf sowjetzonaler Seite.
So genannte Interzonen-Kraftfahrer sahen Feuerlöschzüge aus Boizenburg, die zur Brandstelle bei der Ortschaft Vierkrug geeilt seien und die Flammen mit Schaumlöschern erstickt hätten. Dort, wo die Grenze zwischen Boizenburg und Lauenburg im rechten Winkel nach Süden abbricht. Von einer organisierten Absperrung der Absturzstelle sei nichts zu merken gewesen. Zivilisten hätten neben Volkspolizisten und sowjetischen Offizieren gestanden und die erlöschenden Flammen beobachtet.
Lauenburg steht für einige Tage am Pulsschlag des Weltgeschehens. Lauenburgs Bürgermeister wird telefonisch aus Bonn verlangt. Aber heute erinnert kaum jemand den tödlichen Vorfall über der Elbe. Selbst die Grenznachrichten des Hauptzollamtes Lübeck-Ost widmen dem Vorfall nur ein paar dürftige Worte. Grenz-Chronist Dieter Schmidt aus Büchen hat den Bericht im Deutschen Zollmuseum gefunden. "Bis auf eine Grenzverletzung durch sowj. Düsenjäger war die allgemeine Lage ziemlich ruhig", schreibt Zöllner Japp. Und: "Die Düsenjäger wendeten zum Rückflug nordostwärts Lauenburg über dem Bundesgebiet."
Solche Dinge, glaubt Franz Linner aus Hohnstorf auf der gegenüber liegenden Elbseite, haben die Menschen damals vielleicht nicht so interessiert. Die Luftattacke im kalten Krieg über der Elbe bei Lauenburg - fast wäre sie vergessen worden.
Allein Archivar William Boehart hat noch ein Foto gefunden von dem Moment, als die Sowjets einige Tage später in der Nähe des mecklenburgischen Dorfes Horst das Flugzeugwrack an die Engländer zurückgeben. Der Schlagbaum ist geöffnet. Ein Tieflader transportiert eine verkohlte Tragfläche, dahinter folgt der Kranwagen und ein weiterer Laster mit Teilen des Rumpfes. Noch wirkt der Eiserne Vorhang vergleichsweise durchlässig. Aber Volkspolizisten, im Volksmund auch "Gärtnerkommandos" genannt, pflügen schon Boden um, sie haben Wachtürme errichtet - und Stacheldrahtzäune von 100 bis 150 Meter Länge. Zöllner Japp vom Lübecker Zollamt zählt im März 1953 immerhin noch 19 Personen, die illegal aus dem Osten kamen und 29 Personen, die illegal die Grenze in Richtung Osten überschritten.
Ende April wird allerorten an das Kriegsende erinnert werden. So planen unter anderem die Stadt Lauenburg und das niedersächsische Hohnstorf eine gemeinsame Veranstaltung unter dem Titel "60 Jahre Frieden". Ereignisse wie der Abschuss des britischen Lincoln-Bombers vor genau 52 Jahren zeigen, wie brüchig dieser Frieden eigentlich war.
Quelle: http://www.ln-online.de/news/archiv/?id=1606016&dbci=1
April....
Lauenburg - Heute, auf den Tag genau, vor 52 Jahren werden Bauern bei Lauenburg durch das pfeifende Geräusch von Düsenjägern aufgeschreckt. Es ist Donnerstag, und sie blicken hoch und sehen zwei sowjetische Maschinen von oben auf den britischen Bomber herab stoßen.
Von einem Feuerstoß getroffen, gerät ein Motor des britischen Propeller-Flugzeuges in Brand. Der Lincoln-Bomber taumelt steuerlos in der Luft, treibt auf Lauenburg zu. Da fegt ein zweiter Feuerstoß aus den Migs. Der bereits wie ein Feuerball glühende Rumpf der viermotorigen britischen Maschine zerbricht. Drei Mann können noch abspringen, sterben aber wenige Tage später. Die anderen vier kommen in dem Flugzeug um. Das Leitwerk stürzt in die Elbe, der Rumpf landet auf "sowjetzonalem Gebiet", schreiben die Lübecker Nachrichten damals.
In der Nähe des Dorfes Karze bei Bleckede werden später Papiere und Fallschirmteile gefunden. Zwei Tage später berichten die Lübecker Nachrichten von Augenzeugen auf sowjetzonaler Seite.
So genannte Interzonen-Kraftfahrer sahen Feuerlöschzüge aus Boizenburg, die zur Brandstelle bei der Ortschaft Vierkrug geeilt seien und die Flammen mit Schaumlöschern erstickt hätten. Dort, wo die Grenze zwischen Boizenburg und Lauenburg im rechten Winkel nach Süden abbricht. Von einer organisierten Absperrung der Absturzstelle sei nichts zu merken gewesen. Zivilisten hätten neben Volkspolizisten und sowjetischen Offizieren gestanden und die erlöschenden Flammen beobachtet.
Lauenburg steht für einige Tage am Pulsschlag des Weltgeschehens. Lauenburgs Bürgermeister wird telefonisch aus Bonn verlangt. Aber heute erinnert kaum jemand den tödlichen Vorfall über der Elbe. Selbst die Grenznachrichten des Hauptzollamtes Lübeck-Ost widmen dem Vorfall nur ein paar dürftige Worte. Grenz-Chronist Dieter Schmidt aus Büchen hat den Bericht im Deutschen Zollmuseum gefunden. "Bis auf eine Grenzverletzung durch sowj. Düsenjäger war die allgemeine Lage ziemlich ruhig", schreibt Zöllner Japp. Und: "Die Düsenjäger wendeten zum Rückflug nordostwärts Lauenburg über dem Bundesgebiet."
Solche Dinge, glaubt Franz Linner aus Hohnstorf auf der gegenüber liegenden Elbseite, haben die Menschen damals vielleicht nicht so interessiert. Die Luftattacke im kalten Krieg über der Elbe bei Lauenburg - fast wäre sie vergessen worden.
Allein Archivar William Boehart hat noch ein Foto gefunden von dem Moment, als die Sowjets einige Tage später in der Nähe des mecklenburgischen Dorfes Horst das Flugzeugwrack an die Engländer zurückgeben. Der Schlagbaum ist geöffnet. Ein Tieflader transportiert eine verkohlte Tragfläche, dahinter folgt der Kranwagen und ein weiterer Laster mit Teilen des Rumpfes. Noch wirkt der Eiserne Vorhang vergleichsweise durchlässig. Aber Volkspolizisten, im Volksmund auch "Gärtnerkommandos" genannt, pflügen schon Boden um, sie haben Wachtürme errichtet - und Stacheldrahtzäune von 100 bis 150 Meter Länge. Zöllner Japp vom Lübecker Zollamt zählt im März 1953 immerhin noch 19 Personen, die illegal aus dem Osten kamen und 29 Personen, die illegal die Grenze in Richtung Osten überschritten.
Ende April wird allerorten an das Kriegsende erinnert werden. So planen unter anderem die Stadt Lauenburg und das niedersächsische Hohnstorf eine gemeinsame Veranstaltung unter dem Titel "60 Jahre Frieden". Ereignisse wie der Abschuss des britischen Lincoln-Bombers vor genau 52 Jahren zeigen, wie brüchig dieser Frieden eigentlich war.
Quelle: http://www.ln-online.de/news/archiv/?id=1606016&dbci=1
April....
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