Dieser Bericht ist leider keine gute Quelle: Viele "Fakten" darin wurden verwechselt oder vermischt, oder sind ganz einfach falsch. Auch das als "Kernmodul" betitelte Mockup auf dem Foto, hat mit der echten Tiangong-1 nur eine entfernte Aehnlichkeit.
Ich bin zwar auch kein Experte, aber ich versuche seit einigen Jahren das bemannte Raumfahrtprogramm der Chinesen zu verfolgen. In kleinen Dosierungen werden immer mal wieder Fakten und auch Bilder freigegeben, auch zu den geplanten Raumstationen.
Grundsätzlich gilt, dass die Chinesen auch hier einen schrittweisen Aufbau ihrer Fähigkeiten machen wollen, ähnlich wie die Russen in den 1970er und 80er Jahren:
Tiangong-1 ist von Art und Typ her mit der ersten Generation der russischen Salyut und Almaz Stationen vergleichbar. Es ist eine kleine, nicht ausbaufähige Raumstation mit nur einem Kopplungsadapter. D.h. Tiangong-1 ist nicht als Kernmodul für weitere Module geeignet.
Das Startgewicht von Tiangong-1 wird mit ca. 8.5 Tonnen angegeben, der maximale Durchmesser mit 3.35 Meter. Zur Länge wurden bis heute keine genauen Angaben gemacht, sie ist aber ungefähr gleich wie beim kompletten Shenzhou Raumschiff, also ca. 9.5 Meter.
Der Start mit einer modifizierten CZ-2F (dazu später mehr) ist für Sept. oder Okt. 2011 geplant. Die Hauptaufgabe von Tiangong-1 wird sein, als Dockingziel für drei Missionen zu dienen: die unbemannte Shenzhou-8 (Ende 2011 oder Anfang 2012) und, bei Erfolg, die bemannten Shenzhou-9 und -10 (beide 2012). Ein längerer Aufenthalt von Taikonauten an Bord der Raumstation ist aber nicht vorgesehen, deshalb wird sie eventuell auch noch nicht über ein eigenes Lebenserhaltungssystem verfügen. Die gesamte Lebensdauer der Station in einem niedrigen Erdorbit (LEO) wird auf maximal 2 Jahre geschätzt, eher weniger.
Ab 2013 ist dann der Start von Tiangong-2 geplant, die nacheinander von Shenzhou-11 und -12 angeflogen werden soll. Diese Station wird voll ausgerüstet sein, so dass die Taikonauten jeweils rund 20 Tage an Bord bleiben können. Ansonsten ist sie Tiangong-1 sehr ähnlich und soll auch über max. 2 Jahre Lebensdauer im LEO verfügen.
Tiangong-3 soll dann eine Weiterentwicklung sein, mit mindestens zwei Kopplungsadaptern, so dass z.B. ein bemanntes Raumschiff und ein unbemannter Transporter gleichzeitig angedockt sein könnten, also entsprechend der zweiten Salyut Generation (Salyut-6 und -7). Die bemannte Missionsdauer soll so auf je 40 Tage ausgedehnt werden können.
Eine Multimodul Raumstation mit Kernmodul mit Kopplungsknoten, entsprechend der Mir, ist dann wiederum ein neues Projekt, zu dessen Name momentan ein öffentlicher Wettbewerb auf der Homepage der chinesischen Raumfahrtbehörde (CNSA) läuft.
Hier mal eine Darstellung der CNSA von Tiangong-1 (links) bem Docken mit einem Shenzhou Raumschiff (rechts).